tus omphalo-entericus. Doch sind die letzteren Theile im Gan- zen seltener wahrzunehmen, je mehr man meistens durch Abor- tus entfernte, kranke und degenerirte Eier zu untersuchen Gele- genheit hat. In diesen sind ausser mannigfaltigen anderen Abnor- mitäten besonders die Eihäute verdickt, mit einander verwach- sen und die einzelnen daher mit minderer Bestimmtheit zu er- kennen und trennbar.
Dritter Monat. Neunte bis dreizehnte Woche. -- Körper- länge 1"--3"--51/4". -- Das Aeussere des Fötus ändert sich im Verlaufe keines anderen Monates, den beiden vorhergehenden viel- leicht ausgenommen, so sehr, als in diesem. Der Kopf hat zwar noch ein relatives Uebergewicht, welches aber in der ersten Hälfte des dritten Monates stärker ist, als in den letzten beiden Wochen desselben. Vorzüglich präponderirt der Schädeltheil, während der Gesichtstheil noch kurz und klein ist. Die vordere Fläche des Gesichtes nimmt die grosse, mehr rundliche, als erhabene Stirn ein. Die Augen liegen nicht mehr seitlich, wie in dem vorigen Monate, sondern in der Gesichtsfläche und fangen an sich mit den als Hautfalten hervorwachsenden Augenlidern zu über- decken. Die Ohren rücken verhältnissmässig mehr von dem Halse nach vorn. Die Ohrmuschel wird deutlicher gesondert. Die Nase fängt an hervorzutreten. Zwischen beiden Nasenlöchern findet sich ein dickes, aber kurzes Septum. Der Mund ist offen, aber relativ schmäler. Dieses Alles, verbunden mit dem Mangel des Fettes, giebt dem Fötus eine mürrische, zum Theil greisen- ähnliche Physiognomie, welche nicht unpassend mit dem Anse- hen scrophulöser, im höchsten Grade an Atrophie leidender Kin- der verglichen wird. Der Hals wird zwar etwas länger, ist im Ganzen jedoch noch sehr kurz. Die Brust wird breiter, aber flacher. Der Unterleib mehr eben und dem des Erwachsenen ähnlich. Der Nabel liegt mehr in seiner Mitte. Der Nabelstrang enthält keine Darmschlinge mehr und beginnt sich zu winden. Die Genitalien haben bei beiden Geschlechtern ein ähnliches Aus- sehen, da die Klitoris penisartig hervorragt, auf ihrer Unterfläche gefurcht ist, der gespaltene Hodensack von den Schaamlippen bei oberflächlicher Betrachtung sich wenig unterscheidet. Die Extre- mitäten, welche schon in der ersten Woche des dritten Monates ihre Mittelglieder deutlicher ausgebildet haben, wachsen sehr schnell und sind auf die ihnen eigenthümliche Weise in ihren verschie-
Aeuſseres des Embryo.
tus omphalo-entericus. Doch sind die letzteren Theile im Gan- zen seltener wahrzunehmen, je mehr man meistens durch Abor- tus entfernte, kranke und degenerirte Eier zu untersuchen Gele- genheit hat. In diesen sind auſser mannigfaltigen anderen Abnor- mitäten besonders die Eihäute verdickt, mit einander verwach- sen und die einzelnen daher mit minderer Bestimmtheit zu er- kennen und trennbar.
