Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.Von dem Embryo. der inneren Seite hin spitz zulaufen und mit einander convergi-ren. Es dürfte kaum etwas Interessanteres und selbst für das Auge Ergötzenderes geben, als die Genese der Harnkanälchen in der Natur zu verfolgen, und wir empfehlen sie daher einem Je- den, welcher mit den dazu absolut nothwendigen Instrumenten, besonders guten, ziemlich vergrössernden und mit weiter Focaldi- stanz versehenen Linsen ausgerüstet ist. Wir haben folgende Methode als vorzüglich brauchbar zu solchen Untersuchungen ge- funden. Es ist unablässig nothwendig, dass man, wie vorzüglich Joh. Müller (de glandulis p. 23. 24.) schon bemerkt, alle diese Theile auf schwarzem Grunde betrachte. Am vortheilhaftesten ist es, wenn sie unmittelbar auf demselben aufliegen, bei weitem zweckwidriger dagegen, wenn zwischen der dunklen Oberfläche und dem Objecte ein heller Lichtraum noch befindlich ist, wie wenn man z. B. den Gegenstand auf ein durchsichtiges Glas legt und den Reflexionsspiegel des Microscopes umkehrt. Die Theile müssen vollkommen frisch seyn, und lassen nur in diesem Zu- stande durchaus sichere Resultate zu, wiewohl bei einiger Uebung in Untersuchungen der Art sich auch aus Präparaten, welche lange Zeit in schwachen Weingeist (doch dies ist wesentlich) aufbewahrt worden, das Rechte ersehen lässt. Allein auch in ganz frischem Zustande erscheinen sie mit blossem Wasser benetzt keineswegs mit der möglichsten Schärfe. Um diese zu erlangen, bediente ich mich eines nur sehr wenig verdünnten Alkohol, den ich während der Untersuchung auf das Präparat einwirken liess. Auf diese Weise erscheinen die zarten Kanälchen von schöner milchweisser Farbe, im Gegensatz zu dem völlig schwarzen Grunde. Allein man darf dann die Untersuchung keineswegs auf- schieben, weil sich bald nach längerer Einwirkung des Alkohols das Ganze in eine weisse undurchsichtige Masse verwandelt. -- Was nun die Linsen betrifft, so müssen sie mit dem nöthigen Grade von Klarheit auch einen mässigen Blick in die Tiefe erlau- ben und zugleich wenigstens eine Focaldistanz von 1/2 Zoll haben. (Am zweckmässigsten zeigte sich uns an dem grossen Plösslschen Instrumente Ocular No. 1. und Obj. No. 1. od. Obj. No. 1. und No. 2.) Die Beleuchtung vermittelst des Selligueschen Prisma, sey es durch Sonnen- oder Kerzenlicht, nützt zwar bisweilen sehr, doch keineswegs in dem Grade, als man es im Anfange erwartet Von dem Embryo. der inneren Seite hin spitz zulaufen und mit einander convergi-ren. Es dürfte kaum etwas Interessanteres und selbst für das Auge Ergötzenderes geben, als die Genese der Harnkanälchen in der Natur zu verfolgen, und wir empfehlen sie daher einem Je- den, welcher mit den dazu absolut nothwendigen Instrumenten, besonders guten, ziemlich vergröſsernden und mit weiter Focaldi- stanz versehenen Linsen ausgerüstet ist. Wir haben folgende Methode als vorzüglich brauchbar zu solchen Untersuchungen ge- funden. Es ist unablässig nothwendig, daſs man, wie vorzüglich Joh. Müller (de glandulis p. 23. 24.) schon bemerkt, alle diese Theile auf schwarzem Grunde betrachte. Am vortheilhaftesten ist es, wenn sie unmittelbar auf demselben aufliegen, bei weitem zweckwidriger dagegen, wenn zwischen der dunklen Oberfläche und dem Objecte ein heller Lichtraum noch befindlich ist, wie wenn man z. B. den Gegenstand auf ein durchsichtiges Glas legt und den Reflexionsspiegel des Microscopes umkehrt. Die Theile müssen vollkommen frisch seyn, und lassen nur in diesem Zu- stande durchaus sichere Resultate zu, wiewohl bei einiger Uebung in Untersuchungen der Art sich auch aus Präparaten, welche lange Zeit in schwachen Weingeist (doch dies ist wesentlich) aufbewahrt worden, das Rechte ersehen läſst. Allein