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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Nieren, Ureter und Nebennieren.
hatte. (Vgl. Annales des sc. nat. Tom. III. 1824. p. 354. bei
Joh. Müller de glandulorum structura p. 24.)

Was nun die mit kolbigen Enden versehenen Kanälchen in
der früheren Form der Nieren anbelangt, so laufen sie in meh-
reren Schichten (ob gerade in drei Lagen, wie Rathke angiebt,
war mir unmöglich auszumitteln) von der äusseren nach der in-
neren Seite convergirend zusammen. Ein Zusammenhang mit dem
schon existirenden Nierenbecken ist zuerst nicht vorhanden, son-
dern dieses und das Nierenbecken stossen vermuthlich erst später
an einander. Wenigstens konnte ich in frühester Zeit ebenso
wenig als Rathke eine Communication zwischen beiden wahrneh-
men. Zuerst sind sie, wie man aus den obigen Messungen leicht
ersehen kann, sowohl absolut als relativ zur Niere grösser als in
dem späteren Zustande. In der Folge der Entwickelung nun
werden sie länger und dünner, behalten aber noch geraume Zeit
ihre kolbigen Enden bei. Ja diese erscheinen sogar um so be-
stimmter, je mehr sie gegen die dünneren Harnkanälchen con-
trastiren (von Abbildungen s. Joh. Müller de glandulis tab. XIV.
fig.
1. und Rathke Abhandlungen Thl. II. tab. VII. fig. 11.).
Während dieser Metamorphose der ursprünglichen Kanälchen ent-
stehen neue ähnliche Kanälchen, wie es scheint, selbstständig.
Wenigstens sieht man gleichmässig mit der Vergrösserung des
Volumens auch die Harnkanälchen rasch zunehmen. Doch kann
man auf keine Weise die neu entstandenen von den alten meta-
morphosirten unterscheiden. Unterdessen hat auch das Nieren-
becken sich weiter ausgebildet. Es hat sich nämlich vergrössert
und verlängert und schickt einzelne Fortsätze in die innere Sub-
stanz der Nieren, zwischen denen Bündel von Harngefässen sich
befinden. Beide umfassen sich gegenseitig ungefähr wie die Pro-
ductionen der Placenta foetalis und materna bei den Pachy-
dermen oder wie wenn man die Finger beider Hände wechsel-
seitig in einander greifen lässt. Dadurch nun, dass diese Bildung
im Innern fortschreitet, entsteht natürlich nach innen das Nieren-
becken, nach aussen dagegen die Nierenkelche. Die Harngefässe ha-
ben dagegen nach innen zu ihre mehr gestreckte Lage erhalten und
behauptet und sind büschelförmig vereinigt zu Ferreinschen Pyrami-
den. Nach aussen haben sie sich immer mehr verlängert und ver-
schmälert, und gewinnen anfangs mehr Raum, indem des verbinden-
den Schleimgewebes immer weniger wird. Indem aber die kolbigen

Nieren, Ureter und Nebennieren.
hatte. (Vgl. Annales des sc. nat. Tom. III. 1824. p. 354. bei
Joh. Müller de glandulorum structura p. 24.)

