renmasse mit Wolffschen Körpern, wenn er von den frühsten Sta- dien spricht, zu verwechseln (z. B. S. 50. 53.).
1825. -- Rathke bearbeitet zuerst die Entwickelungsge- schichte der Geschlechtstheile nach allen 4 Wirbelthierklassen (Beiträge zur Geschichte der Thierwelt. 3. Ahth. in den neuesten Schriften der Danziger Gesellschaft Bd. I. Hft. 4. 1825. 4.). Bei den Eidechsen scheint er noch die Wolffschen Körper als Nieren zu beschreiben (S. 45.). Seine wichtigsten über Vögel und Säu- gethiere gewonnenen Resultate sind aber kürzlich folgende: Es findet sich bei dem Hühnchen am vierten Tage der Bebrütung ein einfaches Urgebilde, welches von der Brust bis zu dem Ende des Darmkanals reicht und aus einer körnigen, polypösen Masse besteht, bald jedoch, und zwar an demselben Tage, spaltet es sich in zwei Seitenhälften, welche eine spindelförmige Gestalt annehmen (§. 63.). Da Wolff diese Theile am genauesten beschrieben, so nennt er sie die Wolffschen Körper (S. 50.). Während sie sich bis zum sechsten Tage mehr verbreitern, aber verkürzen, entstehen in ih- nen quere Schichten von abwechselnder Dichtigkeit, welche nicht blosse neben einander liegende Platten bilden, sondern durch einen zarten Stoff mit einander verbunden sind (S. 51.). Auf ihnen liegt von 51/2 Tag an, ein sehr zarter Faden, welcher sich mit dem hin- teren Ende des Darmkanales vereinigt (§. 64.). Die Wolffschen Körper rücken nun immer tiefer hinab und vom siebenten Tage an ist der linke grösser, als der rechte bei weiblichen Embryonen. Doch ist er nie so gross, als der entsprechende bei männlichen Embryonen und beide verschwinden hier im Laufe der Entwickelung vollkommen. Bei männlichen Individuen dagegen metamorphosi- ren sie sich in den Nebenhoden (§. 66.) (S. 53.). Unterdess bil- den sich die Querstreifen in einzelne Gefässe um, welche schon am neunten Tage jederseits in einen Gang zusammenkommen, von welchen der eine nach unten gegen Hoden oder Eierstock, der andere nach dem auf der Oberfläche der Wolffschen Körper gelegenen Faden verläuft. Später verwickeln sie sich mannigfach und verwachsen zum Theil mit einander (S. 54.). Die vordere Abtheilung des Fadens, welcher über die ganze Oberfläche des Wolffschen Körpers verlief, hat sich unterdess verkürzt und ist bis zum zwölften bis vierzehnten Tage schon völlig geschwunden. Die andere Abtheilung desselben aber verdickt und verlängert sich immer mehr, je mehr bei fortschreitendem Wachsthume der
Von dem Embryo.
renmasse mit Wolffschen Körpern, wenn er von den frühsten Sta- dien spricht, zu verwechseln (z. B. S. 50. 53.).
1825. — Rathke bearbeitet zuerst die Entwickelungsge- schichte der Geschlechtstheile nach allen 4 Wirbelthierklassen (Beiträge zur Geschichte der Thierwelt. 3. Ahth. in den neuesten Schriften der Danziger Gesellschaft Bd. I. Hft. 4. 1825. 4.). Bei den Eidechsen scheint er noch die Wolffschen Körper als Nieren zu beschreiben (S. 45.). Seine wichtigsten über Vögel und Säu- gethiere gewonnenen Resultate sind aber kürzlich folgende: Es findet sich bei dem Hühnchen am vierten Tage der Bebrütung ein einfaches Urgebilde, welches von der Brust bis zu dem Ende des Darmkanals reicht und aus einer körnigen, polypösen Masse besteht, bald jedoch, und zwar an demselben Tage, spaltet es sich in zwei Seitenhälften, welche eine spindelförmige Gestalt annehmen (§. 63.). Da Wolff diese Theile am genauesten beschrieben, so nennt er sie die Wolffschen Körper (S. 50.). Während sie sich bis zum sechsten Tage mehr verbreitern, aber verkürzen, entstehen in ih- nen quere Schichten von abwechselnder Dichtigkeit, welche nicht bloſse neben einander liegende Platten bilden, sondern durch einen zarten Stoff mit einander verbunden sind (S. 51.). Auf ihnen liegt von 5½ Tag an, ein sehr zarter Faden, welcher sich mit dem hin- teren Ende des Darmkanales vereinigt (§. 