auch in ganz frischem Zustande erscheinen sie mit bloſsem Wasser benetzt keineswegs mit der möglichsten Schärfe. Um diese zu erlangen, bediente ich mich eines nur sehr wenig verdünnten Alkohol, den ich während der Untersuchung auf das Präparat einwirken lieſs. Auf diese Weise erscheinen die zarten Kanälchen von schöner milchweiſser Farbe, im Gegensatz zu dem völlig schwarzen Grunde. Allein man darf dann die Untersuchung keineswegs auf- schieben, weil sich bald nach längerer Einwirkung des Alkohols das Ganze in eine weiſse undurchsichtige Masse verwandelt. — Was nun die Linsen betrifft, so müssen sie mit dem nöthigen Grade von Klarheit auch einen mäſsigen Blick in die Tiefe erlau- ben und zugleich wenigstens eine Focaldistanz von ½ Zoll haben. (Am zweckmäſsigsten zeigte sich uns an dem groſsen Plöſslschen Instrumente Ocular No. 1. und Obj. No. 1. od. Obj. No. 1. und No. 2.) Die Beleuchtung vermittelst des Selligueschen Prisma, sey es durch Sonnen- oder Kerzenlicht, nützt zwar bisweilen sehr, doch keineswegs in dem Grade, als man es im Anfange erwartet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0440" n="412"/><fw place="top" type="header">Von dem Embryo.</fw><lb/> der inneren Seite hin spitz zulaufen und mit einander convergi-<lb/> ren. 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Von dem Embryo.
der inneren Seite hin spitz zulaufen und mit einander convergi-
ren. Es dürfte kaum etwas Interessanteres und selbst für das
Auge Ergötzenderes geben, als die Genese der Harnkanälchen in
der Natur zu verfolgen, und wir empfehlen sie daher einem Je-
den, welcher mit den dazu absolut nothwendigen Instrumenten,
besonders guten, ziemlich vergröſsernden und mit weiter Focaldi-
stanz versehenen Linsen ausgerüstet ist. Wir haben folgende
Methode als vorzüglich brauchbar zu solchen Untersuchungen ge-
funden. Es ist unablässig nothwendig, daſs man, wie vorzüglich
Joh. Müller (de glandulis p. 23. 24.) schon bemerkt, alle diese
Theile auf schwarzem Grunde betrachte. Am vortheilhaftesten
ist es, wenn sie unmittelbar auf demselben aufliegen, bei weitem
zweckwidriger dagegen, wenn zwischen der dunklen Oberfläche
und dem Objecte ein heller Lichtraum noch befindlich ist, wie
wenn man z. B. den Gegenstand auf ein durchsichtiges Glas legt
und den Reflexionsspiegel des Microscopes umkehrt. Die Theile
müssen vollkommen frisch seyn, und lassen nur in diesem Zu-
stande durchaus sichere Resultate zu, wiewohl bei einiger Uebung
in Untersuchungen der Art sich auch aus Präparaten, welche
lange Zeit in schwachen Weingeist (doch dies ist wesentlich)
aufbewahrt worden, das Rechte ersehen läſst. Allein auch in
ganz frischem Zustande erscheinen sie mit bloſsem Wasser benetzt
keineswegs mit der möglichsten Schärfe. Um diese zu erlangen,
bediente ich mich eines nur sehr wenig verdünnten Alkohol, den
ich während der Untersuchung auf das Präparat einwirken lieſs.
Auf diese Weise erscheinen die zarten Kanälchen von schöner
milchweiſser Farbe, im Gegensatz zu dem völlig schwarzen
Grunde. Allein man darf dann die Untersuchung keineswegs auf-
schieben, weil sich bald nach längerer Einwirkung des Alkohols
das Ganze in eine weiſse undurchsichtige Masse verwandelt. —
Was nun die Linsen betrifft, so müssen sie mit dem nöthigen
Grade von Klarheit auch einen mäſsigen Blick in die Tiefe erlau-
ben und zugleich wenigstens eine Focaldistanz von ½ Zoll haben.
(Am zweckmäſsigsten zeigte sich uns an dem groſsen Plöſslschen
Instrumente Ocular No. 1. und Obj. No. 1. od. Obj. No. 1. und
No. 2.) Die Beleuchtung vermittelst des Selligueschen Prisma,
sey es durch Sonnen- oder Kerzenlicht, nützt zwar bisweilen sehr,
doch keineswegs in dem Grade, als man es im Anfange erwartet
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