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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Einfurchungsbildungen. Mund.
schen dem künftigen Nasenloche und dem gegen die Mundhöhle
gekehrten Theile. Nasen- und Mundhöhle sind anfangs gar nicht
von einander geschieden. Das Gaumengewölbe aber ist ursprüng-
lich der Länge nach gespalten und seine Hälften sind Productio-
nen der Oberkieferparthieen des Kopfes. -- Was nun die spe-
ciellen Beobachtungen bei dem Menschen betrifft, so fand Joh
Müller (Meck. Arch. 1830. S. 428.) bei einem sieben Linien lan-
gen Embryo zwischen den Augen einen hervorragenden dreiecki-
gen Lappen, ohne Zweifel wohl Rathke's Nasenfortsatz der Stirn-
wand. Nach Burdach (Physiol. II. S. 467.) fällt die Bildung des
Gaumens in den dritten Monat. Die Nasenlöcher sind nach ihm
in der sechsten Woche nur verdünnte Hautstellen (Gruben?); in
der siebenten dagegen kleine, durch einen breiten Mitteltheil ge-
trennte und wegen Kürze der Oberlippe dem Munde nahe lie-
gende Oeffnungen. In der achten Woche aber erhebt sich
die Nase als ein Wulst, welcher in der folgenden Woche noch
niedrig und sehr breit ist. Nun werden die Nasenlöcher durch
einen hautartigen Pfropf geschlossen, welcher bis zu dem fünften
Monate verharrt. Um diese Zeit entfernt sich auch durch Ver-
grösserung der Oberlippe die Distanz der Nase von dem Munde.
Im siebenten Monate (S. 468.) wird die Scheidewand schmäler
und die Nasenlöcher rücken einander näher. Die Nasenhöhle
selbst bleibt eng; die Stirn- und Keilbeinhöhlen sind ganz, die
Oberkieferhöhlen aber nur wenig im Fötus entwickelt. Die Na-
senlöcher dagegen (Danz II. S. 43.) sind in der ersten Hälfte des
Fruchtlebens sehr weit offen. Die senkrechte Dimension der
Nase (Hildebrandts Anat. v. E. H. Weber IV. S. 115.) ist kleiner,
als alle anderen Dimensionen.

b. Mund.

Wir haben es oben gesehen, dass zuerst das vordere Ende
des Speisekanales blind geschlossen ist. Indem nun so noch
alle wahre Mundöffnung fehlt, rückt allmählig dasselbe immer
mehr nach vorn. Derjenige Theil aber, welcher der wahren
Mundhöhle entspricht, ist zuerst nur eine vertiefte oder abge-
setzte Stelle der Bauchfläche des Embryo. Da jedoch später die
Bauchplatten am Halse in Form rippenartiger Fortsätze jederseits
als Oberkieferparthieen und Kiemenbogen einander entgegenwach-
sen und sich zuletzt in der Mittellinie vereinigen, so entsteht

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Einfurchungsbildungen. Mund.
schen dem künftigen Nasenloche und dem gegen die Mundhöhle
gekehrten Theile. Nasen- und Mundhöhle sind anfangs gar nicht
von einander geschieden. Das Gaumengewölbe aber ist ursprüng-
lich der Länge nach gespalten und seine Hälften sind Productio-
nen der Oberkieferparthieen des Kopfes. — Was nun die spe-
ciellen Beobachtungen bei dem Menschen betrifft, so fand Joh
Müller (Meck. Arch. 1830. S. 428.) bei einem sieben Linien lan-
gen Embryo zwischen den Augen einen hervorragenden dreiecki-
gen Lappen, ohne Zweifel wohl Rathke’s Nasenfortsatz der Stirn-
wand. Nach Burdach (Physiol. II. S. 467.) fällt die Bildung des
Gaumens in den dritten Monat. Die Nasenlöcher sind nach ihm
in der sechsten Woche nur verdünnte Hautstellen (Gruben?); in
der siebenten dagegen kleine, durch einen breiten Mitteltheil ge-
trennte und wegen Kürze der Oberlippe dem Munde nahe lie-
gende Oeffnungen. In der achten Woche aber erhebt sich
die Nase als ein Wulst, welcher in der folgenden Woche noch
niedrig und sehr breit ist. Nun werden die Nasenlöcher durch
einen hautartigen Pfropf geschlossen, welcher bis zu dem fünften
Monate verharrt. Um diese Zeit entfernt sich auch durch Ver-
gröſserung der Oberlippe die Distanz der Nase von dem Munde.
Im siebenten Monate (S. 468.) wird die Scheidewand schmäler
und die Nasenlöcher rücken einander näher. Die Nasenhöhle
selbst bleibt eng; die Stirn- und Keilbeinhöhlen sind ganz, die
Oberkieferhöhlen aber nur wenig im Fötus entwickelt. Die Na-
senlöcher dagegen (Danz II. S. 43.) sind in der ersten Hälfte des
Fruchtlebens sehr weit offen. Die senkrechte Dimension der
Nase (Hildebrandts Anat. v. E. H. Weber IV. S. 115.) ist kleiner,
als alle anderen Dimensionen.

