Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.Von dem Embryo. was breiter, als das Herz und umfasste dieses seitlich. Bei einem9''' langen Embryo ragte sie bis zu dem Nabel herab, ist jedoch von der linken Seite schon etwas zurückgewichen und zeigt deut- lich einen gelappten Bau. In einem einen Zoll langen Embryo (S. 99.) bedeckt die Leber noch alle Organe des Unterleibes. Nur die linke Trompete wird durch den linken etwas kürzeren Leber- lappen zum Theil freigelassen. Beide Lappen laufen nach hinten in zwei stumpfe Spitzen aus, zwischen welchen auf der Unter- fläche sich eine tiefe Furche befindet. Fast eben so hatte schon Wrisberg (descr. embr. p. 24.) die Leber in seinem zweiten, an- geblich zehnwöchentlichen Embryo gefunden. Aehnliches hatte Meckel zum Theil schon früher in einem 13''' langen Embryo ge- sehen (Abhandl. aus d. menschl. u. vergl. Anat. u. Physiol. S. 284.). Noch deutlicher erkannte er den vielgelappten Bau der Leber in einer vierzehn Linien langen Frucht (Beitr. S. 119.). Bei einem 2" 2''' langen Fötus (Abhandl. S. 330.) drückte sie die Eingeweide der Brust schon sehr hinauf und bedeckte einen Theil der Gedärme, deren grösster Theil links unter ihr lag. Links nahm sie ebenfalls noch das ganze Hypochondrion ein, reichte aber hier nur bis zu dem oberen Rande der Nebennieren, wäh- rend sie rechts bis zu dem unteren Rande derselben sich erstreckte. Bei einem etwas längeren Fötus (S. 365.) fand er den linken Le- berlappen verkleinert, ohne dass der rechte sich merklich vergrö- ssert hatte. Der auf der oberen Leberfläche früher mit Deutlich- keit kenntliche tiefe Einschnitt zeigt sieh jetzt als eine kaum be- merkbare Furche. Mit diesen Angaben, welche sich leicht veri- ficiren lassen, stimmen auch die früheren von Walter (adnott. acad. auct. F. A. Walter 1786. 4. p. 42. fgg.) überein. In den folgenden Monaten des Fruchtlebens tritt nun ein dem Er- wachsenen ähnlicher Zustand ein, indem der linke Leberlappen sich immer mehr in Verhältniss zum rechten verkleinert, der lo- bulus Spigelii dagegen sich vergrössert (Meck. Anat. IV. S. 353.), die Leber selbst aus ihrer senkrechten Stellung in eine mehr ho- rizontale tritt, die beiden hinteren Flächen der Leberhälften ihre bedeutende Concavität, in welcher früher ein grosser Theil der Eingeweide lag, verlieren (Walter l. c. p. 46. 47. Danz II. S. 104. 105.) und die Gallenblase auf die bald zu beschrei- bende Weise ihren Ort verändert. Dass jene aber während des ganzen Fruchtlebens und noch in dem Neugeborenen bedeutend Von dem Embryo. was breiter, als das Herz und umfaſste dieses seitlich. Bei einem9‴ langen Embryo ragte sie bis zu dem Nabel herab, ist jedoch von der linken Seite schon etwas zurückgewichen und zeigt deut- lich einen gelappten Bau. In einem einen Zoll langen Embryo (S. 99.) bedeckt die Leber noch alle Organe des Unterleibes. Nur die linke Trompete wird durch den linken etwas kürzeren Leber- lappen zum Theil freigelassen. Beide Lappen laufen nach hinten in zwei stumpfe Spitzen aus, zwischen welchen auf der Unter- fläche sich eine tiefe Furche befindet. Fast eben so hatte schon Wrisberg (descr. embr. p. 24.) die Leber in seinem zweiten, an- geblich zehnwöchentlichen Embryo gefunden. Aehnliches hatte Meckel zum Theil schon früher in einem 13‴ langen Embryo ge- sehen (Abhandl. aus d. menschl. u. vergl. Anat. u. Physiol. S. 284.). Noch deutlicher erkannte er den vielgelappten Bau der Leber in einer vierzehn Linien langen Frucht (Beitr. S. 119.). Bei einem 2″ 2‴ langen Fötus (Abhandl. S. 330.) drückte sie die Eingeweide der Brust schon sehr hinauf und bedeckte einen Theil der Gedärme, deren gröſster Theil links unter ihr lag. Links nahm sie ebenfalls noch das ganze Hypochondrion ein, reichte aber hier nur bis zu dem oberen Rande der Nebennieren, wäh- rend sie rechts bis zu dem unteren Rande derselben sich erstreckte. Bei einem etwas längeren Fötus (S. 365.) fand er den linken Le- berlappen verkleinert, ohne daſs der rechte sich merklich vergrö- ſsert hatte. Der auf der oberen Leberfläche früher mit Deutlich- keit kenntliche tiefe Einschnitt zeigt sieh jetzt als eine kaum be- merkbare Furche. Mit diesen Angaben, welche sich leicht veri- ficiren lassen, stimmen auch die früheren von Walter (adnott. acad. auct. F. A. Walter 1786. 