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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
2. Rosenmüller, auf den wir bald zurückkommen werden,
giebt an (Quaedam de ovariis embryonum et foetuum huma-
norum.
1802. 4. p. 8.), dass die bei weiblichen Körpern des Men-
schen von ihm gefundenen Ueberreste der Wolffschen Körper
schon Trew und Röderer gekannt, beschrieben und abgebildet ha-
ben. Von dem Letzteren kann dieses der Fall seyn, ebenso gut aber
nicht. Die ganze Vermuthung stützt sich darauf, dass Röderer in
seiner Abbildung der weiblichen Genitalien eines Neugeborenen
(de foetu perfecto 1730. 4. rec. in Ejusd. Opp. med. 1760. 4.
p. 88. fig. 3. G. G. H.) einige, selbst nicht gehörig wahrnehmbare
Fasern andeutet. Die Angabe dagegen, dass Trew (de diff. in-
ter h. natum et nascendum
1736. 4. und Uebersetzung 1770.
4. fig. 75. c. c. d. d.) diese Andeutungen abbilde, ist durchaus
falsch. Denn erstlich sind die dort abgebildeten Organe keines-
wegs den Ueberresten der Wolffschen Körper ähnlich, sondern
ziemlich naturgetreue rohe Abbildungen der Ovarien. Ueberdiess
heisst es aber in der Erklärung der lateinischen Urschrift (p. 40.)
ausdrücklich: "Corpus glandulosum (man weiss hinlänglich,
wie weit die Alten den Begriff ausdehnten) et locum ovarii oc-
cupans
" und in deutscher Uebersetzung (p. 65.) wörtlich: "Ein
Körper auf der rechten Seite, welcher einer drüsigen Substanz
gleichet und den Ort des Eierstockes einnimmt."
3. Nach Oken (l. c. S. 10.) und Joh. Müller (l. c. S. 42. u.
54.) soll Kuhlemann die Wolffschen Körper schon gesehen und
abgebildet, als Nieren aber beschrieben haben. Allein die von
ihm gelieferte Abbildung (Experimenta circa generationis ne-
gotium facta. ed. alt. Lips.
1750. p. 55. tab. 2. fig. 8. h.) ist
so undeutlich und roh, dass man durchaus nicht aus ihr zu ent-
nehmen vermag, was unter den als Nieren beschriebenen Orga-
nen gemeint sey. Ueberdiess ist sein Fötus schon so gross, dass
in ihm die Nieren nur um Weniges kleiner, als die Wolffschen
Körper seyn konnten.

Die mir bis jetzt bekannten Schriftsteller, welche die Wolff-
schen Körper gesehen und theils verkannt, theils aber mehr oder
minder richtig in ihren Verhältnissen zu den Harn- und Ge-
schlechtsorganen aufgefasst haben, sind folgende:

1759. -- C. Fr. Wolff (theoria generationis 4. def. die
28. Nov. 1759. p. 96. 97. ed. alt. 8. p. 238. 239. Theorie von
der Generation S. 209.) beschreibt sie aus dem Hühnchen als eine
körnerreiche Substanz, welche am dritten und vierten Tage er-

Von dem Embryo.
2. Rosenmüller, auf den wir bald zurückkommen werden,
giebt an (Quaedam de ovariis embryonum et foetuum huma-
norum.
1802. 4. p. 8.), daſs die bei weiblichen Körpern des Men-
schen von ihm gefundenen Ueberreste der Wolffschen Körper
schon Trew und Röderer gekannt, beschrieben und abgebildet ha-
ben. Von dem Letzteren kann dieses der Fall seyn, ebenso gut aber
nicht. Die ganze Vermuthung stützt sich darauf, daſs Röderer in
seiner Abbildung der weiblichen Genitalien eines Neugeborenen
(de foetu perfecto 1730. 4. rec. in Ejusd. Opp. med. 1760. 4.
p. 88. fig. 3. G. G. H.) einige, selbst nicht gehörig wahrnehmbare
Fasern andeutet. Die Angabe dagegen, daſs Trew (de diff. in-
ter h. natum et nascendum
1736. 4. und Uebersetzung 1770.
4. fig. 75. c. c. d. d.) diese Andeutungen abbilde, ist durchaus
falsch. Denn erstlich sind die dort abgebildeten Organe keines-
wegs den Ueberresten der Wolffschen Körper ähnlich, sondern
ziemlich naturgetreue rohe Abbildungen der Ovarien. Ueberdieſs
heiſst es aber in der Erklärung der lateinischen Urschrift (p. 40.)
ausdrücklich: „Corpus glandulosum (man weiſs hinlänglich,
wie weit die Alten den Begriff ausdehnten) et locum ovarii oc-
cupans
“ und in deutscher Uebersetzung (p. 65.) wörtlich: „Ein
Körper auf der rechten Seite, welcher einer drüsigen Substanz
gleichet und den Ort des Eierstockes einnimmt.“
3. Nach Oken (l. c. S. 10.) und Joh. Müller (l. c. S. 42. u.
54.) soll Kuhlemann die Wolffschen Körper schon gesehen und
abgebildet, als Nieren aber beschrieben haben. Allein die von
ihm gelieferte Abbildung (Experimenta circa generationis ne-
gotium facta. ed. alt. Lips.
1750. p. 55. tab. 2. fig. 8. h.) ist
so undeutlich und roh, daſs man durchaus nicht aus ihr zu ent-
nehmen vermag, was unter den als Nieren beschriebenen Orga-
nen gemeint sey. Ueberdieſs ist sein Fötus schon so groſs, daſs
in ihm die Nieren nur um Weniges kleiner, als die Wolffschen
Körper seyn konnten.

