Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.I. Gegensatz zwischen Idealismus und Realismus. kelung der Geschlechtstheile, berücksichtigte stets mit besondererAufmerksamkeit die Entwickelungsgeschichte in seinem Werke über die Drüsen, beschrieb sehr zeitige menschliche Embryonen, die Verhältnisse der Netze, machte Beobachtungen über die de- cidua, die Lymphgefässe des Nabelstranges u. dgl. mehr bekannt. Carus bearbeitete mit vieler Vorliebe die Entwickelung der Schnek- ken und Muscheln, lieferte in seinen Erläuterungstafeln zur ver- gleichenden Anatomie Abbildungen von Embryonen der Fische, seltener Säugethiere u. dgl. mehr. Purkinje verleibte der 1830 erschienenen zweiten Auflage seiner Schrift die neuen von ihm gemachten Erfahrungen, indem die älteren schon Berthold gröss- tentheils bestätigt hatte, ein. Jacobson beschrieb die Okenschen Körper der Säugethiere nach eigenen Beobachtungen. v. Ammon bearbeitete die Genese des Auges bei dem Menschen, und Huschke, unermüdlich in seinen Forschungen über die Sinnesorgane, hellte die früheste Entwickelungsgeschichte des Auges auf, während er die Entwickelung des Gehörorganes mit einflussvollen Entdeckun- gen bereicherte. v. Bär machte neue Erfahrungen über das Hären der Embryonen der Säugethiere und des Menschen, über die Ent- wickelung der Schwimmblase bei Fischen bekannt. Heinrich Rathke ging auf der rühmlichst begonnenen Bahn rüstigen Fusses fort und machte Beobachtungen über die Entwickelung der Insek- ten, Crustazeen, Arachniden, über Knochenfische, die Geschlechts- werkzeuge, die Harnorgane, das Gehörorgan u. dgl. mehr. Mayer nahm die Untersuchungen über die Nabelblase von Neuem auf, während Bischoff die Eihüllen des Menschen überhaupt zum Ob- jecte einer eigenen Schrift wählte. Wir könnten noch viele aus- gezeichnete Arbeiten hier aufzählen, wenn wir nur mit irgend einem Grade von Vollständigkeit die vielfachen in die letzten sechs Jahre fallenden Bemühungen, die individuelle Entwickelungs- geschichte aufzuhellen, auseinanderzusetzen die Absicht hätten. Wir wollten aber nur durch einige wenige Züge die Bedeutsam- keit und Allgemeinheit dieser Richtung anschaulich machen, und glauben durch diese unvollständige Darstellung unsere Absicht schon hinlänglich erreicht zu haben. Sehen wir aber auf die Reihe der oben genannten Naturforscher, so finden wir fast nur deutsche Namen genannt, die sich um die individuelle, wissen- schaftliche Entwickelungsgeschichte in der neuesten Zeit verdient gemacht haben. Wie die Naturphilosophie in ihrem ersten Be- 37*
I. Gegensatz zwischen Idealismus und Realismus. kelung der Geschlechtstheile, berücksichtigte stets mit besondererAufmerksamkeit die Entwickelungsgeschichte in seinem Werke über die Drüsen, beschrieb sehr zeitige menschliche Embryonen, die Verhältnisse der Netze, machte Beobachtungen über die de- cidua, die Lymphgefäſse des Nabelstranges u. dgl. mehr bekannt. Carus bearbeitete mit vieler Vorliebe die Entwickelung der Schnek- ken und Muscheln, lieferte in seinen Erläuterungstafeln zur ver- gleichenden Anatomie Abbildungen von Embryonen der Fische, seltener Säugethiere u. dgl. mehr. Purkinje verleibte der 1830 erschienenen zweiten Auflage seiner Schrift die neuen von ihm gemachten Erfahrungen, indem die älteren schon Berthold gröſs- tentheils bestätigt hatte, ein. Jacobson beschrieb die Okenschen Körper der Säugethiere nach eigenen Beobachtungen. v. Ammon bearbeitete die Genese des Auges bei dem Menschen, und Huschke, unermüdlich in seinen Forschungen über die Sinnesorgane, hellte die früheste Entwickelungsgeschichte des Auges auf, während er die Entwickelung des Gehörorganes mit einfluſsvollen Entdeckun- gen bereicherte. v. Bär machte neue Erfahrungen über das Hären der Embryonen der Säugethiere und des Menschen, über die Ent- wickelung der Schwimmblase