Nach Huschke (Isis 1826. S. 621. 1827. S. 403.) entsteht sie aus den vordersten Halskiemen, welches jedoch Rathke's Beobach- tungen gemäss sehr zweifelhaft ist. Nach diesem (Nov. Act. Ac. N. C. T. XIV. 1. S. 208.) erscheint sie bei Schweinen um die- selbe Zeit, in welcher sich die Ringe der Luftröhre bilden, und entwickelt sich sehr rasch, so dass sie bald den Theil der Luft- röhre bedeckt, welcher sich zwischen Kehlkopf und Sternum be- findet. Bei dem Schaafe, wo sie doppelt ist, liegen beide anfangs dicht an einander und rücken später erst auseinander. Diesem scheinen die an dem Menschen gemachten Beobachtungen entge- gengesetzt zu seyn. So giebt Meckel (Anat. IV. S. 451.) an, dass die Schilddrüse anfangs aus zwei von einander getrennten Lappen bestehe, und Fleischmann (de chondrogenesi p. 5.) beschreibt sie auch so aus einem viermonatlichen, männlichen Embryo. Nur war sie da in der Mitte schon vereint. Sie ist im Fötus grösser verhältnissmässig und blutreicher, als im Erwachsenen. Ihre Blut- gefässe werden von der Carotis aus sehr leicht gefüllt. Sie um- geben in zierlichen Netzen jedes Läppchen derselben und haben in jedem derselben ganz die Conformation, wie sie Huschke aus der Carotidendrüse der Frösche abgebildet hat.
2. Thymus.
Dieses räthselhafte, für das kindliche Leben, wie es scheint, grösstentheils berechnete, in dem vordersten Theile der Brust- höhle befindliche und nach dem Halse hin sich erstreckende Or- gan hat die Aufmerksamkeit der Naturforscher mit Recht in ho- hem Grade auf sich gezogen, wiewohl trotz aller bisherigen Be- mühungen mehr ihre äussere Form, als ihre innere Structur ent- räthselt ist. Die ältesten Beobachter kannten sie schon und be- schrieben sie mehr oder minder richtig nach ihrem Aeusseren. Im vorigen Jahrhundert suchte man besonders an ihr einen Aus- führungsgang auszufinden, wie sich dieselbe Richtung auch bei den Untersuchungen über die Schilddrüse kund gab. Allein man fröhnte hierbei mehr vorgefassten Meinungen und eigenen Phan- tasien und wollte die letzteren lieber, als genaue und gründliche Beobachtungen liefern. Diese haben wir in unserem Jahrhundert besonders von Lucä (anatomische Untersuchung der Thymus in
Von dem Embryo.
1. Schilddrüse.
Nach Huschke (Isis 1826. S. 621. 1827. S. 403.) entsteht sie aus den vordersten Halskiemen, welches jedoch Rathke’s Beobach- tungen gemäſs sehr zweifelhaft ist. Nach diesem (Nov. Act. Ac. N. C. T. XIV. 1. S. 208.) erscheint sie bei Schweinen um die- selbe Zeit, in welcher sich die Ringe der Luftröhre bilden, und entwickelt sich sehr rasch, so daſs sie bald den Theil der Luft- röhre bedeckt, welcher sich zwischen Kehlkopf und Sternum be- findet. Bei dem Schaafe, wo sie doppelt ist, liegen beide anfangs dicht an einander und rücken später erst auseinander. Diesem scheinen die an dem Menschen gemachten Beobachtungen entge- gengesetzt zu seyn. So giebt Meckel (Anat. IV. S. 451.) an, daſs die Schilddrüse anfangs aus zwei von einander getrennten Lappen bestehe, und Fleischmann (de chondrogenesi p. 5.) beschreibt sie auch so aus einem viermonatlichen, männlichen Embryo. Nur war sie da in der Mitte schon vereint. Sie ist im Fötus gröſser verhältniſsmäſsig und blutreicher, als im Erwachsenen. Ihre Blut- gefäſse werden von der Carotis aus sehr leicht gefüllt. Sie um- geben in zierlichen Netzen jedes Läppchen derselben und haben in jedem derselben ganz die Conformation, wie sie Huschke aus der Carotidendrüse der Frösche abgebildet hat.
