V. d. Fruchthälter ausgesch. Membranen u. Flüssigk.
4. Es existirt nur eine Mündung an dem Muttermunde; an den Tuben dagegen fehlt jede Oeffnung. Tiedemann, Carus.
5. Es findet sich in dem unverletzten Zustande gar keine Oeffnung. An der dem Mutterhalse entsprechenden Stelle aber ist die decidua überaus dünn, so dass sie ohne Zerreissung nicht getrennt werden kann. Heusinger, Burdach.
6. Alle drei Löcher wurden nicht gefunden. Lobstein (nach seinen Beobachtungen), Gardieu, Moreau, Samuel, Rosenmüller, Adelon, Breschet, Velpeau.
7. Man kann alle möglichen Modificationen annehmen, da die Verhältnisse variiren. R. Wagner.
W. Hunter hat nicht bloss das Verdienst, die Aufmerksam- keit der Naturforscher auf die bisweilen auch nach ihm genannte, hinfällige Haut gelenkt, sondern auch die fixe Unterscheidung zwischen den beiden Theilen, der caduca vera und reflexa auf- gestellt zu haben (anatomische Beschreibung des schwangeren Uterus. S. 78.). Nach ihm haben die meisten Anatomen und Phy- siologen diese beiden Lagen anerkannt. Osiander unterschied zwischen ihnen noch eine dritte unter dem Namen der Membrana cribrosa, während Jörg, Samuel, Seiler (nach einer früheren Dar- stellung) u. A. die reflexa gänzlich läugnen, E. v. Siebold, Chaussier u. A. decidua vera und reflexa nicht hinlänglich von einander unterscheiden. Endlich muss derjenige Theil der Natur- forscher, welcher der bald zu erörternden Einstülpungstheorie huldigt, noch eine dritte Membran, die sogenannte decidua se- rotina annehmen, von der weiter unten noch ausführlicher ge- handelt werden soll.
Innerhalb der decidua oder späterhin zwischen decidua vera und decidua reflexa ist eine Höhle befindlich, welche im Verlaufe der Schwangerschaft immer kleiner wird, indem sie end- lich dadurch schwindet, dass die beiden deciduae sich dicht an einander legen oder mit einander verwachsen. Dadurch, dass W. Hunter (anat. Beschreib. des schwang. Uterus S. 79.) die allmäh- lige Verwachsung der beiden deciduae angiebt, setzt er natürlich die Existenz einer in frühester Zeit zwischen beiden sich finden- den Höhlung voraus. Burns (s. Heusingers Zeitschrift II. S. 515.) beschrieb nach ihm bestimmt diese Höhle, so wie überhaupt jeder von selbst darauf kommen musste, welcher sich auf eine genaue und gründliche Weise das Verhältniss zwischen caduca vera
V. d. Fruchthälter ausgesch. Membranen u. Flüssigk.
4. Es existirt nur eine Mündung an dem Muttermunde; an den Tuben dagegen fehlt jede Oeffnung. Tiedemann, Carus.
5. Es findet sich in dem unverletzten Zustande gar keine Oeffnung. An der dem Mutterhalse entsprechenden Stelle aber ist die decidua überaus dünn, so daſs sie ohne Zerreiſsung nicht getrennt werden kann. Heusinger, Burdach.
6. Alle drei Löcher wurden nicht gefunden. Lobstein (nach seinen Beobachtungen), Gardieu, Moreau, Samuel, Rosenmüller, Adelon, Breschet, Velpeau.
7. Man kann alle möglichen Modificationen annehmen, da die Verhältnisse variiren. R. Wagner.
W. Hunter hat nicht bloſs das Verdienst, die Aufmerksam- keit der Naturforscher auf die bisweilen auch nach ihm genannte, hinfällige Haut gelenkt, sondern auch die fixe Unterscheidung zwischen den beiden Theilen, der caduca vera und reflexa auf- gestellt zu haben (anatomische Beschreibung des schwangeren Uterus. S. 78.). Nach ihm haben die meisten Anatomen und Phy- siologen diese beiden Lagen anerkannt. Osiander unterschied zwischen ihnen noch eine dritte unter dem Namen der Membrana cribrosa, während Jörg, Samuel, Seiler (nach einer früheren Dar- stellung) u. A. die reflexa gänzlich läugnen, E. v. Siebold, Chaussier u. A. decidua vera und reflexa nicht hinlänglich von einander unterscheiden. Endlich muſs derjenige Theil der Natur- forscher, welcher der bald zu erörternden Einstülpungstheorie huldigt, noch eine dritte Membran, die sogenannte decidua se- rotina annehmen, von der weiter unten noch ausführlicher ge- handelt werden soll.
