denen Gelenken gebogen. Auf der Haut sind die verschiedenen regelmässigen Linien leicht kenntlich und zeigen eine zierliche Anordnung. Das ganze Skelett hat schon mehr Festigkeit er- langt, da sogar die Ossification in ihm schon ihren Anfang ge- nommen. Das Chorion hat an einer Stelle, meist dem rechten Muttergrunde entsprechend, die in ihrer Bildung begriffene und am Ende des Monates schon etwas vorgeschrittene Placenta. Das Amnion liegt dem Chorion schon an; die gallertartige Masse zwi- schen beiden Häuten ist zum Theil oder fast gänzlich geschwun- den. Die Quantität des liquor amnii ist ziemlich ansehnlich.
Vierter Monat. Dreizehnte bis siebzehnte Woche. -- Kör- perlänge 51/2"--6"--7". -- Der Kopf hat noch im Ganzen das- selbe Verhältniss, wie in dem vorigen Monate. Allein der Ge- sichtstheil ist im Verhältniss zu dem Schädeltheile grösser. Die Augenlider verdecken die Augen ganz. Die Nase tritt noch mehr hervor. Eben so verkleinert sich relativ der Mund. Das äussere Ohr wird immer grösser, steht aber noch nicht sehr von dem Schädel ab. Der Hals verlängert sich. Eben so haben sich fast gleichmässig Brust und Unterleib vergrössert. Die scheinbare Aehnlichkeit der äusseren Geschlechtstheile vermindert sich zwar immer mehr, ist jedoch am Ende dieses Monates noch nicht gänz- lich geschwunden. Der ganze Körper des Embryo füllt sich mehr. Seine Muskulatur wird stärker. Die Andeutungen der Nägel an den Fingern und Zehen, welche im vorigen Monate sich schon kenntlich zu machen anfingen, treten mehr hervor. Sie haben jedoch noch keine hornartige Beschaffenheit angenommen. Der flockige Theil des Chorion hat sich zur Placenta concentrirt, während der flockenlose bedeutend an Umfang gewonnen hat. Die Adhäsion zwischen Chorion und Amnion ist fester, die Menge des Fruchtwassers bedeutender geworden. Das Gewicht des Fötus beträgt nach Hallers Angabe 4--8 Loth.
Fünfter Monat. Siebzehnte bis ein und zwanzigste Woche. -- Körperlänge 7"--8"--12". -- Der Kopf hat eine bedeutende Grösse. Schädel- und Gesichtstheil desselben sind von verhält- nissmässig gleichem Volumen. Oberes und unteres Lid eines je- den Auges verkleben mit einander. Die Nase tritt noch mehr hervor. Die Nasenlöcher sind durch zähen Schleim verstopft. Die Ohren stehen mehr vom Schädel ab. Die Physiognomie hat noch etwas Eigenthümliches, Fremdartiges, nähert sich jedoch
Von dem Embryo.
denen Gelenken gebogen. Auf der Haut sind die verschiedenen regelmäſsigen Linien leicht kenntlich und zeigen eine zierliche Anordnung. Das ganze Skelett hat schon mehr Festigkeit er- langt, da sogar die Ossification in ihm schon ihren Anfang ge- nommen. Das Chorion hat an einer Stelle, meist dem rechten Muttergrunde entsprechend, die in ihrer Bildung begriffene und am Ende des Monates schon etwas vorgeschrittene Placenta. Das Amnion liegt dem Chorion schon an; die gallertartige Masse zwi- schen beiden Häuten ist zum Theil oder fast gänzlich geschwun- den. Die Quantität des liquor amnii ist ziemlich ansehnlich.
