b. Der Magen. -- Wir haben schon oben über die früheste Entste- hung des Magens berichtet und zugleich angemerkt, dass er in der er- sten Zeit senkrecht gestellt sey. Er ist anfangs eine etwas ungleiche Erweiterung des Anfangdarmes. Doch scheint selbst von der er- sten Zeit an die linke Seite desselben etwas zu prävaliren. Im Ganzen hat er zuerst eine mehr längliche Form, welche später mehr in das Rundliche übergeht, so dass er dann nach Meckel (Arch. III. S. 72.) selbst rundlicher ist, als in der folgenden Fö- tuszeit und in dem Erwachsenen. Ehe er noch aus der senk- rechten Lage in die wagerechte übergeht, lässt sich schon an ihm die grosse Curvatur von der kleinen unterscheiden. Die erstere hat schon einen nach aussen convexen Rand und liegt nach der linken Seite zu, die andere ist mit einem äusseren concaven Rande versehen und gegen die rechte Seite hin gerichtet. Die Cardia ist dann von aussen deutlicher zu erkennen, als der Pylorus. Denn nach hinten setzt sich der Magen mehr unmittelbar und allmählig in ein kurzes Darmstück, das Rudiment des Duodenum fort. Die erste Spur des fundus ventriculi entsteht schon bei noch senkrechter Lage des Magens. Nun geht dieser aus der longi- tudinellen Richtung in eine mehr schiefe und zuletzt transverselle über. Zuerst geschieht dieses an dem Pförtnerende, welches sich sowohl von links nach rechts, als auch von hinten nach vorn wendet. Die der Cardia nähere Hälfte folgt bald nach, doch geht sie offenbar später, als die Pylorushälfte in diese Lagenverände- rung ein. Durch die letztere wird aber die kleine Curvatur be- sonders schärfer. Der Blindsack wird immer mehr ausgebildet und ist dann verhältnissmässig stärker, als in irgend einem späte- ren Zustande. Interessant ist auch noch die Entwickelungsge- schichte des Magens der Wiederkäuer, welche bekanntlich im ausgebildeten Zustande vier Magen besitzen. So lange ihr Magen senkrecht steht, ist er durch zwei quere Einschnitte in drei Ta- schen getheilt, von denen die mittlere die grösste ist. Sie schnü- ren sich nun mehr von einander ab, und die mittlere zerfällt wie- derum in zwei Abtheilungen, so dass endlich auf diese Weise die vier Magen der Wiederkäuer gebildet werden. Das Speciellere hierüber s. bei Meckel in s. Arch. III. S. 75. 76.
c. Das Duodenum. -- Seine vordere Grenze verfliesst an- fangs mehr mit der Pylorushälfte des Magens, seine hintere da- gegen wird durch die Windungsstelle des Mitteldarmes frühzeitig
Darmkanal.
b. Der Magen. — Wir haben schon oben über die früheste Entste- hung des Magens berichtet und zugleich angemerkt, daſs er in der er- sten Zeit senkrecht gestellt sey. Er ist anfangs eine etwas ungleiche Erweiterung des Anfangdarmes. Doch scheint selbst von der er- sten Zeit an die linke Seite desselben etwas zu prävaliren. Im Ganzen hat er zuerst eine mehr längliche Form, welche später mehr in das Rundliche übergeht, so daſs er dann nach Meckel (Arch. III. S. 72.) selbst rundlicher ist, als in der folgenden Fö- tuszeit und in dem Erwachsenen. Ehe er noch aus der senk- rechten Lage in die wagerechte übergeht, läſst sich schon an ihm die groſse Curvatur von der kleinen unterscheiden. Die erstere hat schon einen nach auſsen convexen Rand und liegt nach der linken Seite zu, die andere ist mit einem äuſseren concaven Rande versehen und gegen die rechte Seite hin gerichtet. Die Cardia ist dann von auſsen deutlicher zu erkennen, als der Pylorus. Denn nach hinten setzt sich der Magen mehr unmittelbar und allmählig in ein kurzes Darmstück, das Rudiment des Duodenum fort. Die erste Spur des fundus ventriculi entsteht schon bei noch senkrechter Lage des Magens. Nun geht dieser aus der longi- tudinellen Richtung in eine mehr schiefe und zuletzt transverselle über. Zuerst geschieht dieses an dem Pförtnerende, welches sich sowohl von links nach rechts, als auch von hinten nach vorn wendet. Die der Cardia nähere Hälfte folgt bald nach, doch geht sie offenbar später, als die Pylorushälfte in diese Lagenverände- rung ein. Durch die letztere wird aber die kleine Curvatur be- sonders schärfer. Der Blindsack wird immer mehr ausgebildet und ist dann verhältniſsmäſsig stärker, als in irgend einem späte- ren Zustande. Interessant ist auch noch die Entwickelungsge- schichte des Magens der Wiederkäuer, welche bekanntlich im ausgebildeten Zustande vier Magen besitzen. So lange ihr Magen senkrecht steht, ist er durch zwei quere Einschnitte in drei Ta- schen getheilt, von denen die mittlere die gröſste ist. Sie schnü- ren sich nun mehr von einander ab, und die mittlere zerfällt wie- derum in zwei Abtheilungen, so daſs endlich auf diese Weise die vier Magen der Wiederkäuer gebildet werden. Das Speciellere hierüber s. bei Meckel in s. Arch. III. S. 75. 76.
