stimmtheit zu erkennen vermochte, für weibliche erklärt, wozu besonders der Umstand verleitete, dass die äussere Oeffnung des Canalis uro-genitalis als Schaamöffnung, das einfache äussere Geschlechtsglied als Penis gedeutet wurde. Allein genauere Un- tersuchungen mussten auch hier bald den Irrthum aufhellen und so gelangte man vorzüglich durch die Bemühungen von Rathke, Burdach und besonders Joh. Müller dahin, dass man einsah, dass ein Typus oder vielmehr dasjenige, welches wir weiter unten die Uridee nennen werden, in beiden Geschlechtern wiederkehre und sich bei dem Männchen nur in einer anderen Richtung ausbilde, als bei dem Weibchen, dass man daher eben so wenig eine Frucht vom Anfange an geschlechtslos, als in ihrer Geschlechts- sphäre so ausgebildet nennen kann, wie es späterhin der Fall ist. Mehreres hierüber siehe unten in den Fragmenten zu einer Ge- setzlehre der Entwickelungsgeschichte.
Wahrscheinlich mit noch mehr Recht als die Geschlechtstheile selbst, gehören zu dem Gefässblatte die Blutdrüsen und vielleicht auch das System der lymphatischen Drüsen und der Lymphge- fässe. Allein da ihr erstes Sichtbarwerden in eine spätere Zeit fällt, als die drei Blätter der Keimhaut durch unmittelbare An- schauung von einander unterschieden werden können, überdiess manche von ihnen, wo nicht alle mit dem Schleimblatte in die innigste Berührung kommen, so halten wir es für zweckmässiger, sie bei diesem an den passenden Stellen und in Verbindung mit den immer dazugehörenden ausführenden Drüsen abzuhandeln. Ueberdiess könnte ihre Geschichte hier nur noch unvollständig erzählt werden und müsste daher grösstentheils nothwendiger Weise unverständlich seyn.
III. Schleimblatt.
Das Schleimblatt ist das unterste von drei Blättern der Keimhaut und liegt daher der Oberfläche des Dotters am näch- sten. Ausserdem hat der Umkreis seines Hofes, des Dotterhofes, den grössten Radius und reicht unter dem Frucht- und Gefässhofe über diese beiden hinaus. Der Gegensatz zwischen centralem Embryonaltheil und excentrischem Hüllentheil, mangelt ihm eben so wenig, als den beiden übrigen Blättern der Keimhaut. Nur wird er hier später, als bei diesen deutlicher marquirt und ist daher zuerst minder leicht kenntlich. Die Individualisirung des Embryo-
Von dem Embryo.
stimmtheit zu erkennen vermochte, für weibliche erklärt, wozu besonders der Umstand verleitete, daſs die äuſsere Oeffnung des Canalis uro-genitalis als Schaamöffnung, das einfache äuſsere Geschlechtsglied als Penis gedeutet wurde. Allein genauere Un- tersuchungen muſsten auch hier bald den Irrthum aufhellen und so gelangte man vorzüglich durch die Bemühungen von Rathke, Burdach und besonders Joh. Müller dahin, daſs man einsah, daſs ein Typus oder vielmehr dasjenige, welches wir weiter unten die Uridee nennen werden, in beiden Geschlechtern wiederkehre und sich bei dem Männchen nur in einer anderen Richtung ausbilde, als bei dem Weibchen, daſs man daher eben so wenig eine Frucht vom Anfange an geschlechtslos, als in ihrer Geschlechts- sphäre so ausgebildet nennen kann, wie es späterhin der Fall ist. Mehreres hierüber siehe unten in den Fragmenten zu einer Ge- setzlehre der Entwickelungsgeschichte.