Vierter Monat. Dreizehnte bis siebzehnte Woche. — Kör- perlänge 5½″—6″—7″. — Der Kopf hat noch im Ganzen das- selbe Verhältniſs, wie in dem vorigen Monate. Allein der Ge- sichtstheil ist im Verhältniſs zu dem Schädeltheile gröſser. Die Augenlider verdecken die Augen ganz. Die Nase tritt noch mehr hervor. Eben so verkleinert sich relativ der Mund. Das äuſsere Ohr wird immer gröſser, steht aber noch nicht sehr von dem Schädel ab. Der Hals verlängert sich. Eben so haben sich fast gleichmäſsig Brust und Unterleib vergröſsert. Die scheinbare Aehnlichkeit der äuſseren Geschlechtstheile vermindert sich zwar immer mehr, ist jedoch am Ende dieses Monates noch nicht gänz- lich geschwunden. Der ganze Körper des Embryo füllt sich mehr. Seine Muskulatur wird stärker. Die Andeutungen der Nägel an den Fingern und Zehen, welche im vorigen Monate sich schon kenntlich zu machen anfingen, treten mehr hervor. Sie haben jedoch noch keine hornartige Beschaffenheit angenommen. Der flockige Theil des Chorion hat sich zur Placenta concentrirt, während der flockenlose bedeutend an Umfang gewonnen hat. Die Adhäsion zwischen Chorion und Amnion ist fester, die Menge des Fruchtwassers bedeutender geworden. Das Gewicht des Fötus beträgt nach Hallers Angabe 4—8 Loth.
Fünfter Monat. Siebzehnte bis ein und zwanzigste Woche. — Körperlänge 7″—8″—12″. — Der Kopf hat eine bedeutende Gröſse. Schädel- und Gesichtstheil desselben sind von verhält- niſsmäſsig gleichem Volumen. Oberes und unteres Lid eines je- den Auges verkleben mit einander. Die Nase tritt noch mehr hervor. Die Nasenlöcher sind durch zähen Schleim verstopft. Die Ohren stehen mehr vom Schädel ab. Die Physiognomie hat noch etwas Eigenthümliches, Fremdartiges, nähert sich jedoch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0580"n="552"/><fwplace="top"type="header">Von dem Embryo.</fw><lb/>
denen Gelenken gebogen. Auf der Haut sind die verschiedenen<lb/>
regelmäſsigen Linien leicht kenntlich und zeigen eine zierliche<lb/>
Anordnung. Das ganze Skelett hat schon mehr Festigkeit er-<lb/>
langt, da sogar die Ossification in ihm schon ihren Anfang ge-<lb/>
nommen. Das Chorion hat an einer Stelle, meist dem rechten<lb/>
Muttergrunde entsprechend, die in ihrer Bildung begriffene und<lb/>
am Ende des Monates schon etwas vorgeschrittene Placenta. Das<lb/>
Amnion liegt dem Chorion schon an; die gallertartige Masse zwi-<lb/>
schen beiden Häuten ist zum Theil oder fast gänzlich geschwun-<lb/>
den. Die Quantität des <hirendition="#i">liquor amnii</hi> ist ziemlich ansehnlich.</p><lb/><p>Vierter Monat. Dreizehnte bis siebzehnte Woche. — Kör-<lb/>
perlänge 5½″—6″—7″. — Der Kopf hat noch im Ganzen das-<lb/>
selbe Verhältniſs, wie in dem vorigen Monate. Allein der Ge-<lb/>
sichtstheil ist im Verhältniſs zu dem Schädeltheile gröſser. Die<lb/>
Augenlider verdecken die Augen ganz. Die Nase tritt noch mehr<lb/>
hervor. Eben so verkleinert sich relativ der Mund. Das äuſsere<lb/>
Ohr wird immer gröſser, steht aber noch nicht sehr von dem<lb/>
Schädel ab. Der Hals verlängert sich. Eben so haben sich fast<lb/>
gleichmäſsig Brust und Unterleib vergröſsert. Die scheinbare<lb/>
Aehnlichkeit der äuſseren Geschlechtstheile vermindert sich zwar<lb/>
immer mehr, ist jedoch am Ende dieses Monates noch nicht gänz-<lb/>
lich geschwunden. Der ganze Körper des Embryo füllt sich<lb/>
mehr. Seine Muskulatur wird stärker. Die Andeutungen der<lb/>
Nägel an den Fingern und Zehen, welche im vorigen Monate sich<lb/>
schon kenntlich zu machen anfingen, treten mehr hervor. Sie<lb/>
haben jedoch noch keine hornartige Beschaffenheit angenommen.<lb/>
Der flockige Theil des Chorion hat sich zur Placenta concentrirt,<lb/>
während der flockenlose bedeutend an Umfang gewonnen hat.<lb/>
Die Adhäsion zwischen Chorion und Amnion ist fester, die Menge<lb/>
des Fruchtwassers bedeutender geworden. Das Gewicht des Fötus<lb/>
beträgt nach Hallers Angabe 4—8 Loth.</p><lb/><p>Fünfter Monat. Siebzehnte bis ein und zwanzigste Woche. —<lb/>
Körperlänge 7″—8″—12″. — Der Kopf hat eine bedeutende<lb/>
Gröſse. Schädel- und Gesichtstheil desselben sind von verhält-<lb/>
niſsmäſsig gleichem Volumen. Oberes und unteres Lid eines je-<lb/>
den Auges verkleben mit einander. Die Nase tritt noch mehr<lb/>
hervor. Die Nasenlöcher sind durch zähen Schleim verstopft.<lb/>
Die Ohren stehen mehr vom Schädel ab. Die Physiognomie hat<lb/>
noch etwas Eigenthümliches, Fremdartiges, nähert sich jedoch<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[552/0580]
Von dem Embryo.
