Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.Ausstülpungsbildungen. Anhang. Thymus. Menschen und Thieren Hft. I. 1811. Hft. II. 1812. 4. u. anato-mische Bemerkungen über die diverticula am Darmkanal und die Höhlen der Thymus 1813. 4.) und in neuester Zeit von F. C. Haugsted (Thymi in homine ac per seriem animalium de- scriptio anatomico-physiologica Fasc. I. 1831. Fasc. II. 1832. 8.) erhalten. Einzelne, sehr schätzenswerthe Beobachtungen haben J. Fr. Meckel, Tiedemann, Cooper u. A. mitgetheilt. Wir folgen grösstentheils der trefflichen Arbeit von Haugsted, welcher mit Ausnahme der gleichzeitigen Untersuchungen von Cooper das früher gelieferte Anatomische und Physiologische gekannt und gewürdigt hat, und thun dies um so lieber, als nicht Jedem das in Kopenhagen erschienene Original zugänglich seyn dürfte. Auch enthalten die übrigen Erfahrungen von Meckel, Tiedemann, Fleisch- mann, Lucä u. A. nur Weniges, welches von Haugsted nicht be- rührt worden und das am passenden Orte noch eingeschaltet wer- den soll. H. setzt (I. p. 91.) das erste Erscheinen der Thymus bei dem Menschen in die neunte bis zehnte Woche. Zu Anfange des dritten Monates erscheinen nämlich hinter (unter) dem obe- ren Theile des Sternum zwei getrennte Körperchen, welche in der zehnten Woche deutlicher und an ihrem hinteren Ende durch Schleimgewebe verbunden sind. Mit Unrecht behauptet Cowper (anat. c. h. 1739. fol. tab. XXI.), die Thymus sey um diese Zeit verhältnissmässig grösser, als späterhin. Sie fehlt sogar noch in der achten Woche nach Haugsted (l. c. p. 92.), Wrisberg (descr. anat. embr. p. 23.), Meckel (Abhandl. S. 282.) und Bur- dach (Physiol. S. 600.). In der dreimonatlichen Frucht (p. 93.) ist sie klein, in einem gelblichen Schleimgewebe eingeschlossen, liegt auf dem Herzen und besteht aus zwei an den Seiten der Luftröhre befindlichen Körnchen. Im viermonatlichen Fötus reicht sie über die Gegend des Schlüsselbeines hinaus und besteht aus zwei deutlichen, seitlichen Lappen, deren körnige Structur schon mit blossem Auge sichtbar ist. Zu Ende des vierten Monates wächst die Thymus mehr und ihre beiden Seitentheile vereinigen sich inniger. In der sechsmonatlichen Frucht reicht (p. 94.) sie schon bis zu der Schilddrüse. Am Ende des siebenten Monates hat sie sich noch mehr vergrössert und enthält, zwar in geringe- rer Quantität als später, doch einen leicht herauszüdrückenden Saft und eine bei genauerer Untersuchung kennbare zellige Struc- tur. Nun wächst die Thymus immer mehr, je mehr die Frucht Ausstülpungsbildungen. Anhang. Thymus. Menschen und Thieren Hft. I. 1811. Hft. II. 1812. 4. u. anato-mische Bemerkungen über die diverticula am Darmkanal und die Höhlen der Thymus 1813. 4.) und in neuester Zeit von F. C. Haugsted (Thymi in homine ac per seriem animalium de- scriptio anatomico-physiologica Fasc. I. 1831. Fasc. II. 1832. 8.) erhalten. Einzelne, sehr schätzenswerthe Beobachtungen haben J. Fr. Meckel, Tiedemann, Cooper u. A. mitgetheilt. Wir folgen gröſstentheils der trefflichen Arbeit von Haugsted, welcher mit Ausnahme der gleichzeitigen Untersuchungen von Cooper das früher gelieferte Anatomische und Physiologische gekannt und gewürdigt hat, und thun dies um so lieber, als nicht Jedem das in Kopenhagen erschienene Original zugänglich seyn dürfte. Auch enthalten die übrigen Erfahrungen von Meckel, Tiedemann, Fleisch- mann, Lucä u. A. nur Weniges, welches von Haugsted nicht be- rührt worden und das am passenden Orte noch eingeschaltet wer- den soll. H. setzt (I. p. 91.) das erste Erscheinen der Thymus bei dem Menschen in die neunte bis zehnte Woche. Zu Anfange des dritten Monates erscheinen nämlich hinter (unter) dem obe- ren Theile des Sternum zwei getrennte Körperchen, welche in der zehnten Woche deutlicher und an ihrem hinteren Ende durch Schleimgewebe verbunden sind. Mit Unrecht behauptet Cowper (anat. c. h. 1739. fol. tab. XXI.), die Thymus sey um diese Zeit verhältniſsmäſsig gröſser, als späterhin. Sie fehlt