Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht allein die Nieren-formige Schöttlein/ mit einem sehr subtilen Saamen/ hervorsckiessen/ (welche Tournefort Tab. 326. Instit. Rer. Herb. sehr artlich abgemahlet hat) sondern es hat auch dieser Mooß vor dem Saamen seine eigene Blüt/ deßwegen er von dem berümbten Engeländischen Botanico Morison ein vollkommener Mooß oder Muscus Perfectus geheissen wird.

§. 3.

Jetztgemeldter Saame oder

SEMEN LYCOPODII

nun ist eben dasjenige/ welches diesen Mooß so berümbt machet/ und bestehet aus einem sehr subrilen/ leichten und gelben Staub/ fast wie Schwefel-Blumen anzuschen/ hat auch eine dergleiche schweffelichte Art/ indem er/ durch ein Licht geblasen/ blitzet und eine grosse Flamme gibt/ obwohlen er auff Kohlen geworffen nicht so/ wie der Schwefel/ brennet: Gibt aber auch einen acidum und ein schwartzes Oehl von sich/ wann man den Mooß durch eine Retort, treibet/ wie obbelobter Herr Wedelius erfahren hat; und weilen er also eine balsamische Art an sich hat/ ist er sehr dauer hasst und lässet sich über 30. Jahren halten; und ob man schon anfangs diesen Saamen meistens aus Pohlen und Moscau (allwo sie ihn Plaun nennen) beschreiben müssen/ so findet man ihn doch nun auch allenthalben in Teutschland/ daß man in Friedens-Zeiten ein gantzes Pfund umb einen Gülden haben kan.

§. 4.

Auß obbemeldten schwefelichten Theilgen fliessen die so belobte Kräffte und Tugenden dieses Stäubleins her/ welches nicht allein den Schweiß und Urin/ ja auch zuweilen den Stuhl-Gang befördern kan/ sondern auch eine besansitigende und stillende Krafft hat und deßwegen gegen die schwere Noch und andere Haupt-Kranckheiten/ absonderlich aber gegen das Alp-drucken sehr gerühmer wird. So ist auch nicht zu zweifflen/ daß er in denen Scorbutischen Nerven-Kranckheiten/ lauffenden Gicht/ Nieren und Lenden-Weh/ guten Effect thue/ wie Herr D. Wedel versichern will/ indem er von dem berümbten Ludovici gegen den Stein selbsten mit Nutzen gebrauchet worden. Absonderlich aber ist dieser Balsamische Saame/ wegen seiner heilenden Krasft auch in allen Brust-Schwachheiten/ als Lungensucht/ Blutspeyenund dergleichen gut/ und rühmet ihn Ettmüllerus auch gegen die Hectic. In Pohlen brauchen sie ihn gegen die Hollen-Zöpffe oder Plicam Polonicam, als ein specificum, worvon in den Miscellan. Germ. Cur. Dec. 1. An. 2. Obs. 52. pag. 94. zulesen ist. Was er aber eusserlich un Blutstillen der Wunden vermöge/ bezeuget der Seel. Doct. Feht Tr. de Scorzon. pag. 12. Er heilet auch allerley Räudigkeit/ Verwundungen/ Rothlauff/ Jucken an heimlichen Oertern/ absonderlich wann die kleine Kinder allda wund werden. Man kan diesen Saamen auch zum Haar-Pouder gebrauchen / weilen ersehr leicht ist und die Haar von den Milben befreyet So wird er auch zu den Kunst. Feuern oder Feuer, Wercken gebrauchet/ allwo er nur blitzet/ und keinen Knall von sich gibt / man mische dann gestosen Bircken-Laub darunter/ wie Olearius in seiner Persianischen Reiß-Beschreibung L. 4. cap. 25. lehret. Doch kan man auch aus den Büchsen damit schiessen / wie solches vor diesem Hertzog [unleserliches Material]rnst/ der Fromme genandt/ zu Gotha/ in beysein Herrn Doct. Wedels, aus sonderlicher Culiosität probiren lassen/ wie in obgemeldter Disputation zu sehen / worinnen auch allerhand Composita, so von diesem Pulver können gemacht werden/ beschrieben sind.

§. 5.

