Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Embryo.
tes zu verknöchern beginnen, indem allmählig, wie schon oben
berichtet wurde, die drei obersten Wirbel fünf Knochenkerne er-
halten. Das Steissbein besteht auch aus verkümmerten Wirbeln
und bleibt entweder bis zur Geburt knorpelig oder verknöchert
schon zwischen dem achten Monate und dem Ende der Schwan-
gerschaft. Die knorpelige Grundlage der Beckenknochen haben
wir schon oben berührt. Wie schon dort die Masse für das
Hüft- und Sitzbein über die für das Schoossbein bestimmte vor-
waltete, so tritt auch, dem Verhältnisse am Arme entgegenge-
setzt, die Verknöcherung an dem hinteren Theile früher ein, als
an dem vorderen. Wir lassen der Analogie halber diesen jedoch
zuerst folgen.

8. Die Schaambeine. -- Sie verknöchern am spätesten von
den drei Beckenknochen, nach Nicolai (l. c. S. 34.) im sechsten
Monate, nach meinen Beobachtungen bisweilen noch später. Rit-
gen (l. c. S. 266.) dagegen setzt diesen Act, wie Kerkring (l. c.
p. 245.) es schon gethan, in den fünften und Mayer (l. c. S. 305.),
was aber offenbar unrichtig ist, in den vierten Monat. Nach
Ritgen beträgt der verknöcherte Theil in der sechzehnten Woche
11/2''', die Länge des ganzen Schaambeines dagegen 21/2'''. An
den Enden bleiben Knorpelstücke bis lange nach der Geburt. Vgl.
Kerkring S. 245., Nesbitt S. 73., Danz S. 230. 231., Nicolai S.
34. 41. fgg., E. H. Weber S. 186., Ritgen S. 265. 266.

9. Die Sitzbeine. -- Nach Kerkring verknöchern sie im vier-
ten, nach Nesbitt (l. c. S. 73.) bisweilen im vierten, sicher aber
im fünften, nach Nicolai (l. c. S. 27.) und Ritgen (l. c. S. 267.)
im fünften Monate. Der Höcker desselben ist, wie Nicolai (l. c.
S. 20.) angiebt und ich selbst bestätigen kann, im Anfange des
fünften Monates schon kenntlich genug angedeutet. Die Verknö-
cherung beginnt aber schon am Ende des vierten Monates. Sie
zeigt sich am absteigenden Aste gegen das acetabulum hin. Der
aufsteigende Ast ist selbst bei Neugeborenen zum grössten Theile
noch knorpelig, indem nur in dem an der Pfanne liegenden Theile
sich Knochenmasse angelagert hat. Vgl. Kerkring p. 245., Nes-
bitt S. 73. 74., Nicolai S. 20. 27. fgg., E. H. Weber S. 186.,
Ritgen S. 267. 268.

10. Die Darmbeine. -- Ihre erste Verknöcherung fällt nach
Kerkring, Ruysch (catal. rar. p. 26.) und Mayer (l. c. S. 205.)
in den zweiten, nach Nesbitt (l. c. S. 73.) und Nicolai (l. c. S.

Von dem Embryo.
tes zu verknöchern beginnen, indem allmählig, wie schon oben
berichtet wurde, die drei obersten Wirbel fünf Knochenkerne er-
halten. Das Steiſsbein besteht auch aus verkümmerten Wirbeln
und bleibt entweder bis zur Geburt knorpelig oder verknöchert
schon zwischen dem achten Monate und dem Ende der Schwan-
gerschaft. Die knorpelige Grundlage der Beckenknochen haben
wir schon oben berührt. Wie schon dort die Masse für das
Hüft- und Sitzbein über die für das Schooſsbein bestimmte vor-
waltete, so tritt auch, dem Verhältnisse am Arme entgegenge-
setzt, die Verknöcherung an dem hinteren Theile früher ein, als
an dem vorderen. Wir lassen der Analogie halber diesen jedoch
zuerst folgen.

