Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.Ausstülpungsbildungen. Speicheldrüsen. fange des fünften Monates bei dem Menschen zwei unter einemspitzen Winkel verbundene Hauptgänge, welche erst dann zu dem einfachen ductus Stenonianus eingehen. An diese vier Spei- cheldrüsen reihen sich die anderen ähnlichen Drüsen, wie die Meibomischen, die Harderschen, die Thränendrüsen. Die letztere steht bei dem Menschen und den Säugethieren in ih- rer Entwickelungsform zwischen Parotis und Unterkieferdrüse. Es finden sich in ihr Rispen meistens mit kurzen Seitenästen, die im Ganzen aber (wenigstens bei dem Schweine) nur selten eine so schöne Panicula effusa darstellten, wie sie Joh. Müller (de glandulis tab. V. fig. 8.) abgebildet hat. Er beschreibt diese nach unseren Erfahrungen seltenere Form mit folgenden Worten (l. c. p. 52.): "Ramificatio surculorum ductus excretorii in substantia glandulae primigenia tenera ad superficiem emer- gentium admodum simplex erat; spargit enim quisque ra- mulus hic illic surculum brevem, qui in unam alteramque vesiculam paullo majorem coecis finibus intumescit. Vesi- cularum terminalium numerus ratione ramulorum longe mi- nor, quam in glandulis salivalibus foetus ejusdem (kann je- doch nur im Allgemeinen von der Unterkieferdrüse und Unter- zungendrüse gelten) hinc minor et rarior, cetera paria. Om- nes ramuli et vesiculae terminales, uti in ramulis salivalibus albidi erant ideoque in substantia reliqua subtilissima fere diaphana optime conspicui. Haec vero jam in lobulis dis- tincta, tamquam canalium matrix et blastema ultra surculo- rum vesicularumque cymas et germina longe prominebat minus quidem, quam blastema glandularum salivalium pellu- cida." -- Die Hardersche Drüse steht nach ihrer Structur wäh- rend des Fötuslebens (bei dem Schweine) zwischen der Unterkie- fer- und Unterzungendrüse. Ihre Entwickelung weicht sonst in Nichts von der der übrigen Drüsen ab. -- Nach unseren Erfahrun- gen über die Entwickelungsgeschichte können wir die erwähnten Drüsen auf folgende Weise gruppiren. 1. Forma capitato-cy- mosa Pankreas, Unterkiefer-, Unterzungen- und Hardersche Drüse. 2. Forma capitato-racemosa, Thränendrüse. 3. Forma race- mosa Parotis. Der Zeit nach bildet sich die innere Structur derselben in folgender Reihe aus: Pankreas, Unterkieferdrüse, Hardersche Drüse, Unterzungendrüse, Thränendrüse (die letzteren drei fast gleichzeitig), Parotis und zuletzt die Meibomischen Drü- 34*
Ausstülpungsbildungen. Speicheldrüsen. fange des fünften Monates bei dem Menschen zwei unter einemspitzen Winkel verbundene Hauptgänge, welche erst dann zu dem einfachen ductus Stenonianus eingehen. An diese vier Spei- cheldrüsen reihen sich die anderen ähnlichen Drüsen, wie die Meibomischen, die Harderschen, die Thränendrüsen. Die letztere steht bei dem Menschen und den Säugethieren in ih- rer Entwickelungsform zwischen Parotis und Unterkieferdrüse. Es finden sich in ihr Rispen meistens mit kurzen Seitenästen, die im Ganzen aber (wenigstens bei dem Schweine) nur selten eine so schöne Panicula effusa darstellten, wie sie Joh. Müller (de glandulis tab. V. fig. 8.) abgebildet hat. Er beschreibt diese nach unseren Erfahrungen seltenere Form mit folgenden Worten (l. c. p. 52.): „Ramificatio surculorum ductus excretorii in substantia glandulae primigenia tenera ad superficiem emer- gentium admodum simplex erat; spargit enim quisque ra- mulus hic illic surculum brevem, qui in unam alteramque vesiculam paullo majorem coecis finibus intumescit. Vesi- cularum terminalium numerus ratione ramulorum longe mi- nor, quam in glandulis salivalibus foetus ejusdem (kann je- doch nur im Allgemeinen von der Unterkieferdrüse und Unter- zungendrüse gelten) hinc minor et rarior, cetera paria. Om- nes ramuli et vesiculae terminales, uti in ramulis salivalibus albidi erant ideoque in substantia reliqua subtilissima fere diaphana optime conspicui. Haec vero jam in lobulis dis- tincta, tamquam canalium matrix et blastema ultra surculo- rum vesicularumque cymas et germina longe prominebat minus quidem, quam blastema glandularum salivalium pellu- cida.