Zu den breit-blätterichten Mooß-Kräutern gehöret das Stein-Leber-Kraut/ wie auch das Lungen-Kraut/ welche beyde auch gedörret in den Apothecken auffgehoben werden. Das erste / nemblich das Stein-Leber-Kraut wird Lateinisch

LICHEN

genennet/ weilen es gleichsam wie ein Außsätziger Grind eufferlich an den Felssen in tieffen Brunnen sitzet/ und bestehet aus breiten/ tieff außgekerbten fetten Blättern/ zwischen welchen mit der Zeit kleine Stengel mit gesternten Blümlein hervor kommen/ wie oben aus der Figur zu sehen ist: wird innerlich gegen einige langwierige Kranckheiten/ so vor diesem von Verstopffung der Leber hergeleitet worden/ als gegen die Gelbsucht/ Krätze und dergleichen von den Alten gerühmet/ wiewohlen die heutige Medici, als Ettmüllerus, und andere kein grosses Werck davon machen. Eusserlich soll es das Blut in Verwundungen stillen/ wie Hoffmannnus in Clau. Schraed. p. 496. bezeuget.

§. 6.

Was endlich das

Lungen-Kraut /

oder

PULMONARIAM ARBOREAM,

sonsten auch Muscum Arboreum genandt/ anlangen thut/ so bestehet dasselbige aus breiten lederichten Lappen/ so an den alten Eychen und andern Bäumen gefunden werden: hat eine außtructnende und etwas anhaltende Krafft/ weßwegen es in der Lungensucht/ so von über flüssiger Feuchtigkeit und Flüssen herrühret/ in denen Brust- Träncken/ innerlich gebrauchet werden kan. Eusserlich stillet es ingleichen das Bluten/ zu Pulver gestossen und eingetruncken.

nicht allein die Nieren-formige Schöttlein/ mit einem sehr subtilen Saamen/ hervorsckiessen/ (welche Tournefort Tab. 326. Instit. Rer. Herb. sehr artlich abgemahlet hat) sondern es hat auch dieser Mooß vor dem Saamen seine eigene Blüt/ deßwegen er von dem berümbten Engeländischen Botanico Morison ein vollkommener Mooß oder Muscus Perfectus geheissen wird.

§. 3.

Jetztgemeldter Saame oder

SEMEN LYCOPODII

nun ist eben dasjenige/ welches diesen Mooß so berümbt machet/ und bestehet aus einem sehr subrilen/ leichten und gelben Staub/ fast wie Schwefel-Blumen anzuschen/ hat auch eine dergleiche schweffelichte Art/ indem er/ durch ein Licht geblasen/ blitzet und eine grosse Flamme gibt/ obwohlen er auff Kohlen geworffen nicht so/ wie der Schwefel/ brennet: Gibt aber auch einen acidum und ein schwartzes Oehl von sich/ wann man den Mooß durch eine Retort, treibet/ wie obbelobter Herr Wedelius erfahren hat; und weilen er also eine balsamische Art an sich hat/ ist er sehr dauer hasst und lässet sich über 30. Jahren halten; und ob man schon anfangs diesen Saamen meistens aus Pohlen und Moscau (allwo sie ihn Plaun nennen) beschreiben müssen/ so findet man ihn doch nun auch allenthalben in Teutschland/ daß man in Friedens-Zeiten ein gantzes Pfund umb einen Gülden haben kan.

§. 4.