Dritter Monat. Neunte bis dreizehnte Woche. — Körper- länge 1″—3″—5¼″. — Das Aeuſsere des Fötus ändert sich im Verlaufe keines anderen Monates, den beiden vorhergehenden viel- leicht ausgenommen, so sehr, als in diesem. Der Kopf hat zwar noch ein relatives Uebergewicht, welches aber in der ersten Hälfte des dritten Monates stärker ist, als in den letzten beiden Wochen desselben. Vorzüglich präponderirt der Schädeltheil, während der Gesichtstheil noch kurz und klein ist. Die vordere Fläche des Gesichtes nimmt die groſse, mehr rundliche, als erhabene Stirn ein. Die Augen liegen nicht mehr seitlich, wie in dem vorigen Monate, sondern in der Gesichtsfläche und fangen an sich mit den als Hautfalten hervorwachsenden Augenlidern zu über- decken. Die Ohren rücken verhältniſsmäſsig mehr von dem Halse nach vorn. Die Ohrmuschel wird deutlicher gesondert. Die Nase fängt an hervorzutreten. Zwischen beiden Nasenlöchern findet sich ein dickes, aber kurzes Septum. Der Mund ist offen, aber relativ schmäler. Dieses Alles, verbunden mit dem Mangel des Fettes, giebt dem Fötus eine mürrische, zum Theil greisen- ähnliche Physiognomie, welche nicht unpassend mit dem Anse- hen scrophulöser, im höchsten Grade an Atrophie leidender Kin- der verglichen wird. Der Hals wird zwar etwas länger, ist im Ganzen jedoch noch sehr kurz. Die Brust wird breiter, aber flacher. Der Unterleib mehr eben und dem des Erwachsenen ähnlich. Der Nabel liegt mehr in seiner Mitte. Der Nabelstrang enthält keine Darmschlinge mehr und beginnt sich zu winden. Die Genitalien haben bei beiden Geschlechtern ein ähnliches Aus- sehen, da die Klitoris penisartig hervorragt, auf ihrer Unterfläche gefurcht ist, der gespaltene Hodensack von den Schaamlippen bei oberflächlicher Betrachtung sich wenig unterscheidet. Die Extre- mitäten, welche schon in der ersten Woche des dritten Monates ihre Mittelglieder deutlicher ausgebildet haben, wachsen sehr schnell und sind auf die ihnen eigenthümliche Weise in ihren verschie-
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[551/0579]
Aeuſseres des Embryo.
tus omphalo-entericus. Doch sind die letzteren Theile im Gan-
zen seltener wahrzunehmen, je mehr man meistens durch Abor-
tus entfernte, kranke und degenerirte Eier zu untersuchen Gele-
genheit hat. In diesen sind auſser mannigfaltigen anderen Abnor-
mitäten besonders die Eihäute verdickt, mit einander verwach-
sen und die einzelnen daher mit minderer Bestimmtheit zu er-
kennen und trennbar.
Dritter Monat. Neunte bis dreizehnte Woche. — Körper-
länge 1″—3″—5¼″. — Das Aeuſsere des Fötus ändert sich im
Verlaufe keines anderen Monates, den beiden vorhergehenden viel-
leicht ausgenommen, so sehr, als in diesem. Der Kopf hat zwar
noch ein relatives Uebergewicht, welches aber in der ersten Hälfte
des dritten Monates stärker ist, als in den letzten beiden Wochen
desselben. Vorzüglich präponderirt der Schädeltheil, während
der Gesichtstheil noch kurz und klein ist. Die vordere Fläche
des Gesichtes nimmt die groſse, mehr rundliche, als erhabene
Stirn ein. Die Augen liegen nicht mehr seitlich, wie in dem
vorigen Monate, sondern in der Gesichtsfläche und fangen an sich
mit den als Hautfalten hervorwachsenden Augenlidern zu über-
decken. Die Ohren rücken verhältniſsmäſsig mehr von dem
Halse nach vorn. Die Ohrmuschel wird deutlicher gesondert.
Die Nase fängt an hervorzutreten. Zwischen beiden Nasenlöchern
findet sich ein dickes, aber kurzes Septum. Der Mund ist offen,
aber relativ schmäler. Dieses Alles, verbunden mit dem Mangel
des Fettes, giebt dem Fötus eine mürrische, zum Theil greisen-
ähnliche Physiognomie, welche nicht unpassend mit dem Anse-
hen scrophulöser, im höchsten Grade an Atrophie leidender Kin-
der verglichen wird. Der Hals wird zwar etwas länger, ist im
Ganzen jedoch noch sehr kurz. Die Brust wird breiter, aber
flacher. Der Unterleib mehr eben und dem des Erwachsenen
ähnlich. Der Nabel liegt mehr in seiner Mitte. Der Nabelstrang
enthält keine Darmschlinge mehr und beginnt sich zu winden.
Die Genitalien haben bei beiden Geschlechtern ein ähnliches Aus-
sehen, da die Klitoris penisartig hervorragt, auf ihrer Unterfläche
gefurcht ist, der gespaltene Hodensack von den Schaamlippen bei
oberflächlicher Betrachtung sich wenig unterscheidet. Die Extre-
mitäten, welche schon in der ersten Woche des dritten Monates
ihre Mittelglieder deutlicher ausgebildet haben, wachsen sehr schnell
und sind auf die ihnen eigenthümliche Weise in ihren verschie-
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/579>, abgerufen am 22.11.2024.
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