Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.Von dem Embryo. während der Theil des Halses, welcher die Speiseröhre enthält,sich immer mehr verlängert. Der Osophagus schliesst sich so gänzlich ab und daher wird der Theil des Schleimblattes, wel- cher den hintersten Kiemenbogen angehörte, von dem serösen Antheile derselben getrennt. 2. Aus dem Antheile des serösen Blattes, welcher den beiden vorderen Kiemenbogen angehört, ent- steht die grössere Abtheilung der Muskulatur und der Haut des Halses, so wie der Unterkiefer und das Zungenbein, und daher wird der Zwischenraum zwischen der Grösse der Schleimhaut- fläche und äusserer Oberfläche des Halses (an der Bauchseite und den Seitenwandungen hin) immer bedeutender. 3. Aus dem Schleimblatte selbst entstehen als Productionen Kehlkopf und Lungen und daher rückt das Urgebilde des Schleimblattes selbst ganz an die Wirbelsäule. Auf und neben ihm liegen sodann so- wohl seine eigenen Productionen, als auch die metamorphosirten Theile der früher mit ihm innig verbundenen Abtheilung des se- rösen Blattes. -- Wenn nun bei dem Hühnchen noch die vier Kiemenspalten offen sind, die Abgrenzung des serösen Blattes und des Schleimblattes nach hinten aber schon begonnen hat, so schwillt die der Bauchseite zugekehrte Wandung der Speiseröhre an. Rathke (l. c. S. 169.) fand diese Anschwellung bald gleich- mässig dick, bald an den Seiten dicker, als in der Mitte. v. Bär (l. c. S. 61. bei Burdach S. 291.) sah sie von Anfang an als zwei Höckerchen von noch nicht 1/4 Linie Höhe, von denen jedes eine kurze, kegelförmige Höhle enthielt, die in die Speiseröhre mündete. Die Anschwellung ist zuerst von der Speiseröhre selbst nicht bestimmt geschieden, sondern geht unmittelbar in sie über. Nun sondern sich die Hökerchen, die Rudimente der Lungen, im- mer mehr von dem Speisekanale, und an der Stelle, wo sie zu- sammenfliessen, zieht sich ein einfaches Gebilde, die künftige Luftröhre, länger aus (Rathke S. 170. v. Bär Entw.gesch. S. 70. bei Burdach S. 300.). Die Röhre in jedem Lungenflügel erhält an ihrem Ende eine kugliche, blinde Anschwellung. Beide Röh- ren oder Bronchien stossen an ihrer Ursprungsstelle zu der ein- fachen Luftröhre zusammen (v. Bär l. c.). Diese ist jedoch noch sehr kurz (nach Bär 1/6 Linie lang). Nun trennen sich die Ath- mungsorgane von der Speiseröhre von hinten nach vorn, d. h. die Lungen zuerst und dann die Luftröhre (Rathke S. 172. 175. Bär S. 80. bei Burdach S. 312.). Die Luftröhre hat sich mehr ver-
Von dem Embryo. während der Theil des Halses, welcher die Speiseröhre enthält,sich immer mehr verlängert. Der Osophagus schlieſst sich so gänzlich ab und daher wird der Theil des Schleimblattes, wel- cher den hintersten Kiemenbogen angehörte, von dem serösen Antheile derselben getrennt. 2. Aus dem Antheile des serösen Blattes, welcher den beiden vorderen Kiemenbogen angehört, ent- steht die gröſsere Abtheilung der Muskulatur und der Haut des Halses, so wie der Unterkiefer und das Zungenbein, und daher wird der Zwischenraum zwischen der Gröſse der Schleimhaut- fläche und äuſserer Oberfläche des Halses (an der Bauchseite und den Seitenwandungen hin) immer bedeutender. 3. Aus dem Schleimblatte selbst entstehen als Productionen Kehlkopf und Lungen und daher rückt das Urgebilde des Schleimblattes selbst ganz an die Wirbelsäule. Auf und neben ihm liegen sodann so- wohl seine eigenen Productionen, als auch die metamorphosirten Theile der früher mit ihm innig verbundenen Abtheilung des se- rösen Blattes. — Wenn nun bei dem Hühnchen noch die vier Kiemenspalten offen sind, die Abgrenzung des serösen Blattes und des Schleimblattes nach hinten aber schon begonnen hat, so schwillt die der Bauchseite zugekehrte Wandung der Speiseröhre