Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Geschlechts- und Harnorgane.
Wolffsche Körper sich von der Kloake entfernt, schwindet jedoch
bei beiden Geschlechtern im Laufe der Entwickelung ebenfalls
gänzlich (§. 68. S. 55. 56.). Am sechsten Tage erscheinen die
keimbereitenden Geschlechtstheile als schmale zugespitzte Strei-
fen, die sich am siebenten Tage schärfer begrenzen (S. 56.).
Die Hoden sind dann mehr bohnen-, die Eierstöcke mehr tafel-
förmig. Der rechte Eierstock schwindet aber allmählig (§. 70.
S. 57.). Am vierzehnten Tage hängen die Hoden schon durch einige
den Wolffschen Körpern angehörende Gefässe mit diesen zusammen.
Diese Gefässe werden zum Nebenhoden. Dadurch, dass diese
sich in die Hoden weiter hineinbilden, entstehen wahrscheinlich
die Saamengefässe desselben (S. 60.). Die Nieren gehen am
sechsten Tage aus den Wolffschen Körpern hervor. Am sieben-
ten zeigt sich die erste Spur des Harnleiters (S. 61.), die der
Nebennieren dagegen nicht vor dem zwölften Tage (S. 62.). --
Der Saamen- und Eileiter zeigt sich am siebenten Tage auf der
Oberfläche des Wolffschen Körpers, nahe dem äusseren Rande
der Niere. Er wird am folgenden Tage cylindrisch, springt nach
vorn, besonders aber nach hinten über den Wolffschen Körper
vor (S. 63.) und mündet hinten in die Kloake (§. 77.). Das
vordere Ende wird bei dem Weibchen schon am neunten bis
zehnten Tage kolbiger, während es bei dem Männchen unverän-
dert bleibt (§. 78. S. 64. 65.). Der rechte Eileiter wird je-
doch bald wieder aufgesogen, so dass er schon am eilften Tage
nur bis zur Mitte des Wolffschen Körpers geht, am dreizehnten
Tage ihn aber gar nicht erreicht. In diesem Zustande verharrt
er, bis er einige Wochen nach der Geburt gänzlich verschwindet
(§. 79. 80. S. 65.). Der linke Eileiter rückt immer weiter nach
aussen und erhält nach Ausbildung der Bursa Fabricii eine
mehr schräge Stellung (S. 66.). Die Oeffnung im Trichter bildet
sich am zwölften bis dreizehnten Tage. Um dieselbe Zeit erwei-
tert sich auch das hintere Ende des Eileiters und wird allmählig
zu dem sogenannten Uterus (S. 67.). Auch der Saamenleiter
verkürzt sich zuerst etwas; seine hintere Abtheilung wird dage-
gen dünner. Der Faden des Wolffschen Körpers verschwindet
früh bei dem Männchen. Sein Saamenleiter verbindet sich aber
so mit dem Körper, wie der Faden, welcher bei dem Weibchen
noch lange verbleibt (S. 68.). Aus dem auf dem Wolffschen
Körper aufliegenden Faden entspringen in früherer Zeit die Ge-

Geschlechts- und Harnorgane.
Wolffsche Körper sich von der Kloake entfernt, schwindet jedoch
bei beiden Geschlechtern im Laufe der Entwickelung ebenfalls
gänzlich (§. 68. S. 55. 56.). Am sechsten Tage erscheinen die
keimbereitenden Geschlechtstheile als schmale zugespitzte Strei-
fen, die sich am siebenten Tage schärfer begrenzen (S. 56.).
Die Hoden sind dann mehr bohnen-, die Eierstöcke mehr tafel-
förmig. Der rechte Eierstock schwindet aber allmählig (§. 70.
S. 57.). Am vierzehnten Tage hängen die Hoden schon durch einige
den Wolffschen Körpern angehörende Gefäſse mit diesen zusammen.