c. Das Duodenum. — Seine vordere Grenze verflieſst an- fangs mehr mit der Pylorushälfte des Magens, seine hintere da- gegen wird durch die Windungsstelle des Mitteldarmes frühzeitig
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Darmkanal.
b. Der Magen. — Wir haben schon oben über die früheste Entste-
hung des Magens berichtet und zugleich angemerkt, daſs er in der er-
sten Zeit senkrecht gestellt sey. Er ist anfangs eine etwas ungleiche
Erweiterung des Anfangdarmes. Doch scheint selbst von der er-
sten Zeit an die linke Seite desselben etwas zu prävaliren. Im
Ganzen hat er zuerst eine mehr längliche Form, welche später
mehr in das Rundliche übergeht, so daſs er dann nach Meckel
(Arch. III. S. 72.) selbst rundlicher ist, als in der folgenden Fö-
tuszeit und in dem Erwachsenen. Ehe er noch aus der senk-
rechten Lage in die wagerechte übergeht, läſst sich schon an ihm
die groſse Curvatur von der kleinen unterscheiden. Die erstere
hat schon einen nach auſsen convexen Rand und liegt nach der
linken Seite zu, die andere ist mit einem äuſseren concaven Rande
versehen und gegen die rechte Seite hin gerichtet. Die Cardia
ist dann von auſsen deutlicher zu erkennen, als der Pylorus.
Denn nach hinten setzt sich der Magen mehr unmittelbar und
allmählig in ein kurzes Darmstück, das Rudiment des Duodenum
fort. Die erste Spur des fundus ventriculi entsteht schon bei
noch senkrechter Lage des Magens. Nun geht dieser aus der longi-
tudinellen Richtung in eine mehr schiefe und zuletzt transverselle
über. Zuerst geschieht dieses an dem Pförtnerende, welches sich
sowohl von links nach rechts, als auch von hinten nach vorn
wendet. Die der Cardia nähere Hälfte folgt bald nach, doch geht
sie offenbar später, als die Pylorushälfte in diese Lagenverände-
rung ein. Durch die letztere wird aber die kleine Curvatur be-
sonders schärfer. Der Blindsack wird immer mehr ausgebildet
und ist dann verhältniſsmäſsig stärker, als in irgend einem späte-
ren Zustande. Interessant ist auch noch die Entwickelungsge-
schichte des Magens der Wiederkäuer, welche bekanntlich im
ausgebildeten Zustande vier Magen besitzen. So lange ihr Magen
senkrecht steht, ist er durch zwei quere Einschnitte in drei Ta-
schen getheilt, von denen die mittlere die gröſste ist. Sie schnü-
ren sich nun mehr von einander ab, und die mittlere zerfällt wie-
derum in zwei Abtheilungen, so daſs endlich auf diese Weise die
vier Magen der Wiederkäuer gebildet werden. Das Speciellere
hierüber s. bei Meckel in s. Arch. III. S. 75. 76.
c. Das Duodenum. — Seine vordere Grenze verflieſst an-
fangs mehr mit der Pylorushälfte des Magens, seine hintere da-
gegen wird durch die Windungsstelle des Mitteldarmes frühzeitig
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/481>, abgerufen am 22.11.2024.
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