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Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616.

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Chymische Hochzeit:
end nam/ vnd wolt nimmer lauffen: Deßwe-
gen hieß die Jungfraw ein runde Guldine Ku-
gel bringen. Zu vnderst aber deß Brunnens
war ein Zapff: Durch den ließ sie alle Materi
so sich durch solch hitzig tropffnen solviert/ inn
die Kugel/ dessen dann etlich maß waren/ sehr
Roht: Daß ander Wasser so obrist noch in dem
Kessel blieb/ schüttet man auß. Vnd wurde also
dieser Brunn (der nun vmb viel leichter wor-
den (wider hinauß getragen. Ob nun solcher
daraußen eröffnet morden/ oder ob etwas wei-
Graevitas
aequae.
ters von Leichnamen nutzlichs geblieben/ darff
ich nit eigentlich sagen/ daß weiß ich aber/ daß
das Wasser/ so in die Kugel empfangen wor-
den viel schwerer gewesen/ dann das sie vnser
Sechs oder noch mehr hätten können ertra-
gen: Wiewol sie der grösse nach einem Mann
nit hätte sollen zu schwer sein. Wie nuhn auch
diese Kugel mit mühe zur Thüren hinauß kom-
men: Sassen wir abermal alleine. Weil ich
nuhn mercket/ daß man ob vns gienge/ sahe ich
Autor solus
novit vere,
quae ageren
tur.
mich nach meiner Leyter vmb/ hie hätte einer
wunderliche opinionen meiner Gesellen vber die-
sen Brunnen gesehen. Dann weil sie nit an-
derst meineten/ dann die Leichnam legen im
Schloßgarten/ wusten sie sich in solch laborieren
nicht zu richten/ Ich aber dancket Gott/ daß ich
zu so gelegener zeit gewachet/ vnd gesehen/ wel-
ches mir jn allem der Jungfrawen thun besser zu-
Ascensus in
3. Conclaue.
halffe. Nach einer viertel stund ward aber der
Deckel oben abgehebt/ vnd vns befohlen hinauff

zu-

Chymiſche Hochzeit:
end nam/ vnd wolt nimmer lauffen: Deßwe-
gen hieß die Jungfraw ein runde Guldine Ku-
gel bringen. Zu vnderſt aber deß Brunnens
war ein Zapff: Durch den ließ ſie alle Materi
ſo ſich durch ſolch hitzig tropffnen ſolviert/ inn
die Kugel/ deſſen dann etlich maß waren/ ſehr
Roht: Daß ander Waſſer ſo obriſt noch in dem
Keſſel blieb/ ſchuͤttet man auß. Vnd wurde alſo
dieſer Brunn (der nun vmb viel leichter wor-
den (wider hinauß getragen. Ob nun ſolcher
daraußen eroͤffnet morden/ oder ob etwas wei-
Grævitas
æquæ.
ters von Leichnamen nutzlichs geblieben/ darff
ich nit eigentlich ſagen/ daß weiß ich aber/ daß
das Waſſer/ ſo in die Kugel empfangen wor-
den viel ſchwerer geweſen/ dann das ſie vnſer
Sechs oder noch mehr haͤtten koͤnnen ertra-
gen: Wiewol ſie der groͤſſe nach einem Mann
nit haͤtte ſollen zu ſchwer ſein. Wie nuhn auch
dieſe Kugel mit muͤhe zur Thuͤren hinauß kom-
men: Saſſen wir abermal alleine. Weil ich
nuhn mercket/ daß man ob vns gienge/ ſahe ich
Autor ſolus
novit verè,
quæ ageren
tur.
mich nach meiner Leyter vmb/ hie haͤtte einer
wunderliche opinionen meiner Geſellen vber die-
ſen Brunnen geſehen. Dann weil ſie nit an-
derſt meineten/ dann die Leichnam legen im
Schloßgarten/ wuſten ſie ſich in ſolch laborieren
nicht zu richten/ Ich aber dancket Gott/ daß ich
zu ſo gelegener zeit gewachet/ vnd geſehen/ wel-
ches mir jn allem der Jungfrawen thun beſſer zu-
Aſcenſus in
3. Conclaue.
halffe. Nach einer viertel ſtund ward aber der
Deckel oben abgehebt/ vnd vns befohlen hinauff

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[114/0118] Chymiſche Hochzeit: end nam/ vnd wolt nimmer lauffen: Deßwe- gen hieß die Jungfraw ein runde Guldine Ku- gel bringen. Zu vnderſt aber deß Brunnens war ein Zapff: Durch den ließ ſie alle Materi ſo ſich durch ſolch hitzig tropffnen ſolviert/ inn die Kugel/ deſſen dann etlich maß waren/ ſehr Roht: Daß ander Waſſer ſo obriſt noch in dem Keſſel blieb/ ſchuͤttet man auß. Vnd wurde alſo dieſer Brunn (der nun vmb viel leichter wor- den (wider hinauß getragen. Ob nun ſolcher daraußen eroͤffnet morden/ oder ob etwas wei- ters von Leichnamen nutzlichs geblieben/ darff ich nit eigentlich ſagen/ daß weiß ich aber/ daß das Waſſer/ ſo in die Kugel empfangen wor- den viel ſchwerer geweſen/ dann das ſie vnſer Sechs oder noch mehr haͤtten koͤnnen ertra- gen: Wiewol ſie der groͤſſe nach einem Mann nit haͤtte ſollen zu ſchwer ſein. Wie nuhn auch dieſe Kugel mit muͤhe zur Thuͤren hinauß kom- men: Saſſen wir abermal alleine. Weil ich nuhn mercket/ daß man ob vns gienge/ ſahe ich mich nach meiner Leyter vmb/ hie haͤtte einer wunderliche opinionen meiner Geſellen vber die- ſen Brunnen geſehen. Dann weil ſie nit an- derſt meineten/ dann die Leichnam legen im Schloßgarten/ wuſten ſie ſich in ſolch laborieren nicht zu richten/ Ich aber dancket Gott/ daß ich zu ſo gelegener zeit gewachet/ vnd geſehen/ wel- ches mir jn allem der Jungfrawen thun beſſer zu- halffe. Nach einer viertel ſtund ward aber der Deckel oben abgehebt/ vnd vns befohlen hinauff zu- Grævitas æquæ. Autor ſolus novit verè, quæ ageren tur. Aſcenſus in 3. Conclaue.

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Zitationshilfe: Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/118>, abgerufen am 29.04.2024.