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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
Hunter (l. c. p. 63.) zuerst entdeckt und beschrieben und Haller
um dieselbe Zeit nach dessen Beobachtungen in seine Physiolo-
gie (Elem. physiol. IV. p. 372.) aufgenommen. Walter (Send-
schreiben über die Blutadern des Auges. 1778. 4. S. 17.) hat offenbar
die Gefässe dieser Haut gesehen und zum Theil abgebildet (tab. 3. fig.
3. b.), die Membran selbst aber übergangen. Wrisberg (l. c. p.
11.) hat ihre Anwesenheit mit Unrecht geläugnet und seine Auc-
torität scheint der Grund gewesen zu seyn, weshalb alle ihm
nachfolgenden Beobachter, mit Ausnahme von Bährends vielleicht,
von ihr schwiegen, bis 1832 Joh. Müller sie unabhängig von diesen
früheren Angaben von Neuem entdeckte, während Czermak ihre
Gefässe im Auge des Leoparden im Jahre 1829 schon gefunden
hatte (S. Isis. 1832. S. 557.). So wurde sie dann in der neuesten
Zeit von Henle und Reich beschrieben. Ein Ungenannter (Ammons
Zeitschr. II. S. 430. fgg.) und Arnold (ebds. III. Hft. 1.) haben
die Richtigkeit dieser Haut in Zweifel gezogen. Wir selbst da-
gegen (ebds. Hft. 3. und 4.) ihre Existenz vertheidigt. Ausserdem
haben sie auch Retzius (Müllers Physiol. I. S. VII.) und R. Wagner
(Ammons Zeitschr. Hft. 3. und 4.) gefunden, und Rudolphi und
Schlemm (Reich l. c. p. 14.) gesehen. -- Ihre Lage ist verschie-
den. Je jünger der Fötus ist, über einen desto grösseren Theil
der Linsenkapsel breitet sie sich aus. Immer ist sie nach Maass-
gabe der Pupillengrösse an dieser etwas verengt. Henle (l. c. p.
7.) lässt sie von dem vorderen Ende der Zonula beginnen und
an dem Ansatzpunkte der Pupillarhaut, an der Iris, endigen.
Ihre Gefässe sind durchaus parallef, gerade von hinten nach vorn
verlaufend und bilden wenige oder gar keine Anastomosen. (S.
d. Abbild. bei Henle l. c. fig. 3. und 4.) In einem dreimonatli-
chen, menschlichen Embryo fand ich das Minimum des Durchmes-
sers jener Gefässe 0,000665, das Medium 0,000814 P. Z. und das
Summum 0,001013 P. Z. und in einem fünfmonatlichen das Mini-
mum 0,000760 P. Z., das Medium 0,001165 P. Z. und das Summum
0,001571 P. Z. -- Die Haut selbst ist vollkommen durchsichtig,
dünn, aber dabei verhältnissmässig fest, und lässt selbst unter
starker Vergrösserung keine grösseren Körnchen unterscheiden.

Die hintere Linsenkapselwand wird ringsum von einem Ge-
fässblatte umgeben, welches vorzüglich durch Ramificationen der
Arteria capsularis entsteht und das in neuester Zeit Werneck
(Salzb. Zeitschr. 1823. S. 115. fig. a. B.) und mit besonderer

Von dem Embryo.
Hunter (l. c. p. 63.) zuerst entdeckt und beschrieben und Haller
um dieselbe Zeit nach dessen Beobachtungen in seine Physiolo-
gie (Elem. physiol. IV. p. 372.) aufgenommen. Walter (Send-
schreiben über die Blutadern des Auges. 1778. 4. S. 17.) hat offenbar
die Gefäſse dieser Haut gesehen und zum Theil abgebildet (tab. 3. fig.
3. b.), die Membran selbst aber übergangen. Wrisberg (l. c. p.
11.) hat ihre Anwesenheit mit Unrecht geläugnet und seine Auc-
torität scheint der Grund gewesen zu seyn, weshalb alle ihm
nachfolgenden Beobachter, mit Ausnahme von Bährends vielleicht,
von ihr schwiegen, bis 1832 Joh. Müller sie unabhängig von diesen
früheren Angaben von Neuem entdeckte, während Czermak ihre
Gefäſse im Auge des Leoparden im Jahre 1829 schon gefunden
hatte (S. Isis. 1832. S. 557.). So wurde sie dann in der neuesten
Zeit von Henle und Reich beschrieben. Ein Ungenannter (Ammons
Zeitschr. II. S. 430. fgg.) und Arnold (ebds. III. Hft. 1.) haben
die Richtigkeit dieser Haut in Zweifel gezogen. Wir selbst da-
gegen (ebds. Hft. 3. und 4.) ihre Existenz vertheidigt. Auſserdem
haben sie auch Retzius (Müllers Physiol. I. S. VII.) und R. Wagner
(Ammons Zeitschr. Hft. 3. und 4.) gefunden, und Rudolphi und
Schlemm (Reich l. c. p. 14.) gesehen. — Ihre Lage ist verschie-
den. Je jünger der Fötus ist, über einen desto gröſseren Theil
der Linsenkapsel breitet sie sich aus. Immer ist sie nach Maaſs-
gabe der Pupillengröſse an dieser etwas verengt. Henle (l. c. p.
7.) läſst sie von dem vorderen Ende der Zonula beginnen und
an dem Ansatzpunkte der Pupillarhaut, an der Iris, endigen.
Ihre Gefäſse sind durchaus parallef, gerade von hinten nach vorn
verlaufend und bilden wenige oder gar keine Anastomosen. (S.
d. Abbild. bei Henle l. c. fig. 3. und 4.) In einem dreimonatli-
chen, menschlichen Embryo fand ich das Minimum des Durchmes-
sers jener Gefäſse 0,000665, das Medium 0,000814 P. Z. und das
Summum 0,001013 P. Z. und in einem fünfmonatlichen das Mini-
mum 0,000760 P. Z., das Medium 0,001165 P. Z. und das Summum
0,001571 P. Z. — Die Haut selbst ist vollkommen durchsichtig,
dünn, aber dabei verhältniſsmäſsig fest, und läſst selbst unter
starker Vergröſserung keine gröſseren Körnchen unterscheiden.

