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Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616.

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Chymische Hochzeit:
ches wir doch noch derzeit nit sehen konten. Vn-
der deß musten die Rotten mit jhren gefangenen
abtretten/ vnd eines vrtheils erwarten. Darauff
wurde der Rath von den 7. Obersten vnd vns be-
setzt/ vnnd von der Jungfrawen als praesidentin
Iudicium
de repro-
batis.
der handel fürgehalten/ vnd begert/ Es wolt je-
der sein meinung geben/ wessen sich mit den gesan-
genen zuverhalten. Die erste meinung war/ man
Votum 1.solte sie alle Tödten/ doch einen hertter/ dann den
andern: Als welche sich wider die lautere Condi-
tionen mutwillig eingestelt. Andere wolten sie ge-
2.fangen behalten/ welches beides weder der praesi-
dentin
noch mir gefiel. Endlich war durch einen
Keyser/ den ich erledigt/ einen Fürsten/ meinen
3.Gesellen/ vnd mich die sach dahin gebracht. Es
solten erstlich/ was fürneme Herren weren/ mit
bescheidenheit auß dem Schloß gefürt werden.
Andere könte man etwas spötlichers hinauß füh-
ren: Die solte man außziehen/ vnd nackend lauffen
lassen. Die vierdten mit ruten geiseln oder hun-
den hinauß jagen: was sich gestern willig ergeben/
solte man ohn alle entgeltnuß ziehen lassen: End-
lich aber die gar mutwilligen/ vnd die sich in ge-
steriger Malzeit so vngebürlich verhalten/ an Leib
vnd Leben/ nach jedes verwircken straffen. Vnd
diese meinung gefiel der Jungfrawen wol/ vnnd
behielt die Oberhand: wurde jhnen auch noch zum
vberfluß ein Mittag essen vergünt: Welches jhnen
bald angezeigt/ das Vrtheil aber auff 12. Vhr
nachmittag auffgeschoben worden. Hiemit nam
der Senat ein End. Vnnd verfügt sich gleichwol

die

Chymiſche Hochzeit:
ches wir doch noch derzeit nit ſehen konten. Vn-
der deß muſten die Rotten mit jhren gefangenen
abtretten/ vnd eines vrtheils erwarten. Darauff
wurde der Rath von den 7. Oberſten vnd vns be-
ſetzt/ vnnd von der Jungfrawen als præſidentin
Iudicium
de repro-
batis.
der handel fuͤrgehalten/ vnd begert/ Es wolt je-
der ſein meinung geben/ weſſen ſich mit den geſan-
genen zuverhalten. Die erſte meinung war/ man
Votum 1.ſolte ſie alle Toͤdten/ doch einen hertter/ dann den
andern: Als welche ſich wider die lautere Condi-
tionen mutwillig eingeſtelt. Andere wolten ſie ge-
2.fangen behalten/ welches beides weder der præſi-
dentin
noch mir gefiel. Endlich war durch einen
Keyſer/ den ich erledigt/ einen Fuͤrſten/ meinen
3.Geſellen/ vnd mich die ſach dahin gebracht. Es
ſolten erſtlich/ was fuͤrneme Herꝛen weren/ mit
beſcheidenheit auß dem Schloß gefuͤrt werden.
Andere koͤnte man etwas ſpoͤtlichers hinauß fuͤh-
ren: Die ſolte man außziehen/ vñ nackend lauffen
laſſen. Die vierdten mit ruten geiſeln oder hun-
den hinauß jagen: was ſich geſtern willig ergeben/
ſolte man ohn alle entgeltnuß ziehen laſſen: End-
lich aber die gar mutwilligen/ vnd die ſich in ge-
ſteriger Malzeit ſo vngebuͤrlich verhalten/ an Leib
vnd Leben/ nach jedes verwircken ſtraffen. Vnd
dieſe meinung gefiel der Jungfrawen wol/ vnnd
behielt die Oberhand: wurde jhnen auch noch zum
vberfluß ein Mittag eſſen verguͤnt: Welches jhnen
bald angezeigt/ das Vrtheil aber auff 12. Vhr
nachmittag auffgeſchoben worden. Hiemit nam
der Senat ein End. Vnnd verfuͤgt ſich gleichwol

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[42/0046] Chymiſche Hochzeit: ches wir doch noch derzeit nit ſehen konten. Vn- der deß muſten die Rotten mit jhren gefangenen abtretten/ vnd eines vrtheils erwarten. Darauff wurde der Rath von den 7. Oberſten vnd vns be- ſetzt/ vnnd von der Jungfrawen als præſidentin der handel fuͤrgehalten/ vnd begert/ Es wolt je- der ſein meinung geben/ weſſen ſich mit den geſan- genen zuverhalten. Die erſte meinung war/ man ſolte ſie alle Toͤdten/ doch einen hertter/ dann den andern: Als welche ſich wider die lautere Condi- tionen mutwillig eingeſtelt. Andere wolten ſie ge- fangen behalten/ welches beides weder der præſi- dentin noch mir gefiel. Endlich war durch einen Keyſer/ den ich erledigt/ einen Fuͤrſten/ meinen Geſellen/ vnd mich die ſach dahin gebracht. Es ſolten erſtlich/ was fuͤrneme Herꝛen weren/ mit beſcheidenheit auß dem Schloß gefuͤrt werden. Andere koͤnte man etwas ſpoͤtlichers hinauß fuͤh- ren: Die ſolte man außziehen/ vñ nackend lauffen laſſen. Die vierdten mit ruten geiſeln oder hun- den hinauß jagen: was ſich geſtern willig ergeben/ ſolte man ohn alle entgeltnuß ziehen laſſen: End- lich aber die gar mutwilligen/ vnd die ſich in ge- ſteriger Malzeit ſo vngebuͤrlich verhalten/ an Leib vnd Leben/ nach jedes verwircken ſtraffen. Vnd dieſe meinung gefiel der Jungfrawen wol/ vnnd behielt die Oberhand: wurde jhnen auch noch zum vberfluß ein Mittag eſſen verguͤnt: Welches jhnen bald angezeigt/ das Vrtheil aber auff 12. Vhr nachmittag auffgeſchoben worden. Hiemit nam der Senat ein End. Vnnd verfuͤgt ſich gleichwol die Iudicium de repro- batis. Votum 1. 2. 3.

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Zitationshilfe: Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/46>, abgerufen am 29.03.2024.