Auß obbemeldten schwefelichten Theilgen fliessen die so belobte Kräffte und Tugenden dieses Stäubleins her/ welches nicht allein den Schweiß und Urin/ ja auch zuweilen den Stuhl-Gang befördern kan/ sondern auch eine besansitigende und stillende Krafft hat und deßwegen gegen die schwere Noch und andere Haupt-Kranckheiten/ absonderlich aber gegen das Alp-drucken sehr gerühmer wird. So ist auch nicht zu zweifflen/ daß er in denen Scorbutischen Nerven-Kranckheiten/ lauffenden Gicht/ Nieren und Lenden-Weh/ guten Effect thue/ wie Herr D. Wedel versichern will/ indem er von dem berümbten Ludovici gegen den Stein selbsten mit Nutzen gebrauchet worden. Absonderlich aber ist dieser Balsamische Saame/ wegen seiner heilenden Krasft auch in allen Brust-Schwachheiten/ als Lungensucht/ Blutspeyenund dergleichen gut/ und rühmet ihn Ettmüllerus auch gegen die Hectic. In Pohlen brauchen sie ihn gegen die Hollen-Zöpffe oder Plicam Polonicam, als ein specificum, worvon in den Miscellan. Germ. Cur. Dec. 1. An. 2. Obs. 52. pag. 94. zulesen ist. Was er aber eusserlich un Blutstillen der Wunden vermöge/ bezeuget der Seel. Doct. Feht Tr. de Scorzon. pag. 12. Er heilet auch allerley Räudigkeit/ Verwundungen/ Rothlauff/ Jucken an heimlichen Oertern/ absonderlich wann die kleine Kinder allda wund werden. Man kan diesen Saamen auch zum Haar-Pouder gebrauchen / weilen ersehr leicht ist und die Haar von den Milben befreyet So wird er auch zu den Kunst. Feuern oder Feuer, Wercken gebrauchet/ allwo er nur blitzet/ und keinen Knall von sich gibt / man mische dann gestosen Bircken-Laub darunter/ wie Olearius in seiner Persianischen Reiß-Beschreibung L. 4. cap. 25. lehret. Doch kan man auch aus den Büchsen damit schiessen / wie solches vor diesem Hertzog [unleserliches Material]rnst/ der Fromme genandt/ zu Gotha/ in beysein Herrn Doct. Wedels, aus sonderlicher Culiosität probiren lassen/ wie in obgemeldter Disputation zu sehen / worinnen auch allerhand Composita, so von diesem Pulver können gemacht werden/ beschrieben sind.

§. 5.

Zu den breit-blätterichten Mooß-Kräutern gehöret das Stein-Leber-Kraut/ wie auch das Lungen-Kraut/ welche beyde auch gedörret in den Apothecken auffgehoben werden. Das erste / nemblich das Stein-Leber-Kraut wird Lateinisch

LICHEN

genennet/ weilen es gleichsam wie ein Außsätziger Grind eufferlich an den Felssen in tieffen Brunnen sitzet/ und bestehet aus breiten/ tieff außgekerbten fetten Blättern/ zwischen welchen mit der Zeit kleine Stengel mit gesternten Blümlein hervor kommen/ wie oben aus der Figur zu sehen ist: wird innerlich gegen einige langwierige Kranckheiten/ so vor diesem von Verstopffung der Leber hergeleitet worden/ als gegen die Gelbsucht/ Krätze und dergleichen von den Alten gerühmet/ wiewohlen die heutige Medici, als Ettmüllerus, und andere kein grosses Werck davon machen. Eusserlich soll es das Blut in Verwundungen stillen/ wie Hoffmannnus in Clau. Schraed. p. 496. bezeuget.

§. 6.

