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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Ausstülpungsbildungen. Leber.
dass die Wandung der Speiseröhre sich an der entsprechenden
Stelle verdickt, dieser Verdickung bald eine mit der Höhlung der
Speiseröhre in unmittelbarer Continuität stehende Höhle nachfolgt,
und so, indem dieser Bildungshergang der Zahl nach sowohl durch
das äusserliche Zerfallen der verdickten Masse, als durch Verästelung
der in derselben befindlichen Höhle weiter vor sich schreitet, nach
und nach und die wahre Form der persistirenden Leber hervor-
gebracht wird. Dieser Process ist auf diese Weise an Amphi-
bien, Vögeln und Säugethieren verfolgt worden. Da die Amphi-
bien uns hier nicht unmittelbar berühren, so begnügen wir uns
auf die schönen Darstellungen und Zeichnungen von Joh. Müller
zu verweisen (de glandulis p. 72. 73.), welche aus Embryonen
von Bufo obstetricans (tab. X. fig. 6. 7. 8. 9.), Triton (tab.
X. fig. 10. 11.), Rana (tab. X. fig. 12.) und Lacerta viridis
(tab. X. fig. 13.) entnommen sind und ausserdem auf den von ihm
beobachteten Blutumlauf in der Leber der lebenden Tritonlarven (Meck.
Arch. 1829. S. 182--191. und de glandulis p. 74. u. 112.) auf-
merksam zu machen. Bei den Vögeln dagegen lässt sich die Ent-
stehung der Leber sehr leicht von ihren ersten Anfängen verfol-
gen, da der Embryo zur Zeit ihrer ersten Formation schon eine
ziemliche Grösse erreicht hat und die ersten Anfänge der Leber selbst
von scharfen Augen ohne Vergrösserung deutlich gesehen werden
können. Es wird aber von Nutzen seyn, wenn wir vor dem Re-
ferate der speciellen Hergänge einiges Allgemeine über den eigen-
thümlichen Charakter dieser Ausstülpung des Darmkanales anfüh-
ren. Es bildet sich hier gleichzeitig ein Blastem und eine mit dem
Darmkanale in unmittelbarer Verbindung stehende Centralhöhle.
Nun entstehen in dem sich fortbildenden Blastem die Rudimente
der Lebergänge, welche bald hohl werden und mit der Haupt-
höhle communiciren. So zeigt sich nach v. Bär (üb. Entw.gesch.
S. 58. bei Burdach S. 291.) am dritten, nach Joh. Müller (l. c.
p. 77.) aber am vierten Tage eine Ansehwellung der Wandung
des Speiserohres dicht hinter dem Herzen, aus welcher bald zwei
kleine Höcker hervortreten, die die Vena portarum umfassen.
Jeder besteht aus einer dicken Wandung und einer anfangs klei-
neren mit dem Darmrohre unmittelbar zusammenhängenden Höh-
lung. In diesem frühesten Zustande der Leber, wo sie also noch
zwei kleine längliche, dickwandige und innen mit einer inneren
Höhlung versehene Höckerchen darstellt, fand ich folgende Grö-

