Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616.

Bild:
<< vorherige Seite

Christiani Rosencreutz.
die Jungfraw sampt den jhrigen an jhr gewohn-
lich ort/ vns aber wurde der Oberste Tisch in dem
Saal eingeben/ mit bitt wir wolten so für gutne-
men/ biß der handel vollend außgericht wurde:
Als dann sollen wir zum H. Bräutigam vnd Braut
gefürt werden/ mit welchen wir vns dann der zeit
willig abweisen lassen. Vnder deß wurden die ge-Praendium
fangene wieder in den Saal gebracht/ vnd jeder
seinem standt gemeß gesetzt. Wurde auch jhnen
besohlen sich etwas züchtigers dann gestern be-
schehen zuverhalten: Welches doch keines verbie-
tens bedörfft/ dann jhnen war die Pfeiff ohne daß
in die Taschen gefallen. Vnd kam ich nit vmb
schmeichlen willen/ sondern der warheit zu Lieb
diß kecklich sagen/ daß sich gemeiniglich hohe per-
sonen am bestengewust in solch vnverhofften vn-
fall zu schicken: Ihre Tractation war zimmlich
schlecht/ jedoch Ehrlich/ vnd kondten sie jre auff-
wärter noch nit sehen: vns aber waren sie sichtbar/Ministri in
visibiles.
Visibiles.

welches mich dann höchlich erfrewet. Darneben
aber ob vns wol das Glück erhöhet/ liessen wir
vns doch nit mehr als andere beduncken/ sonder
spracheten mit den andern vnd hiessen sie ein gut
Hertz haben/ es wurde so vbel nit außschlagen/
Ob sie nun wol das Vrtheil von vns gern hetten
erfahren/ war es vns doch so hart eingebunden/
daß es keiner dorffte verlauten lassen: Doch trö-
sten wir sie so gut wir kundten/ Truncken auch
mit jhnen/ ob sie doch der Wein möchte frö-
licher machen. Vnser Tafel ward mit rotem
Sammet bedeckt/ mit lauter Silbern vnd GuldinenProborum
exaltatio.

Trinck-

Chriſtiani Roſencreutz.
die Jungfraw ſampt den jhrigen an jhr gewohn-
lich ort/ vns aber wurde der Oberſte Tiſch in dem
Saal eingeben/ mit bitt wir wolten ſo fuͤr gutne-
men/ biß der handel vollend außgericht wurde:
Als dañ ſollen wir zum H. Braͤutigam vñ Braut
gefuͤrt werden/ mit welchen wir vns dann der zeit
willig abweiſen laſſen. Vnder deß wurden die ge-Prændium
fangene wieder in den Saal gebracht/ vnd jeder
ſeinem ſtandt gemeß geſetzt. Wurde auch jhnen
beſohlen ſich etwas zuͤchtigers dann geſtern be-
ſchehen zuverhalten: Welches doch keines verbie-
tens bedoͤrfft/ dann jhnen war die Pfeiff ohne daß
in die Taſchen gefallen. Vnd kam ich nit vmb
ſchmeichlen willen/ ſondern der warheit zu Lieb
diß kecklich ſagen/ daß ſich gemeiniglich hohe per-
ſonen am beſtengewuſt in ſolch vnverhofften vn-
fall zu ſchicken: Ihre Tractation war zim̃lich
ſchlecht/ jedoch Ehrlich/ vnd kondten ſie jre auff-
waͤrter noch nit ſehen: vns aber waren ſie ſichtbar/Miniſtri in
viſibiles.
Viſibiles.

welches mich dann hoͤchlich erfrewet. Darneben
aber ob vns wol das Gluͤck erhoͤhet/ lieſſen wir
vns doch nit mehr als andere beduncken/ ſonder
ſpracheten mit den andern vnd hieſſen ſie ein gut
Hertz haben/ es wurde ſo vbel nit außſchlagen/
Ob ſie nun wol das Vrtheil von vns gern hetten
erfahren/ war es vns doch ſo hart eingebunden/
daß es keiner dorffte verlauten laſſen: Doch troͤ-
ſten wir ſie ſo gut wir kundten/ Truncken auch
mit jhnen/ ob ſie doch der Wein moͤchte froͤ-
licher machen. Vnſer Tafel ward mit rotem
Sam̃et bedeckt/ mit lauter Silbern vnd GuldinẽProborum
exaltatio.

