Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Extremitätengürtel.
15.) in den dritten Monat, nach Beclard (l. c. S. 437.) in die sie-
bente bis achte und nach Senff (l. c. p. 54.) in die eilfte Woche.
Zuerst erscheint ein kleiner, bald in die rautenförmige Grube sich
umgestaltender Kern gegen die Mitte des das Darmbein repräsen-
tirenden Knorpels hin, der sich bald mit einem Aste nach dem
Heiligbeine zu, mit einem Aste dagegen gegen die Pfanne zu sich
verlängert. Im fünften Monate hat das os ilium schon ziemlich
seine permanente Form. Der knöcherne Theil ist mit Ausnahme
einer Stelle zwischen der Crista anterior superior und ante-
rior inferior
von einem Knorpelringe rings umgeben. Bei der
Geburt sind nach Ritgen (l. c. S. 264.) alle Theile, mit Ausnahme
des grossen Beckeneinschnittes, verknöchert und das Darmbein
wird von dem Sitzbeine durch eine 2''' starke Knorpelmasse ge-
trennt. Zwischen dem Darm- und Schoossbeine, so wie dem
Sitz- und Schoossbeine beträgt diese aber nur 1/2''' -- 1/4'''. Vgl.
Kerkring p. 244. 45., Nesbitt S. 73. 74., Danz S. 230. 231., Bec-
lard S. 437. 38., Nicolai S. 15. 20. 26. 27. fgg., E. H. Weber
S. 185., Ritgen S. 264. 65.

Der Act der Verknöcherung in den unteren Extremitäten
ist dem in den oberen durchaus analog. Die knorpelige Grund-
lage der Schenkel und Füsse erscheint etwas später, als die der
oberen Extremitäten. Die Verknöcherung tritt aber nach Angabe
der Meisten hier etwas früher ein; Senff (l. c. S. 64.) ist dage-
gen der Meinung, dass dieses nur als Varietät anzusehen wäre
und die Ossification in beiden zu gleicher Zeit beginne.

11. Der Oberschenkelknochen. -- Seine erste Ossification
beginnt nach Nesbitt (l. c. S. 82.) im Anfange, nach Nicolai (l.
c. S. 16.) am Ende des zweiten Monates, nach Senff (l. c. p. 69.)
hingegen in der achten und nach Beclard (l. c. S. 438.) in der
vierten Woche. In der Mitte des dritten Monates erreicht er die
Grösse des humerus und am Ende desselben übertrifft er diesen
schon um 1''' -- 2'''. Im vierten Monate wird er in der Mitte
graciler, an den Enden dicker und biegt sich nach meiner Beobach-
tung selbst bei ganz gesunden, nicht rhachitischen Früchten etwas
nach innen, während Meckel und Ritgen das Gegentheil hiervon
angeben. Im sechsten Monate werden die Andeutungen der Tro-
chanteren kenntlicher und nach ihnen in demselben oder dem
darauf folgenden Monate auch die des Halses. Bei dem Neugebore-
nen ist nur das Mittelstück knöchern. Vgl. Kerkring p. 257 -- 259.,

Extremitätengürtel.
15.) in den dritten Monat, nach Bèclard (l. c. S. 437.) in die sie-
bente bis achte und nach Senff (l. c. p. 54.) in die eilfte Woche.
Zuerst erscheint ein kleiner, bald in die rautenförmige Grube sich
umgestaltender Kern gegen die Mitte des das Darmbein repräsen-
tirenden Knorpels hin, der sich bald mit einem Aste nach dem
Heiligbeine zu, mit einem Aste dagegen gegen die Pfanne zu sich
verlängert. Im fünften Monate hat das os ilium schon ziemlich
seine permanente Form. Der knöcherne Theil ist mit Ausnahme
einer Stelle zwischen der Crista anterior superior und ante-
rior inferior
von einem Knorpelringe rings umgeben. Bei der
Geburt sind nach Ritgen (l. c. S. 264.) alle Theile, mit Ausnahme
des groſsen Beckeneinschnittes, verknöchert und das Darmbein
wird von dem Sitzbeine durch eine 2‴ starke Knorpelmasse ge-
trennt. Zwischen dem Darm- und Schooſsbeine, so wie dem
Sitz- und Schooſsbeine beträgt diese aber nur ½‴ — ¼‴. Vgl.
Kerkring p. 244. 45., Nesbitt S. 73. 74., Danz S. 230. 231., Bèc-
lard S. 437. 38., Nicolai S. 15. 20. 26. 27. fgg., E. H. Weber
S. 185., Ritgen S. 264. 65.

