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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Ausstülpungsbildungen. Speicheldrüsen.
gen die Absicht hat. -- Endlich kann ich mich nicht enthalten,
einen Punkt ausführlicher zur Sprache zu hringen, auf welchen
Joh. Müller (de glandulis p. 118.) schon hingedeutet hat. Fast
in jeder Rücksicht lässt sich eine Parallele zwischen der Genese
des Blutes und der der Drüsengänge ziehen. In beiden entstehen
isolirte Anhäufungen dichterer Masse, Inseln, die später zusam-
menfliessen, im Innern colliquesciren und an den Wandungen sich
consolidiren. Bei den Blutgefässen münden die einzelnen Netze
in Hauptstämme und diese in das Herz. Bei den Drüsen als se-
cundären Bildungen ist der Fall der Natur der Sache nach anders.
Sie münden in einen Hauptgang und dieser als der Repräsentant der
secundären Bildung mündet wiederum in die primäre Bildung des
Schleimblattes, in das Darmrohr. Dafür behalten aber ihre peri-
pherischen Enden ihre Selbstständigkeit. Sie verbinden sich nicht
netzförmig mit einander, sondern bleiben isolirt, endigen blind
und stellen so einen Hauptgang im Kleinen zugleich dar. Wenn
aber in dem Blutgefässsysteme die Flüssigkeit das Hauptagens
wird, so ist es hier besonders die Wandung, welche als möglichst
grosse Ab- und Aussonderungsfläche thätig ist. Die zweite Art der
Entstehung der Blutgefässe (s. oben Gefässblatt S. 302. 303.), dass
zwischen zwei feinsten Gefässen ein Streifen des Urstoffes colliques-
cirt, entspricht hier den Sprossenbildungen des Hauptganges, welche
in den Lungen einzig und allein, in den Speicheldrüsen dagegen
neben der vorigen Art die Vermehrung der Gänge und ihrer
blinden Enden bewirken. -- Was nun die einzelnen Speicheldrü-
sen betrifft, so entsteht nach Rathke (Burdachs Physiol. II. S.
509.) zuerst das Pankreas, bald darauf die Kieferdrüse und zuletzt
die Ohrspeicheldrüse. Die Richtigkeit dieser Behauptung lässt
sich aus der vergleichenden Beobachtung dieser Drüsen in einem
und demselben Individuum darthun. So hat das Pankreas in
einen 31/2 Zoll langen Schweinefötus schon Läppchen, welche mit
Gängen gefüllt sind, während diese in der Parotis desselben In-
dividuums nur einen einzelnen oder wenige Ramificationen und
zum grössten Theile übrigens Blastema enthalten. Allein eine
kaum je mit Bestimmtheit zu lösende Frage ist, wann und wie
das Blastema entsteht und ob es auch der Zeit nach in derselben
Reihenfolge bei den drei Speicheldrüsenarten sich bilde oder
nicht. -- Der allgemeine Typus der Drüse ist bei dem Pankreas
derselbe, wie bei der Parotis u. dgl. bei der Kieferspeicheldrüse,