sogar noch in der achten Woche nach Haugsted (l. c. p. 92.), Wrisberg (descr. anat. embr. p. 23.), Meckel (Abhandl. S. 282.) und Bur- dach (Physiol. S. 600.). In der dreimonatlichen Frucht (p. 93.) ist sie klein, in einem gelblichen Schleimgewebe eingeschlossen, liegt auf dem Herzen und besteht aus zwei an den Seiten der Luftröhre befindlichen Körnchen. Im viermonatlichen Fötus reicht sie über die Gegend des Schlüsselbeines hinaus und besteht aus zwei deutlichen, seitlichen Lappen, deren körnige Structur schon mit bloſsem Auge sichtbar ist. Zu Ende des vierten Monates wächst die Thymus mehr und ihre beiden Seitentheile vereinigen sich inniger. In der sechsmonatlichen Frucht reicht (p. 94.) sie schon bis zu der Schilddrüse. Am Ende des siebenten Monates hat sie sich noch mehr vergröſsert und enthält, zwar in geringe- rer Quantität als später, doch einen leicht herauszüdrückenden Saft und eine bei genauerer Untersuchung kennbare zellige Struc- tur. Nun wächst die Thymus immer mehr, je mehr die Frucht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <p><pb facs="#f0535" n="507"/><fw place="top" type="header">Ausstülpungsbildungen. Anhang. Thymus.</fw><lb/> Menschen und Thieren Hft. I. 1811. Hft. II. 1812. 4. u. anato-<lb/> mische Bemerkungen über die <hi rendition="#i">diverticula</hi> am Darmkanal und<lb/> die Höhlen der Thymus 1813. 4.) und in neuester Zeit von F.<lb/> C. 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Ausstülpungsbildungen. Anhang. Thymus.
Menschen und Thieren Hft. I. 1811. Hft. II. 1812. 4. u. anato-
mische Bemerkungen über die diverticula am Darmkanal und
die Höhlen der Thymus 1813. 4.) und in neuester Zeit von F.
C. Haugsted (Thymi in homine ac per seriem animalium de-
scriptio anatomico-physiologica Fasc. I. 1831. Fasc. II. 1832.
8.) erhalten. Einzelne, sehr schätzenswerthe Beobachtungen haben
J. Fr. Meckel, Tiedemann, Cooper u. A. mitgetheilt. Wir folgen
gröſstentheils der trefflichen Arbeit von Haugsted, welcher mit
Ausnahme der gleichzeitigen Untersuchungen von Cooper das
früher gelieferte Anatomische und Physiologische gekannt und
gewürdigt hat, und thun dies um so lieber, als nicht Jedem das
in Kopenhagen erschienene Original zugänglich seyn dürfte. Auch
enthalten die übrigen Erfahrungen von Meckel, Tiedemann, Fleisch-
mann, Lucä u. A. nur Weniges, welches von Haugsted nicht be-
rührt worden und das am passenden Orte noch eingeschaltet wer-
den soll. H. setzt (I. p. 91.) das erste Erscheinen der Thymus
bei dem Menschen in die neunte bis zehnte Woche. Zu Anfange
des dritten Monates erscheinen nämlich hinter (unter) dem obe-
ren Theile des Sternum zwei getrennte Körperchen, welche in der
zehnten Woche deutlicher und an ihrem hinteren Ende durch
Schleimgewebe verbunden sind. Mit Unrecht behauptet Cowper
(anat. c. h. 1739. fol. tab. XXI.), die Thymus sey um diese
Zeit verhältniſsmäſsig gröſser, als späterhin. Sie fehlt sogar noch
in der achten Woche nach Haugsted (l. c. p. 92.), Wrisberg
(descr. anat. embr. p. 23.), Meckel (Abhandl. S. 282.) und Bur-
dach (Physiol. S. 600.). In der dreimonatlichen Frucht (p. 93.)
ist sie klein, in einem gelblichen Schleimgewebe eingeschlossen,
liegt auf dem Herzen und besteht aus zwei an den Seiten der
Luftröhre befindlichen Körnchen. Im viermonatlichen Fötus reicht
sie über die Gegend des Schlüsselbeines hinaus und besteht aus
zwei deutlichen, seitlichen Lappen, deren körnige Structur schon
mit bloſsem Auge sichtbar ist. Zu Ende des vierten Monates
wächst die Thymus mehr und ihre beiden Seitentheile vereinigen
sich inniger. In der sechsmonatlichen Frucht reicht (p. 94.) sie
schon bis zu der Schilddrüse. Am Ende des siebenten Monates
hat sie sich noch mehr vergröſsert und enthält, zwar in geringe-
rer Quantität als später, doch einen leicht herauszüdrückenden
Saft und eine bei genauerer Untersuchung kennbare zellige Struc-
tur. Nun wächst die Thymus immer mehr, je mehr die Frucht
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