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Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616.

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Chymische Hochzeit:
etledigten. Nuhn ists billich fieng die Jungfraw
Liberatur
vinculis.
an/ daß weil durch ewern fleiß/ vnd vnsers alten
bewilligung dem Vogel sein Leben vnd höchste
perfection gegeben/ daß er von vns auch in frew-
den eyngeweyhet werde: Hiemit befahl sie/ daß
Mittagmal auff zutragen/ vnd vns wider zuer-
holen/ weil nunmehr das sorglichst werck vorü-
ber/ vnd sich auch gebürte vnserer gehabten arbeit
anfangen zu geniessen. Wir fiengen vns an vnter
Primus v-
sus eius.
einander selbsten lustig zumachen: Hatten doch
noch alle vnsere Trawrkleider an/ welches vns zur
Frewd etwas spöttlich bedauchte. Nun fragt die
Jungfraw jmmer vnd jmmer/ villeicht zuerfor-
schen/ welchem vnter vns jhr zukünfftig vorha-
ben möchte dienstlich sein: Am meisten aber
Methodiawars jhr vmbs schmeltzen zuthun/ vnd gefiel jhr
wol/ wo einer in feinen Handgriffen versiert/ wel-
che einem Künstler sonderlich wol anstehen. Diß
Mittagessen wert lenger nit als drey viertel stund,
daß wir doch mehrertheil mit vnserm Vogel zu-
brachten/ dem musten wir stettigs von seiner
Speiß zu essen geben. Er blieb aber jetzmals als
bey seiner grösse. Nach dem essen ließ man vns
die Speiß nit lang concoquieren/ sondern nach
dem die Jungfraw/ sampt dem Vogel von vns
5. conclaue.geschieden/ wurde vns der fünffte Saal eröffnet/
dahin wir offt besagter weiß auch kommen/ vnd
Avis bal-
neum.
vnsere dienst angebotten. In diesem Saal/ war
vnserem Vogel ein Bad zubereitet/ diß wurde
mit einem weissen Pulverlin also geferbet/ daß
es ein ansehen hatte/ als were es lauter Milch.

Nun

Chymiſche Hochzeit:
etledigten. Nuhn iſts billich fieng die Jungfraw
Liberatur
vinculis.
an/ daß weil durch ewern fleiß/ vnd vnſers alten
bewilligung dem Vogel ſein Leben vnd hoͤchſte
perfection gegeben/ daß er von vns auch in frew-
den eyngeweyhet werde: Hiemit befahl ſie/ daß
Mittagmal auff zutragen/ vnd vns wider zuer-
holen/ weil nunmehr das ſorglichſt werck voruͤ-
ber/ vnd ſich auch gebuͤrte vnſerer gehabten arbeit
anfangen zu genieſſen. Wir fiengen vns an vnter
Primus v-
ſus eius.
einander ſelbſten luſtig zumachen: Hatten doch
noch alle vnſere Trawrkleider an/ welches vns zur
Frewd etwas ſpoͤttlich bedauchte. Nun fragt die
Jungfraw jmmer vnd jmmer/ villeicht zuerfor-
ſchen/ welchem vnter vns jhr zukuͤnfftig vorha-
ben moͤchte dienſtlich ſein: Am meiſten aber
Μεθοδίαwars jhr vmbs ſchmeltzen zuthun/ vnd gefiel jhr
wol/ wo einer in feinen Handgriffen verſiert/ wel-
che einem Kuͤnſtler ſonderlich wol anſtehen. Diß
Mittageſſen wert lenger nit als drey viertel ſtund,
daß wir doch mehrertheil mit vnſerm Vogel zu-
brachten/ dem muſten wir ſtettigs von ſeiner
Speiß zu eſſen geben. Er blieb aber jetzmals als
bey ſeiner groͤſſe. Nach dem eſſen ließ man vns
die Speiß nit lang concoquieren/ ſondern nach
dem die Jungfraw/ ſampt dem Vogel von vns
5. conclaue.geſchieden/ wurde vns der fuͤnffte Saal eroͤffnet/
dahin wir offt beſagter weiß auch kommen/ vnd
Avis bal-
neum.
vnſere dienſt angebotten. In dieſem Saal/ war
vnſerem Vogel ein Bad zubereitet/ diß wurde
mit einem weiſſen Pulverlin alſo geferbet/ daß
es ein anſehen hatte/ als were es lauter Milch.

Nun
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[120/0124] Chymiſche Hochzeit: etledigten. Nuhn iſts billich fieng die Jungfraw an/ daß weil durch ewern fleiß/ vnd vnſers alten bewilligung dem Vogel ſein Leben vnd hoͤchſte perfection gegeben/ daß er von vns auch in frew- den eyngeweyhet werde: Hiemit befahl ſie/ daß Mittagmal auff zutragen/ vnd vns wider zuer- holen/ weil nunmehr das ſorglichſt werck voruͤ- ber/ vnd ſich auch gebuͤrte vnſerer gehabten arbeit anfangen zu genieſſen. Wir fiengen vns an vnter einander ſelbſten luſtig zumachen: Hatten doch noch alle vnſere Trawrkleider an/ welches vns zur Frewd etwas ſpoͤttlich bedauchte. Nun fragt die Jungfraw jmmer vnd jmmer/ villeicht zuerfor- ſchen/ welchem vnter vns jhr zukuͤnfftig vorha- ben moͤchte dienſtlich ſein: Am meiſten aber wars jhr vmbs ſchmeltzen zuthun/ vnd gefiel jhr wol/ wo einer in feinen Handgriffen verſiert/ wel- che einem Kuͤnſtler ſonderlich wol anſtehen. Diß Mittageſſen wert lenger nit als drey viertel ſtund, daß wir doch mehrertheil mit vnſerm Vogel zu- brachten/ dem muſten wir ſtettigs von ſeiner Speiß zu eſſen geben. Er blieb aber jetzmals als bey ſeiner groͤſſe. Nach dem eſſen ließ man vns die Speiß nit lang concoquieren/ ſondern nach dem die Jungfraw/ ſampt dem Vogel von vns geſchieden/ wurde vns der fuͤnffte Saal eroͤffnet/ dahin wir offt beſagter weiß auch kommen/ vnd vnſere dienſt angebotten. In dieſem Saal/ war vnſerem Vogel ein Bad zubereitet/ diß wurde mit einem weiſſen Pulverlin alſo geferbet/ daß es ein anſehen hatte/ als were es lauter Milch. Nun Liberatur vinculis. Primus v- ſus eius. Μεθοδία 5. conclaue. Avis bal- neum.

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Zitationshilfe: Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/124>, abgerufen am 29.04.2024.