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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
sche Molecularbewegung an. Die Kügelchen des Schleimblattes
sind mehr von länglicher und unbestimmter Form und haben nie
bei dem Leben des Embryo oder kurz nach seinem Tode Brown-
sche Bewegung, ein deutlicher Beweis, dass sie nicht bloss passiv
in dem Schleimblatte liegen, sondern innig und fest auf eine
wahrhaft organische Weise mit ihm verbunden sind. Erst nach
der Maceration, d. h. wenn die glasartige Masse aufgelöst ist, tritt
Molecularbewegung ein. 2. Die Zwischenkügelchen des Dotters
liegen zwischen den Dotterkugeln eingestreut, nie in oder über
denselben und sind in der Regel selbst von gelblicher Färbung.
Die Schleimblattkügelchen liegen häufig über den Dotterkugeln,
scheinen sogar auf den ersten Anblick in denselben zu liegen,
eine Täuschung, die nur dann schwindet, wenn man sich bei hin-
länglich starker Vergrösserung durch Objectivlinsen eines appla-
natischen Oculares bedient. Erst nach dieser Vorbereitung kön-
nen wir über die Metamorphosen des Gefässblattes ein bestimm-
tes Urtheil fällen. Wie es in dem Gefässhofe beschaffen sey,
konnte ich trotz sehr vieler hierauf verwandter Mühe nicht er-
mitteln, sondern es ist dann erst erkennbar, wenn es die erste
Metamorphose eingegangen. Diese besteht nun darin, dass sich
einzelne Ansammlungen bilden, die aus einer zähen, vollkommen
durchsichtigen und weissen Flüssigkeit bestehen. Indem nun so
das Gefässblatt in gewissen Punkten sich concentrirt und colli-
quescirt, wird seine Masse verdünnt und schwindet zum grössten
Theile an den Stellen, welche die Zwischenräume zwischen den
Ansammlungen ausmachen. Hierdurch schwindet der untere Theil
des Gefässblattes und es bilden sich Lücken, in welche das
Schleimblatt und die oberflächliche, cohärentere Dotterschicht sich
einlegen, wie Wülste, welche in die nun entstandenen Furchen
passen. Irrthümlicher Weise hat man die Aufwulstungen des
Schleimblattes und der oberflächlichen Dotterschicht für Inseln
des Gefässblattes angesehen, wiewohl sie dem Gefässblatte selbst
durchaus gänzlich fremd sind und nur die von ihm gelassenen
Lücken ausfüllen, während man das verflüssigte Gefässblatt als
Rinnen bezeichnete. Vielmehr ist diese Aufwulstung der Dotter-
schicht die wahre erste Bildung der Hallerschen vasa lutea.
Die Ansammlungen der flüssigen Masse werden grösser, stossen
zusammen und bilden eine Art von netzförmiger Verbindung. In
der Area pellucida ist der Process wesentlich derselbe. Nur

schei-

Von dem Embryo.
sche Molecularbewegung an. Die Kügelchen des Schleimblattes
sind mehr von länglicher und unbestimmter Form und haben nie
bei dem Leben des Embryo oder kurz nach seinem Tode Brown-
sche Bewegung, ein deutlicher Beweis, daſs sie nicht bloſs passiv
in dem Schleimblatte liegen, sondern innig und fest auf eine
wahrhaft organische Weise mit ihm verbunden sind. Erst nach
der Maceration, d. h. wenn die glasartige Masse aufgelöst ist, tritt
Molecularbewegung ein. 2. Die Zwischenkügelchen des Dotters
liegen zwischen den Dotterkugeln eingestreut, nie in oder über
denselben und sind in der Regel selbst von gelblicher Färbung.
Die Schleimblattkügelchen liegen häufig über den Dotterkugeln,
scheinen sogar auf den ersten Anblick in denselben zu liegen,
eine Täuschung, die nur dann schwindet, wenn man sich bei hin-
länglich starker Vergröſserung durch Objectivlinsen eines appla-
natischen Oculares bedient. Erst nach dieser Vorbereitung kön-
nen wir über die Metamorphosen des Gefäſsblattes ein bestimm-
tes Urtheil fällen. Wie es in dem Gefäſshofe beschaffen sey,
konnte ich trotz sehr vieler hierauf verwandter Mühe nicht er-
mitteln, sondern es ist dann erst erkennbar, wenn es die erste
Metamorphose eingegangen. Diese besteht nun darin, daſs sich
einzelne Ansammlungen bilden, die aus einer zähen, vollkommen
durchsichtigen und weiſsen Flüssigkeit bestehen. Indem nun so
das Gefäſsblatt in gewissen Punkten sich concentrirt und colli-
quescirt, wird seine Masse verdünnt und schwindet zum gröſsten
Theile an den Stellen, welche die Zwischenräume zwischen den
Ansammlungen ausmachen. Hierdurch schwindet der untere Theil
des Gefäſsblattes und es bilden sich Lücken, in welche das
Schleimblatt und die oberflächliche, cohärentere Dotterschicht sich
einlegen, wie Wülste, welche in die nun entstandenen Furchen
passen. Irrthümlicher Weise hat man die Aufwulstungen des
Schleimblattes und der oberflächlichen Dotterschicht für Inseln
des Gefäſsblattes angesehen, wiewohl sie dem Gefäſsblatte selbst
durchaus gänzlich fremd sind und nur die von ihm gelassenen
Lücken ausfüllen, während man das verflüssigte Gefäſsblatt als
Rinnen bezeichnete. Vielmehr ist diese Aufwulstung der Dotter-
schicht die wahre erste Bildung der Hallerschen vasa lutea.
Die Ansammlungen der flüssigen Masse werden gröſser, stoſsen
zusammen und bilden eine Art von netzförmiger Verbindung. In
der Area pellucida ist der Proceſs wesentlich derselbe. Nur