an. Rathke (l. c. S. 169.) fand diese Anschwellung bald gleich- mäſsig dick, bald an den Seiten dicker, als in der Mitte. v. Bär (l. c. S. 61. bei Burdach S. 291.) sah sie von Anfang an als zwei Höckerchen von noch nicht ¼ Linie Höhe, von denen jedes eine kurze, kegelförmige Höhle enthielt, die in die Speiseröhre mündete. Die Anschwellung ist zuerst von der Speiseröhre selbst nicht bestimmt geschieden, sondern geht unmittelbar in sie über. Nun sondern sich die Hökerchen, die Rudimente der Lungen, im- mer mehr von dem Speisekanale, und an der Stelle, wo sie zu- sammenflieſsen, zieht sich ein einfaches Gebilde, die künftige Luftröhre, länger aus (Rathke S. 170. v. Bär Entw.gesch. S. 70. bei Burdach S. 300.). Die Röhre in jedem Lungenflügel erhält an ihrem Ende eine kugliche, blinde Anschwellung. Beide Röh- ren oder Bronchien stoſsen an ihrer Ursprungsstelle zu der ein- fachen Luftröhre zusammen (v. Bär l. c.). Diese ist jedoch noch sehr kurz (nach Bär ⅙ Linie lang). Nun trennen sich die Ath- mungsorgane von der Speiseröhre von hinten nach vorn, d. h. die Lungen zuerst und dann die Luftröhre (Rathke S. 172. 175. Bär S. 80. bei Burdach S. 312.). Die Luftröhre hat sich mehr ver-
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Von dem Embryo.
während der Theil des Halses, welcher die Speiseröhre enthält,
sich immer mehr verlängert. Der Osophagus schlieſst sich so
gänzlich ab und daher wird der Theil des Schleimblattes, wel-
cher den hintersten Kiemenbogen angehörte, von dem serösen
Antheile derselben getrennt. 2. Aus dem Antheile des serösen
Blattes, welcher den beiden vorderen Kiemenbogen angehört, ent-
steht die gröſsere Abtheilung der Muskulatur und der Haut des
Halses, so wie der Unterkiefer und das Zungenbein, und daher
wird der Zwischenraum zwischen der Gröſse der Schleimhaut-
fläche und äuſserer Oberfläche des Halses (an der Bauchseite und
den Seitenwandungen hin) immer bedeutender. 3. Aus dem
Schleimblatte selbst entstehen als Productionen Kehlkopf und
Lungen und daher rückt das Urgebilde des Schleimblattes selbst
ganz an die Wirbelsäule. Auf und neben ihm liegen sodann so-
wohl seine eigenen Productionen, als auch die metamorphosirten
Theile der früher mit ihm innig verbundenen Abtheilung des se-
rösen Blattes. — Wenn nun bei dem Hühnchen noch die vier
Kiemenspalten offen sind, die Abgrenzung des serösen Blattes
und des Schleimblattes nach hinten aber schon begonnen hat, so
schwillt die der Bauchseite zugekehrte Wandung der Speiseröhre
an. Rathke (l. c. S. 169.) fand diese Anschwellung bald gleich-
mäſsig dick, bald an den Seiten dicker, als in der Mitte. v. Bär
(l. c. S. 61. bei Burdach S. 291.) sah sie von Anfang an als
zwei Höckerchen von noch nicht ¼ Linie Höhe, von denen jedes
eine kurze, kegelförmige Höhle enthielt, die in die Speiseröhre
mündete. Die Anschwellung ist zuerst von der Speiseröhre selbst
nicht bestimmt geschieden, sondern geht unmittelbar in sie über.
Nun sondern sich die Hökerchen, die Rudimente der Lungen, im-
mer mehr von dem Speisekanale, und an der Stelle, wo sie zu-
sammenflieſsen, zieht sich ein einfaches Gebilde, die künftige
Luftröhre, länger aus (Rathke S. 170. v. Bär Entw.gesch. S. 70.
bei Burdach S. 300.). Die Röhre in jedem Lungenflügel erhält
an ihrem Ende eine kugliche, blinde Anschwellung. Beide Röh-
ren oder Bronchien stoſsen an ihrer Ursprungsstelle zu der ein-
fachen Luftröhre zusammen (v. Bär l. c.). Diese ist jedoch noch
sehr kurz (nach Bär ⅙ Linie lang). Nun trennen sich die Ath-
mungsorgane von der Speiseröhre von hinten nach vorn, d. h.
die Lungen zuerst und dann die Luftröhre (Rathke S. 172. 175.
Bär S. 80. bei Burdach S. 312.). Die Luftröhre hat sich mehr
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