64.). Die Wolffschen Körper rücken nun immer tiefer hinab und vom siebenten Tage an ist der linke gröſser, als der rechte bei weiblichen Embryonen. Doch ist er nie so groſs, als der entsprechende bei männlichen Embryonen und beide verschwinden hier im Laufe der Entwickelung vollkommen. Bei männlichen Individuen dagegen metamorphosi- ren sie sich in den Nebenhoden (§. 66.) (S. 53.). Unterdeſs bil- den sich die Querstreifen in einzelne Gefäſse um, welche schon am neunten Tage jederseits in einen Gang zusammenkommen, von welchen der eine nach unten gegen Hoden oder Eierstock, der andere nach dem auf der Oberfläche der Wolffschen Körper gelegenen Faden verläuft. Später verwickeln sie sich mannigfach und verwachsen zum Theil mit einander (S. 54.). Die vordere Abtheilung des Fadens, welcher über die ganze Oberfläche des Wolffschen Körpers verlief, hat sich unterdeſs verkürzt und ist bis zum zwölften bis vierzehnten Tage schon völlig geschwunden. Die andere Abtheilung desselben aber verdickt und verlängert sich immer mehr, je mehr bei fortschreitendem Wachsthume der
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[362/0390]
Von dem Embryo.
renmasse mit Wolffschen Körpern, wenn er von den frühsten Sta-
dien spricht, zu verwechseln (z. B. S. 50. 53.).
1825. — Rathke bearbeitet zuerst die Entwickelungsge-
schichte der Geschlechtstheile nach allen 4 Wirbelthierklassen
(Beiträge zur Geschichte der Thierwelt. 3. Ahth. in den neuesten
Schriften der Danziger Gesellschaft Bd. I. Hft. 4. 1825. 4.). Bei
den Eidechsen scheint er noch die Wolffschen Körper als Nieren
zu beschreiben (S. 45.). Seine wichtigsten über Vögel und Säu-
gethiere gewonnenen Resultate sind aber kürzlich folgende: Es
findet sich bei dem Hühnchen am vierten Tage der Bebrütung
ein einfaches Urgebilde, welches von der Brust bis zu dem Ende
des Darmkanals reicht und aus einer körnigen, polypösen Masse
besteht, bald jedoch, und zwar an demselben Tage, spaltet es sich
in zwei Seitenhälften, welche eine spindelförmige Gestalt annehmen
(§. 63.). Da Wolff diese Theile am genauesten beschrieben, so nennt
er sie die Wolffschen Körper (S. 50.). Während sie sich bis
zum sechsten Tage mehr verbreitern, aber verkürzen, entstehen in ih-
nen quere Schichten von abwechselnder Dichtigkeit, welche nicht
bloſse neben einander liegende Platten bilden, sondern durch einen
zarten Stoff mit einander verbunden sind (S. 51.). Auf ihnen liegt
von 5½ Tag an, ein sehr zarter Faden, welcher sich mit dem hin-
teren Ende des Darmkanales vereinigt (§. 64.). Die Wolffschen
Körper rücken nun immer tiefer hinab und vom siebenten Tage
an ist der linke gröſser, als der rechte bei weiblichen Embryonen.
Doch ist er nie so groſs, als der entsprechende bei männlichen
Embryonen und beide verschwinden hier im Laufe der Entwickelung
vollkommen. Bei männlichen Individuen dagegen metamorphosi-
ren sie sich in den Nebenhoden (§. 66.) (S. 53.). Unterdeſs bil-
den sich die Querstreifen in einzelne Gefäſse um, welche schon
am neunten Tage jederseits in einen Gang zusammenkommen,
von welchen der eine nach unten gegen Hoden oder Eierstock,
der andere nach dem auf der Oberfläche der Wolffschen Körper
gelegenen Faden verläuft. Später verwickeln sie sich mannigfach
und verwachsen zum Theil mit einander (S. 54.). Die vordere
Abtheilung des Fadens, welcher über die ganze Oberfläche des
Wolffschen Körpers verlief, hat sich unterdeſs verkürzt und ist
bis zum zwölften bis vierzehnten Tage schon völlig geschwunden.
Die andere Abtheilung desselben aber verdickt und verlängert
sich immer mehr, je mehr bei fortschreitendem Wachsthume der
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/390>, abgerufen am 22.11.2024.
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