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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Ausstülpungsbildungen. Leber.
präponderirt, beweisen vorzüglich ihre Gewichtsverhältnisse. So
verhält sich nach Sauvages (Embryologia p. 11. et 120. bei
Schrag de pruecipuis diff., quae int. nasc. et nat. h. obtinent
1827. 4. p. 20.) die Leber des Fötus zu der des Erwachsenen
wie 1/86 zu 1/43. Nach Walter (l. c. p. 45.) ist sie bei dem zwei-
undzwanzigtägigen Embryo halb so schwer, als sein ganzer Kör-
per. Nach Meckel (Anat. IV. S. 352.) verhält sich das Gewicht
von jener zu dem von diesem wie 1:18 bis 1:20, während bei
dem Erwachsenen das Verhältniss wie 1:35 bis 1:36 ist. Ihre
Farbe ist anfangs weisslich, wird später bräunlich, zuletzt endlich
dunkelroth, welche letztere Farbe ihr bis zur Geburt eigen ist.
2. Innere Structur. Wahrscheinlich bilden auch hier die Gallen-
gänge eben dieselbe Conformation, als bei den Vögeln. Spuren
derselben sah Joh. Müller (l. c. p. 80.) bei einem einen Fuss lan-
gen Rindsfötus und noch undeutlichere bei einem kurze Zeit nach
der Geburt verstorbenen Kinde (l. c. p. 81. tab. X. fig. 13.). Wir
selbst glaubten in frischen fünf Linien langen Schweineembryonen
Anastomosen derselben wahrzunehmen, wie sie Lauth in neuester
Zeit aus den Saamenkanälchen beschrieben hat. In früherer Zeit
wird alle durch die Leber ausgesonderte Galle in den Darm durch
den Gallengang übergeführt. Der sich zuletzt bildende Ast des-
selben verzweigt sich nicht in die Leber, sondern bleibt an ihrer
Oberfläche frei liegen (Burdachs Physiol. II. S. 505.) und erwei-
tert sich hier allmählig zur Gallenblase (s. die Abbildung dessel-
ben aus Bufo obstericans bei Joh. Müller de glan. tab. X. fig.
8.). Doch soll sie nach Meckel nicht als eine Ausstülpung eines
Gallenganges entstehen (Anat. IV. S. 354.). Je jünger die Frucht
ist, desto länger und schmäler ist sie. Sie nähert sich (Burdach
l. c.) nach diesem mehr der Birnform, bleibt jedoch während des
ganzen Fötuslebens mehr cylindrisch und ragt nie über die Leber
selbst hervor, wie dieses bei dem Erwachsenen der Fall ist (Danz
S. 100.). Nach Wrisberg, Walter, Meckel, Burdach u. A. ist ihre
innere Oberfläche bis zu dem sechsten bis siebenten Monate glatt.
Dann bekommt sie Erhabenheiten und zwischen diesen Risse,
welche tiefer und zahlreicher werden, indem sich die Erhaben-
heiten furchen (Meckel l. c.). Das Contentum derselben ist bis
zu dem siebenten Monate Schleim, von da an Galle, welche aber
nach Haller bei dem Fötus nicht bitter, ohne Geschmack, schlei-
migt und röthlich ist. Die Mündungen des ductus choledochus

