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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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grosser Mühe zubereitet; wiewohlen in Geldern und dem Gülicher Land/ wie auch in Franckreich umb Tolouse- solcher auch/ aber nicht so gut/ als in Thüringen/ gemacht wird.

§. 2.

Das Kraut/ worvon diese Waar gemachet wird/ hat im Leutschen eben den Nahmen Weid/ und heisset bey den Botanicis JSATIS, auch GLASTUM, und bey den Frantzosen Guesde und Pastel: hat lange/ unten breit und oben außgespitzte Blätter/ gelbe Blümlein und breite/ platte und stumpffe Schöttlein/ worinn ein gelb Saamen-Körnlein/ dem Gersten-Korn nicht ungleich/ aber nicht so dick und vollkommen/ wächset/ auß welchem es auff folgende Manier gezeuget wird: Der Acker muß ein schwastzes/ fettes und fruchtbahres Land haden/ welches noch vor dem Winter oder zum wenigsten in der Fasten einer Ehlen tieff geackert/ geäget oder gegraben wird, Herrach wirfft man den Saamen in das frische Erdreich/ welcher bey den warmen Nächten / zwischen Ostern und Pfingsten/ 3. oder 4. Blätter/ wie Klee gewinnet/ biß er den wohl 10. oder mehr stösset. Diese junge Sträuchlein müssen von dem Unkraut offt be freyet werden/ biß sie recht auff gewachsen/ daß es abgenommen werde.

§. 3.

Wie aber das Kraut abgenommen und nachmahlen die Farb darauß zubereitet werde/ beschreibet Colerus sehr weitläufftig in seiner Oeconomia Rurali &amp;amp; Domest. lib. 6. cap. 86. pag. 155. seqq. Es wird nemblich solches im Jahr dreymahl von der Wurtzet/ die eines kleinen Fingers dick und eines Schuhes tieff in die Erde gewurtzelt/ mit einem scharffen Eisen / ohngefehr einer Hand breit/ abgestossen/ welches gleich nach dem Fest der H. Drenfaltigkeit zum ersteninahl geschiehet. Darnach wird es an kleine Bäch lein geführet/ sauber abgewaschen und auff einem grünen Wasen/ bey Sonnen-Schein/ durch offteres Umbwenden/ geschwind auffgedörret/ doch also/ daß es noch etwas von dem Safft in sich behalte- Hierauß wird es auff Windoder andern Mühlen klein gemahlen und feucht mit den Händen zu Ballen gedruckt / welche auff Hurden an der Sonne gedörret und nachmahlen offentlich auff dem Marckt/ mit dem Weid-Maaß/ (deren jedes gemeiniglich 10. Schock Ballen hält) verkauffet werden Die Prob davon ist/ daß man sie auff ein Papier reibt/ wo sie insgemein eine schwartz grünen Flecken machen; wann er aber dunckel blaue ist/ so werden die Ballen vor besser und theurer gehalten. Diese Weid-Ballen werden nachmahlen von den Weid-Häuffern auff einen gebretterten Boden Ehlen hoch auff einander geschüttet/ allwo sie auff einander erwärmen und verrauchen/ diß sie endlich gantz träge und weißlicht von aussen und so hart wie ein Stein werden/ auch uff die Helfft einschrumpffen. Nach Michaelis, werden alsdann sehr starcke Arbeits Leute gedungen/ welche solche grosse Hauffen der Weid Ballen mit höltzernen Hämmern zerschlagen und von einander brechen/ daß sie zu Stücker wie die Welsche Nüsse werden/ welche wider auff einen Hauffen geworffen und mit Wasser begossen werden/ wodurch sie auffs neue erhitzen und biß das Wasser wieder verrauchet und verzehret worden/ eine gewisse Zeit liegen müssen: worauff solche Hausten mit grossen Hacken von einander gerissen und wieder klein zerrieben werden/ welches wohl dreymahl geschehen muß/ ehe er zur Farb zubereitet und von den Weid Herzn auff der Leiptziger Messe/ wie auch andern grossen Iahr-Märckten verkauffet werden kan: Welche denselben in Fässern/ da eines etwa 6. Tonnen hält/ in frembde Länder verschicken/ deren jedes 36, biß 40. Fl Meißnischer Müntz kommen soll/ nach dem die Farb davon/ auffs Papier gestrichen/ gut ist.