2. Thymus.
Dieses räthselhafte, für das kindliche Leben, wie es scheint, gröſstentheils berechnete, in dem vordersten Theile der Brust- höhle befindliche und nach dem Halse hin sich erstreckende Or- gan hat die Aufmerksamkeit der Naturforscher mit Recht in ho- hem Grade auf sich gezogen, wiewohl trotz aller bisherigen Be- mühungen mehr ihre äuſsere Form, als ihre innere Structur ent- räthselt ist. Die ältesten Beobachter kannten sie schon und be- schrieben sie mehr oder minder richtig nach ihrem Aeuſseren. Im vorigen Jahrhundert suchte man besonders an ihr einen Aus- führungsgang auszufinden, wie sich dieselbe Richtung auch bei den Untersuchungen über die Schilddrüse kund gab. Allein man fröhnte hierbei mehr vorgefaſsten Meinungen und eigenen Phan- tasien und wollte die letzteren lieber, als genaue und gründliche Beobachtungen liefern. Diese haben wir in unserem Jahrhundert besonders von Lucä (anatomische Untersuchung der Thymus in
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Von dem Embryo.
1. Schilddrüse.
Nach Huschke (Isis 1826. S. 621. 1827. S. 403.) entsteht sie
aus den vordersten Halskiemen, welches jedoch Rathke’s Beobach-
tungen gemäſs sehr zweifelhaft ist. Nach diesem (Nov. Act. Ac.
N. C. T. XIV. 1. S. 208.) erscheint sie bei Schweinen um die-
selbe Zeit, in welcher sich die Ringe der Luftröhre bilden, und
entwickelt sich sehr rasch, so daſs sie bald den Theil der Luft-
röhre bedeckt, welcher sich zwischen Kehlkopf und Sternum be-
findet. Bei dem Schaafe, wo sie doppelt ist, liegen beide anfangs
dicht an einander und rücken später erst auseinander. Diesem
scheinen die an dem Menschen gemachten Beobachtungen entge-
gengesetzt zu seyn. So giebt Meckel (Anat. IV. S. 451.) an, daſs
die Schilddrüse anfangs aus zwei von einander getrennten Lappen
bestehe, und Fleischmann (de chondrogenesi p. 5.) beschreibt
sie auch so aus einem viermonatlichen, männlichen Embryo. Nur
war sie da in der Mitte schon vereint. Sie ist im Fötus gröſser
verhältniſsmäſsig und blutreicher, als im Erwachsenen. Ihre Blut-
gefäſse werden von der Carotis aus sehr leicht gefüllt. Sie um-
geben in zierlichen Netzen jedes Läppchen derselben und haben
in jedem derselben ganz die Conformation, wie sie Huschke aus
der Carotidendrüse der Frösche abgebildet hat.
2. Thymus.
Dieses räthselhafte, für das kindliche Leben, wie es scheint,
gröſstentheils berechnete, in dem vordersten Theile der Brust-
höhle befindliche und nach dem Halse hin sich erstreckende Or-
gan hat die Aufmerksamkeit der Naturforscher mit Recht in ho-
hem Grade auf sich gezogen, wiewohl trotz aller bisherigen Be-
mühungen mehr ihre äuſsere Form, als ihre innere Structur ent-
räthselt ist. Die ältesten Beobachter kannten sie schon und be-
schrieben sie mehr oder minder richtig nach ihrem Aeuſseren.
Im vorigen Jahrhundert suchte man besonders an ihr einen Aus-
führungsgang auszufinden, wie sich dieselbe Richtung auch bei
den Untersuchungen über die Schilddrüse kund gab. Allein man
fröhnte hierbei mehr vorgefaſsten Meinungen und eigenen Phan-
tasien und wollte die letzteren lieber, als genaue und gründliche
Beobachtungen liefern. Diese haben wir in unserem Jahrhundert
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/534>, abgerufen am 22.11.2024.
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