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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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fel weilen es von einem Kraut/ welches die Frantzosen Tornesol nennen/ gemacht wild; weßwegen auch die Frantzosen diese Farb selbsten TORNESOL en Pate, ou en pierre nennen: Kommet meistens auß Holland und Flandern wo man es zubereitet/ und wird deßwegen auch von den Welschen Pers de Flandre genant/ wie Vieheut in Beschreibung frembder Matertalien pag. 31. schreibet.

§. 6.

Obgemeldtes Kraut heisset sonsten HELIOTROPIUM TRICOCCUM oder Sonnen Wende/ wächset mit einen Stengel/ fast eines Schuhes hoch/ mit außgebreiteten Aestlein/ an welchen schwartze und weiche Blätter/ dem Nachtschatten gleich/ hervorkommen: Trägt Gold-gelbe Blümlein und dreyeckichte/ rauhe und schwartzlichte Schöttlein/ in welchen ein äschfarbichter Saame lieget/ wodurch sich das Kraut alle Jahr selbsten besaamet. Es wächset in Franck-reich und Italien. Hiervon nun sollen die Holländer mit Urin/ Kalck und einer graulichten Erde / Perelle genandt/ auff gewisse Art eine massam machen/ und in kleine Fäßlein von ohngefehr 30, [unleserliches Material]. schlagen/ welche die Frantzosen TORNESOL EN PATE heissen. Weilen aber diese Art selten herauß komimet/ sondern zuvor in viereckichte Stücker oder Kuchen formiret/ auffgerrucknet und also verschicket wird/ so nennen sie solche TORNESOL EN PIERRE, wie Pomet in seiner Histoire Generale des Drogues pag. 157. meldet Bey uns heisset es insgemein LACMUS.

§. 7.

Weilen unterdessen der truckene Lacmus viel wohlfeiler ist/ als der obgemeldte weiche und derohalben zu muthmassen/ daß er durch Sand und allerhand Unreinigkeicen verfälscher werde: so muß man zusehen/ daß man etwas gutes bekomme/ welcher recht trucken/ etwas viol blau außsehe und wann er auffs Papier gerieben wild/ mehr blau/ als röth licht schmutze.

§. 8.

Sein Gebrauch und Nutzen ist den Zucker-Beckern/ Carten- und andern Mahlern zur Genüge bekandt/ dann es nur mit Wasser kan angemacht werden; Betrügliche Apochecker färben in Ermangelung der Mertz Violen den zum Syrup gekochten Zucker damit/ und vertauffen solchen vor den rechten Violen-Safft oder Syrup, Violarum, wie mir ein gewisser Apothecker allhier zu Siessen selbsten gestanden. Vor 16, Jahren fiele einem Apothecker zu Glünstadt in der Pfaltz ein groß Gefäß mit dem Syr. Viol. entzwey/ solchen raffet er auft/ schmiß ein gut quantität Zucker darzu/ und macht also wieder einen herrlichen Veilen-Safft das sind Practiquen-Macher.

§. 9.

Wann man über diese Farb etwas sauers giesset/ so wird sie roth; weßwegen auch zu Lyon in Franckreich nicht allein ein rothe Farb (ORSEILLE de Lyon) davon gemachet wird/ von welcher Pomet l. c. pag. 157. zu sehen: sondern es hat auch die bey uns so genandte

TORNA SOLIS

davon ihren Ursprung/ welche auß langen/ schmahlen/ dunckel-rothen und zusammen gerolten Lappen bestehet und von der Frucht des obgemeldten hehotropii tricocci also tingiret worden: Kommer auß Holland und Franckreich/ und muß fein trucken seyn/ nicht verschimlet außschen / auch voll von dem Safft seyn/ wann sie vor gut paffiren soll. Sie muß auch das Wasser nicht Viol farbicht/ sondern roth färben/ wann man ein Stücklein zum Versuch darein wilffet.

§. 10.