§. 4

Dessen Gebrauch belangend/ so wirb er von den Schwartz- und Weid-Färbern meistens gebraucht / die Wolle/ müllene Tücher Strümpff und dergleichen damit zu färben/ dann der Weid ein fundament der schwartzen Farb ist/ und die schwartze saubere Tücher nicht so leicht Flecken setzen oder gar abschiessen/ wann sie mit Weid gefärber sind. Wann nun der Weid im Weid-Kübel zum färben angesetzet wird/ so find sich ein Schaum oder Gescht dar auff/ welchen die Färber abschaumen und auff trucken/ auch nachlmahlen unter dein Nahmen der

Weid, Blumen /

Frantzöisch FLOREE D'INDE, auffheben/ welche schön blau/ wie Indig außsehen/ auch öffters vor Indig von Unverständigen erkaufft worden; weßwegen dann Pomet in seiner Material Kammer pag. 155. nicht ohne Grund davor hält/ daß/ so der Weid also wie der Indig/ auß dem Kraut gezogen werde/ man eine Farb dem Indig gantz ähnlich darauß machen könne. In der Artznen machen etliche mit dem zugerichteten Weid in Brunnen-Wasser ein Gurgel Wasser gegen die Bränne / so doch gleich im Anfang gebraucht werden soll.

§. 5.

Uberdiß hat man noch eine andere blaue Farb/ welche in den Teutschen Aporhecken und Materia Kammern

LACMUS

genennet und gemeiniglich in viereckichten und etwas viol-blauen Stückern kommet und bey den Mahlern, sonsten Turnis heisser/ ohne Zweif-

grosser Mühe zubereitet; wiewohlen in Geldern und dem Gülicher Land/ wie auch in Franckreich umb Tolouse- solcher auch/ aber nicht so gut/ als in Thüringen/ gemacht wird.

§. 2.

Das Kraut/ worvon diese Waar gemachet wird/ hat im Leutschen eben den Nahmen Weid/ und heisset bey den Botanicis JSATIS, auch GLASTUM, und bey den Frantzosen Guesde und Pastel: hat lange/ unten breit und oben außgespitzte Blätter/ gelbe Blümlein und breite/ platte und stumpffe Schöttlein/ worinn ein gelb Saamen-Körnlein/ dem Gersten-Korn nicht ungleich/ aber nicht so dick und vollkommen/ wächset/ auß welchem es auff folgende Manier gezeuget wird: Der Acker muß ein schwastzes/ fettes und fruchtbahres Land haden/ welches noch vor dem Winter oder zum wenigsten in der Fasten einer Ehlen tieff geackert/ geäget oder gegraben wird, Herrach wirfft man den Saamen in das frische Erdreich/ welcher bey den warmen Nächten / zwischen Ostern und Pfingsten/ 3. oder 4. Blätter/ wie Klee gewinnet/ biß er den wohl 10. oder mehr stösset. Diese junge Sträuchlein müssen von dem Unkraut offt be freyet werden/ biß sie recht auff gewachsen/ daß es abgenommen werde.

§. 3.

Wie aber das Kraut abgenommen und nachmahlen die Farb darauß zubereitet werde/ beschreibet Colerus sehr weitläufftig in seiner Oeconomiâ Rurali &amp;amp; Domest. lib. 6. cap. 86. pag. 155. seqq. Es wird nemblich solches im Jahr dreymahl von der Wurtzet/ die eines kleinen Fingers dick und eines Schuhes tieff in die Erde gewurtzelt/ mit einem scharffen Eisen / ohngefehr einer Hand breit/ abgestossen/ welches gleich nach dem Fest der H. Drenfaltigkeit zum ersteninahl geschiehet. Darnach wird es an kleine Bäch lein geführet/ sauber abgewaschen und auff einem grünen Wasen/ bey Sonnen-Schein/ durch offteres Umbwenden/ geschwind auffgedörret/ doch also/ daß es noch etwas von dem Safft in sich behalte- Hierauß wird es auff Windoder andern Mühlen klein gemahlen und feucht mit den Händen zu Ballen gedruckt / welche auff Hurden an der Sonne gedörret und nachmahlen offentlich auff dem Marckt/ mit dem Weid-Maaß/ (deren jedes gemeiniglich 10. Schock Ballen hält) verkauffet werden Die Prob davon ist/ daß man sie auff ein Papier reibt/ wo sie insgemein einë schwartz grünen Flecken machen; wann er aber dunckel blaue ist/ so werden die Ballen vor besser und theurer gehalten. Diese Weid-Ballen werden nachmahlen von den Weid-Häuffern auff einen gebretterten Boden Ehlen hoch auff einander geschüttet/ allwo sie auff einander erwärmen und verrauchen/ diß sie endlich gantz träge und weißlicht von aussen und so hart wie ein Stein werden/ auch uff die Helfft einschrumpffen. Nach Michaelis, werden alsdann sehr starcke Arbeits Leute gedungen/ welche solche grosse Hauffen der Weid Ballen mit höltzernen Hämmern zerschlagen und von einander brechen/ daß sie zu Stücker wie die Welsche Nüsse werden/ welche wider auff einen Hauffen geworffen und mit Wasser begossen werden/ wodurch sie auffs neue erhitzen und biß das Wasser wieder verrauchet und verzehret worden/ eine gewisse Zeit liegen müssen: worauff solche Hausten mit grossen Hacken von einander gerissen und wieder klein zerrieben werden/ welches wohl dreymahl geschehen muß/ ehe er zur Farb zubereitet und von den Weid Herzn auff der Leiptziger Messe/ wie auch andern grossen Iahr-Märckten verkauffet werden kan: Welche denselben in Fässern/ da eines etwa 6. Tonnen hält/ in frembde Länder verschicken/ deren jedes 36, biß 40. Fl Meißnischer Müntz kommen soll/ nach dem die Farb davon/ auffs Papier gestrichen/ gut ist.