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Ausstülpungsbildungen. Leber.
daſs die Wandung der Speiseröhre sich an der entsprechenden
Stelle verdickt, dieser Verdickung bald eine mit der Höhlung der
Speiseröhre in unmittelbarer Continuität stehende Höhle nachfolgt,
und so, indem dieser Bildungshergang der Zahl nach sowohl durch
das äuſserliche Zerfallen der verdickten Masse, als durch Verästelung
der in derselben befindlichen Höhle weiter vor sich schreitet, nach
und nach und die wahre Form der persistirenden Leber hervor-
gebracht wird. Dieser Proceſs ist auf diese Weise an Amphi-
bien, Vögeln und Säugethieren verfolgt worden. Da die Amphi-
bien uns hier nicht unmittelbar berühren, so begnügen wir uns
auf die schönen Darstellungen und Zeichnungen von Joh. Müller
zu verweisen (de glandulis p. 72. 73.), welche aus Embryonen
von Bufo obstetricans (tab. X. fig. 6. 7. 8. 9.), Triton (tab.
X. fig. 10. 11.), Rana (tab. X. fig. 12.) und Lacerta viridis
(tab. X. fig. 13.) entnommen sind und auſserdem auf den von ihm
beobachteten Blutumlauf in der Leber der lebenden Tritonlarven (Meck.
Arch. 1829. S. 182—191. und de glandulis p. 74. u. 112.) auf-
merksam zu machen. Bei den Vögeln dagegen läſst sich die Ent-
stehung der Leber sehr leicht von ihren ersten Anfängen verfol-
gen, da der Embryo zur Zeit ihrer ersten Formation schon eine
ziemliche Gröſse erreicht hat und die ersten Anfänge der Leber selbst
von scharfen Augen ohne Vergröſserung deutlich gesehen werden
können. Es wird aber von Nutzen seyn, wenn wir vor dem Re-
ferate der speciellen Hergänge einiges Allgemeine über den eigen-
thümlichen Charakter dieser Ausstülpung des Darmkanales anfüh-
ren. Es bildet sich hier gleichzeitig ein Blastem und eine mit dem
Darmkanale in unmittelbarer Verbindung stehende Centralhöhle.
Nun entstehen in dem sich fortbildenden Blastem die Rudimente
der Lebergänge, welche bald hohl werden und mit der Haupt-
höhle communiciren. So zeigt sich nach v. Bär (üb. Entw.gesch.
S. 58. bei Burdach S. 291.) am dritten, nach Joh. Müller (l. c.
p. 77.) aber am vierten Tage eine Ansehwellung der Wandung
des Speiserohres dicht hinter dem Herzen, aus welcher bald zwei
kleine Höcker hervortreten, die die Vena portarum umfassen.
Jeder besteht aus einer dicken Wandung und einer anfangs klei-
neren mit dem Darmrohre unmittelbar zusammenhängenden Höh-
lung. In diesem frühesten Zustande der Leber, wo sie also noch
zwei kleine längliche, dickwandige und innen mit einer inneren
Höhlung versehene Höckerchen darstellt, fand ich folgende Grö-

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[515/0543] Ausstülpungsbildungen. Leber. daſs die Wandung der Speiseröhre sich an der entsprechenden Stelle verdickt, dieser Verdickung bald eine mit der Höhlung der Speiseröhre in unmittelbarer Continuität stehende Höhle nachfolgt, und so, indem dieser Bildungshergang der Zahl nach sowohl durch das äuſserliche Zerfallen der verdickten Masse, als durch Verästelung der in derselben befindlichen Höhle weiter vor sich schreitet, nach und nach und die wahre Form der persistirenden Leber hervor- gebracht wird. Dieser Proceſs ist auf diese Weise an Amphi- bien, Vögeln und Säugethieren verfolgt worden. Da die Amphi- bien uns hier nicht unmittelbar berühren, so begnügen wir uns auf die schönen Darstellungen und Zeichnungen von Joh. Müller zu verweisen (de glandulis p. 72. 73.), welche aus Embryonen von Bufo obstetricans (tab. X. fig. 6. 7. 8. 9.), Triton (tab. X. fig. 10. 11.), Rana (tab. X. fig. 12.) und Lacerta viridis (tab. X. fig. 13.) entnommen sind und auſserdem auf den von ihm beobachteten Blutumlauf in der Leber der lebenden Tritonlarven (Meck. Arch. 1829. S. 182—191. und de glandulis p. 74. u. 112.) auf- merksam zu machen. Bei den Vögeln dagegen läſst sich die Ent- stehung der Leber sehr leicht von ihren ersten Anfängen verfol- gen, da der Embryo zur Zeit ihrer ersten Formation schon eine ziemliche Gröſse erreicht hat und die ersten Anfänge der Leber selbst von scharfen Augen ohne Vergröſserung deutlich gesehen werden können. Es wird aber von Nutzen seyn, wenn wir vor dem Re- ferate der speciellen Hergänge einiges Allgemeine über den eigen- thümlichen Charakter dieser Ausstülpung des Darmkanales anfüh- ren. Es bildet sich hier gleichzeitig ein Blastem und eine mit dem Darmkanale in unmittelbarer Verbindung stehende Centralhöhle. Nun entstehen in dem sich fortbildenden Blastem die Rudimente der Lebergänge, welche bald hohl werden und mit der Haupt- höhle communiciren. So zeigt sich nach v. Bär (üb. Entw.gesch. S. 58. bei Burdach S. 291.) am dritten, nach Joh. Müller (l. c. p. 77.) aber am vierten Tage eine Ansehwellung der Wandung des Speiserohres dicht hinter dem Herzen, aus welcher bald zwei kleine Höcker hervortreten, die die Vena portarum umfassen. Jeder besteht aus einer dicken Wandung und einer anfangs klei- neren mit dem Darmrohre unmittelbar zusammenhängenden Höh- lung. In diesem frühesten Zustande der Leber, wo sie also noch zwei kleine längliche, dickwandige und innen mit einer inneren Höhlung versehene Höckerchen darstellt, fand ich folgende Grö- 33

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/543>, abgerufen am 22.11.2024.