Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.bet aus einer weissen zasselichten Wurtzel einen bey nah viereckichten Stengel/ etwa eines Schuhes hoch/ viele Aestlein/ mit länglichten ausgespitzten und gekerbten Blättern/ wie aus beyden Figuren zuersehen/ deren eine mir von Herrn D. Spenern in seinem Brieffe/ so er von den See-Mäussen aus Ambsterdam Anno 1700. durch offentlichen Druck an mich abgelassen/ und zugleich der erste von diesen Blättern offentlich geschrieben / communiciret worden; und obgleich dessen Figur von andern angefeindet worden/ so ist er doch leicht zu excusiren/ dieweilen man anfänglich nicht so bald alle minutissima von solchen frembden Gewächsen erfahren kan und sich offters mit anderer Relation begnügen muß. Die andere Figur ist bald hernach in eben diesem Jahr von dem jungen Herrn Breynio (welche sie von Herr D. Ruyschen zu Ambsterdam bekommen) in einer besonderen/ zu Leyden gehaltenen/ Disputation vorgebildet und von den Herren Leiptzigern denen Actis Eruditorum Anno 1701. Mens. Jan. pag. 31. einverleibet worden/ in welcher die kleinere Figuren sub Lit. A. das Blümchen allein / Lit. B. das angehenckte Schüpgen und dann Lit. C. dessen Saamen abbilden. §. 3. In Ausfsuchung dieser Blätter muß man in Acht nehmen/ daß/ soviel es möglich ist/ sie noch frisch und nicht zu alt seyen/ dann ihre Kräfften mehrentheils in subtilen flüchtigen Theilgen bestehen/ durch welche sie den Urin/ so sehr er auch gesteckt sey/ gewaltig treiben und also den jenigen/ die auch schon viele Jahr her mit dem Nieren- und Lenden-Stein/ auch andern affecten beladen gewesen/ wohl zustatten kommen/ sintemahl dieselbige auch von den vornembsten Einwohnern in Ceylon vor ein sonderlich Mittel gegen den Nieren und Blasen-Stein / Verschliessung des Harns und dergleichen gehalten werden; wie sie dann auff eben diese Manier die Monathliche Reinigung der Weiber befördern sollen. §. 4. Gleich wie nun diese Acmellen-Blätter an der Gestalt dem gemeinen Thee nicht gar ungleich scheinen/ auch in dergleichen blechinen Büchsen anffgehalten werden/ also kommen sie dem Gebrauch und Rutzen nach dem Medicinal-Thee, welcher von einigen Thee-Boeye genennet wird / sehr nahe/ indem sie von den Indianern auff eben solche Art in warm Wasser infundirt werden / und dieses/ nachdem es die Krafft ausgezogen hat/ also warm genutzet wird. §. 5. Uber dieses aber wird auch aus diesen Blättern ein besonderer Brandenwein und Spiritus gebrennet/ wann man nemblich den Liquorem Arack darüber schüttet und nachmahlen wieder abziehet/ welches eine Art Brandenwein ist/ so die Indianer entweder aus Reiß/ wie Pomet in dem Anhang seiner Material-Kammer vermeynet/ oder/ wie andere berichten/ aus Zucker und Palmen-Wein destilliren. Ich halte aber man könne eben sowohl unsern Brandenwein oder auch einen andern dienlichen Spiritum hierzu nehmen und über offtgedachte Blätter abziehen/ daß man deren Spiritum überkomme/ von welchem/ so er recht gemacht ist/ 12. biß 20. Tropffen den Urin gewaltig befördern/ wie solches obgemeldter D. Spener an berührtem Ort mit seinem eigenen Exempel bezeuget. §. 6. Indessen muß man sich in Acht nehmen/ daß man ihnen nicht grössere und gantz fabelhaffte Tugendten zuschreibe: daß nemblich/ wann man diese Blätter mit einem Kisselstein käue/ dieser davon gantz erweichet und zermalmet werde/ wie einige sich davon träumen lassen; dann obbelobter Herr Breynius auffrichtig bekennet/ daß/ da er solches probiret/ in seiner Hoffnung wäre betrogen worden. Sonsten aber führet er verschiedene schöne Curen an/ welche der berümbte Herr D. Dekker in Stein-Schmertzen/ verschlossenem Harn und dergleichen damit gethan / unter dessen Praesidio er obberührte schöne Disputation de Radice Ginsem &amp; Chrysanthemo Bidente Zeylanico, Acmella dicto, gehalten/ welche hiervon mit mehrerem handelt. bet aus einer weissen zasselichten Wurtzel einen