Trinck-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0047" n="43"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Chri&#x017F;tiani</hi> Ro&#x017F;encreutz.</fw><lb/>
die Jungfraw &#x017F;ampt den jhrigen an jhr gewohn-<lb/>
lich ort/ vns aber wurde der Ober&#x017F;te Ti&#x017F;ch in dem<lb/>
Saal eingeben/ mit bitt wir wolten &#x017F;o fu&#x0364;r gutne-<lb/>
men/ biß der handel vollend außgericht wurde:<lb/>
Als dan&#x0303; &#x017F;ollen wir zum H. Bra&#x0364;utigam vn&#x0303; Braut<lb/>
gefu&#x0364;rt werden/ mit welchen wir vns dann der zeit<lb/>
willig abwei&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en. Vnder deß wurden die ge-<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Prændium</hi></hi></note><lb/>
fangene wieder in den Saal gebracht/ vnd jeder<lb/>
&#x017F;einem &#x017F;tandt gemeß ge&#x017F;etzt. Wurde auch jhnen<lb/>
be&#x017F;ohlen &#x017F;ich etwas zu&#x0364;chtigers dann ge&#x017F;tern be-<lb/>
&#x017F;chehen zuverhalten: Welches doch keines verbie-<lb/>
tens bedo&#x0364;rfft/ dann jhnen war die Pfeiff ohne daß<lb/>
in die Ta&#x017F;chen gefallen. Vnd kam ich nit vmb<lb/>
&#x017F;chmeichlen willen/ &#x017F;ondern der warheit zu Lieb<lb/>
diß kecklich &#x017F;agen/ daß &#x017F;ich gemeiniglich hohe per-<lb/>
&#x017F;onen am be&#x017F;tengewu&#x017F;t in &#x017F;olch vnverhofften vn-<lb/>
fall zu &#x017F;chicken: Ihre Tractation war zim&#x0303;lich<lb/>
&#x017F;chlecht/ jedoch Ehrlich/ vnd kondten &#x017F;ie jre auff-<lb/>
wa&#x0364;rter noch nit &#x017F;ehen: vns aber waren &#x017F;ie &#x017F;ichtbar/<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tri in<lb/>
vi&#x017F;ibiles.<lb/>
Vi&#x017F;ibiles.</hi></hi></note><lb/>
welches mich dann ho&#x0364;chlich erfrewet. Darneben<lb/>
aber ob vns wol das Glu&#x0364;ck erho&#x0364;het/ lie&#x017F;&#x017F;en wir<lb/>
vns doch nit mehr als andere beduncken/ &#x017F;onder<lb/>
&#x017F;pracheten mit den andern vnd hie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ein gut<lb/>
Hertz haben/ es wurde &#x017F;o vbel nit auß&#x017F;chlagen/<lb/>
Ob &#x017F;ie nun wol das Vrtheil von vns gern hetten<lb/>
erfahren/ war es vns doch &#x017F;o hart eingebunden/<lb/>
daß es keiner dorffte verlauten la&#x017F;&#x017F;en: Doch tro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten wir &#x017F;ie &#x017F;o gut wir kundten/ Truncken auch<lb/>
mit jhnen/ ob &#x017F;ie doch der Wein mo&#x0364;chte fro&#x0364;-<lb/>
licher machen. Vn&#x017F;er Tafel ward mit rotem<lb/>
Sam&#x0303;et bedeckt/ mit lauter Silbern vnd Guldine&#x0303;<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Proborum<lb/>
exaltatio.</hi></hi></note><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Trinck-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0047] Chriſtiani Roſencreutz. die Jungfraw ſampt den jhrigen an jhr gewohn- lich ort/ vns aber wurde der Oberſte Tiſch in dem Saal eingeben/ mit bitt wir wolten ſo fuͤr gutne- men/ biß der handel vollend außgericht wurde: Als dañ ſollen wir zum H. Braͤutigam vñ Braut gefuͤrt werden/ mit welchen wir vns dann der zeit willig abweiſen laſſen. Vnder deß wurden die ge- fangene wieder in den Saal gebracht/ vnd jeder ſeinem ſtandt gemeß geſetzt. Wurde auch jhnen beſohlen ſich etwas zuͤchtigers dann geſtern be- ſchehen zuverhalten: Welches doch keines verbie- tens bedoͤrfft/ dann jhnen war die Pfeiff ohne daß in die Taſchen gefallen. Vnd kam ich nit vmb ſchmeichlen willen/ ſondern der warheit zu Lieb diß kecklich ſagen/ daß ſich gemeiniglich hohe per- ſonen am beſtengewuſt in ſolch vnverhofften vn- fall zu ſchicken: Ihre Tractation war zim̃lich ſchlecht/ jedoch Ehrlich/ vnd kondten ſie jre auff- waͤrter noch nit ſehen: vns aber waren ſie ſichtbar/ welches mich dann hoͤchlich erfrewet. Darneben aber ob vns wol das Gluͤck erhoͤhet/ lieſſen wir vns doch nit mehr als andere beduncken/ ſonder ſpracheten mit den andern vnd hieſſen ſie ein gut Hertz haben/ es wurde ſo vbel nit außſchlagen/ Ob ſie nun wol das Vrtheil von vns gern hetten erfahren/ war es vns doch ſo hart eingebunden/ daß es keiner dorffte verlauten laſſen: Doch troͤ- ſten wir ſie ſo gut wir kundten/ Truncken auch mit jhnen/ ob ſie doch der Wein moͤchte froͤ- licher machen. Vnſer Tafel ward mit rotem Sam̃et bedeckt/ mit lauter Silbern vnd Guldinẽ Trinck- Prændium Miniſtri in viſibiles. Viſibiles. Proborum exaltatio.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/47
Zitationshilfe: Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/47>, abgerufen am 19.04.2024.