bei Fischen bekannt. Heinrich Rathke ging auf der rühmlichst begonnenen Bahn rüstigen Fuſses fort und machte Beobachtungen über die Entwickelung der Insek- ten, Crustazeen, Arachniden, über Knochenfische, die Geschlechts- werkzeuge, die Harnorgane, das Gehörorgan u. dgl. mehr. Mayer nahm die Untersuchungen über die Nabelblase von Neuem auf, während Bischoff die Eihüllen des Menschen überhaupt zum Ob- jecte einer eigenen Schrift wählte. Wir könnten noch viele aus- gezeichnete Arbeiten hier aufzählen, wenn wir nur mit irgend einem Grade von Vollständigkeit die vielfachen in die letzten sechs Jahre fallenden Bemühungen, die individuelle Entwickelungs- geschichte aufzuhellen, auseinanderzusetzen die Absicht hätten. Wir wollten aber nur durch einige wenige Züge die Bedeutsam- keit und Allgemeinheit dieser Richtung anschaulich machen, und glauben durch diese unvollständige Darstellung unsere Absicht schon hinlänglich erreicht zu haben. Sehen wir aber auf die Reihe der oben genannten Naturforscher, so finden wir fast nur deutsche Namen genannt, die sich um die individuelle, wissen- schaftliche Entwickelungsgeschichte in der neuesten Zeit verdient gemacht haben. Wie die Naturphilosophie in ihrem ersten Be- 37*
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I. Gegensatz zwischen Idealismus und Realismus.
kelung der Geschlechtstheile, berücksichtigte stets mit besonderer
Aufmerksamkeit die Entwickelungsgeschichte in seinem Werke
über die Drüsen, beschrieb sehr zeitige menschliche Embryonen,
die Verhältnisse der Netze, machte Beobachtungen über die de-
cidua, die Lymphgefäſse des Nabelstranges u. dgl. mehr bekannt.
Carus bearbeitete mit vieler Vorliebe die Entwickelung der Schnek-
ken und Muscheln, lieferte in seinen Erläuterungstafeln zur ver-
gleichenden Anatomie Abbildungen von Embryonen der Fische,
seltener Säugethiere u. dgl. mehr. Purkinje verleibte der 1830
erschienenen zweiten Auflage seiner Schrift die neuen von ihm
gemachten Erfahrungen, indem die älteren schon Berthold gröſs-
tentheils bestätigt hatte, ein. Jacobson beschrieb die Okenschen
Körper der Säugethiere nach eigenen Beobachtungen. v. Ammon
bearbeitete die Genese des Auges bei dem Menschen, und Huschke,
unermüdlich in seinen Forschungen über die Sinnesorgane, hellte
die früheste Entwickelungsgeschichte des Auges auf, während er
die Entwickelung des Gehörorganes mit einfluſsvollen Entdeckun-
gen bereicherte. v. Bär machte neue Erfahrungen über das Hären
der Embryonen der Säugethiere und des Menschen, über die Ent-
wickelung der Schwimmblase bei Fischen bekannt. Heinrich
Rathke ging auf der rühmlichst begonnenen Bahn rüstigen Fuſses
fort und machte Beobachtungen über die Entwickelung der Insek-
ten, Crustazeen, Arachniden, über Knochenfische, die Geschlechts-
werkzeuge, die Harnorgane, das Gehörorgan u. dgl. mehr. Mayer
nahm die Untersuchungen über die Nabelblase von Neuem auf,
während Bischoff die Eihüllen des Menschen überhaupt zum Ob-
jecte einer eigenen Schrift wählte. Wir könnten noch viele aus-
gezeichnete Arbeiten hier aufzählen, wenn wir nur mit irgend
einem Grade von Vollständigkeit die vielfachen in die letzten
sechs Jahre fallenden Bemühungen, die individuelle Entwickelungs-
geschichte aufzuhellen, auseinanderzusetzen die Absicht hätten.
Wir wollten aber nur durch einige wenige Züge die Bedeutsam-
keit und Allgemeinheit dieser Richtung anschaulich machen, und
glauben durch diese unvollständige Darstellung unsere Absicht
schon hinlänglich erreicht zu haben. Sehen wir aber auf die
Reihe der oben genannten Naturforscher, so finden wir fast nur
deutsche Namen genannt, die sich um die individuelle, wissen-
schaftliche Entwickelungsgeschichte in der neuesten Zeit verdient
gemacht haben. Wie die Naturphilosophie in ihrem ersten Be-
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