bey nah viereckichten Stengel/ etwa eines Schuhes hoch/ viele Aestlein/ mit länglichten ausgespitzten und gekerbten Blättern/ wie aus beyden Figuren zuersehen/ deren eine mir von Herrn D. Spenern in seinem Brieffe/ so er von den See-Mäussen aus Ambsterdam Anno 1700. durch offentlichen Druck an mich abgelassen/ und zugleich der erste von diesen Blättern offentlich geschrieben / communiciret worden; und obgleich dessen Figur von andern angefeindet worden/ so ist er doch leicht zu excusiren/ dieweilen man anfänglich nicht so bald alle minutissima von solchen frembden Gewächsen erfahren kan und sich offters mit anderer Relation begnügen muß. Die andere Figur ist bald hernach in eben diesem Jahr von dem jungen Herrn Breynio (welche sie von Herr D. Ruyschen zu Ambsterdam bekommen) in einer besonderen/ zu Leyden gehaltenen/ Disputation vorgebildet und von den Herren Leiptzigern denen Actis Eruditorum Anno 1701. Mens. Jan. pag. 31. einverleibet worden/ in welcher die kleinere Figuren sub Lit. A. das Blümchen allein / Lit. B. das angehenckte Schüpgen und dann Lit. C. dessen Saamen abbilden. §. 3. In Ausfsuchung dieser Blätter muß man in Acht nehmen/ daß/ soviel es möglich ist/ sie noch frisch und nicht zu alt seyen/ dann ihre Kräfften mehrentheils in subtilen flüchtigen Theilgen bestehen/ durch welche sie den Urin/ so sehr er auch gesteckt sey/ gewaltig treiben und also den jenigen/ die auch schon viele Jahr her mit dem Nieren- und Lenden-Stein/ auch andern affecten beladen gewesen/ wohl zustatten kommen/ sintemahl dieselbige auch von den vornembsten Einwohnern in Ceylon vor ein sonderlich Mittel gegen den Nieren und Blasen-Stein / Verschliessung des Harns und dergleichen gehalten werden; wie sie dann auff eben diese Manier die Monathliche Reinigung der Weiber befördern sollen. §. 4. Gleich wie nun diese Acmellen-Blätter an der Gestalt dem gemeinen Thee nicht gar ungleich scheinen/ auch in dergleichen blechinen Büchsen anffgehalten werden/ also kommen sie dem Gebrauch und Rutzen nach dem Medicinal-Thee, welcher von einigen Thee-Boeye genennet wird / sehr nahe/ indem sie von den Indianern auff eben solche Art in warm Wasser infundirt werden / und dieses/ nachdem es die Krafft ausgezogen hat/ also warm genutzet wird. §. 5. Uber dieses aber wird auch aus diesen Blättern ein besonderer Brandenwein und Spiritus gebrennet/ wann man nemblich den Liquorem Arack darüber schüttet und nachmahlen wieder abziehet/ welches eine Art Brandenwein ist/ so die Indianer entweder aus Reiß/ wie Pomet in dem Anhang seiner Material-Kammer vermeynet/ oder/ wie andere berichten/ aus Zucker und Palmen-Wein destilliren. Ich halte aber man könne eben sowohl unsern Brandenwein oder auch einen andern dienlichen Spiritum hierzu nehmen und über offtgedachte Blätter abziehen/ daß man deren Spiritum überkomme/ von welchem/ so er recht gemacht ist/ 12. biß 20. Tropffen den Urin gewaltig befördern/ wie solches obgemeldter D. Spener an berührtem Ort mit seinem eigenen Exempel bezeuget. §. 6. Indessen muß man sich in Acht nehmen/ daß man ihnen nicht grössere und gantz fabelhaffte Tugendten zuschreibe: daß nemblich/ wann man diese Blätter mit einem Kisselstein käue/ dieser davon gantz erweichet und zermalmet werde/ wie einige sich davon träumen lassen; dann obbelobter Herr Breynius auffrichtig bekennet/ daß/ da er solches probiret/ in seiner Hoffnung wäre betrogen worden. Sonsten aber führet er verschiedene schöne Curen an/ welche der berümbte Herr D. Dekker in Stein-Schmertzen/ verschlossenem Harn und dergleichen damit gethan / unter dessen Praesidio er obberührte schöne Disputation de Radice Ginsem &amp; Chrysanthemo Bidente Zeylanico, Acmella dicto, gehalten/ welche hiervon mit mehrerem handelt. