berichtet, dass er bei jungen Embryonen die Trompeten verschlos- sen gefunden habe.
1815. -- J. C. Müller (Johan. Christophorus Müller prae- side J. F. Meckel de genitalium evolutione dissertatio def. d. 1. April. 1815. 4.) vertheidigt die Geschlechtslosigkeit sehr früher Embryonen, besonders nach den Erfahrungen von Auten- rieth, Ackermann, Home, Meckel und Tiedemann (p. 6.). Er er- klärt die Wolffschen Körper, die er, so wie ihren Ausführungs- gang genau kennt, für Organa genitalia (p. 7.). Nach ihm wird der Ausführungsgang zur Tube oder dem vas deferens und der Wolffsche Körper zum Nebenhoden, während Hoden und Eierstöcke selbstständig an der inneren Seite derselben entstehen (p. 8.). Der Mensch kommt zwar im Allgemeinen hierin mit den Säugethieren überein. Es finden sich in dieser Rücksicht bei ihm folgende Abweichungen: 1. Das Volumen der Genitalien (Wolff- scher Körper) ist hier nie so gross, auch in frühester Zeit, als in den Säugethieren. 2. Nie glückte es ihm die Wolffschen Körper allein ohne keimbereitende Geschlechtstheile zu sehen. 3. Der Geschlechtsunterschied findet sich hier früher, als in je- dem anderen Säugethiere, schon nach Ablauf der zehnten oder eilften Woche (p. 8.). Das Rosenmüllersche Organ deducirt er aus den Wolffschen Körpern und stellt es daher dem Nebenhoden der männlichen Thiere gleich (p. 9.). -- Die Nebennieren sind, wie er ausdrücklich bemerkt, bei den Säugethieren kleiner, bei dem Menschen in frühester Zeit grösser, als die Nieren (p. 10.). Sie entstehen vielleicht aus den Wolffschen Körpern; jedenfalls aber bei Säugethieren später, als die Nieren. Seine Abbildungen stellen die Wolffschen Körper ziemlich deutlich und genau aus Rinds-, Schaafs- und Schweineembryonen dar.
1820. -- J. Fr. Meckel (Handbuch der menschlichen Anato- mie. Bd. 4. 1820. 8.) berichtet (S. 590.) die Rosenmüllersche Ent- deckung bestätigend und vermuthet, dass zwischen diesem Organe und dem Eierstocke in frühester Zeit eine offene Communication Statt finde, welche später schwindet, wenn das Unterleibsende der Trompete sich öffnet (S. 591.).
Rathke beleuchtet viele Punkte aus der späteren Entwicke- lungsgeschichte der Geschlechtstheile der Urodelen und der Anu- ren. (Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig. Bd. I. Hft. 1. 1820. 4.) Er scheint hier noch oft Nie-
Geschlechts- und Harnorgane.
berichtet, daſs er bei jungen Embryonen die Trompeten verschlos- sen gefunden habe.
1815. — J. C. Müller (Johan. Christophorus Müller prae- side J. F. Meckel de genitalium evolutione dissertatio def. d. 1. April. 1815. 4.) vertheidigt die Geschlechtslosigkeit sehr früher Embryonen, besonders nach den Erfahrungen von Auten- rieth, Ackermann, Home, Meckel und Tiedemann (p. 6.). Er er- klärt die Wolffschen Körper, die er, so wie ihren Ausführungs- gang genau kennt, für Organa genitalia (p. 7.). Nach ihm wird der Ausführungsgang zur Tube oder dem vas deferens und der Wolffsche Körper zum Nebenhoden, während Hoden und Eierstöcke selbstständig an der inneren Seite derselben entstehen (p. 8.). Der Mensch kommt zwar im Allgemeinen hierin mit den Säugethieren überein. Es finden sich in dieser Rücksicht bei ihm folgende Abweichungen: 1. Das Volumen der Genitalien (Wolff- scher Körper) ist hier nie so groſs, auch in frühester Zeit, als in den Säugethieren. 2. Nie glückte es ihm die Wolffschen Körper allein ohne keimbereitende Geschlechtstheile zu sehen. 3. Der Geschlechtsunterschied findet sich hier früher, als in je- dem anderen Säugethiere, schon nach Ablauf der zehnten oder eilften Woche (p. 8.). Das Rosenmüllersche Organ deducirt er aus den Wolffschen Körpern und stellt es daher dem Nebenhoden der männlichen Thiere gleich (p. 9.). — Die Nebennieren sind, wie er ausdrücklich bemerkt, bei den Säugethieren kleiner, bei dem Menschen in frühester Zeit gröſser, als die Nieren (p. 10.). Sie entstehen vielleicht aus den Wolffschen Körpern; jedenfalls aber bei Säugethieren später, als die Nieren. Seine Abbildungen stellen die Wolffschen Körper ziemlich deutlich und genau aus Rinds-, Schaafs- und Schweineembryonen dar.