Der Act der Verknöcherung in den unteren Extremitäten
ist dem in den oberen durchaus analog. Die knorpelige Grund-
lage der Schenkel und Füſse erscheint etwas später, als die der
oberen Extremitäten. Die Verknöcherung tritt aber nach Angabe
der Meisten hier etwas früher ein; Senff (l. c. S. 64.) ist dage-
gen der Meinung, daſs dieses nur als Varietät anzusehen wäre
und die Ossification in beiden zu gleicher Zeit beginne.

11. Der Oberschenkelknochen. — Seine erste Ossification
beginnt nach Nesbitt (l. c. S. 82.) im Anfange, nach Nicolai (l.
c. S. 16.) am Ende des zweiten Monates, nach Senff (l. c. p. 69.)
hingegen in der achten und nach Bèclard (l. c. S. 438.) in der
vierten Woche. In der Mitte des dritten Monates erreicht er die
Gröſse des humerus und am Ende desselben übertrifft er diesen
schon um 1‴ — 2‴. Im vierten Monate wird er in der Mitte
graciler, an den Enden dicker und biegt sich nach meiner Beobach-
tung selbst bei ganz gesunden, nicht rhachitischen Früchten etwas
nach innen, während Meckel und Ritgen das Gegentheil hiervon
angeben. Im sechsten Monate werden die Andeutungen der Tro-
chanteren kenntlicher und nach ihnen in demselben oder dem
darauf folgenden Monate auch die des Halses. Bei dem Neugebore-
nen ist nur das Mittelstück knöchern. Vgl. Kerkring p. 257 — 259.,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0283" n="255"/><fw place="top" type="header">Extremitätengürtel.</fw><lb/>
15.) in den dritten Monat, nach Bèclard (l. c. S. 437.) in die sie-<lb/>
bente bis achte und nach Senff (l. c. p. 54.) in die eilfte Woche.<lb/>
Zuerst erscheint ein kleiner, bald in die rautenförmige Grube sich<lb/>
umgestaltender Kern gegen die Mitte des das Darmbein repräsen-<lb/>
tirenden Knorpels hin, der sich bald mit einem Aste nach dem<lb/>
Heiligbeine zu, mit einem Aste dagegen gegen die Pfanne zu sich<lb/>
verlängert. Im fünften Monate hat das <hi rendition="#i">os ilium</hi> schon ziemlich<lb/>
seine permanente Form. Der knöcherne Theil ist mit Ausnahme<lb/>
einer Stelle zwischen der <hi rendition="#i">Crista anterior superior</hi> und <hi rendition="#i">ante-<lb/>
rior inferior</hi> von einem Knorpelringe rings umgeben. Bei der<lb/>
Geburt sind nach Ritgen (l. c. S. 264.) alle Theile, mit Ausnahme<lb/>
des gro&#x017F;sen Beckeneinschnittes, verknöchert und das Darmbein<lb/>
wird von dem Sitzbeine durch eine 2&#x2034; starke Knorpelmasse ge-<lb/>
trennt. Zwischen dem Darm- und Schoo&#x017F;sbeine, so wie dem<lb/>
Sitz- und Schoo&#x017F;sbeine beträgt diese aber nur ½&#x2034; &#x2014; ¼&#x2034;. Vgl.<lb/>
Kerkring p. 244. 45., Nesbitt S. 73. 74., Danz S. 230. 231., Bèc-<lb/>
lard S. 437. 38., Nicolai S. 15. 20. 26. 27. fgg., E. H. Weber<lb/>
S. 185., Ritgen S. 264. 65.</p><lb/>
              <p>Der Act der Verknöcherung in den unteren Extremitäten<lb/>
ist dem in den oberen durchaus analog. Die knorpelige Grund-<lb/>
lage der Schenkel und Fü&#x017F;se erscheint etwas später, als die der<lb/>
oberen Extremitäten. Die Verknöcherung tritt aber nach Angabe<lb/>
der Meisten hier etwas früher ein; Senff (l. c. S. 64.) ist dage-<lb/>
gen der Meinung, da&#x017F;s dieses nur als Varietät anzusehen wäre<lb/>
und die Ossification in beiden zu gleicher Zeit beginne.</p><lb/>
              <p>11. Der Oberschenkelknochen. &#x2014; Seine erste Ossification<lb/>
beginnt nach Nesbitt (l. c. S. 82.) im Anfange, nach Nicolai (l.<lb/>
c. S. 16.) am Ende des zweiten Monates, nach Senff (l. c. p. 69.)<lb/>