Diese Gefäſse werden zum Nebenhoden. Dadurch, daſs diese
sich in die Hoden weiter hineinbilden, entstehen wahrscheinlich
die Saamengefäſse desselben (S. 60.). Die Nieren gehen am
sechsten Tage aus den Wolffschen Körpern hervor. Am sieben-
ten zeigt sich die erste Spur des Harnleiters (S. 61.), die der
Nebennieren dagegen nicht vor dem zwölften Tage (S. 62.). —
Der Saamen- und Eileiter zeigt sich am siebenten Tage auf der
Oberfläche des Wolffschen Körpers, nahe dem äuſseren Rande
der Niere. Er wird am folgenden Tage cylindrisch, springt nach
vorn, besonders aber nach hinten über den Wolffschen Körper
vor (S. 63.) und mündet hinten in die Kloake (§. 77.). Das
vordere Ende wird bei dem Weibchen schon am neunten bis
zehnten Tage kolbiger, während es bei dem Männchen unverän-
dert bleibt (§. 78. S. 64. 65.). Der rechte Eileiter wird je-
doch bald wieder aufgesogen, so daſs er schon am eilften Tage
nur bis zur Mitte des Wolffschen Körpers geht, am dreizehnten
Tage ihn aber gar nicht erreicht. In diesem Zustande verharrt
er, bis er einige Wochen nach der Geburt gänzlich verschwindet
(§. 79. 80. S. 65.). Der linke Eileiter rückt immer weiter nach
auſsen und erhält nach Ausbildung der Bursa Fabricii eine
mehr schräge Stellung (S. 66.). Die Oeffnung im Trichter bildet
sich am zwölften bis dreizehnten Tage. Um dieselbe Zeit erwei-
tert sich auch das hintere Ende des Eileiters und wird allmählig
zu dem sogenannten Uterus (S. 67.). Auch der Saamenleiter
verkürzt sich zuerst etwas; seine hintere Abtheilung wird dage-
gen dünner. Der Faden des Wolffschen Körpers verschwindet
früh bei dem Männchen. Sein Saamenleiter verbindet sich aber
so mit dem Körper, wie der Faden, welcher bei dem Weibchen
noch lange verbleibt (S. 68.). Aus dem auf dem Wolffschen
Körper aufliegenden Faden entspringen in früherer Zeit die Ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0391" n="363"/><fw place="top" type="header">Geschlechts- und Harnorgane.</fw><lb/>
Wolffsche Körper sich von der Kloake entfernt, schwindet jedoch<lb/>
bei beiden Geschlechtern im Laufe der Entwickelung ebenfalls<lb/>
gänzlich (§. 68. S. 55. 56.). Am sechsten Tage erscheinen die<lb/>
keimbereitenden Geschlechtstheile als schmale zugespitzte Strei-<lb/>
fen, die sich am siebenten Tage schärfer begrenzen (S. 56.).<lb/>
Die Hoden sind dann mehr bohnen-, die Eierstöcke mehr tafel-<lb/>
förmig. Der rechte Eierstock schwindet aber allmählig (§. 70.<lb/>
S. 57.). Am vierzehnten Tage hängen die Hoden schon durch einige<lb/>
den Wolffschen Körpern angehörende Gefä&#x017F;se mit diesen zusammen.<lb/>
Diese Gefä&#x017F;se werden zum Nebenhoden. Dadurch, da&#x017F;s diese<lb/>
sich in die Hoden weiter hineinbilden, entstehen wahrscheinlich<lb/>
die Saamengefä&#x017F;se desselben (S. 60.). Die Nieren gehen am<lb/>
sechsten Tage aus den Wolffschen Körpern hervor. Am sieben-<lb/>
ten zeigt sich die erste Spur des Harnleiters (S. 61.), die der<lb/>
Nebennieren dagegen nicht vor dem zwölften Tage (S. 62.). &#x2014;<lb/>
Der Saamen- und Eileiter zeigt sich am siebenten Tage auf der<lb/>
Oberfläche des Wolffschen Körpers, nahe dem äu&#x017F;seren Rande<lb/>
der Niere. Er wird am folgenden Tage cylindrisch, springt nach<lb/>
vorn, besonders aber nach hinten über den Wolffschen Körper<lb/>
vor (S. 63.) und mündet hinten in die Kloake (§. 77.). Das<lb/>
vordere Ende wird bei dem Weibchen schon am neunten bis<lb/>
zehnten Tage kolbiger, während es bei dem Männchen unverän-<lb/>
dert bleibt (§. 78. S. 64. 65.). Der rechte Eileiter wird je-<lb/>
doch bald wieder aufgesogen, so da&#x017F;s er schon am eilften Tage<lb/>