Wahrscheinlich mit noch mehr Recht als die Geschlechtstheile selbst, gehören zu dem Gefäſsblatte die Blutdrüsen und vielleicht auch das System der lymphatischen Drüsen und der Lymphge- fäſse. Allein da ihr erstes Sichtbarwerden in eine spätere Zeit fällt, als die drei Blätter der Keimhaut durch unmittelbare An- schauung von einander unterschieden werden können, überdieſs manche von ihnen, wo nicht alle mit dem Schleimblatte in die innigste Berührung kommen, so halten wir es für zweckmäſsiger, sie bei diesem an den passenden Stellen und in Verbindung mit den immer dazugehörenden ausführenden Drüsen abzuhandeln. Ueberdieſs könnte ihre Geschichte hier nur noch unvollständig erzählt werden und müſste daher gröſstentheils nothwendiger Weise unverständlich seyn.
III. Schleimblatt.
Das Schleimblatt ist das unterste von drei Blättern der Keimhaut und liegt daher der Oberfläche des Dotters am näch- sten. Auſserdem hat der Umkreis seines Hofes, des Dotterhofes, den gröſsten Radius und reicht unter dem Frucht- und Gefäſshofe über diese beiden hinaus. Der Gegensatz zwischen centralem Embryonaltheil und excentrischem Hüllentheil, mangelt ihm eben so wenig, als den beiden übrigen Blättern der Keimhaut. Nur wird er hier später, als bei diesen deutlicher marquirt und ist daher zuerst minder leicht kenntlich. Die Individualisirung des Embryo-
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Von dem Embryo.
stimmtheit zu erkennen vermochte, für weibliche erklärt, wozu
besonders der Umstand verleitete, daſs die äuſsere Oeffnung des
Canalis uro-genitalis als Schaamöffnung, das einfache äuſsere
Geschlechtsglied als Penis gedeutet wurde. Allein genauere Un-
tersuchungen muſsten auch hier bald den Irrthum aufhellen und
so gelangte man vorzüglich durch die Bemühungen von Rathke,
Burdach und besonders Joh. Müller dahin, daſs man einsah, daſs
ein Typus oder vielmehr dasjenige, welches wir weiter unten die
Uridee nennen werden, in beiden Geschlechtern wiederkehre und
sich bei dem Männchen nur in einer anderen Richtung ausbilde,
als bei dem Weibchen, daſs man daher eben so wenig eine
Frucht vom Anfange an geschlechtslos, als in ihrer Geschlechts-
sphäre so ausgebildet nennen kann, wie es späterhin der Fall ist.
Mehreres hierüber siehe unten in den Fragmenten zu einer Ge-
setzlehre der Entwickelungsgeschichte.
Wahrscheinlich mit noch mehr Recht als die Geschlechtstheile
selbst, gehören zu dem Gefäſsblatte die Blutdrüsen und vielleicht
auch das System der lymphatischen Drüsen und der Lymphge-
fäſse. Allein da ihr erstes Sichtbarwerden in eine spätere Zeit
fällt, als die drei Blätter der Keimhaut durch unmittelbare An-
schauung von einander unterschieden werden können, überdieſs
manche von ihnen, wo nicht alle mit dem Schleimblatte in die
innigste Berührung kommen, so halten wir es für zweckmäſsiger,
sie bei diesem an den passenden Stellen und in Verbindung mit
den immer dazugehörenden ausführenden Drüsen abzuhandeln.
Ueberdieſs könnte ihre Geschichte hier nur noch unvollständig
erzählt werden und müſste daher gröſstentheils nothwendiger
Weise unverständlich seyn.
III. Schleimblatt.
Das Schleimblatt ist das unterste von drei Blättern der
Keimhaut und liegt daher der Oberfläche des Dotters am näch-
sten. Auſserdem hat der Umkreis seines Hofes, des Dotterhofes,
den gröſsten Radius und reicht unter dem Frucht- und Gefäſshofe
über diese beiden hinaus. Der Gegensatz zwischen centralem
Embryonaltheil und excentrischem Hüllentheil, mangelt ihm eben
so wenig, als den beiden übrigen Blättern der Keimhaut. Nur
wird er hier später, als bei diesen deutlicher marquirt und ist daher
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/454>, abgerufen am 22.11.2024.
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