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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
siologica, num a foetu urina secernatur et secreta excerna-
tur Berol.
1820. 8. p. 34.). Allein dass die Allantoisflüssigkeit
durch die Nieren oder die Wolffschen Körper ausgesondert werde,
ist schon deshalb unmöglich, weil die Allantois früher erscheint,
als die deutlich gesonderten und mit zusammenhängenden Harn-
kanälchen versehenen Nieren und gerade ihr grösstes Wachsthum
im Allgemeinen erreicht hat, wenn die innere Structur der Nie-
ren noch in ihrer Formation begriffen ist, das Secret der Wolff-
schen Körper aber anderer Natur, als das Allantoiswasser ist.
Eben so wenig Sicherheit hat die Vermuthung, dass sie ein Se-
cret des Darmkanales sey. Ja die schon oben berührten Con-
tenta des Darmrohres in frühester Zeit scheinen eine jede solche
Ansicht direct zu widerlegen. Wir müssen also die Genese der
Allantoisflüssigkeit der des Amnionswassers gleichstellen, d. h.
beide als Evolutionsmomente des Eies und zwar des peripheri-
schen Theiles der Keimhaut ansehen. Interessant bleibt es aber,
dass von den beiden selbstständigen Urblättern der Keimhaut ein
jedes sein eigenes Fruchtwasser habe, nämlich das seröse Blatt
die Amnionsflüssigkeit, das Schleimblatt dagegen den liquor Allan-
toidis
. -- Wenn die erstere mit den Ernährungsorganen des Fö-
tus, seiner Haut und seinem Darmkanale in Berührung kommt,
so geschieht dasselbe bei der Allantois mit den zeitigen Respira-
tionsorganen des Fötus, seinem Mutterkuchen, dessen Fruchtantheil
bekanntlich zuerst als Endochorion auf der Allantois liegt. Ja
die Verbindung scheint noch inniger zu seyn. Bei den Säuge-
thieren, wo die Placenta nicht so dicht an eine Stelle des Eies
concentrirt ist, bleibt die Allantois grösser und länger, als bei
dem Menschen. Vielleicht versieht sie dort einen Stoffwechsel,
der bei uns durch die an eine Stelle concentrirte und vielfach
verwickelte Placenta zu Stande gebracht wird. Eine Zusammen-
stellung der Ansichten über die Allantoisflüssigkeit siehe bei Bur-
dach Physiol. II. S. 676--681. --

Endlich findet sich noch auf der ganzen Oberfläche des Fö-
tus eine gelatinöse, schmierige, farblose oder gelbliche Materie,
der sogenannte Vernix caseosa oder Hautschmiere verbreitet.
Dass diese durch die Hautdrüsen abgesondert werde, davon kann
man sich durch die mikroscopische Untersuchung unmittelbar
überzeugen. Denn in sehr vielen, wo nicht allen, Hautdrüsen
sieht man dieselbe als eine Ansammlung einer aus grossen Kör-

nern

Von dem Embryo.
siologica, num a foetu urina secernatur et secreta excerna-
tur Berol.
1820. 8. p. 34.). Allein daſs die Allantoisflüssigkeit
durch die Nieren oder die Wolffschen Körper ausgesondert werde,
ist schon deshalb unmöglich, weil die Allantois früher erscheint,
als die deutlich gesonderten und mit zusammenhängenden Harn-
kanälchen versehenen Nieren und gerade ihr gröſstes Wachsthum
im Allgemeinen erreicht hat, wenn die innere Structur der Nie-
ren noch in ihrer Formation begriffen ist, das Secret der Wolff-
schen Körper aber anderer Natur, als das Allantoiswasser ist.
Eben so wenig Sicherheit hat die Vermuthung, daſs sie ein Se-
cret des Darmkanales sey. Ja die schon oben berührten Con-
tenta des Darmrohres in frühester Zeit scheinen eine jede solche
Ansicht direct zu widerlegen. Wir müssen also die Genese der
Allantoisflüssigkeit der des Amnionswassers gleichstellen, d. h.
beide als Evolutionsmomente des Eies und zwar des peripheri-
schen Theiles der Keimhaut ansehen. Interessant bleibt es aber,
daſs von den beiden selbstständigen Urblättern der Keimhaut ein
jedes sein eigenes Fruchtwasser habe, nämlich das seröse Blatt
die Amnionsflüssigkeit, das Schleimblatt dagegen den liquor Allan-
toidis
. — Wenn die erstere mit den Ernährungsorganen des Fö-
tus, seiner Haut und seinem Darmkanale in Berührung kommt,
so geschieht dasselbe bei der Allantois mit den zeitigen Respira-
tionsorganen des Fötus, seinem Mutterkuchen, dessen Fruchtantheil
bekanntlich zuerst als Endochorion auf der Allantois liegt. Ja
die Verbindung scheint noch inniger zu seyn. Bei den Säuge-
thieren, wo die Placenta nicht so dicht an eine Stelle des Eies
concentrirt ist, bleibt die Allantois gröſser und länger, als bei
dem Menschen. Vielleicht versieht sie dort einen Stoffwechsel,
der bei uns durch die an eine Stelle concentrirte und vielfach
verwickelte Placenta zu Stande gebracht wird. Eine Zusammen-
stellung der Ansichten über die Allantoisflüssigkeit siehe bei Bur-
dach Physiol. II. S. 676—681. —