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0253" n="207"/> bet aus einer weissen zasselichten Wurtzel einen bey nah viereckichten Stengel/ etwa eines Schuhes hoch/ viele Aestlein/ mit länglichten ausgespitzten und gekerbten Blättern/ wie aus beyden Figuren zuersehen/ deren eine mir von Herrn D. Spenern in seinem Brieffe/ so er von den See-Mäussen aus Ambsterdam Anno 1700. durch offentlichen Druck an mich abgelassen/ und zugleich der erste von diesen Blättern offentlich geschrieben / communiciret worden; und obgleich dessen Figur von andern angefeindet worden/ so ist er doch leicht zu excusiren/ dieweilen man anfänglich nicht so bald alle minutissima von solchen frembden Gewächsen erfahren kan und sich offters mit anderer Relation begnügen muß. Die andere Figur ist bald hernach in eben diesem Jahr von dem jungen Herrn Breynio (welche sie von Herr D. Ruyschen zu Ambsterdam bekommen) in einer besonderen/ zu Leyden gehaltenen/ Disputation vorgebildet und von den Herren Leiptzigern denen Actis Eruditorum Anno 1701. Mens. Jan. pag. 31. einverleibet worden/ in welcher die kleinere Figuren sub Lit. A. das Blümchen allein / Lit. B. das angehenckte Schüpgen und dann Lit. C. dessen Saamen abbilden.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>In Ausfsuchung dieser Blätter muß man in Acht nehmen/ daß/ soviel es möglich ist/ sie noch frisch und nicht zu alt seyen/ dann ihre Kräfften mehrentheils in subtilen flüchtigen Theilgen bestehen/ durch welche sie den Urin/ so sehr er auch gesteckt sey/ gewaltig treiben und also den jenigen/ die auch schon viele Jahr her mit dem Nieren- und Lenden-Stein/ auch andern affecten beladen gewesen/ wohl zustatten kommen/ sintemahl dieselbige auch von den vornembsten Einwohnern in Ceylon vor ein sonderlich Mittel gegen den Nieren und Blasen-Stein / Verschliessung des Harns und dergleichen gehalten werden; wie sie dann auff eben diese Manier die Monathliche Reinigung der Weiber befördern sollen.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Gleich wie nun diese Acmellen-Blätter an der Gestalt dem gemeinen Thee nicht gar ungleich scheinen/ auch in dergleichen blechinen Büchsen anffgehalten werden/ also kommen sie dem Gebrauch und Rutzen nach dem Medicinal-Thee, welcher von einigen Thee-Boeye genennet wird / sehr nahe/ indem sie von den Indianern auff eben solche Art in warm Wasser infundirt werden / und dieses/ nachdem es die Krafft ausgezogen hat/ also warm genutzet wird.</p> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p>Uber dieses aber wird auch aus diesen Blättern ein besonderer Brandenwein und Spiritus gebrennet/ wann man nemblich den Liquorem Arack darüber schüttet und nachmahlen wieder abziehet/ welches eine Art Brandenwein ist/ so die Indianer entweder aus Reiß/ wie Pomet in dem Anhang seiner Material-Kammer vermeynet/ oder/ wie andere berichten/ aus Zucker und Palmen-Wein destilliren. Ich halte aber man könne eben sowohl unsern Brandenwein oder auch einen andern dienlichen Spiritum hierzu nehmen und über offtgedachte Blätter abziehen/ daß man deren Spiritum überkomme/ von welchem/ so er recht gemacht ist/ 12. biß 20. Tropffen den Urin gewaltig befördern/ wie solches obgemeldter D. Spener an berührtem Ort mit seinem eigenen Exempel bezeuget.</p> </div> <div> <head>§. 6.</head> <p>Indessen muß man sich in Acht nehmen/ daß man ihnen nicht grössere und gantz fabelhaffte Tugendten zuschreibe: daß nemblich/ wann man diese Blätter mit einem Kisselstein käue/ dieser davon gantz erweichet und zermalmet werde/ wie einige sich davon träumen lassen; dann obbelobter Herr Breynius auffrichtig bekennet/ daß/ da er solches probiret/ in seiner Hoffnung wäre betrogen worden. Sonsten aber führet er verschiedene schöne Curen an/ welche der berümbte Herr D. Dekker in Stein-Schmertzen/ verschlossenem Harn und dergleichen damit gethan / unter dessen Praesidio er obberührte schöne Disputation de Radice Ginsem &amp;amp; Chrysanthemo Bidente Zeylanico, Acmella dicto, gehalten/ welche hiervon mit mehrerem handelt.</p> </div> </body> </text> </TEI> [207/0253]