Was nun die mit kolbigen Enden versehenen Kanälchen in
der früheren Form der Nieren anbelangt, so laufen sie in meh-
reren Schichten (ob gerade in drei Lagen, wie Rathke angiebt,
war mir unmöglich auszumitteln) von der äuſseren nach der in-
neren Seite convergirend zusammen. Ein Zusammenhang mit dem
schon existirenden Nierenbecken ist zuerst nicht vorhanden, son-
dern dieses und das Nierenbecken stoſsen vermuthlich erst später
an einander. Wenigstens konnte ich in frühester Zeit ebenso
wenig als Rathke eine Communication zwischen beiden wahrneh-
men. Zuerst sind sie, wie man aus den obigen Messungen leicht
ersehen kann, sowohl absolut als relativ zur Niere gröſser als in
dem späteren Zustande. In der Folge der Entwickelung nun
werden sie länger und dünner, behalten aber noch geraume Zeit
ihre kolbigen Enden bei. Ja diese erscheinen sogar um so be-
stimmter, je mehr sie gegen die dünneren Harnkanälchen con-
trastiren (von Abbildungen s. Joh. Müller de glandulis tab. XIV.
fig.
1. und Rathke Abhandlungen Thl. II. tab. VII. fig. 11.).
Während dieser Metamorphose der ursprünglichen Kanälchen ent-
stehen neue ähnliche Kanälchen, wie es scheint, selbstständig.
Wenigstens sieht man gleichmäſsig mit der Vergröſserung des
Volumens auch die Harnkanälchen rasch zunehmen. Doch kann
man auf keine Weise die neu entstandenen von den alten meta-
morphosirten unterscheiden. Unterdessen hat auch das Nieren-
becken sich weiter ausgebildet. Es hat sich nämlich vergröſsert
und verlängert und schickt einzelne Fortsätze in die innere Sub-
stanz der Nieren, zwischen denen Bündel von Harngefäſsen sich
befinden. Beide umfassen sich gegenseitig ungefähr wie die Pro-
ductionen der Placenta foetalis und materna bei den Pachy-
dermen oder wie wenn man die Finger beider Hände wechsel-
seitig in einander greifen läſst. Dadurch nun, daſs diese Bildung
im Innern fortschreitet, entsteht natürlich nach innen das Nieren-
becken, nach auſsen dagegen die Nierenkelche. Die Harngefäſse ha-
ben dagegen nach innen zu ihre mehr gestreckte Lage erhalten und
behauptet und sind büschelförmig vereinigt zu Ferreinschen Pyrami-
den. Nach auſsen haben sie sich immer mehr verlängert und ver-
schmälert, und gewinnen anfangs mehr Raum, indem des verbinden-
den Schleimgewebes immer weniger wird. Indem aber die kolbigen

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[413/0441] Nieren, Ureter und Nebennieren. hatte. (Vgl. Annales des sc. nat. Tom. III. 1824. p. 354. bei Joh. Müller de glandulorum structura p. 24.) Was nun die mit kolbigen Enden versehenen Kanälchen in der früheren Form der Nieren anbelangt, so laufen sie in meh- reren Schichten (ob gerade in drei Lagen, wie Rathke angiebt, war mir unmöglich auszumitteln) von der äuſseren nach der in- neren Seite convergirend zusammen. Ein Zusammenhang mit dem schon existirenden Nierenbecken ist zuerst nicht vorhanden, son- dern dieses und das Nierenbecken stoſsen vermuthlich erst später an einander. Wenigstens konnte ich in frühester Zeit ebenso wenig als Rathke eine Communication zwischen beiden wahrneh- men. Zuerst sind sie, wie man aus den obigen Messungen leicht ersehen kann, sowohl absolut als relativ zur Niere gröſser als in dem späteren Zustande. In der Folge der Entwickelung nun werden sie länger und dünner, behalten aber noch geraume Zeit ihre kolbigen Enden bei. Ja diese erscheinen sogar um so be- stimmter, je mehr sie gegen die dünneren Harnkanälchen con- trastiren (von Abbildungen s. Joh. Müller de glandulis tab. XIV. fig. 1. und Rathke Abhandlungen Thl. II. tab. VII. fig. 11.). Während dieser Metamorphose der ursprünglichen Kanälchen ent- stehen neue ähnliche Kanälchen, wie es scheint, selbstständig. Wenigstens sieht man gleichmäſsig mit der Vergröſserung des Volumens auch die Harnkanälchen rasch zunehmen. Doch kann man auf keine Weise die neu entstandenen von den alten meta- morphosirten unterscheiden. Unterdessen hat auch das Nieren- becken sich weiter ausgebildet. Es hat sich nämlich vergröſsert und verlängert und schickt einzelne Fortsätze in die innere Sub- stanz der Nieren, zwischen denen Bündel von Harngefäſsen sich befinden. Beide umfassen sich gegenseitig ungefähr wie die Pro- ductionen der Placenta foetalis und materna bei den Pachy- dermen oder wie wenn man die Finger beider Hände wechsel- seitig in einander greifen läſst. Dadurch nun, daſs diese Bildung im Innern fortschreitet, entsteht natürlich nach innen das Nieren- becken, nach auſsen dagegen die Nierenkelche. Die Harngefäſse ha- ben dagegen nach innen zu ihre mehr gestreckte Lage erhalten und behauptet und sind büschelförmig vereinigt zu Ferreinschen Pyrami- den. Nach auſsen haben sie sich immer mehr verlängert und ver- schmälert, und gewinnen anfangs mehr Raum, indem des verbinden- den Schleimgewebes immer weniger wird. Indem aber die kolbigen

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/441>, abgerufen am 22.11.2024.