Ausstülpungsbildungen. Speicheldrüsen.
gen die Absicht hat. — Endlich kann ich mich nicht enthalten,
einen Punkt ausführlicher zur Sprache zu hringen, auf welchen
Joh. Müller (de glandulis p. 118.) schon hingedeutet hat. Fast
in jeder Rücksicht läſst sich eine Parallele zwischen der Genese
des Blutes und der der Drüsengänge ziehen. In beiden entstehen
isolirte Anhäufungen dichterer Masse, Inseln, die später zusam-
menflieſsen, im Innern colliquesciren und an den Wandungen sich
consolidiren. Bei den Blutgefäſsen münden die einzelnen Netze
in Hauptstämme und diese in das Herz. Bei den Drüsen als se-
cundären Bildungen ist der Fall der Natur der Sache nach anders.
Sie münden in einen Hauptgang und dieser als der Repräsentant der
secundären Bildung mündet wiederum in die primäre Bildung des
Schleimblattes, in das Darmrohr. Dafür behalten aber ihre peri-
pherischen Enden ihre Selbstständigkeit. Sie verbinden sich nicht
netzförmig mit einander, sondern bleiben isolirt, endigen blind
und stellen so einen Hauptgang im Kleinen zugleich dar. Wenn
aber in dem Blutgefäſssysteme die Flüssigkeit das Hauptagens
wird, so ist es hier besonders die Wandung, welche als möglichst
groſse Ab- und Aussonderungsfläche thätig ist. Die zweite Art der
Entstehung der Blutgefäſse (s. oben Gefäſsblatt S. 302. 303.), daſs
zwischen zwei feinsten Gefäſsen ein Streifen des Urstoffes colliques-
cirt, entspricht hier den Sprossenbildungen des Hauptganges, welche
in den Lungen einzig und allein, in den Speicheldrüsen dagegen
neben der vorigen Art die Vermehrung der Gänge und ihrer
blinden Enden bewirken. — Was nun die einzelnen Speicheldrü-
sen betrifft, so entsteht nach Rathke (Burdachs Physiol. II. S.
509.) zuerst das Pankreas, bald darauf die Kieferdrüse und zuletzt
die Ohrspeicheldrüse. Die Richtigkeit dieser Behauptung läſst
sich aus der vergleichenden Beobachtung dieser Drüsen in einem
und demselben Individuum darthun. So hat das Pankreas in
einen 3½ Zoll langen Schweinefötus schon Läppchen, welche mit
Gängen gefüllt sind, während diese in der Parotis desselben In-
dividuums nur einen einzelnen oder wenige Ramificationen und
zum gröſsten Theile übrigens Blastema enthalten. Allein eine
kaum je mit Bestimmtheit zu lösende Frage ist, wann und wie
das Blastema entsteht und ob es auch der Zeit nach in derselben
Reihenfolge bei den drei Speicheldrüsenarten sich bilde oder
nicht. — Der allgemeine Typus der Drüse ist bei dem Pankreas
derselbe, wie bei der Parotis u. dgl. bei der Kieferspeicheldrüse,

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[525/0553] Ausstülpungsbildungen. Speicheldrüsen. gen die Absicht hat. — Endlich kann ich mich nicht enthalten, einen Punkt ausführlicher zur Sprache zu hringen, auf welchen Joh. Müller (de glandulis p. 118.) schon hingedeutet hat. Fast in jeder Rücksicht läſst sich eine Parallele zwischen der Genese des Blutes und der der Drüsengänge ziehen. In beiden entstehen isolirte Anhäufungen dichterer Masse, Inseln, die später zusam- menflieſsen, im Innern colliquesciren und an den Wandungen sich consolidiren. Bei den Blutgefäſsen münden die einzelnen Netze in Hauptstämme und diese in das Herz. Bei den Drüsen als se- cundären Bildungen ist der Fall der Natur der Sache nach anders. Sie münden in einen Hauptgang und dieser als der Repräsentant der secundären Bildung mündet wiederum in die primäre Bildung des Schleimblattes, in das Darmrohr. Dafür behalten aber ihre peri- pherischen Enden ihre Selbstständigkeit. Sie verbinden sich nicht netzförmig mit einander, sondern bleiben isolirt, endigen blind und stellen so einen Hauptgang im Kleinen zugleich dar. Wenn aber in dem Blutgefäſssysteme die Flüssigkeit das Hauptagens wird, so ist es hier besonders die Wandung, welche als möglichst groſse Ab- und Aussonderungsfläche thätig ist. Die zweite Art der Entstehung der Blutgefäſse (s. oben Gefäſsblatt S. 302. 303.), daſs zwischen zwei feinsten Gefäſsen ein Streifen des Urstoffes colliques- cirt, entspricht hier den Sprossenbildungen des Hauptganges, welche in den Lungen einzig und allein, in den Speicheldrüsen dagegen neben der vorigen Art die Vermehrung der Gänge und ihrer blinden Enden bewirken. — Was nun die einzelnen Speicheldrü- sen betrifft, so entsteht nach Rathke (Burdachs Physiol. II. S. 509.) zuerst das Pankreas, bald darauf die Kieferdrüse und zuletzt die Ohrspeicheldrüse. Die Richtigkeit dieser Behauptung läſst sich aus der vergleichenden Beobachtung dieser Drüsen in einem und demselben Individuum darthun. So hat das Pankreas in einen 3½ Zoll langen Schweinefötus schon Läppchen, welche mit Gängen gefüllt sind, während diese in der Parotis desselben In- dividuums nur einen einzelnen oder wenige Ramificationen und zum gröſsten Theile übrigens Blastema enthalten. Allein eine kaum je mit Bestimmtheit zu lösende Frage ist, wann und wie das Blastema entsteht und ob es auch der Zeit nach in derselben Reihenfolge bei den drei Speicheldrüsenarten sich bilde oder nicht. — Der allgemeine Typus der Drüse ist bei dem Pankreas derselbe, wie bei der Parotis u. dgl. bei der Kieferspeicheldrüse,

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/553>, abgerufen am 22.11.2024.