bet aus einer weissen zasselichten Wurtzel einen bey nah viereckichten Stengel/ etwa eines Schuhes hoch/ viele Aestlein/ mit länglichten ausgespitzten und gekerbten Blättern/ wie aus beyden Figuren zuersehen/ deren eine mir von Herrn D. Spenern in seinem Brieffe/ so er von den See-Mäussen aus Ambsterdam Anno 1700. durch offentlichen Druck an mich abgelassen/ und zugleich der erste von diesen Blättern offentlich geschrieben / communiciret worden; und obgleich dessen Figur von andern angefeindet worden/ so ist er doch leicht zu excusiren/ dieweilen man anfänglich nicht so bald alle minutissima von solchen frembden Gewächsen erfahren kan und sich offters mit anderer Relation begnügen muß. Die andere Figur ist bald hernach in eben diesem Jahr von dem jungen Herrn Breynio (welche sie von Herr D. Ruyschen zu Ambsterdam bekommen) in einer besonderen/ zu Leyden gehaltenen/ Disputation vorgebildet und von den Herren Leiptzigern denen Actis Eruditorum Anno 1701. Mens. Jan. pag. 31. einverleibet worden/ in welcher die kleinere Figuren sub Lit. A. das Blümchen allein / Lit. B. das angehenckte Schüpgen und dann Lit. C. dessen Saamen abbilden.
§. 3. In Ausfsuchung dieser Blätter muß man in Acht nehmen/ daß/ soviel es möglich ist/ sie noch frisch und nicht zu alt seyen/ dann ihre Kräfften mehrentheils in subtilen flüchtigen Theilgen bestehen/ durch welche sie den Urin/ so sehr er auch gesteckt sey/ gewaltig treiben und also den jenigen/ die auch schon viele Jahr her mit dem Nieren- und Lenden-Stein/ auch andern affecten beladen gewesen/ wohl zustatten kommen/ sintemahl dieselbige auch von den vornembsten Einwohnern in Ceylon vor ein sonderlich Mittel gegen den Nieren und Blasen-Stein / Verschliessung des Harns und dergleichen gehalten werden; wie sie dann auff eben diese Manier die Monathliche Reinigung der Weiber befördern sollen.
§. 4. Gleich wie nun diese Acmellen-Blätter an der Gestalt dem gemeinen Thee nicht gar ungleich scheinen/ auch in dergleichen blechinen Büchsen anffgehalten werden/ also kommen sie dem Gebrauch und Rutzen nach dem Medicinal-Thee, welcher von einigen Thee-Boeye genennet wird / sehr nahe/ indem sie von den Indianern auff eben solche Art in warm Wasser infundirt werden / und dieses/ nachdem es die Krafft ausgezogen hat/ also warm genutzet wird.
§. 5. Uber dieses aber wird auch aus diesen Blättern ein besonderer Brandenwein und Spiritus gebrennet/ wann man nemblich den Liquorem Arack darüber schüttet und nachmahlen wieder abziehet/ welches eine Art Brandenwein ist/ so die Indianer entweder aus Reiß/ wie Pomet in dem Anhang seiner Material-Kammer vermeynet/ oder/ wie andere berichten/ aus Zucker und Palmen-Wein destilliren. Ich halte aber man könne eben sowohl unsern Brandenwein oder auch einen andern dienlichen Spiritum hierzu nehmen und über offtgedachte Blätter abziehen/ daß man deren Spiritum überkomme/ von welchem/ so er recht gemacht ist/ 12. biß 20. Tropffen den Urin gewaltig befördern/ wie solches obgemeldter D. Spener an berührtem Ort mit seinem eigenen Exempel bezeuget.
§. 6. Indessen muß man sich in Acht nehmen/ daß man ihnen nicht grössere und gantz fabelhaffte Tugendten zuschreibe: daß nemblich/ wann man diese Blätter mit einem Kisselstein käue/ dieser davon gantz erweichet und zermalmet werde/ wie einige sich davon träumen lassen; dann obbelobter Herr Breynius auffrichtig bekennet/ daß/ da er solches probiret/ in seiner Hoffnung wäre betrogen worden. Sonsten aber führet er verschiedene schöne Curen an/ welche der berümbte Herr D. Dekker in Stein-Schmertzen/ verschlossenem Harn und dergleichen damit gethan / unter dessen Praesidio er obberührte schöne Disputation de Radice Ginsem &amp; Chrysanthemo Bidente Zeylanico, Acmella dicto, gehalten/ welche hiervon mit mehrerem handelt.
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