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[288/0316] Von dem Embryo. sche Molecularbewegung an. Die Kügelchen des Schleimblattes sind mehr von länglicher und unbestimmter Form und haben nie bei dem Leben des Embryo oder kurz nach seinem Tode Brown- sche Bewegung, ein deutlicher Beweis, daſs sie nicht bloſs passiv in dem Schleimblatte liegen, sondern innig und fest auf eine wahrhaft organische Weise mit ihm verbunden sind. Erst nach der Maceration, d. h. wenn die glasartige Masse aufgelöst ist, tritt Molecularbewegung ein. 2. Die Zwischenkügelchen des Dotters liegen zwischen den Dotterkugeln eingestreut, nie in oder über denselben und sind in der Regel selbst von gelblicher Färbung. Die Schleimblattkügelchen liegen häufig über den Dotterkugeln, scheinen sogar auf den ersten Anblick in denselben zu liegen, eine Täuschung, die nur dann schwindet, wenn man sich bei hin- länglich starker Vergröſserung durch Objectivlinsen eines appla- natischen Oculares bedient. Erst nach dieser Vorbereitung kön- nen wir über die Metamorphosen des Gefäſsblattes ein bestimm- tes Urtheil fällen. Wie es in dem Gefäſshofe beschaffen sey, konnte ich trotz sehr vieler hierauf verwandter Mühe nicht er- mitteln, sondern es ist dann erst erkennbar, wenn es die erste Metamorphose eingegangen. Diese besteht nun darin, daſs sich einzelne Ansammlungen bilden, die aus einer zähen, vollkommen durchsichtigen und weiſsen Flüssigkeit bestehen. Indem nun so das Gefäſsblatt in gewissen Punkten sich concentrirt und colli- quescirt, wird seine Masse verdünnt und schwindet zum gröſsten Theile an den Stellen, welche die Zwischenräume zwischen den Ansammlungen ausmachen. Hierdurch schwindet der untere Theil des Gefäſsblattes und es bilden sich Lücken, in welche das Schleimblatt und die oberflächliche, cohärentere Dotterschicht sich einlegen, wie Wülste, welche in die nun entstandenen Furchen passen. Irrthümlicher Weise hat man die Aufwulstungen des Schleimblattes und der oberflächlichen Dotterschicht für Inseln des Gefäſsblattes angesehen, wiewohl sie dem Gefäſsblatte selbst durchaus gänzlich fremd sind und nur die von ihm gelassenen Lücken ausfüllen, während man das verflüssigte Gefäſsblatt als Rinnen bezeichnete. Vielmehr ist diese Aufwulstung der Dotter- schicht die wahre erste Bildung der Hallerschen vasa lutea. Die Ansammlungen der flüssigen Masse werden gröſser, stoſsen zusammen und bilden eine Art von netzförmiger Verbindung. In der Area pellucida ist der Proceſs wesentlich derselbe. Nur schei-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/316>, abgerufen am 22.11.2024.