Innerhalb der decidua oder späterhin zwischen decidua vera und decidua reflexa ist eine Höhle befindlich, welche im Verlaufe der Schwangerschaft immer kleiner wird, indem sie end- lich dadurch schwindet, daſs die beiden deciduae sich dicht an einander legen oder mit einander verwachsen. Dadurch, daſs W. Hunter (anat. Beschreib. des schwang. Uterus S. 79.) die allmäh- lige Verwachsung der beiden deciduae angiebt, setzt er natürlich die Existenz einer in frühester Zeit zwischen beiden sich finden- den Höhlung voraus. Burns (s. Heusingers Zeitschrift II. S. 515.) beschrieb nach ihm bestimmt diese Höhle, so wie überhaupt jeder von selbst darauf kommen muſste, welcher sich auf eine genaue und gründliche Weise das Verhältniſs zwischen caduca vera
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0087"n="59"/><fwplace="top"type="header">V. d. Fruchthälter ausgesch. Membranen u. Flüssigk.</fw><lb/><p>4. Es existirt nur eine Mündung an dem Muttermunde; an<lb/>
den Tuben dagegen fehlt jede Oeffnung. Tiedemann, Carus.</p><lb/><p>5. Es findet sich in dem unverletzten Zustande gar keine<lb/>
Oeffnung. An der dem Mutterhalse entsprechenden Stelle aber<lb/>
ist die <hirendition="#i">decidua</hi> überaus dünn, so daſs sie ohne Zerreiſsung nicht<lb/>
getrennt werden kann. Heusinger, Burdach.</p><lb/><p>6. Alle drei Löcher wurden nicht gefunden. Lobstein (nach<lb/>
seinen Beobachtungen), <choice><sic>Gardien</sic><corr>Gardieu</corr></choice>, Moreau, Samuel, Rosenmüller,<lb/>
Adelon, Breschet, Velpeau.</p><lb/><p>7. Man kann alle möglichen Modificationen annehmen, da die<lb/>
Verhältnisse variiren. R. Wagner.</p><lb/><p>W. Hunter hat nicht bloſs das Verdienst, die Aufmerksam-<lb/>
keit der Naturforscher auf die bisweilen auch nach ihm genannte,<lb/>
hinfällige Haut gelenkt, sondern auch die fixe Unterscheidung<lb/>
zwischen den beiden Theilen, der <hirendition="#i">caduca vera</hi> und <hirendition="#i">reflexa</hi> auf-<lb/>
gestellt zu haben (anatomische Beschreibung des schwangeren<lb/>
Uterus. S. 78.). Nach ihm haben die meisten Anatomen und Phy-<lb/>
siologen diese beiden Lagen anerkannt. Osiander unterschied<lb/>
zwischen ihnen noch eine dritte unter dem Namen der <hirendition="#i">Membrana<lb/>
cribrosa</hi>, während Jörg, Samuel, Seiler (nach einer früheren Dar-<lb/>
stellung) u. A. die <hirendition="#i">reflexa</hi> gänzlich läugnen, E. v. Siebold,<lb/>
Chaussier u. A. <hirendition="#i">decidua vera</hi> und <hirendition="#i">reflexa</hi> nicht hinlänglich von<lb/>
einander unterscheiden. Endlich muſs derjenige Theil der Natur-<lb/>
forscher, welcher der bald zu erörternden Einstülpungstheorie<lb/>
huldigt, noch eine dritte Membran, die sogenannte <hirendition="#i">decidua se-<lb/>
rotina</hi> annehmen, von der weiter unten noch ausführlicher ge-<lb/>
handelt werden soll.</p><lb/><p>Innerhalb der <hirendition="#i">decidua</hi> oder späterhin zwischen <hirendition="#i">decidua<lb/>
vera</hi> und <hirendition="#i">decidua reflexa</hi> ist eine Höhle befindlich, welche im<lb/>
Verlaufe der Schwangerschaft immer kleiner wird, indem sie <choice><sic>end<lb/>
lieh</sic><corr>end-<lb/>
