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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Fragmente z. Gesetzlehre der individuellen Entwickelung.
aller naturwissenschaftlichen Disciplinen thätig, hatte zuletzt mit
bewunderungswürdigem Fleisse eine grosse Arbeit über Hirn- und
Rückenmark vollendet, welche einen Aufwand ausgedehnter und
genauer Lectüre enthielt, wie wenig Werke Deutschlands oder
anderer Völker, ein Vorzug, den man in keiner Burdachschen
Schrift vergeblich sucht. Nun wandte sich dieser ausgezeichnete
Naturforscher an die Bearbeitung der Physiologie, und hatte in
dem Jahre 1826 den ersten über die Zeugung handelnden Band
herauszugeben. Der zweite sollte nun die Entwickelung umfas-
sen. Ausserdem, dass Burdach eine ausserordentliche Fülle von
Gelehrsamkeit, eine ziemlich bedeutende Zahl von eigenen Beob-
achtungen zu Gebote stand, konnte er noch die hülfreiche Hand
Ernst Meyers für das Botanische und Karl Ernst von Bärs und
Heinrich Rathke's für das Zoologische benutzen. Die Beiträge
der Letzteren waren aber das Resultat jahrelanger, mühevoller
Forschungen über die wichtigsten Objecte der individuellen Ent-
wickelungsgeschichte. Wir erinnern nur an dasjenige, was Rathke
über den Flusskrebs, die Fische, die Geschlechtsorgane, den Darm
u. dgl. mehr hier bekannt macht, was Bär über Frösche und vor
allen über Vögel hier lehrte, um anzuzeigen, mit welchem Rechte
man bloss wegen dieses Werkes das Jahr 1828 als dasjenige an-
sehen kann, in welchem eine neue Aera der Entwickelungsge-
schichte beginnt, wie hier sich die 1817 beginnende vorbereitende
Periode schliesst, um nun dem eigenthümlichen und selbstständi-
gen Gange der wissenschaftlichen Evolutionslehre Platz zu ma-
chen. Noch in demselben Jahre gab v. Bär die Entwickelungs-
geschichte des Hühnchens mit wenigen Veränderungen gesondert
heraus, begleitete aber diese Beobachtungen durch eine Reihe von
allgemeinen Betrachtungen. Ausserdem feierte er Samuel Thomas
Sömmerings Jubelfeier durch seine oben vielfach genannte Schrift
über die Gefässverbindung zwischen Mutter und Frucht. Das In-
teresse für die Entwickelungsgeschichte wurde nun mit jedem
Jahre grösser und allgemeiner. Zu den oben genannten vier Co-
ryphäen der Entwickelungsgeschichte gesellten sich bald andere,
grösstentheils durch frühere Arbeiten schon berühmte Naturfor-
scher, welche gleiche Ehre auf diesem Felde zu erwerben sich
bemühten. Joh. Müller beschrieb zuerst die Wolffschen Körper
bei Batrachiern, wo man sie vorher noch nicht gesehen hatte,
bearbeitete ausführlich in einer gesonderten Schrift die Entwik-

Fragmente z. Gesetzlehre der individuellen Entwickelung.
aller naturwissenschaftlichen Disciplinen thätig, hatte zuletzt mit
bewunderungswürdigem Fleiſse eine groſse Arbeit über Hirn- und
Rückenmark vollendet, welche einen Aufwand ausgedehnter und
genauer Lectüre enthielt, wie wenig Werke Deutschlands oder
anderer Völker, ein Vorzug, den man in keiner Burdachschen
Schrift vergeblich sucht. Nun wandte sich dieser ausgezeichnete
Naturforscher an die Bearbeitung der Physiologie, und hatte in
dem Jahre 1826 den ersten über die Zeugung handelnden Band
herauszugeben. Der zweite sollte nun die Entwickelung umfas-
sen. Auſserdem, daſs Burdach eine auſserordentliche Fülle von
Gelehrsamkeit, eine ziemlich bedeutende Zahl von eigenen Beob-
achtungen zu Gebote stand, konnte er noch die hülfreiche Hand
Ernst Meyers für das Botanische und Karl Ernst von Bärs und
Heinrich Rathke’s für das Zoologische benutzen. Die Beiträge
der Letzteren waren aber das Resultat jahrelanger, mühevoller
Forschungen über die wichtigsten Objecte der individuellen Ent-
wickelungsgeschichte. Wir erinnern nur an dasjenige, was Rathke
über den Fluſskrebs, die Fische, die Geschlechtsorgane, den Darm
u. dgl. mehr hier bekannt macht, was Bär über Frösche und vor