§. 4

Dessen Gebrauch belangend/ so wirb er von den Schwartz- und Weid-Färbern meistens gebraucht / die Wolle/ müllene Tücher Strümpff und dergleichen damit zu färben/ dann der Weid ein fundament der schwartzen Farb ist/ und die schwartze saubere Tücher nicht so leicht Flecken setzen oder gar abschiessen/ wann sie mit Weid gefärber sind. Wann nun der Weid im Weid-Kübel zum färben angesetzet wird/ so find sich ein Schaum oder Gescht dar auff/ welchen die Färber abschaumen und auff trucken/ auch nachlmahlen unter dein Nahmen der

Weid, Blumen /

Frantzöisch FLOREE D'INDE, auffheben/ welche schön blau/ wie Indig außsehen/ auch öffters vor Indig von Unverständigen erkaufft worden; weßwegen dann Pomet in seiner Material Kammer pag. 155. nicht ohne Grund davor hält/ daß/ so der Weid also wie der Indig/ auß dem Kraut gezogen werde/ man eine Farb dem Indig gantz ähnlich darauß machen könne. In der Artznen machen etliche mit dem zugerichteten Weid in Brunnen-Wasser ein Gurgel Wasser gegen die Bränne / so doch gleich im Anfang gebraucht werden soll.

§. 5.

Uberdiß hat man noch eine andere blaue Farb/ welche in den Teutschen Aporhecken und Materia Kammern

LACMUS

genennet und gemeiniglich in viereckichten und etwas viol-blauen Stückern kommet und bey den Mahlern, sonsten Turnis heisser/ ohne Zweif-

