schwindet. Die Seitentheile des Letzteren oder die Hörner des künftigen Zungenbeines erscheinen dann an den mittleren Theil des hinteren Halbgürtels beweglich angeheftet. Gleichzeitig bie- gen sich nun die beiden hinteren Hörner des Zungenbeines nach hinten und entfernen sich daher von den vorderen. Das Zungen- bein der Säugethiere entsteht also nicht bloss aus einem Körper- theile, welcher dem Theile analog ist, aus welchem es sich bei den Schlangen und Vögeln bildet (der hinteren Abtheilung des durch Verschmelzung der beiden ersten Kiemenbogen entstande- nen Halbgürtels), sondern auch aus einem demjenigen ähnlichen Körpertheile, aus welchem das erste Kiemenpaar der Gräthenfische entsteht (dem hinteren, dem dritten Kiemenbogen angehörenden Halbgürtel). Vgl. ausserdem die Entwickelung des Gehörorganes oben S. 214. 15.
B. Ausstülpungsbildungen.
a. Das Lungensystem.
Ueber die Entwickelung des Lungensystemes am bebrüteten Hühnchen haben besonders Rathke (über die Entwickelung der Athemwerkzeuge bei Vögeln und Säugethieren (erste Hälfte S. 162--190.) in den Nov. Act. Ac. N. C. Tom. XIV. 1. S. 162 --216.) und v. Bär (über Entwickelungsgeschichte der Thiere und in Burdachs Physiologie II.) ihre Beobachtungen bekannt ge- macht. -- Die Höhlung, in welche die Kiemenspalten führen und die nach vorn von den Kiemenbogen umschlossen wird, ist. wie wir oben gesehen haben, Rachenhöhle und setzt sich unmittelbar in die Höhle der Speiseröhre fort. Zur Erläuterung von manchen schon oben berührten Punkten sowohl, als zum besseren Ver- ständniss des Folgenden müssen wir aber zuvörderst die verschie- denen Verhältnisse des serösen und des Schleimblattes in Erwä- gung ziehen. Wir haben es schon früher angeführt, dass die Kiemenhöhlenwandung sowohl aus dem Schleim- als aus dem serösen Blatte besteht, und dass anfangs die Kiemenspalten beide Blätter durchbohren, dass die Oeffnung, welche dem serösen Blatte angehört nur etwas breiter ist, als diejenige, welche das Schleim- blatt angeht. Nun erfolgt aber in der Richtung von hinten nach vorn eine Trennung und Abschliessung des Schleimblattes, von dem serösen Blatte. Dieses wird durch folgende Momente be- wirkt. 1. Die Rachenhöhle weicht immer mehr nach vorn,
Ausstülpungsbildungen. Lungensystem.
schwindet. Die Seitentheile des Letzteren oder die Hörner des künftigen Zungenbeines erscheinen dann an den mittleren Theil des hinteren Halbgürtels beweglich angeheftet. Gleichzeitig bie- gen sich nun die beiden hinteren Hörner des Zungenbeines nach hinten und entfernen sich daher von den vorderen. Das Zungen- bein der Säugethiere entsteht also nicht bloſs aus einem Körper- theile, welcher dem Theile analog ist, aus welchem es sich bei den Schlangen und Vögeln bildet (der hinteren Abtheilung des durch Verschmelzung der beiden ersten Kiemenbogen entstande- nen Halbgürtels), sondern auch aus einem demjenigen ähnlichen Körpertheile, aus welchem das erste Kiemenpaar der Gräthenfische entsteht (dem hinteren, dem dritten Kiemenbogen angehörenden Halbgürtel). Vgl. auſserdem die Entwickelung des Gehörorganes oben S. 214. 15.
B. Ausstülpungsbildungen.
a. Das Lungensystem.
