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Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616.

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Chymische Hochzeit:
vnd gefragt/ ob ich der were/ so die Zeichen vnder
dem Thor hätte lösen können? Ich antwortet
vndertheniglich/ Ja: Er aber lachet mein/ mit
vermeldung es bedärffe sich fürohin keines ge-
Pater.prängs: Ich wersein Vatter. Fraget mich
hierauff/ warmit ich sie doch gelöset hätte? Ich
Tefferas sol-
vit sale &
aqua.
antwortet/ mit Wasser vnd Saltz/ da verwun-
dert er sich/ wer mich so witzig gemacht. Hierauf
wurde ich etwas keckers: Vnd erzehlet jhm wie
es mir mit meinem Brot/ der Tauben vnd Ra-
ben ergangen. Er ließ jhms gefallen/ saget auch
außtruckenlich/ Es müsse mir Gott sonderlich viel
Glück hierzu verliehen haben. Hiemit kamen
wir zur ersten Porten/ da der Hüter mit dem
blawen Kleyd stund/ der trug in der Hand ein
Supplication/ so bald er mich nun neben dem
König ersehen: Vbergab er mir die Supplica-
tion/ deß vnderthenigen anersuchens/ Ich wolte
seiner Trew gegen mir bey dem König gedencken:
Nun fraget ich erstlich den König/ wie es doch
vmb diesen Hüter beschaffen wäre? Der antwor-
Primus cu-
stos. fol. 9.
quis.
tet mir freündtlich: Es wäre ein berümbter tref-
licher Astrologus/ so allwegen bey seinem Herren
Vattern in hohem ansehen gewesen. Nuhn hab
Ob visam
venerem
factus por-
titor.
er sich auff ein zeit gegen Fraw Venere verwür-
cket/ vnd die in jhrem Ruhbett besichtiget/ deß-
wegen jhm diese Straff aufferlegt worden/ daß er
Autor eius-
dem delicti
reus, prodi-
tur a porti-
tore.
so lang der ersten Porten hüten solte/ biß jhn je-
mand würde hievon erlösen. Ich antwortet ob
er dann auch zuerlösen wäre: Der König sprach
ja/ so jemand erfunden wurde/ der sich so hoch

ver-

Chymiſche Hochzeit:
vnd gefragt/ ob ich der were/ ſo die Zeichen vnder
dem Thor haͤtte loͤſen koͤnnen? Ich antwortet
vndertheniglich/ Ja: Er aber lachet mein/ mit
vermeldung es bedaͤrffe ſich fuͤrohin keines ge-
Pater.praͤngs: Ich werſein Vatter. Fraget mich
hierauff/ warmit ich ſie doch geloͤſet haͤtte? Ich
Tefferas ſol-
vit ſale &
aqua.
antwortet/ mit Waſſer vnd Saltz/ da verwun-
dert er ſich/ wer mich ſo witzig gemacht. Hierauf
wurde ich etwas keckers: Vnd erzehlet jhm wie
es mir mit meinem Brot/ der Tauben vnd Ra-
ben ergangen. Er ließ jhms gefallen/ ſaget auch
außtruckenlich/ Es muͤſſe mir Gott ſonderlich viel
Gluͤck hierzu verliehen haben. Hiemit kamen
wir zur erſten Porten/ da der Huͤter mit dem
blawen Kleyd ſtund/ der trug in der Hand ein
Supplication/ ſo bald er mich nun neben dem
Koͤnig erſehen: Vbergab er mir die Supplica-
tion/ deß vnderthenigen anerſuchens/ Ich wolte
ſeiner Trew gegen mir bey dem Koͤnig gedencken:
Nun fraget ich erſtlich den Koͤnig/ wie es doch
vmb dieſen Huͤter beſchaffen waͤre? Der antwor-
Primus cu-
ſtos. fol. 9.
quis.
tet mir freuͤndtlich: Es waͤre ein beruͤmbter tref-
licher Aſtrologus/ ſo allwegen bey ſeinem Herꝛen
Vattern in hohem anſehen geweſen. Nuhn hab
Ob viſam
venerem
factus por-
titor.
er ſich auff ein zeit gegen Fraw Venere verwuͤr-
cket/ vnd die in jhrem Ruhbett beſichtiget/ deß-
wegen jhm dieſe Straff aufferlegt worden/ daß er
Autor eiuſ-
dem delicti
reus, prodi-
tur à porti-
tore.
ſo lang der erſten Porten huͤten ſolte/ biß jhn je-
mand wuͤrde hievon erloͤſen. Ich antwortet ob
er dann auch zuerloͤſen waͤre: Der Koͤnig ſprach
ja/ ſo jemand erfunden wurde/ der ſich ſo hoch

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[136/0140] Chymiſche Hochzeit: vnd gefragt/ ob ich der were/ ſo die Zeichen vnder dem Thor haͤtte loͤſen koͤnnen? Ich antwortet vndertheniglich/ Ja: Er aber lachet mein/ mit vermeldung es bedaͤrffe ſich fuͤrohin keines ge- praͤngs: Ich werſein Vatter. Fraget mich hierauff/ warmit ich ſie doch geloͤſet haͤtte? Ich antwortet/ mit Waſſer vnd Saltz/ da verwun- dert er ſich/ wer mich ſo witzig gemacht. Hierauf wurde ich etwas keckers: Vnd erzehlet jhm wie es mir mit meinem Brot/ der Tauben vnd Ra- ben ergangen. Er ließ jhms gefallen/ ſaget auch außtruckenlich/ Es muͤſſe mir Gott ſonderlich viel Gluͤck hierzu verliehen haben. Hiemit kamen wir zur erſten Porten/ da der Huͤter mit dem blawen Kleyd ſtund/ der trug in der Hand ein Supplication/ ſo bald er mich nun neben dem Koͤnig erſehen: Vbergab er mir die Supplica- tion/ deß vnderthenigen anerſuchens/ Ich wolte ſeiner Trew gegen mir bey dem Koͤnig gedencken: Nun fraget ich erſtlich den Koͤnig/ wie es doch vmb dieſen Huͤter beſchaffen waͤre? Der antwor- tet mir freuͤndtlich: Es waͤre ein beruͤmbter tref- licher Aſtrologus/ ſo allwegen bey ſeinem Herꝛen Vattern in hohem anſehen geweſen. Nuhn hab er ſich auff ein zeit gegen Fraw Venere verwuͤr- cket/ vnd die in jhrem Ruhbett beſichtiget/ deß- wegen jhm dieſe Straff aufferlegt worden/ daß er ſo lang der erſten Porten huͤten ſolte/ biß jhn je- mand wuͤrde hievon erloͤſen. Ich antwortet ob er dann auch zuerloͤſen waͤre: Der Koͤnig ſprach ja/ ſo jemand erfunden wurde/ der ſich ſo hoch ver- Pater. Tefferas ſol- vit ſale & aqua. Primus cu- ſtos. fol. 9. quis. Ob viſam venerem factus por- titor. Autor eiuſ- dem delicti reus, prodi- tur à porti- tore.

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Zitationshilfe: Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/140>, abgerufen am 04.12.2024.