Fragmente z. Gesetzlehre d. individuellen Entwickelung.
motorischen Organe die vorherrschenden. Sie suchen daher ein ei- genes Rohr zu bilden. Wie in der Klasse der Wirbelthiere das obere Centralrohr sich dem unteren als dem das Rohr des Schleim- blattes unmittelbar einschliessenden entgegensetzt, so nehmen die in ihrer Tendenz wenigstens die Röhrenform darstellenden Extre- mitäten eine dem das Schleimblatt und den Dotter unmittelbar umschliessenden Rohre entgegengesetzte Form an. Es ist also auch bei den Wirbellosen die Neigung wenigstens ausgedrückt, ein zweites Rohr zu bilden, welches dem repräsentativen anima- lischen Organsysteme oder Complexe angehört und entgegengesetzt von dem Schleimblattrohre sowohl, als dem dasselbe parallel um- schliessenden Rohre des serösen Blattes ist. Es tritt nur der Fun- damentalunterschied ein, dass, da diese Bildung das Hauptsystem der animalischen Organe unmittelbar angeht, sie in den Wirbel- thieren die sensiblen, in den Wirbellosen dagegen die motorischen Organe betrifft.
12. Was wir eben von den Extremitäten gesagt haben, lässt sich auch mit einigen Modificationen von dem Kopfe und dem Schwanze behaupten. Die Lagerungsverhältnisse sind durchaus dieselben. Nur darin findet noch ein Unterschied Statt, dass, während bei allen Wirbelthieren sich der Kopf und Schwanz nicht bloss mit ihrem serösen Antheile, sondern mit der Keimhaut über- haupt von dem Dotter und dem ihn überziehenden Theile der Schleimhaut abschnüren und entfernen, dieses wenigstens bei den Crustazeen nur mit dem Schwanze der Fall ist. Die grössere Macht der vegetativen Organe giebt sich auch hier deutlich zu erkennen.
13. Das Gefässblatt. Dass dieses sich vorzüglich nach den Angaben von Rathke bei den Wirbellosen mehr an das seröse, bei den Wirbelthieren mehr an das mucöse Blatt anschliesse, ha- ben wir schon oben berichtet. Vieles hierüber muss noch die künftige Forschung aufhellen und die genaueste an Durchschnitten vorgenommene Untersuchung über die erste Bildung des Gekröses der Wirbelthiere wird hier nicht wenig zu entscheiden im Stande seyn. Von eben solcher Wichtigkeit dürfte es seyn, die Lage des Herzens nach allen seinen Metamorphosen zu verfolgen. Es scheint sich immer gegen die Schlusslinie desjenigen röhrigen Ge- bildes zu richten, welches dem Schleimblattrohre parallel geht.
14. Das Schleimblatt kommt bei allen Thieren mit dem
Dot-
Fragmente z. Gesetzlehre d. individuellen Entwickelung.
motorischen Organe die vorherrschenden. Sie suchen daher ein ei- genes Rohr zu bilden. Wie in der Klasse der Wirbelthiere das obere Centralrohr sich dem unteren als dem das Rohr des Schleim- blattes unmittelbar einschlieſsenden entgegensetzt, so nehmen die in ihrer Tendenz wenigstens die Röhrenform darstellenden Extre- mitäten eine dem das Schleimblatt und den Dotter unmittelbar umschlieſsenden Rohre entgegengesetzte Form an. Es ist also auch bei den Wirbellosen die Neigung wenigstens ausgedrückt, ein zweites Rohr zu bilden, welches dem repräsentativen anima- lischen Organsysteme oder Complexe angehört und entgegengesetzt von dem Schleimblattrohre sowohl, als dem dasselbe parallel um- schlieſsenden Rohre des serösen Blattes ist. Es tritt nur der Fun- damentalunterschied ein, daſs, da diese Bildung das Hauptsystem der animalischen Organe unmittelbar angeht, sie in den Wirbel- thieren die sensiblen, in den Wirbellosen dagegen die motorischen Organe betrifft.