Diese Tornesol wird insgemein darzu employirt/ daß man dem Wein/ aquavit und andern liquoren eine schöne rothe couleur damit gebe. Allein Simon Paulli solte einem wohl schlechten appetit darzu machen/ wann er in seinem Quadripartito Botanico pag. 329. schreibet/ datz sie offters auß, leusichten und garstigen Lappen und Lumpen bestehe/ und derowegen sehr auff die Mundschencken und Kellermeistere fulminiret/ daß sie auch wohl hohen Häuptern damit das Getränck färben: Weßwegen man dergleichen wohl auch bey uns auß andern rothen Säfften, zubereiten möchte; wiewohlen die flores pap, errat, oder Klapper Rosen Blätter/ Kirschen und dergleichen eben das praestiren können.

§. 11.

Letzlich brauchen auch die Färber, und Gerber noch eine andere fremdde Farb/ welche

SUMACH

oder

Schmack

genennet wird/ und von einem frembden Baum/ so RHUS SUMAC, und Teutsch der Färber-Baum heisset/ herrühret: bestehet entweder auß denen zerstossenen Stengeln und Blättern/ oder dessen rothen Zapffen oder Früchten/ deren Figur auß der im Anfang des Capitels gesetzten Abriß zu sehen. Man hat dessen zweyerley/ nemblich den Portoportischen und Malgischen. Jener ist der beste/ hat einen lieblichen Geruch und ist röchlich /

fel weilen es von einem Kraut/ welches die Frantzosen Tornesol nennen/ gemacht wild; weßwegen auch die Frantzosen diese Farb selbsten TORNESOL en Pate, ou en pierre nennen: Kommet meistens auß Holland und Flandern wo man es zubereitet/ und wird deßwegen auch von den Welschen Pers de Flandre genant/ wie Vieheut in Beschreibung frembder Matertalien pag. 31. schreibet.

§. 6.

Obgemeldtes Kraut heisset sonsten HELIOTROPIUM TRICOCCUM oder Soñen Wende/ wächset mit einẽ Stengel/ fast eines Schuhes hoch/ mit außgebreiteten Aestlein/ an welchen schwartze und weiche Blätter/ dem Nachtschatten gleich/ hervorkommen: Trägt Gold-gelbe Blümlein und dreyeckichte/ rauhe und schwartzlichte Schöttlein/ in welchen ein äschfarbichter Saame lieget/ wodurch sich das Kraut alle Jahr selbsten besaamet. Es wächset in Franck-reich und Italien. Hiervon nun sollen die Holländer mit Urin/ Kalck und einer graulichten Erde / Perelle genandt/ auff gewisse Art eine massam machen/ und in kleine Fäßlein von ohngefehr 30, [unleserliches Material]. schlagen/ welche die Frantzosen TORNESOL EN PATE heissen. Weilen aber diese Art selten herauß komimet/ sondern zuvor in viereckichte Stücker oder Kuchen formiret/ auffgerrucknet und also verschicket wird/ so nennen sie solche TORNESOL EN PIERRE, wie Pomet in seiner Histoire Generale des Drogues pag. 157. meldet Bey uns heisset es insgemein LACMUS.

§. 7.

Weilen unterdessen der truckene Lacmus viel wohlfeiler ist/ als der obgemeldte weiche und derohalben zu muthmassen/ daß er durch Sand und allerhand Unreinigkeicen verfälscher werde: so muß man zusehen/ daß man etwas gutes bekomme/ welcher recht trucken/ etwas viol blau außsehe und wann er auffs Papier gerieben wild/ mehr blau/ als röth licht schmutze.

§. 8.

Sein Gebrauch und Nutzen ist den Zucker-Beckern/ Carten- und andern Mahlern zur Genüge bekandt/ dann es nur mit Wasser kan angemacht werden; Betrügliche Apochecker färben in Ermangelung der Mertz Violen den zum Syrup gekochten Zucker damit/ und vertauffen solchen vor den rechten Violen-Safft oder Syrup, Violarum, wie mir ein gewisser Apothecker allhier zu Siessen selbsten gestanden. Vor 16, Jahren fiele einem Apothecker zu Glünstadt in der Pfaltz ein groß Gefäß mit dem Syr. Viol. entzwey/ solchen raffet er auft/ schmiß ein gut quantität Zucker darzu/ und macht also wieder einen herrlichen Veilen-Safft das sind Practiquen-Macher.