1820. — J. Fr. Meckel (Handbuch der menschlichen Anato- mie. Bd. 4. 1820. 8.) berichtet (S. 590.) die Rosenmüllersche Ent- deckung bestätigend und vermuthet, daſs zwischen diesem Organe und dem Eierstocke in frühester Zeit eine offene Communication Statt finde, welche später schwindet, wenn das Unterleibsende der Trompete sich öffnet (S. 591.).
Rathke beleuchtet viele Punkte aus der späteren Entwicke- lungsgeschichte der Geschlechtstheile der Urodelen und der Anu- ren. (Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig. Bd. I. Hft. 1. 1820. 4.) Er scheint hier noch oft Nie-
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Geschlechts- und Harnorgane.
berichtet, daſs er bei jungen Embryonen die Trompeten verschlos-
sen gefunden habe.
1815. — J. C. Müller (Johan. Christophorus Müller prae-
side J. F. Meckel de genitalium evolutione dissertatio def.
d. 1. April. 1815. 4.) vertheidigt die Geschlechtslosigkeit sehr
früher Embryonen, besonders nach den Erfahrungen von Auten-
rieth, Ackermann, Home, Meckel und Tiedemann (p. 6.). Er er-
klärt die Wolffschen Körper, die er, so wie ihren Ausführungs-
gang genau kennt, für Organa genitalia (p. 7.). Nach ihm
wird der Ausführungsgang zur Tube oder dem vas deferens
und der Wolffsche Körper zum Nebenhoden, während Hoden und
Eierstöcke selbstständig an der inneren Seite derselben entstehen
(p. 8.). Der Mensch kommt zwar im Allgemeinen hierin mit den
Säugethieren überein. Es finden sich in dieser Rücksicht bei ihm
folgende Abweichungen: 1. Das Volumen der Genitalien (Wolff-
scher Körper) ist hier nie so groſs, auch in frühester Zeit, als
in den Säugethieren. 2. Nie glückte es ihm die Wolffschen
Körper allein ohne keimbereitende Geschlechtstheile zu sehen.
3. Der Geschlechtsunterschied findet sich hier früher, als in je-
dem anderen Säugethiere, schon nach Ablauf der zehnten oder
eilften Woche (p. 8.). Das Rosenmüllersche Organ deducirt er
aus den Wolffschen Körpern und stellt es daher dem Nebenhoden
der männlichen Thiere gleich (p. 9.). — Die Nebennieren sind,
wie er ausdrücklich bemerkt, bei den Säugethieren kleiner, bei
dem Menschen in frühester Zeit gröſser, als die Nieren (p. 10.).
Sie entstehen vielleicht aus den Wolffschen Körpern; jedenfalls
aber bei Säugethieren später, als die Nieren. Seine Abbildungen
stellen die Wolffschen Körper ziemlich deutlich und genau aus
Rinds-, Schaafs- und Schweineembryonen dar.
1820. — J. Fr. Meckel (Handbuch der menschlichen Anato-
mie. Bd. 4. 1820. 8.) berichtet (S. 590.) die Rosenmüllersche Ent-
deckung bestätigend und vermuthet, daſs zwischen diesem Organe
und dem Eierstocke in frühester Zeit eine offene Communication
Statt finde, welche später schwindet, wenn das Unterleibsende
der Trompete sich öffnet (S. 591.).
Rathke beleuchtet viele Punkte aus der späteren Entwicke-
lungsgeschichte der Geschlechtstheile der Urodelen und der Anu-
ren. (Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu
Danzig. Bd. I. Hft. 1. 1820. 4.) Er scheint hier noch oft Nie-
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/389>, abgerufen am 25.11.2024.
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