4. p. 42. fgg.) überein. In den folgenden Monaten des Fruchtlebens tritt nun ein dem Er- wachsenen ähnlicher Zustand ein, indem der linke Leberlappen sich immer mehr in Verhältniſs zum rechten verkleinert, der lo- bulus Spigelii dagegen sich vergröſsert (Meck. Anat. IV. S. 353.), die Leber selbst aus ihrer senkrechten Stellung in eine mehr ho- rizontale tritt, die beiden hinteren Flächen der Leberhälften ihre bedeutende Concavität, in welcher früher ein groſser Theil der Eingeweide lag, verlieren (Walter l. c. p. 46. 47. Danz II. S. 104. 105.) und die Gallenblase auf die bald zu beschrei- bende Weise ihren Ort verändert. Daſs jene aber während des ganzen Fruchtlebens und noch in dem Neugeborenen bedeutend <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0546" n="518"/><fw place="top" type="header">Von dem Embryo.</fw><lb/> was breiter, als das Herz und umfaſste dieses seitlich. Bei einem<lb/> 9‴ langen Embryo ragte sie bis zu dem Nabel herab, ist jedoch<lb/> von der linken Seite schon etwas zurückgewichen und zeigt deut-<lb/> lich einen gelappten Bau. In einem einen Zoll langen Embryo<lb/> (S. 99.) bedeckt die Leber noch alle Organe des Unterleibes. 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Von dem Embryo.
was breiter, als das Herz und umfaſste dieses seitlich. Bei einem
9‴ langen Embryo ragte sie bis zu dem Nabel herab, ist jedoch
von der linken Seite schon etwas zurückgewichen und zeigt deut-
lich einen gelappten Bau. In einem einen Zoll langen Embryo
(S. 99.) bedeckt die Leber noch alle Organe des Unterleibes. Nur
die linke Trompete wird durch den linken etwas kürzeren Leber-
lappen zum Theil freigelassen. Beide Lappen laufen nach hinten
in zwei stumpfe Spitzen aus, zwischen welchen auf der Unter-
fläche sich eine tiefe Furche befindet. Fast eben so hatte schon
Wrisberg (descr. embr. p. 24.) die Leber in seinem zweiten, an-
geblich zehnwöchentlichen Embryo gefunden. Aehnliches hatte
Meckel zum Theil schon früher in einem 13‴ langen Embryo ge-
sehen (Abhandl. aus d. menschl. u. vergl. Anat. u. Physiol. S.
284.). Noch deutlicher erkannte er den vielgelappten Bau der
Leber in einer vierzehn Linien langen Frucht (Beitr. S. 119.).
Bei einem 2″ 2‴ langen Fötus (Abhandl. S. 330.) drückte sie die
Eingeweide der Brust schon sehr hinauf und bedeckte einen Theil
der Gedärme, deren gröſster Theil links unter ihr lag. Links
nahm sie ebenfalls noch das ganze Hypochondrion ein, reichte
aber hier nur bis zu dem oberen Rande der Nebennieren, wäh-
rend sie rechts bis zu dem unteren Rande derselben sich erstreckte.
Bei einem etwas längeren Fötus (S. 365.) fand er den linken Le-
berlappen verkleinert, ohne daſs der rechte sich merklich vergrö-
ſsert hatte. Der auf der oberen Leberfläche früher mit Deutlich-
keit kenntliche tiefe Einschnitt zeigt sieh jetzt als eine kaum be-
merkbare Furche. Mit diesen Angaben, welche sich leicht veri-
ficiren lassen, stimmen auch die früheren von Walter (adnott.
acad. auct. F. A. Walter 1786. 4. p. 42. fgg.) überein. In
den folgenden Monaten des Fruchtlebens tritt nun ein dem Er-
wachsenen ähnlicher Zustand ein, indem der linke Leberlappen
sich immer mehr in Verhältniſs zum rechten verkleinert, der lo-
bulus Spigelii dagegen sich vergröſsert (Meck. Anat. IV. S. 353.),
die Leber selbst aus ihrer senkrechten Stellung in eine mehr ho-
rizontale tritt, die beiden hinteren Flächen der Leberhälften
ihre bedeutende Concavität, in welcher früher ein groſser Theil
der Eingeweide lag, verlieren (Walter l. c. p. 46. 47. Danz
II. S. 104. 105.) und die Gallenblase auf die bald zu beschrei-
bende Weise ihren Ort verändert. Daſs jene aber während des
ganzen Fruchtlebens und noch in dem Neugeborenen bedeutend
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