Ausstülpungsbildungen. Leber.
präponderirt, beweisen vorzüglich ihre Gewichtsverhältnisse. So
verhält sich nach Sauvages (Embryologia p. 11. et 120. bei
Schrag de pruecipuis diff., quae int. nasc. et nat. h. obtinent
1827. 4. p. 20.) die Leber des Fötus zu der des Erwachsenen
wie 1/86 zu 1/43. Nach Walter (l. c. p. 45.) ist sie bei dem zwei-
undzwanzigtägigen Embryo halb so schwer, als sein ganzer Kör-
per. Nach Meckel (Anat. IV. S. 352.) verhält sich das Gewicht
von jener zu dem von diesem wie 1:18 bis 1:20, während bei
dem Erwachsenen das Verhältniſs wie 1:35 bis 1:36 ist. Ihre
Farbe ist anfangs weiſslich, wird später bräunlich, zuletzt endlich
dunkelroth, welche letztere Farbe ihr bis zur Geburt eigen ist.
2. Innere Structur. Wahrscheinlich bilden auch hier die Gallen-
gänge eben dieselbe Conformation, als bei den Vögeln. Spuren
derselben sah Joh. Müller (l. c. p. 80.) bei einem einen Fuſs lan-
gen Rindsfötus und noch undeutlichere bei einem kurze Zeit nach
der Geburt verstorbenen Kinde (l. c. p. 81. tab. X. fig. 13.). Wir
selbst glaubten in frischen fünf Linien langen Schweineembryonen
Anastomosen derselben wahrzunehmen, wie sie Lauth in neuester
Zeit aus den Saamenkanälchen beschrieben hat. In früherer Zeit
wird alle durch die Leber ausgesonderte Galle in den Darm durch
den Gallengang übergeführt. Der sich zuletzt bildende Ast des-
selben verzweigt sich nicht in die Leber, sondern bleibt an ihrer
Oberfläche frei liegen (Burdachs Physiol. II. S. 505.) und erwei-
tert sich hier allmählig zur Gallenblase (s. die Abbildung dessel-
ben aus Bufo obstericans bei Joh. Müller de glan. tab. X. fig.
8.). Doch soll sie nach Meckel nicht als eine Ausstülpung eines
Gallenganges entstehen (Anat. IV. S. 354.). Je jünger die Frucht
ist, desto länger und schmäler ist sie. Sie nähert sich (Burdach
l. c.) nach diesem mehr der Birnform, bleibt jedoch während des
ganzen Fötuslebens mehr cylindrisch und ragt nie über die Leber
selbst hervor, wie dieses bei dem Erwachsenen der Fall ist (Danz
S. 100.). Nach Wrisberg, Walter, Meckel, Burdach u. A. ist ihre
innere Oberfläche bis zu dem sechsten bis siebenten Monate glatt.
Dann bekommt sie Erhabenheiten und zwischen diesen Risse,
welche tiefer und zahlreicher werden, indem sich die Erhaben-
heiten furchen (Meckel l. c.). Das Contentum derselben ist bis
zu dem siebenten Monate Schleim, von da an Galle, welche aber
nach Haller bei dem Fötus nicht bitter, ohne Geschmack, schlei-
migt und röthlich ist. Die Mündungen des ductus choledochus

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[519/0547] Ausstülpungsbildungen. Leber. präponderirt, beweisen vorzüglich ihre Gewichtsverhältnisse. So verhält sich nach Sauvages (Embryologia p. 11. et 120. bei Schrag de pruecipuis diff., quae int. nasc. et nat. h. obtinent 1827. 4. p. 20.) die Leber des Fötus zu der des Erwachsenen wie 1/86 zu 1/43. Nach Walter (l. c. p. 45.) ist sie bei dem zwei- undzwanzigtägigen Embryo halb so schwer, als sein ganzer Kör- per. Nach Meckel (Anat. IV. S. 352.) verhält sich das Gewicht von jener zu dem von diesem wie 1:18 bis 1:20, während bei dem Erwachsenen das Verhältniſs wie 1:35 bis 1:36 ist. Ihre Farbe ist anfangs weiſslich, wird später bräunlich, zuletzt endlich dunkelroth, welche letztere Farbe ihr bis zur Geburt eigen ist. 2. Innere Structur. Wahrscheinlich bilden auch hier die Gallen- gänge eben dieselbe Conformation, als bei den Vögeln. Spuren derselben sah Joh. Müller (l. c. p. 80.) bei einem einen Fuſs lan- gen Rindsfötus und noch undeutlichere bei einem kurze Zeit nach der Geburt verstorbenen Kinde (l. c. p. 81. tab. X. fig. 13.). Wir selbst glaubten in frischen fünf Linien langen Schweineembryonen Anastomosen derselben wahrzunehmen, wie sie Lauth in neuester Zeit aus den Saamenkanälchen beschrieben hat. In früherer Zeit wird alle durch die Leber ausgesonderte Galle in den Darm durch den Gallengang übergeführt. Der sich zuletzt bildende Ast des- selben verzweigt sich nicht in die Leber, sondern bleibt an ihrer Oberfläche frei liegen (Burdachs Physiol. II. S. 505.) und erwei- tert sich hier allmählig zur Gallenblase (s. die Abbildung dessel- ben aus Bufo obstericans bei Joh. Müller de glan. tab. X. fig. 8.). Doch soll sie nach Meckel nicht als eine Ausstülpung eines Gallenganges entstehen (Anat. IV. S. 354.). Je jünger die Frucht ist, desto länger und schmäler ist sie. Sie nähert sich (Burdach l. c.) nach diesem mehr der Birnform, bleibt jedoch während des ganzen Fötuslebens mehr cylindrisch und ragt nie über die Leber selbst hervor, wie dieses bei dem Erwachsenen der Fall ist (Danz S. 100.). Nach Wrisberg, Walter, Meckel, Burdach u. A. ist ihre innere Oberfläche bis zu dem sechsten bis siebenten Monate glatt. Dann bekommt sie Erhabenheiten und zwischen diesen Risse, welche tiefer und zahlreicher werden, indem sich die Erhaben- heiten furchen (Meckel l. c.). Das Contentum derselben ist bis zu dem siebenten Monate Schleim, von da an Galle, welche aber nach Haller bei dem Fötus nicht bitter, ohne Geschmack, schlei- migt und röthlich ist. Die Mündungen des ductus choledochus

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/547>, abgerufen am 22.11.2024.