§. 9.

Wann man über diese Farb etwas sauers giesset/ so wird sie roth; weßwegen auch zu Lyon in Franckreich nicht allein ein rothe Farb (ORSEILLE de Lyon) davon gemachet wird/ von welcher Pomet l. c. pag. 157. zu sehen: sondern es hat auch die bey uns so genandte

TORNA SOLIS

davon ihren Ursprung/ welche auß langen/ schmahlen/ dunckel-rothen und zusammen gerolten Lappen bestehet und von der Frucht des obgemeldten hehotropii tricocci also tingiret worden: Kommer auß Holland und Franckreich/ und muß fein trucken seyn/ nicht verschimlet außschen / auch voll von dem Safft seyn/ wann sie vor gut paffiren soll. Sie muß auch das Wasser nicht Viol farbicht/ sondern roth färben/ wann man ein Stücklein zum Versuch darein wilffet.

§. 10.

Diese Tornesol wird insgemein darzu employirt/ daß man dem Wein/ aquavit und andern liquoren eine schöne rothe couleur damit gebe. Allein Simon Paulli solte einem wohl schlechten appetit darzu machen/ wann er in seinem Quadripartitô Botanicô pag. 329. schreibet/ datz sie offters auß, leusichten und garstigen Lappen und Lumpen bestehe/ und derowegen sehr auff die Mundschencken und Kellermeistere fulminiret/ daß sie auch wohl hohen Häuptern damit das Getränck färben: Weßwegen man dergleichen wohl auch bey uns auß andern rothen Säfften, zubereiten möchte; wiewohlen die flores pap, errat, oder Klapper Rosen Blätter/ Kirschen und dergleichen eben das praestiren können.

§. 11.

Letzlich brauchen auch die Färber, und Gerber noch eine andere fremdde Farb/ welche

SUMACH

oder

Schmack

genennet wird/ und von einem frembden Baum/ so RHUS SUMAC, und Teutsch der Färber-Baum heisset/ herrühret: bestehet entweder auß denen zerstossenen Stengeln und Blättern/ oder dessen rothen Zapffen oder Früchten/ deren Figur auß der im Anfang des Capitels gesetzten Abriß zu sehen. Man hat dessen zweyerley/ nemblich den Portoportischen und Malgischen. Jener ist der beste/ hat einen lieblichen Geruch und ist röchlich /