Die hintere Linsenkapselwand wird ringsum von einem Ge-
fäſsblatte umgeben, welches vorzüglich durch Ramificationen der
Arteria capsularis entsteht und das in neuester Zeit Werneck
(Salzb. Zeitschr. 1823. S. 115. fig. a. B.) und mit besonderer

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[202/0230] Von dem Embryo. Hunter (l. c. p. 63.) zuerst entdeckt und beschrieben und Haller um dieselbe Zeit nach dessen Beobachtungen in seine Physiolo- gie (Elem. physiol. IV. p. 372.) aufgenommen. Walter (Send- schreiben über die Blutadern des Auges. 1778. 4. S. 17.) hat offenbar die Gefäſse dieser Haut gesehen und zum Theil abgebildet (tab. 3. fig. 3. b.), die Membran selbst aber übergangen. Wrisberg (l. c. p. 11.) hat ihre Anwesenheit mit Unrecht geläugnet und seine Auc- torität scheint der Grund gewesen zu seyn, weshalb alle ihm nachfolgenden Beobachter, mit Ausnahme von Bährends vielleicht, von ihr schwiegen, bis 1832 Joh. Müller sie unabhängig von diesen früheren Angaben von Neuem entdeckte, während Czermak ihre Gefäſse im Auge des Leoparden im Jahre 1829 schon gefunden hatte (S. Isis. 1832. S. 557.). So wurde sie dann in der neuesten Zeit von Henle und Reich beschrieben. Ein Ungenannter (Ammons Zeitschr. II. S. 430. fgg.) und Arnold (ebds. III. Hft. 1.) haben die Richtigkeit dieser Haut in Zweifel gezogen. Wir selbst da- gegen (ebds. Hft. 3. und 4.) ihre Existenz vertheidigt. Auſserdem haben sie auch Retzius (Müllers Physiol. I. S. VII.) und R. Wagner (Ammons Zeitschr. Hft. 3. und 4.) gefunden, und Rudolphi und Schlemm (Reich l. c. p. 14.) gesehen. — Ihre Lage ist verschie- den. Je jünger der Fötus ist, über einen desto gröſseren Theil der Linsenkapsel breitet sie sich aus. Immer ist sie nach Maaſs- gabe der Pupillengröſse an dieser etwas verengt. Henle (l. c. p. 7.) läſst sie von dem vorderen Ende der Zonula beginnen und an dem Ansatzpunkte der Pupillarhaut, an der Iris, endigen. Ihre Gefäſse sind durchaus parallef, gerade von hinten nach vorn verlaufend und bilden wenige oder gar keine Anastomosen. (S. d. Abbild. bei Henle l. c. fig. 3. und 4.) In einem dreimonatli- chen, menschlichen Embryo fand ich das Minimum des Durchmes- sers jener Gefäſse 0,000665, das Medium 0,000814 P. Z. und das Summum 0,001013 P. Z. und in einem fünfmonatlichen das Mini- mum 0,000760 P. Z., das Medium 0,001165 P. Z. und das Summum 0,001571 P. Z. — Die Haut selbst ist vollkommen durchsichtig, dünn, aber dabei verhältniſsmäſsig fest, und läſst selbst unter starker Vergröſserung keine gröſseren Körnchen unterscheiden. Die hintere Linsenkapselwand wird ringsum von einem Ge- fäſsblatte umgeben, welches vorzüglich durch Ramificationen der Arteria capsularis entsteht und das in neuester Zeit Werneck (Salzb. Zeitschr. 1823. S. 115. fig. a. B.) und mit besonderer

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/230>, abgerufen am 24.11.2024.