“ — Die Hardersche Drüse steht nach ihrer Structur wäh- rend des Fötuslebens (bei dem Schweine) zwischen der Unterkie- fer- und Unterzungendrüse. Ihre Entwickelung weicht sonst in Nichts von der der übrigen Drüsen ab. — Nach unseren Erfahrun- gen über die Entwickelungsgeschichte können wir die erwähnten Drüsen auf folgende Weise gruppiren. 1. Forma capitato-cy- mosa Pankreas, Unterkiefer-, Unterzungen- und Hardersche Drüse. 2. Forma capitato-racemosa, Thränendrüse. 3. Forma race- mosa Parotis. Der Zeit nach bildet sich die innere Structur derselben in folgender Reihe aus: Pankreas, Unterkieferdrüse, Hardersche Drüse, Unterzungendrüse, Thränendrüse (die letzteren drei fast gleichzeitig), Parotis und zuletzt die Meibomischen Drü- 34*
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Ausstülpungsbildungen. Speicheldrüsen.
fange des fünften Monates bei dem Menschen zwei unter einem
spitzen Winkel verbundene Hauptgänge, welche erst dann zu dem
einfachen ductus Stenonianus eingehen. An diese vier Spei-
cheldrüsen reihen sich die anderen ähnlichen Drüsen, wie
die Meibomischen, die Harderschen, die Thränendrüsen. Die
letztere steht bei dem Menschen und den Säugethieren in ih-
rer Entwickelungsform zwischen Parotis und Unterkieferdrüse.
Es finden sich in ihr Rispen meistens mit kurzen Seitenästen, die
im Ganzen aber (wenigstens bei dem Schweine) nur selten eine
so schöne Panicula effusa darstellten, wie sie Joh. Müller (de
glandulis tab. V. fig. 8.) abgebildet hat. Er beschreibt diese
nach unseren Erfahrungen seltenere Form mit folgenden Worten
(l. c. p. 52.): „Ramificatio surculorum ductus excretorii in
substantia glandulae primigenia tenera ad superficiem emer-
gentium admodum simplex erat; spargit enim quisque ra-
mulus hic illic surculum brevem, qui in unam alteramque
vesiculam paullo majorem coecis finibus intumescit. Vesi-
cularum terminalium numerus ratione ramulorum longe mi-
nor, quam in glandulis salivalibus foetus ejusdem (kann je-
doch nur im Allgemeinen von der Unterkieferdrüse und Unter-
zungendrüse gelten) hinc minor et rarior, cetera paria. Om-
nes ramuli et vesiculae terminales, uti in ramulis salivalibus
albidi erant ideoque in substantia reliqua subtilissima fere
diaphana optime conspicui. Haec vero jam in lobulis dis-
tincta, tamquam canalium matrix et blastema ultra surculo-
rum vesicularumque cymas et germina longe prominebat
minus quidem, quam blastema glandularum salivalium pellu-
cida.“ — Die Hardersche Drüse steht nach ihrer Structur wäh-
rend des Fötuslebens (bei dem Schweine) zwischen der Unterkie-
fer- und Unterzungendrüse. Ihre Entwickelung weicht sonst in
Nichts von der der übrigen Drüsen ab. — Nach unseren Erfahrun-
gen über die Entwickelungsgeschichte können wir die erwähnten
Drüsen auf folgende Weise gruppiren. 1. Forma capitato-cy-
mosa Pankreas, Unterkiefer-, Unterzungen- und Hardersche Drüse.
2. Forma capitato-racemosa, Thränendrüse. 3. Forma race-
mosa Parotis. Der Zeit nach bildet sich die innere Structur
derselben in folgender Reihe aus: Pankreas, Unterkieferdrüse,
Hardersche Drüse, Unterzungendrüse, Thränendrüse (die letzteren
drei fast gleichzeitig), Parotis und zuletzt die Meibomischen Drü-
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