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[226/0272] fel weilen es von einem Kraut/ welches die Frantzosen Tornesol nennen/ gemacht wild; weßwegen auch die Frantzosen diese Farb selbsten TORNESOL en Pate, ou en pierre nennen: Kommet meistens auß Holland und Flandern wo man es zubereitet/ und wird deßwegen auch von den Welschen Pers de Flandre genant/ wie Vieheut in Beschreibung frembder Matertalien pag. 31. schreibet. §. 6. Obgemeldtes Kraut heisset sonsten HELIOTROPIUM TRICOCCUM oder Soñen Wende/ wächset mit einẽ Stengel/ fast eines Schuhes hoch/ mit außgebreiteten Aestlein/ an welchen schwartze und weiche Blätter/ dem Nachtschatten gleich/ hervorkommen: Trägt Gold-gelbe Blümlein und dreyeckichte/ rauhe und schwartzlichte Schöttlein/ in welchen ein äschfarbichter Saame lieget/ wodurch sich das Kraut alle Jahr selbsten besaamet. Es wächset in Franck-reich und Italien. Hiervon nun sollen die Holländer mit Urin/ Kalck und einer graulichten Erde / Perelle genandt/ auff gewisse Art eine massam machen/ und in kleine Fäßlein von ohngefehr 30, _ . schlagen/ welche die Frantzosen TORNESOL EN PATE heissen. Weilen aber diese Art selten herauß komimet/ sondern zuvor in viereckichte Stücker oder Kuchen formiret/ auffgerrucknet und also verschicket wird/ so nennen sie solche TORNESOL EN PIERRE, wie Pomet in seiner Histoire Generale des Drogues pag. 157. meldet Bey uns heisset es insgemein LACMUS. §. 7. Weilen unterdessen der truckene Lacmus viel wohlfeiler ist/ als der obgemeldte weiche und derohalben zu muthmassen/ daß er durch Sand und allerhand Unreinigkeicen verfälscher werde: so muß man zusehen/ daß man etwas gutes bekomme/ welcher recht trucken/ etwas viol blau außsehe und wann er auffs Papier gerieben wild/ mehr blau/ als röth licht schmutze. §. 8. Sein Gebrauch und Nutzen ist den Zucker-Beckern/ Carten- und andern Mahlern zur Genüge bekandt/ dann es nur mit Wasser kan angemacht werden; Betrügliche Apochecker färben in Ermangelung der Mertz Violen den zum Syrup gekochten Zucker damit/ und vertauffen solchen vor den rechten Violen-Safft oder Syrup, Violarum, wie mir ein gewisser Apothecker allhier zu Siessen selbsten gestanden. Vor 16, Jahren fiele einem Apothecker zu Glünstadt in der Pfaltz ein groß Gefäß mit dem Syr. Viol. entzwey/ solchen raffet er auft/ schmiß ein gut quantität Zucker darzu/ und macht also wieder einen herrlichen Veilen-Safft das sind Practiquen-Macher. §. 9. Wann man über diese Farb etwas sauers giesset/ so wird sie roth; weßwegen auch zu Lyon in Franckreich nicht allein ein rothe Farb (ORSEILLE de Lyon) davon gemachet wird/ von welcher Pomet l. c. pag. 157. zu sehen: sondern es hat auch die bey uns so genandte TORNA SOLIS davon ihren Ursprung/ welche auß langen/ schmahlen/ dunckel-rothen und zusammen gerolten Lappen bestehet und von der Frucht des obgemeldten hehotropii tricocci also tingiret worden: Kommer auß Holland und Franckreich/ und muß fein trucken seyn/ nicht verschimlet außschen / auch voll von dem Safft seyn/ wann sie vor gut paffiren soll. Sie muß auch das Wasser nicht Viol farbicht/ sondern roth färben/ wann man ein Stücklein zum Versuch darein wilffet. §. 10. Diese Tornesol wird insgemein darzu employirt/ daß man dem Wein/ aquavit und andern liquoren eine schöne rothe couleur damit gebe. Allein Simon Paulli solte einem wohl schlechten appetit darzu machen/ wann er in seinem Quadripartitô Botanicô pag. 329. schreibet/ datz sie offters auß, leusichten und garstigen Lappen und Lumpen bestehe/ und derowegen sehr auff die Mundschencken und Kellermeistere fulminiret/ daß sie auch wohl hohen Häuptern damit das Getränck färben: Weßwegen man dergleichen wohl auch bey uns auß andern rothen Säfften, zubereiten möchte; wiewohlen die flores pap, errat, oder Klapper Rosen Blätter/ Kirschen und dergleichen eben das praestiren können. §. 11. Letzlich brauchen auch die Färber, und Gerber noch eine andere fremdde Farb/ welche SUMACH oder Schmack genennet wird/ und von einem frembden Baum/ so RHUS SUMAC, und Teutsch der Färber-Baum heisset/ herrühret: bestehet entweder auß denen zerstossenen Stengeln und Blättern/ oder dessen rothen Zapffen oder Früchten/ deren Figur auß der im Anfang des Capitels gesetzten Abriß zu sehen. Man hat dessen zweyerley/ nemblich den Portoportischen und Malgischen. Jener ist der beste/ hat einen lieblichen Geruch und ist röchlich /

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/272>, abgerufen am 22.11.2024.