nur bis zur Mitte des Wolffschen Körpers geht, am dreizehnten<lb/>
Tage ihn aber gar nicht erreicht. In diesem Zustande verharrt<lb/>
er, bis er einige Wochen nach der Geburt gänzlich verschwindet<lb/>
(§. 79. 80. S. 65.). Der linke Eileiter rückt immer weiter nach<lb/>
au&#x017F;sen und erhält nach Ausbildung der <hi rendition="#i">Bursa Fabricii</hi> eine<lb/>
mehr schräge Stellung (S. 66.). Die Oeffnung im Trichter bildet<lb/>
sich am zwölften bis dreizehnten Tage. Um dieselbe Zeit erwei-<lb/>
tert sich auch das hintere Ende des Eileiters und wird allmählig<lb/>
zu dem sogenannten Uterus (S. 67.). Auch der Saamenleiter<lb/>
verkürzt sich zuerst etwas; seine hintere Abtheilung wird dage-<lb/>
gen dünner. Der Faden des Wolffschen Körpers verschwindet<lb/>
früh bei dem Männchen. Sein Saamenleiter verbindet sich aber<lb/>
so mit dem Körper, wie der Faden, welcher bei dem Weibchen<lb/>
noch lange verbleibt (S. 68.). Aus dem auf dem Wolffschen<lb/>
Körper aufliegenden Faden entspringen in früherer Zeit die Ge-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[363/0391] Geschlechts- und Harnorgane. Wolffsche Körper sich von der Kloake entfernt, schwindet jedoch bei beiden Geschlechtern im Laufe der Entwickelung ebenfalls gänzlich (§. 68. S. 55. 56.). Am sechsten Tage erscheinen die keimbereitenden Geschlechtstheile als schmale zugespitzte Strei- fen, die sich am siebenten Tage schärfer begrenzen (S. 56.). Die Hoden sind dann mehr bohnen-, die Eierstöcke mehr tafel- förmig. Der rechte Eierstock schwindet aber allmählig (§. 70. S. 57.). Am vierzehnten Tage hängen die Hoden schon durch einige den Wolffschen Körpern angehörende Gefäſse mit diesen zusammen. Diese Gefäſse werden zum Nebenhoden. Dadurch, daſs diese sich in die Hoden weiter hineinbilden, entstehen wahrscheinlich die Saamengefäſse desselben (S. 60.). Die Nieren gehen am sechsten Tage aus den Wolffschen Körpern hervor. Am sieben- ten zeigt sich die erste Spur des Harnleiters (S. 61.), die der Nebennieren dagegen nicht vor dem zwölften Tage (S. 62.). — Der Saamen- und Eileiter zeigt sich am siebenten Tage auf der Oberfläche des Wolffschen Körpers, nahe dem äuſseren Rande der Niere. Er wird am folgenden Tage cylindrisch, springt nach vorn, besonders aber nach hinten über den Wolffschen Körper vor (S. 63.) und mündet hinten in die Kloake (§. 77.). Das vordere Ende wird bei dem Weibchen schon am neunten bis zehnten Tage kolbiger, während es bei dem Männchen unverän- dert bleibt (§. 78. S. 64. 65.). Der rechte Eileiter wird je- doch bald wieder aufgesogen, so daſs er schon am eilften Tage nur bis zur Mitte des Wolffschen Körpers geht, am dreizehnten Tage ihn aber gar nicht erreicht. In diesem Zustande verharrt er, bis er einige Wochen nach der Geburt gänzlich verschwindet (§. 79. 80. S. 65.). Der linke Eileiter rückt immer weiter nach auſsen und erhält nach Ausbildung der Bursa Fabricii eine mehr schräge Stellung (S. 66.). Die Oeffnung im Trichter bildet sich am zwölften bis dreizehnten Tage. Um dieselbe Zeit erwei- tert sich auch das hintere Ende des Eileiters und wird allmählig zu dem sogenannten Uterus (S. 67.). Auch der Saamenleiter verkürzt sich zuerst etwas; seine hintere Abtheilung wird dage- gen dünner. Der Faden des Wolffschen Körpers verschwindet früh bei dem Männchen. Sein Saamenleiter verbindet sich aber so mit dem Körper, wie der Faden, welcher bei dem Weibchen noch lange verbleibt (S. 68.). Aus dem auf dem Wolffschen Körper aufliegenden Faden entspringen in früherer Zeit die Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/391
Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/391>, abgerufen am 22.11.2024.