lich</corr></choice> dadurch schwindet, daſs die beiden <hirendition="#i">deciduae</hi> sich dicht an<lb/>
einander legen oder mit einander verwachsen. Dadurch, daſs W.<lb/>
Hunter (anat. Beschreib. des schwang. Uterus S. 79.) die allmäh-<lb/>
lige Verwachsung der beiden <hirendition="#i">deciduae</hi> angiebt, setzt er natürlich<lb/>
die Existenz einer in frühester Zeit zwischen beiden sich finden-<lb/>
den Höhlung voraus. Burns (s. Heusingers Zeitschrift II. S. 515.)<lb/>
beschrieb nach ihm bestimmt diese Höhle, so wie überhaupt jeder<lb/>
von selbst darauf kommen muſste, welcher sich auf eine genaue<lb/>
und gründliche Weise das Verhältniſs zwischen <hirendition="#i">caduca vera</hi><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[59/0087]
V. d. Fruchthälter ausgesch. Membranen u. Flüssigk.
4. Es existirt nur eine Mündung an dem Muttermunde; an
den Tuben dagegen fehlt jede Oeffnung. Tiedemann, Carus.
5. Es findet sich in dem unverletzten Zustande gar keine
Oeffnung. An der dem Mutterhalse entsprechenden Stelle aber
ist die decidua überaus dünn, so daſs sie ohne Zerreiſsung nicht
getrennt werden kann. Heusinger, Burdach.
6. Alle drei Löcher wurden nicht gefunden. Lobstein (nach
seinen Beobachtungen), Gardieu, Moreau, Samuel, Rosenmüller,
Adelon, Breschet, Velpeau.
7. Man kann alle möglichen Modificationen annehmen, da die
Verhältnisse variiren. R. Wagner.
W. Hunter hat nicht bloſs das Verdienst, die Aufmerksam-
keit der Naturforscher auf die bisweilen auch nach ihm genannte,
hinfällige Haut gelenkt, sondern auch die fixe Unterscheidung
zwischen den beiden Theilen, der caduca vera und reflexa auf-
gestellt zu haben (anatomische Beschreibung des schwangeren
Uterus. S. 78.). Nach ihm haben die meisten Anatomen und Phy-
siologen diese beiden Lagen anerkannt. Osiander unterschied
zwischen ihnen noch eine dritte unter dem Namen der Membrana
cribrosa, während Jörg, Samuel, Seiler (nach einer früheren Dar-
stellung) u. A. die reflexa gänzlich läugnen, E. v. Siebold,
Chaussier u. A. decidua vera und reflexa nicht hinlänglich von
einander unterscheiden. Endlich muſs derjenige Theil der Natur-
forscher, welcher der bald zu erörternden Einstülpungstheorie
huldigt, noch eine dritte Membran, die sogenannte decidua se-
rotina annehmen, von der weiter unten noch ausführlicher ge-
handelt werden soll.
Innerhalb der decidua oder späterhin zwischen decidua
vera und decidua reflexa ist eine Höhle befindlich, welche im
Verlaufe der Schwangerschaft immer kleiner wird, indem sie end-
lich dadurch schwindet, daſs die beiden deciduae sich dicht an
einander legen oder mit einander verwachsen. Dadurch, daſs W.
Hunter (anat. Beschreib. des schwang. Uterus S. 79.) die allmäh-
lige Verwachsung der beiden deciduae angiebt, setzt er natürlich
die Existenz einer in frühester Zeit zwischen beiden sich finden-
den Höhlung voraus. Burns (s. Heusingers Zeitschrift II. S. 515.)
beschrieb nach ihm bestimmt diese Höhle, so wie überhaupt jeder
von selbst darauf kommen muſste, welcher sich auf eine genaue
und gründliche Weise das Verhältniſs zwischen caduca vera
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/87>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.