Endlich findet sich noch auf der ganzen Oberfläche des Fö-
tus eine gelatinöse, schmierige, farblose oder gelbliche Materie,
der sogenannte Vernix caseosa oder Hautschmiere verbreitet.
Daſs diese durch die Hautdrüsen abgesondert werde, davon kann
man sich durch die mikroscopische Untersuchung unmittelbar
überzeugen. Denn in sehr vielen, wo nicht allen, Hautdrüsen
sieht man dieselbe als eine Ansammlung einer aus groſsen Kör-

nern
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[560/0588] Von dem Embryo. siologica, num a foetu urina secernatur et secreta excerna- tur Berol. 1820. 8. p. 34.). Allein daſs die Allantoisflüssigkeit durch die Nieren oder die Wolffschen Körper ausgesondert werde, ist schon deshalb unmöglich, weil die Allantois früher erscheint, als die deutlich gesonderten und mit zusammenhängenden Harn- kanälchen versehenen Nieren und gerade ihr gröſstes Wachsthum im Allgemeinen erreicht hat, wenn die innere Structur der Nie- ren noch in ihrer Formation begriffen ist, das Secret der Wolff- schen Körper aber anderer Natur, als das Allantoiswasser ist. Eben so wenig Sicherheit hat die Vermuthung, daſs sie ein Se- cret des Darmkanales sey. Ja die schon oben berührten Con- tenta des Darmrohres in frühester Zeit scheinen eine jede solche Ansicht direct zu widerlegen. Wir müssen also die Genese der Allantoisflüssigkeit der des Amnionswassers gleichstellen, d. h. beide als Evolutionsmomente des Eies und zwar des peripheri- schen Theiles der Keimhaut ansehen. Interessant bleibt es aber, daſs von den beiden selbstständigen Urblättern der Keimhaut ein jedes sein eigenes Fruchtwasser habe, nämlich das seröse Blatt die Amnionsflüssigkeit, das Schleimblatt dagegen den liquor Allan- toidis. — Wenn die erstere mit den Ernährungsorganen des Fö- tus, seiner Haut und seinem Darmkanale in Berührung kommt, so geschieht dasselbe bei der Allantois mit den zeitigen Respira- tionsorganen des Fötus, seinem Mutterkuchen, dessen Fruchtantheil bekanntlich zuerst als Endochorion auf der Allantois liegt. Ja die Verbindung scheint noch inniger zu seyn. Bei den Säuge- thieren, wo die Placenta nicht so dicht an eine Stelle des Eies concentrirt ist, bleibt die Allantois gröſser und länger, als bei dem Menschen. Vielleicht versieht sie dort einen Stoffwechsel, der bei uns durch die an eine Stelle concentrirte und vielfach verwickelte Placenta zu Stande gebracht wird. Eine Zusammen- stellung der Ansichten über die Allantoisflüssigkeit siehe bei Bur- dach Physiol. II. S. 676—681. — Endlich findet sich noch auf der ganzen Oberfläche des Fö- tus eine gelatinöse, schmierige, farblose oder gelbliche Materie, der sogenannte Vernix caseosa oder Hautschmiere verbreitet. Daſs diese durch die Hautdrüsen abgesondert werde, davon kann man sich durch die mikroscopische Untersuchung unmittelbar überzeugen. Denn in sehr vielen, wo nicht allen, Hautdrüsen sieht man dieselbe als eine Ansammlung einer aus groſsen Kör- nern

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/588>, abgerufen am 22.11.2024.