denen Gelenken gebogen. Auf der Haut sind die verschiedenen
regelmäſsigen Linien leicht kenntlich und zeigen eine zierliche
Anordnung. Das ganze Skelett hat schon mehr Festigkeit er-
langt, da sogar die Ossification in ihm schon ihren Anfang ge-
nommen. Das Chorion hat an einer Stelle, meist dem rechten
Muttergrunde entsprechend, die in ihrer Bildung begriffene und
am Ende des Monates schon etwas vorgeschrittene Placenta. Das
Amnion liegt dem Chorion schon an; die gallertartige Masse zwi-
schen beiden Häuten ist zum Theil oder fast gänzlich geschwun-
den. Die Quantität des liquor amnii ist ziemlich ansehnlich.
Vierter Monat. Dreizehnte bis siebzehnte Woche. — Kör-
perlänge 5½″—6″—7″. — Der Kopf hat noch im Ganzen das-
selbe Verhältniſs, wie in dem vorigen Monate. Allein der Ge-
sichtstheil ist im Verhältniſs zu dem Schädeltheile gröſser. Die
Augenlider verdecken die Augen ganz. Die Nase tritt noch mehr
hervor. Eben so verkleinert sich relativ der Mund. Das äuſsere
Ohr wird immer gröſser, steht aber noch nicht sehr von dem
Schädel ab. Der Hals verlängert sich. Eben so haben sich fast
gleichmäſsig Brust und Unterleib vergröſsert. Die scheinbare
Aehnlichkeit der äuſseren Geschlechtstheile vermindert sich zwar
immer mehr, ist jedoch am Ende dieses Monates noch nicht gänz-
lich geschwunden. Der ganze Körper des Embryo füllt sich
mehr. Seine Muskulatur wird stärker. Die Andeutungen der
Nägel an den Fingern und Zehen, welche im vorigen Monate sich
schon kenntlich zu machen anfingen, treten mehr hervor. Sie
haben jedoch noch keine hornartige Beschaffenheit angenommen.
Der flockige Theil des Chorion hat sich zur Placenta concentrirt,
während der flockenlose bedeutend an Umfang gewonnen hat.
Die Adhäsion zwischen Chorion und Amnion ist fester, die Menge
des Fruchtwassers bedeutender geworden. Das Gewicht des Fötus
beträgt nach Hallers Angabe 4—8 Loth.
Fünfter Monat. Siebzehnte bis ein und zwanzigste Woche. —
Körperlänge 7″—8″—12″. — Der Kopf hat eine bedeutende
Gröſse. Schädel- und Gesichtstheil desselben sind von verhält-
niſsmäſsig gleichem Volumen. Oberes und unteres Lid eines je-
den Auges verkleben mit einander. Die Nase tritt noch mehr
hervor. Die Nasenlöcher sind durch zähen Schleim verstopft.
Die Ohren stehen mehr vom Schädel ab. Die Physiognomie hat
noch etwas Eigenthümliches, Fremdartiges, nähert sich jedoch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/580>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.