Ueber die Entwickelung des Lungensystemes am bebrüteten Hühnchen haben besonders Rathke (über die Entwickelung der Athemwerkzeuge bei Vögeln und Säugethieren (erste Hälfte S. 162—190.) in den Nov. Act. Ac. N. C. Tom. XIV. 1. S. 162 —216.) und v. Bär (über Entwickelungsgeschichte der Thiere und in Burdachs Physiologie II.) ihre Beobachtungen bekannt ge- macht. — Die Höhlung, in welche die Kiemenspalten führen und die nach vorn von den Kiemenbogen umschlossen wird, ist. wie wir oben gesehen haben, Rachenhöhle und setzt sich unmittelbar in die Höhle der Speiseröhre fort. Zur Erläuterung von manchen schon oben berührten Punkten sowohl, als zum besseren Ver- ständniſs des Folgenden müssen wir aber zuvörderst die verschie- denen Verhältnisse des serösen und des Schleimblattes in Erwä- gung ziehen. Wir haben es schon früher angeführt, daſs die Kiemenhöhlenwandung sowohl aus dem Schleim- als aus dem serösen Blatte besteht, und daſs anfangs die Kiemenspalten beide Blätter durchbohren, daſs die Oeffnung, welche dem serösen Blatte angehört nur etwas breiter ist, als diejenige, welche das Schleim- blatt angeht. Nun erfolgt aber in der Richtung von hinten nach vorn eine Trennung und Abschlieſsung des Schleimblattes, von dem serösen Blatte. Dieses wird durch folgende Momente be- wirkt. 1. Die Rachenhöhle weicht immer mehr nach vorn,
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Ausstülpungsbildungen. Lungensystem.
schwindet. Die Seitentheile des Letzteren oder die Hörner des
künftigen Zungenbeines erscheinen dann an den mittleren Theil
des hinteren Halbgürtels beweglich angeheftet. Gleichzeitig bie-
gen sich nun die beiden hinteren Hörner des Zungenbeines nach
hinten und entfernen sich daher von den vorderen. Das Zungen-
bein der Säugethiere entsteht also nicht bloſs aus einem Körper-
theile, welcher dem Theile analog ist, aus welchem es sich bei
den Schlangen und Vögeln bildet (der hinteren Abtheilung des
durch Verschmelzung der beiden ersten Kiemenbogen entstande-
nen Halbgürtels), sondern auch aus einem demjenigen ähnlichen
Körpertheile, aus welchem das erste Kiemenpaar der Gräthenfische
entsteht (dem hinteren, dem dritten Kiemenbogen angehörenden
Halbgürtel). Vgl. auſserdem die Entwickelung des Gehörorganes
oben S. 214. 15.
B. Ausstülpungsbildungen.
a. Das Lungensystem.
Ueber die Entwickelung des Lungensystemes am bebrüteten
Hühnchen haben besonders Rathke (über die Entwickelung der
Athemwerkzeuge bei Vögeln und Säugethieren (erste Hälfte S.
162—190.) in den Nov. Act. Ac. N. C. Tom. XIV. 1. S. 162
—216.) und v. Bär (über Entwickelungsgeschichte der Thiere
und in Burdachs Physiologie II.) ihre Beobachtungen bekannt ge-
macht. — Die Höhlung, in welche die Kiemenspalten führen und
die nach vorn von den Kiemenbogen umschlossen wird, ist. wie wir
oben gesehen haben, Rachenhöhle und setzt sich unmittelbar in
die Höhle der Speiseröhre fort. Zur Erläuterung von manchen
schon oben berührten Punkten sowohl, als zum besseren Ver-
ständniſs des Folgenden müssen wir aber zuvörderst die verschie-
denen Verhältnisse des serösen und des Schleimblattes in Erwä-
gung ziehen. Wir haben es schon früher angeführt, daſs die
Kiemenhöhlenwandung sowohl aus dem Schleim- als aus dem
serösen Blatte besteht, und daſs anfangs die Kiemenspalten beide
Blätter durchbohren, daſs die Oeffnung, welche dem serösen Blatte
angehört nur etwas breiter ist, als diejenige, welche das Schleim-
blatt angeht. Nun erfolgt aber in der Richtung von hinten nach
vorn eine Trennung und Abschlieſsung des Schleimblattes, von
dem serösen Blatte. Dieses wird durch folgende Momente be-
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/523>, abgerufen am 22.11.2024.
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