allen über Vögel hier lehrte, um anzuzeigen, mit welchem Rechte
man bloſs wegen dieses Werkes das Jahr 1828 als dasjenige an-
sehen kann, in welchem eine neue Aera der Entwickelungsge-
schichte beginnt, wie hier sich die 1817 beginnende vorbereitende
Periode schlieſst, um nun dem eigenthümlichen und selbstständi-
gen Gange der wissenschaftlichen Evolutionslehre Platz zu ma-
chen. Noch in demselben Jahre gab v. Bär die Entwickelungs-
geschichte des Hühnchens mit wenigen Veränderungen gesondert
heraus, begleitete aber diese Beobachtungen durch eine Reihe von
allgemeinen Betrachtungen. Auſserdem feierte er Samuel Thomas
Sömmerings Jubelfeier durch seine oben vielfach genannte Schrift
über die Gefäſsverbindung zwischen Mutter und Frucht. Das In-
teresse für die Entwickelungsgeschichte wurde nun mit jedem
Jahre gröſser und allgemeiner. Zu den oben genannten vier Co-
ryphäen der Entwickelungsgeschichte gesellten sich bald andere,
gröſstentheils durch frühere Arbeiten schon berühmte Naturfor-
scher, welche gleiche Ehre auf diesem Felde zu erwerben sich
bemühten. Joh. Müller beschrieb zuerst die Wolffschen Körper
bei Batrachiern, wo man sie vorher noch nicht gesehen hatte,
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[578/0606] Fragmente z. Gesetzlehre der individuellen Entwickelung. aller naturwissenschaftlichen Disciplinen thätig, hatte zuletzt mit bewunderungswürdigem Fleiſse eine groſse Arbeit über Hirn- und Rückenmark vollendet, welche einen Aufwand ausgedehnter und genauer Lectüre enthielt, wie wenig Werke Deutschlands oder anderer Völker, ein Vorzug, den man in keiner Burdachschen Schrift vergeblich sucht. Nun wandte sich dieser ausgezeichnete Naturforscher an die Bearbeitung der Physiologie, und hatte in dem Jahre 1826 den ersten über die Zeugung handelnden Band herauszugeben. Der zweite sollte nun die Entwickelung umfas- sen. Auſserdem, daſs Burdach eine auſserordentliche Fülle von Gelehrsamkeit, eine ziemlich bedeutende Zahl von eigenen Beob- achtungen zu Gebote stand, konnte er noch die hülfreiche Hand Ernst Meyers für das Botanische und Karl Ernst von Bärs und Heinrich Rathke’s für das Zoologische benutzen. Die Beiträge der Letzteren waren aber das Resultat jahrelanger, mühevoller Forschungen über die wichtigsten Objecte der individuellen Ent- wickelungsgeschichte. Wir erinnern nur an dasjenige, was Rathke über den Fluſskrebs, die Fische, die Geschlechtsorgane, den Darm u. dgl. mehr hier bekannt macht, was Bär über Frösche und vor allen über Vögel hier lehrte, um anzuzeigen, mit welchem Rechte man bloſs wegen dieses Werkes das Jahr 1828 als dasjenige an- sehen kann, in welchem eine neue Aera der Entwickelungsge- schichte beginnt, wie hier sich die 1817 beginnende vorbereitende Periode schlieſst, um nun dem eigenthümlichen und selbstständi- gen Gange der wissenschaftlichen Evolutionslehre Platz zu ma- chen. Noch in demselben Jahre gab v. Bär die Entwickelungs- geschichte des Hühnchens mit wenigen Veränderungen gesondert heraus, begleitete aber diese Beobachtungen durch eine Reihe von allgemeinen Betrachtungen. Auſserdem feierte er Samuel Thomas Sömmerings Jubelfeier durch seine oben vielfach genannte Schrift über die Gefäſsverbindung zwischen Mutter und Frucht. Das In- teresse für die Entwickelungsgeschichte wurde nun mit jedem Jahre gröſser und allgemeiner. Zu den oben genannten vier Co- ryphäen der Entwickelungsgeschichte gesellten sich bald andere, gröſstentheils durch frühere Arbeiten schon berühmte Naturfor- scher, welche gleiche Ehre auf diesem Felde zu erwerben sich bemühten. Joh. Müller beschrieb zuerst die Wolffschen Körper bei Batrachiern, wo man sie vorher noch nicht gesehen hatte, bearbeitete ausführlich in einer gesonderten Schrift die Entwik-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/606>, abgerufen am 22.11.2024.