8. Die Schaambeine. — Sie verknöchern am spätesten von
den drei Beckenknochen, nach Nicolai (l. c. S. 34.) im sechsten
Monate, nach meinen Beobachtungen bisweilen noch später. Rit-
gen (l. c. S. 266.) dagegen setzt diesen Act, wie Kerkring (l. c.
p. 245.) es schon gethan, in den fünften und Mayer (l. c. S. 305.),
was aber offenbar unrichtig ist, in den vierten Monat. Nach
Ritgen beträgt der verknöcherte Theil in der sechzehnten Woche
1½‴, die Länge des ganzen Schaambeines dagegen 2½‴. An
den Enden bleiben Knorpelstücke bis lange nach der Geburt. Vgl.
Kerkring S. 245., Nesbitt S. 73., Danz S. 230. 231., Nicolai S.
34. 41. fgg., E. H. Weber S. 186., Ritgen S. 265. 266.

9. Die Sitzbeine. — Nach Kerkring verknöchern sie im vier-
ten, nach Nesbitt (l. c. S. 73.) bisweilen im vierten, sicher aber
im fünften, nach Nicolai (l. c. S. 27.) und Ritgen (l. c. S. 267.)
im fünften Monate. Der Höcker desselben ist, wie Nicolai (l. c.
S. 20.) angiebt und ich selbst bestätigen kann, im Anfange des
fünften Monates schon kenntlich genug angedeutet. Die Verknö-
cherung beginnt aber schon am Ende des vierten Monates. Sie
zeigt sich am absteigenden Aste gegen das acetabulum hin. Der
aufsteigende Ast ist selbst bei Neugeborenen zum gröſsten Theile
noch knorpelig, indem nur in dem an der Pfanne liegenden Theile
sich Knochenmasse angelagert hat. Vgl. Kerkring p. 245., Nes-
bitt S. 73. 74., Nicolai S. 20. 27. fgg., E. H. Weber S. 186.,
Ritgen S. 267. 268.