Die mir bis jetzt bekannten Schriftsteller, welche die Wolff-
schen Körper gesehen und theils verkannt, theils aber mehr oder
minder richtig in ihren Verhältnissen zu den Harn- und Ge-
schlechtsorganen aufgefaſst haben, sind folgende:

1759. — C. Fr. Wolff (theoria generationis 4. def. die
28. Nov. 1759. p. 96. 97. ed. alt. 8. p. 238. 239. Theorie von
der Generation S. 209.) beschreibt sie aus dem Hühnchen als eine
körnerreiche Substanz, welche am dritten und vierten Tage er-

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[356/0384] Von dem Embryo. 2. Rosenmüller, auf den wir bald zurückkommen werden, giebt an (Quaedam de ovariis embryonum et foetuum huma- norum. 1802. 4. p. 8.), daſs die bei weiblichen Körpern des Men- schen von ihm gefundenen Ueberreste der Wolffschen Körper schon Trew und Röderer gekannt, beschrieben und abgebildet ha- ben. Von dem Letzteren kann dieses der Fall seyn, ebenso gut aber nicht. Die ganze Vermuthung stützt sich darauf, daſs Röderer in seiner Abbildung der weiblichen Genitalien eines Neugeborenen (de foetu perfecto 1730. 4. rec. in Ejusd. Opp. med. 1760. 4. p. 88. fig. 3. G. G. H.) einige, selbst nicht gehörig wahrnehmbare Fasern andeutet. Die Angabe dagegen, daſs Trew (de diff. in- ter h. natum et nascendum 1736. 4. und Uebersetzung 1770. 4. fig. 75. c. c. d. d.) diese Andeutungen abbilde, ist durchaus falsch. Denn erstlich sind die dort abgebildeten Organe keines- wegs den Ueberresten der Wolffschen Körper ähnlich, sondern ziemlich naturgetreue rohe Abbildungen der Ovarien. Ueberdieſs heiſst es aber in der Erklärung der lateinischen Urschrift (p. 40.) ausdrücklich: „Corpus glandulosum (man weiſs hinlänglich, wie weit die Alten den Begriff ausdehnten) et locum ovarii oc- cupans“ und in deutscher Uebersetzung (p. 65.) wörtlich: „Ein Körper auf der rechten Seite, welcher einer drüsigen Substanz gleichet und den Ort des Eierstockes einnimmt.“ 3. Nach Oken (l. c. S. 10.) und Joh. Müller (l. c. S. 42. u. 54.) soll Kuhlemann die Wolffschen Körper schon gesehen und abgebildet, als Nieren aber beschrieben haben. Allein die von ihm gelieferte Abbildung (Experimenta circa generationis ne- gotium facta. ed. alt. Lips. 1750. p. 55. tab. 2. fig. 8. h.) ist so undeutlich und roh, daſs man durchaus nicht aus ihr zu ent- nehmen vermag, was unter den als Nieren beschriebenen Orga- nen gemeint sey. Ueberdieſs ist sein Fötus schon so groſs, daſs in ihm die Nieren nur um Weniges kleiner, als die Wolffschen Körper seyn konnten. Die mir bis jetzt bekannten Schriftsteller, welche die Wolff- schen Körper gesehen und theils verkannt, theils aber mehr oder minder richtig in ihren Verhältnissen zu den Harn- und Ge- schlechtsorganen aufgefaſst haben, sind folgende: 1759. — C. Fr. Wolff (theoria generationis 4. def. die 28. Nov. 1759. p. 96. 97. ed. alt. 8. p. 238. 239. Theorie von der Generation S. 209.) beschreibt sie aus dem Hühnchen als eine körnerreiche Substanz, welche am dritten und vierten Tage er-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/384>, abgerufen am 22.11.2024.