b. Mund.

Wir haben es oben gesehen, daſs zuerst das vordere Ende
des Speisekanales blind geschlossen ist. Indem nun so noch
alle wahre Mundöffnung fehlt, rückt allmählig dasselbe immer
mehr nach vorn. Derjenige Theil aber, welcher der wahren
Mundhöhle entspricht, ist zuerst nur eine vertiefte oder abge-
setzte Stelle der Bauchfläche des Embryo. Da jedoch später die
Bauchplatten am Halse in Form rippenartiger Fortsätze jederseits
als Oberkieferparthieen und Kiemenbogen einander entgegenwach-
sen und sich zuletzt in der Mittellinie vereinigen, so entsteht

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[481/0509] Einfurchungsbildungen. Mund. schen dem künftigen Nasenloche und dem gegen die Mundhöhle gekehrten Theile. Nasen- und Mundhöhle sind anfangs gar nicht von einander geschieden. Das Gaumengewölbe aber ist ursprüng- lich der Länge nach gespalten und seine Hälften sind Productio- nen der Oberkieferparthieen des Kopfes. — Was nun die spe- ciellen Beobachtungen bei dem Menschen betrifft, so fand Joh Müller (Meck. Arch. 1830. S. 428.) bei einem sieben Linien lan- gen Embryo zwischen den Augen einen hervorragenden dreiecki- gen Lappen, ohne Zweifel wohl Rathke’s Nasenfortsatz der Stirn- wand. Nach Burdach (Physiol. II. S. 467.) fällt die Bildung des Gaumens in den dritten Monat. Die Nasenlöcher sind nach ihm in der sechsten Woche nur verdünnte Hautstellen (Gruben?); in der siebenten dagegen kleine, durch einen breiten Mitteltheil ge- trennte und wegen Kürze der Oberlippe dem Munde nahe lie- gende Oeffnungen. In der achten Woche aber erhebt sich die Nase als ein Wulst, welcher in der folgenden Woche noch niedrig und sehr breit ist. Nun werden die Nasenlöcher durch einen hautartigen Pfropf geschlossen, welcher bis zu dem fünften Monate verharrt. Um diese Zeit entfernt sich auch durch Ver- gröſserung der Oberlippe die Distanz der Nase von dem Munde. Im siebenten Monate (S. 468.) wird die Scheidewand schmäler und die Nasenlöcher rücken einander näher. Die Nasenhöhle selbst bleibt eng; die Stirn- und Keilbeinhöhlen sind ganz, die Oberkieferhöhlen aber nur wenig im Fötus entwickelt. Die Na- senlöcher dagegen (Danz II. S. 43.) sind in der ersten Hälfte des Fruchtlebens sehr weit offen. Die senkrechte Dimension der Nase (Hildebrandts Anat. v. E. H. Weber IV. S. 115.) ist kleiner, als alle anderen Dimensionen. b. Mund. Wir haben es oben gesehen, daſs zuerst das vordere Ende des Speisekanales blind geschlossen ist. Indem nun so noch alle wahre Mundöffnung fehlt, rückt allmählig dasselbe immer mehr nach vorn. Derjenige Theil aber, welcher der wahren Mundhöhle entspricht, ist zuerst nur eine vertiefte oder abge- setzte Stelle der Bauchfläche des Embryo. Da jedoch später die Bauchplatten am Halse in Form rippenartiger Fortsätze jederseits als Oberkieferparthieen und Kiemenbogen einander entgegenwach- sen und sich zuletzt in der Mittellinie vereinigen, so entsteht 31

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/509>, abgerufen am 22.11.2024.