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[225/0271] grosser Mühe zubereitet; wiewohlen in Geldern und dem Gülicher Land/ wie auch in Franckreich umb Tolouse- solcher auch/ aber nicht so gut/ als in Thüringen/ gemacht wird. §. 2. Das Kraut/ worvon diese Waar gemachet wird/ hat im Leutschen eben den Nahmen Weid/ und heisset bey den Botanicis JSATIS, auch GLASTUM, und bey den Frantzosen Guesde und Pastel: hat lange/ unten breit und oben außgespitzte Blätter/ gelbe Blümlein und breite/ platte und stumpffe Schöttlein/ worinn ein gelb Saamen-Körnlein/ dem Gersten-Korn nicht ungleich/ aber nicht so dick und vollkommen/ wächset/ auß welchem es auff folgende Manier gezeuget wird: Der Acker muß ein schwastzes/ fettes und fruchtbahres Land haden/ welches noch vor dem Winter oder zum wenigsten in der Fasten einer Ehlen tieff geackert/ geäget oder gegraben wird, Herrach wirfft man den Saamen in das frische Erdreich/ welcher bey den warmen Nächten / zwischen Ostern und Pfingsten/ 3. oder 4. Blätter/ wie Klee gewinnet/ biß er den wohl 10. oder mehr stösset. Diese junge Sträuchlein müssen von dem Unkraut offt be freyet werden/ biß sie recht auff gewachsen/ daß es abgenommen werde. §. 3. Wie aber das Kraut abgenommen und nachmahlen die Farb darauß zubereitet werde/ beschreibet Colerus sehr weitläufftig in seiner Oeconomiâ Rurali &amp;amp; Domest. lib. 6. cap. 86. pag. 155. seqq. Es wird nemblich solches im Jahr dreymahl von der Wurtzet/ die eines kleinen Fingers dick und eines Schuhes tieff in die Erde gewurtzelt/ mit einem scharffen Eisen / ohngefehr einer Hand breit/ abgestossen/ welches gleich nach dem Fest der H. Drenfaltigkeit zum ersteninahl geschiehet. Darnach wird es an kleine Bäch lein geführet/ sauber abgewaschen und auff einem grünen Wasen/ bey Sonnen-Schein/ durch offteres Umbwenden/ geschwind auffgedörret/ doch also/ daß es noch etwas von dem Safft in sich behalte- Hierauß wird es auff Windoder andern Mühlen klein gemahlen und feucht mit den Händen zu Ballen gedruckt / welche auff Hurden an der Sonne gedörret und nachmahlen offentlich auff dem Marckt/ mit dem Weid-Maaß/ (deren jedes gemeiniglich 10. Schock Ballen hält) verkauffet werden Die Prob davon ist/ daß man sie auff ein Papier reibt/ wo sie insgemein einë schwartz grünen Flecken machen; wann er aber dunckel blaue ist/ so werden die Ballen vor besser und theurer gehalten. Diese Weid-Ballen werden nachmahlen von den Weid-Häuffern auff einen gebretterten Boden Ehlen hoch auff einander geschüttet/ allwo sie auff einander erwärmen und verrauchen/ diß sie endlich gantz träge und weißlicht von aussen und so hart wie ein Stein werden/ auch uff die Helfft einschrumpffen. Nach Michaelis, werden alsdann sehr starcke Arbeits Leute gedungen/ welche solche grosse Hauffen der Weid Ballen mit höltzernen Hämmern zerschlagen und von einander brechen/ daß sie zu Stücker wie die Welsche Nüsse werden/ welche wider auff einen Hauffen geworffen und mit Wasser begossen werden/ wodurch sie auffs neue erhitzen und biß das Wasser wieder verrauchet und verzehret worden/ eine gewisse Zeit liegen müssen: worauff solche Hausten mit grossen Hacken von einander gerissen und wieder klein zerrieben werden/ welches wohl dreymahl geschehen muß/ ehe er zur Farb zubereitet und von den Weid Herzn auff der Leiptziger Messe/ wie auch andern grossen Iahr-Märckten verkauffet werden kan: Welche denselben in Fässern/ da eines etwa 6. Tonnen hält/ in frembde Länder verschicken/ deren jedes 36, biß 40. Fl Meißnischer Müntz kommen soll/ nach dem die Farb davon/ auffs Papier gestrichen/ gut ist. §. 4 Dessen Gebrauch belangend/ so wirb er von den Schwartz- und Weid-Färbern meistens gebraucht / die Wolle/ müllene Tücher Strümpff und dergleichen damit zu färben/ dann der Weid ein fundament der schwartzen Farb ist/ und die schwartze saubere Tücher nicht so leicht Flecken setzen oder gar abschiessen/ wann sie mit Weid gefärber sind. Wann nun der Weid im Weid-Kübel zum färben angesetzet wird/ so find sich ein Schaum oder Gescht dar auff/ welchen die Färber abschaumen und auff trucken/ auch nachlmahlen unter dein Nahmen der Weid, Blumen / Frantzöisch FLOREE D'INDE, auffheben/ welche schön blau/ wie Indig außsehen/ auch öffters vor Indig von Unverständigen erkaufft worden; weßwegen dann Pomet in seiner Material Kammer pag. 155. nicht ohne Grund davor hält/ daß/ so der Weid also wie der Indig/ auß dem Kraut gezogen werde/ man eine Farb dem Indig gantz ähnlich darauß machen könne. In der Artznen machen etliche mit dem zugerichteten Weid in Brunnen-Wasser ein Gurgel Wasser gegen die Bränne / so doch gleich im Anfang gebraucht werden soll. §. 5. Uberdiß hat man noch eine andere blaue Farb/ welche in den Teutschen Aporhecken und Materia Kammern LACMUS genennet und gemeiniglich in viereckichten und etwas viol-blauen Stückern kommet und bey den Mahlern, sonsten Turnis heisser/ ohne Zweif-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/271>, abgerufen am 22.11.2024.