12. Was wir eben von den Extremitäten gesagt haben, läſst sich auch mit einigen Modificationen von dem Kopfe und dem Schwanze behaupten. Die Lagerungsverhältnisse sind durchaus dieselben. Nur darin findet noch ein Unterschied Statt, daſs, während bei allen Wirbelthieren sich der Kopf und Schwanz nicht bloſs mit ihrem serösen Antheile, sondern mit der Keimhaut über- haupt von dem Dotter und dem ihn überziehenden Theile der Schleimhaut abschnüren und entfernen, dieses wenigstens bei den Crustazeen nur mit dem Schwanze der Fall ist. Die gröſsere Macht der vegetativen Organe giebt sich auch hier deutlich zu erkennen.
13. Das Gefäſsblatt. Daſs dieses sich vorzüglich nach den Angaben von Rathke bei den Wirbellosen mehr an das seröse, bei den Wirbelthieren mehr an das mucöse Blatt anschlieſse, ha- ben wir schon oben berichtet. Vieles hierüber muſs noch die künftige Forschung aufhellen und die genaueste an Durchschnitten vorgenommene Untersuchung über die erste Bildung des Gekröses der Wirbelthiere wird hier nicht wenig zu entscheiden im Stande seyn. Von eben solcher Wichtigkeit dürfte es seyn, die Lage des Herzens nach allen seinen Metamorphosen zu verfolgen. Es scheint sich immer gegen die Schluſslinie desjenigen röhrigen Ge- bildes zu richten, welches dem Schleimblattrohre parallel geht.
14. Das Schleimblatt kommt bei allen Thieren mit dem
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Fragmente z. Gesetzlehre d. individuellen Entwickelung.
motorischen Organe die vorherrschenden. Sie suchen daher ein ei-
genes Rohr zu bilden. Wie in der Klasse der Wirbelthiere das
obere Centralrohr sich dem unteren als dem das Rohr des Schleim-
blattes unmittelbar einschlieſsenden entgegensetzt, so nehmen die
in ihrer Tendenz wenigstens die Röhrenform darstellenden Extre-
mitäten eine dem das Schleimblatt und den Dotter unmittelbar
umschlieſsenden Rohre entgegengesetzte Form an. Es ist also
auch bei den Wirbellosen die Neigung wenigstens ausgedrückt,
ein zweites Rohr zu bilden, welches dem repräsentativen anima-
lischen Organsysteme oder Complexe angehört und entgegengesetzt
von dem Schleimblattrohre sowohl, als dem dasselbe parallel um-
schlieſsenden Rohre des serösen Blattes ist. Es tritt nur der Fun-
damentalunterschied ein, daſs, da diese Bildung das Hauptsystem
der animalischen Organe unmittelbar angeht, sie in den Wirbel-
thieren die sensiblen, in den Wirbellosen dagegen die motorischen
Organe betrifft.
12. Was wir eben von den Extremitäten gesagt haben, läſst
sich auch mit einigen Modificationen von dem Kopfe und dem
Schwanze behaupten. Die Lagerungsverhältnisse sind durchaus
dieselben. Nur darin findet noch ein Unterschied Statt, daſs,
während bei allen Wirbelthieren sich der Kopf und Schwanz nicht
bloſs mit ihrem serösen Antheile, sondern mit der Keimhaut über-
haupt von dem Dotter und dem ihn überziehenden Theile der
Schleimhaut abschnüren und entfernen, dieses wenigstens bei den
Crustazeen nur mit dem Schwanze der Fall ist. Die gröſsere
Macht der vegetativen Organe giebt sich auch hier deutlich zu
erkennen.
13. Das Gefäſsblatt. Daſs dieses sich vorzüglich nach den
Angaben von Rathke bei den Wirbellosen mehr an das seröse,
bei den Wirbelthieren mehr an das mucöse Blatt anschlieſse, ha-
ben wir schon oben berichtet. Vieles hierüber muſs noch die
künftige Forschung aufhellen und die genaueste an Durchschnitten
vorgenommene Untersuchung über die erste Bildung des Gekröses
der Wirbelthiere wird hier nicht wenig zu entscheiden im Stande
seyn. Von eben solcher Wichtigkeit dürfte es seyn, die Lage
des Herzens nach allen seinen Metamorphosen zu verfolgen. Es
scheint sich immer gegen die Schluſslinie desjenigen röhrigen Ge-
bildes zu richten, welches dem Schleimblattrohre parallel geht.
14. Das Schleimblatt kommt bei allen Thieren mit dem
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/636>, abgerufen am 26.06.2024.
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