10. Die Darmbeine. — Ihre erste Verknöcherung fällt nach
Kerkring, Ruysch (catal. rar. p. 26.) und Mayer (l. c. S. 205.)
in den zweiten, nach Nesbitt (l. c. S. 73.) und Nicolai (l. c. S.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0282" n="254"/><fw place="top" type="header">Von dem Embryo.</fw><lb/>
tes zu verknöchern beginnen, indem allmählig, wie schon oben<lb/>
berichtet wurde, die drei obersten Wirbel fünf Knochenkerne er-<lb/>
halten. Das Stei&#x017F;sbein besteht auch aus verkümmerten Wirbeln<lb/>
und bleibt entweder bis zur Geburt knorpelig oder verknöchert<lb/>
schon zwischen dem achten Monate und dem Ende der Schwan-<lb/>
gerschaft. Die knorpelige Grundlage der Beckenknochen haben<lb/>
wir schon oben berührt. Wie schon dort die Masse für das<lb/>
Hüft- und Sitzbein über die für das Schoo&#x017F;sbein bestimmte vor-<lb/>
waltete, so tritt auch, dem Verhältnisse am Arme entgegenge-<lb/>
setzt, die Verknöcherung an dem hinteren Theile früher ein, als<lb/>
an dem vorderen. Wir lassen der Analogie halber diesen jedoch<lb/>
zuerst folgen.</p><lb/>
              <p>8. Die Schaambeine. &#x2014; Sie verknöchern am spätesten von<lb/>
den drei Beckenknochen, nach Nicolai (l. c. S. 34.) im sechsten<lb/>
Monate, nach meinen Beobachtungen bisweilen noch später. Rit-<lb/>
gen (l. c. S. 266.) dagegen setzt diesen Act, wie Kerkring (l. c.<lb/>
p. 245.) es schon gethan, in den fünften und Mayer (l. c. S. 305.),<lb/>
was aber offenbar unrichtig ist, in den vierten Monat. Nach<lb/>
Ritgen beträgt der verknöcherte Theil in der sechzehnten Woche<lb/>&#x2034;, die Länge des ganzen Schaambeines dagegen 2½&#x2034;. An<lb/>
den Enden bleiben Knorpelstücke bis lange nach der Geburt. Vgl.<lb/>
Kerkring S. 245., Nesbitt S. 73., Danz S. 230. 231., Nicolai S.<lb/>
34. 41. fgg., E. H. Weber S. 186., Ritgen S. 265. 266.</p><lb/>
              <p>9. Die Sitzbeine. &#x2014; Nach Kerkring verknöchern sie im vier-<lb/>
ten, nach Nesbitt (l. c. S. 73.) bisweilen im vierten, sicher aber<lb/>
im fünften, nach Nicolai (l. c. S. 27.) und Ritgen (l. c. S. 267.)<lb/>
im fünften Monate. Der Höcker desselben ist, wie Nicolai (l. c.<lb/>
S. 20.) angiebt und ich selbst bestätigen kann, im Anfange des<lb/>
fünften Monates schon kenntlich genug angedeutet. Die Verknö-<lb/>
cherung beginnt aber schon am Ende des vierten Monates. Sie<lb/>
zeigt sich am absteigenden Aste gegen das <hi rendition="#i">acetabulum</hi> hin. Der<lb/>
aufsteigende Ast ist selbst bei Neugeborenen zum grö&#x017F;sten Theile<lb/>
noch knorpelig, indem nur in dem an der Pfanne liegenden Theile<lb/>
sich Knochenmasse angelagert hat. Vgl. Kerkring p. 245., Nes-<lb/>
bitt S. 73. 74., Nicolai S. 20. 27. fgg., E. H. Weber S. 186.,<lb/>
Ritgen S. 267. 268.</p><lb/>
              <p>10. Die Darmbeine. &#x2014; Ihre erste Verknöcherung fällt nach<lb/>
Kerkring, Ruysch (<hi rendition="#i">catal. rar.</hi> p. 26.) und Mayer (l. c. S. 205.)<lb/>
in den zweiten, nach Nesbitt (l. c. S. 73.) und Nicolai (l. c. S.<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0282] Von dem Embryo. tes zu verknöchern beginnen, indem allmählig, wie schon oben berichtet wurde, die drei obersten Wirbel fünf Knochenkerne er- halten. Das Steiſsbein besteht auch aus verkümmerten Wirbeln und bleibt entweder bis zur Geburt knorpelig oder verknöchert schon zwischen dem achten Monate und dem Ende der Schwan- gerschaft. Die knorpelige Grundlage der Beckenknochen haben wir schon oben berührt. Wie schon dort die Masse für das Hüft- und Sitzbein über die für das Schooſsbein bestimmte vor- waltete, so tritt auch, dem Verhältnisse am Arme entgegenge- setzt, die Verknöcherung an dem hinteren Theile früher ein, als an dem vorderen. Wir lassen der Analogie halber diesen jedoch zuerst folgen. 8. Die Schaambeine. — Sie verknöchern am spätesten von den drei Beckenknochen, nach Nicolai (l. c. S. 34.) im sechsten Monate, nach meinen Beobachtungen bisweilen noch später. Rit- gen (l. c. S. 266.) dagegen setzt diesen Act, wie Kerkring (l. c. p. 245.) es schon gethan, in den fünften und Mayer (l. c. S. 305.), was aber offenbar unrichtig ist, in den vierten Monat. Nach Ritgen beträgt der verknöcherte Theil in der sechzehnten Woche 1½‴, die Länge des ganzen Schaambeines dagegen 2½‴. An den Enden bleiben Knorpelstücke bis lange nach der Geburt. Vgl. Kerkring S. 245., Nesbitt S. 73., Danz S. 230. 231., Nicolai S. 34. 41. fgg., E. H. Weber S. 186., Ritgen S. 265. 266. 9. Die Sitzbeine. — Nach Kerkring verknöchern sie im vier- ten, nach Nesbitt (l. c. S. 73.) bisweilen im vierten, sicher aber im fünften, nach Nicolai (l. c. S. 27.) und Ritgen (l. c. S. 267.) im fünften Monate. Der Höcker desselben ist, wie Nicolai (l. c. S. 20.) angiebt und ich selbst bestätigen kann, im Anfange des fünften Monates schon kenntlich genug angedeutet. Die Verknö- cherung beginnt aber schon am Ende des vierten Monates. Sie zeigt sich am absteigenden Aste gegen das acetabulum hin. Der aufsteigende Ast ist selbst bei Neugeborenen zum gröſsten Theile noch knorpelig, indem nur in dem an der Pfanne liegenden Theile sich Knochenmasse angelagert hat. Vgl. Kerkring p. 245., Nes- bitt S. 73. 74., Nicolai S. 20. 27. fgg., E. H. Weber S. 186., Ritgen S. 267. 268. 10. Die Darmbeine. — Ihre erste Verknöcherung fällt nach Kerkring, Ruysch (catal. rar. p. 26.) und Mayer (l. c. S. 205.) in den zweiten, nach Nesbitt (l. c. S. 73.) und Nicolai (l. c. S.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/282
Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/282>, abgerufen am 22.11.2024.