hingegen in der achten und nach Bèclard (l. c. S. 438.) in der<lb/>
vierten Woche. In der Mitte des dritten Monates erreicht er die<lb/>
Grö&#x017F;se des <hi rendition="#i">humerus</hi> und am Ende desselben übertrifft er diesen<lb/>
schon um 1&#x2034; &#x2014; 2&#x2034;. Im vierten Monate wird er in der Mitte<lb/>
graciler, an den Enden dicker und biegt sich nach meiner Beobach-<lb/>
tung selbst bei ganz gesunden, nicht rhachitischen Früchten etwas<lb/>
nach innen, während Meckel und Ritgen das Gegentheil hiervon<lb/>
angeben. Im sechsten Monate werden die Andeutungen der Tro-<lb/>
chanteren kenntlicher und nach ihnen in demselben oder dem<lb/>
darauf folgenden Monate auch die des Halses. Bei dem Neugebore-<lb/>
nen ist nur das Mittelstück knöchern. Vgl. Kerkring p. 257 &#x2014; 259.,<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0283] Extremitätengürtel. 15.) in den dritten Monat, nach Bèclard (l. c. S. 437.) in die sie- bente bis achte und nach Senff (l. c. p. 54.) in die eilfte Woche. Zuerst erscheint ein kleiner, bald in die rautenförmige Grube sich umgestaltender Kern gegen die Mitte des das Darmbein repräsen- tirenden Knorpels hin, der sich bald mit einem Aste nach dem Heiligbeine zu, mit einem Aste dagegen gegen die Pfanne zu sich verlängert. Im fünften Monate hat das os ilium schon ziemlich seine permanente Form. Der knöcherne Theil ist mit Ausnahme einer Stelle zwischen der Crista anterior superior und ante- rior inferior von einem Knorpelringe rings umgeben. Bei der Geburt sind nach Ritgen (l. c. S. 264.) alle Theile, mit Ausnahme des groſsen Beckeneinschnittes, verknöchert und das Darmbein wird von dem Sitzbeine durch eine 2‴ starke Knorpelmasse ge- trennt. Zwischen dem Darm- und Schooſsbeine, so wie dem Sitz- und Schooſsbeine beträgt diese aber nur ½‴ — ¼‴. Vgl. Kerkring p. 244. 45., Nesbitt S. 73. 74., Danz S. 230. 231., Bèc- lard S. 437. 38., Nicolai S. 15. 20. 26. 27. fgg., E. H. Weber S. 185., Ritgen S. 264. 65. Der Act der Verknöcherung in den unteren Extremitäten ist dem in den oberen durchaus analog. Die knorpelige Grund- lage der Schenkel und Füſse erscheint etwas später, als die der oberen Extremitäten. Die Verknöcherung tritt aber nach Angabe der Meisten hier etwas früher ein; Senff (l. c. S. 64.) ist dage- gen der Meinung, daſs dieses nur als Varietät anzusehen wäre und die Ossification in beiden zu gleicher Zeit beginne. 11. Der Oberschenkelknochen. — Seine erste Ossification beginnt nach Nesbitt (l. c. S. 82.) im Anfange, nach Nicolai (l. c. S. 16.) am Ende des zweiten Monates, nach Senff (l. c. p. 69.) hingegen in der achten und nach Bèclard (l. c. S. 438.) in der vierten Woche. In der Mitte des dritten Monates erreicht er die Gröſse des humerus und am Ende desselben übertrifft er diesen schon um 1‴ — 2‴. Im vierten Monate wird er in der Mitte graciler, an den Enden dicker und biegt sich nach meiner Beobach- tung selbst bei ganz gesunden, nicht rhachitischen Früchten etwas nach innen, während Meckel und Ritgen das Gegentheil hiervon angeben. Im sechsten Monate werden die Andeutungen der Tro- chanteren kenntlicher und nach ihnen in demselben oder dem darauf folgenden Monate auch die des Halses. Bei dem Neugebore- nen ist nur das Mittelstück knöchern. Vgl. Kerkring p. 257 — 259.,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/283
Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/283>, abgerufen am 22.11.2024.