Was endlich das

Lungen-Kraut /

oder

PULMONARIAM ARBOREAM,

sonsten auch Muscum Arboreum genandt/ anlangen thut/ so bestehet dasselbige aus breiten lederichten Lappen/ so an den alten Eychen und andern Bäumen gefunden werden: hat eine außtructnende und etwas anhaltende Krafft/ weßwegen es in der Lungensucht/ so von über flüssiger Feuchtigkeit und Flüssen herrühret/ in denen Brust- Träncken/ innerlich gebrauchet werden kan. Eusserlich stillet es ingleichen das Bluten/ zu Pulver gestossen und eingetruncken.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0274" n="228"/>
nicht allein die       Nieren-formige Schöttlein/ mit einem sehr subtilen Saamen/ hervorsckiessen/ (welche       Tournefort Tab. 326. Instit. Rer. Herb. sehr artlich abgemahlet hat) sondern es hat auch dieser       Mooß vor dem Saamen seine eigene Blüt/ deßwegen er von dem berümbten Engeländischen Botanico       Morison ein vollkommener Mooß oder Muscus Perfectus geheissen wird.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Jetztgemeldter Saame oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">SEMEN LYCOPODII</hi> </p>
        <p>nun ist eben dasjenige/ welches diesen Mooß so berümbt machet/ und bestehet aus einem sehr       subrilen/ leichten und gelben Staub/ fast wie Schwefel-Blumen anzuschen/ hat auch eine       dergleiche schweffelichte Art/ indem er/ durch ein Licht geblasen/ blitzet und eine grosse       Flamme gibt/ obwohlen er auff Kohlen geworffen nicht so/ wie der Schwefel/ brennet: Gibt       aber auch einen acidum und ein schwartzes Oehl von sich/ wann man den Mooß durch eine Retort,       treibet/ wie obbelobter Herr Wedelius erfahren hat; und weilen er also eine balsamische Art an       sich hat/ ist er sehr dauer hasst und lässet sich über 30. Jahren halten; und ob man schon       anfangs diesen Saamen meistens aus Pohlen und Moscau (allwo sie ihn Plaun nennen) beschreiben       müssen/ so findet man ihn doch nun auch allenthalben in Teutschland/ daß man in       Friedens-Zeiten ein gantzes Pfund umb einen Gülden haben kan.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Auß obbemeldten schwefelichten Theilgen fliessen die so belobte Kräffte und Tugenden dieses       Stäubleins her/ welches nicht allein den Schweiß und Urin/ ja auch zuweilen den Stuhl-Gang       befördern kan/ sondern auch eine besansitigende und stillende Krafft hat und deßwegen gegen       die schwere Noch und andere Haupt-Kranckheiten/ absonderlich aber gegen das Alp-drucken sehr       gerühmer wird. So ist auch nicht zu zweifflen/ daß er in denen Scorbutischen       Nerven-Kranckheiten/ lauffenden Gicht/ Nieren und Lenden-Weh/ guten Effect thue/ wie Herr       D. Wedel versichern will/ indem er von dem berümbten Ludovici gegen den Stein selbsten mit       Nutzen gebrauchet worden. Absonderlich aber ist dieser Balsamische Saame/ wegen seiner       heilenden Krasft auch in allen Brust-Schwachheiten/ als Lungensucht/ Blutspeyenund       dergleichen gut/ und rühmet ihn Ettmüllerus auch gegen die Hectic. In Pohlen brauchen sie ihn       gegen die Hollen-Zöpffe oder Plicam Polonicam, als ein specificum, worvon in den Miscellan.       Germ. Cur. Dec. 1. An. 2. Obs. 52. pag. 94. zulesen ist. Was er aber eusserlich un Blutstillen       der Wunden vermöge/ bezeuget der Seel. Doct. Feht Tr. de Scorzon. pag. 12. Er heilet auch       allerley Räudigkeit/ Verwundungen/ Rothlauff/ Jucken an heimlichen Oertern/ absonderlich       wann die kleine Kinder allda wund werden. Man kan diesen Saamen auch zum Haar-Pouder gebrauchen      / weilen ersehr leicht ist und die Haar von den Milben befreyet So wird er auch zu den Kunst.       Feuern oder Feuer, Wercken gebrauchet/ allwo er nur blitzet/ und keinen Knall von sich gibt /       man mische dann gestosen Bircken-Laub darunter/ wie Olearius in seiner Persianischen       Reiß-Beschreibung L. 4. cap. 25. lehret. Doch kan man auch aus den Büchsen damit schiessen /       wie solches vor diesem Hertzog <gap reason="illegible"/>rnst/ der Fromme genandt/ zu Gotha/ in beysein Herrn Doct.       Wedels, aus sonderlicher Culiosität probiren lassen/ wie in obgemeldter Disputation zu sehen /       worinnen auch allerhand Composita, so von diesem Pulver können gemacht werden/ beschrieben       sind.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 5.</head>
        <p>Zu den breit-blätterichten Mooß-Kräutern gehöret das Stein-Leber-Kraut/ wie auch das       Lungen-Kraut/ welche beyde auch gedörret in den Apothecken auffgehoben werden. Das erste /       nemblich das Stein-Leber-Kraut wird Lateinisch</p>
        <p> <hi rendition="#k">LICHEN</hi> </p>
        <p>genennet/ weilen es gleichsam wie ein Außsätziger Grind eufferlich an den Felssen in tieffen       Brunnen sitzet/ und bestehet aus breiten/ tieff außgekerbten fetten Blättern/ zwischen       welchen mit der Zeit kleine Stengel mit gesternten Blümlein hervor kommen/ wie oben aus der       Figur zu sehen ist: wird innerlich gegen einige langwierige Kranckheiten/ so vor diesem von       Verstopffung der Leber hergeleitet worden/ als gegen die Gelbsucht/ Krätze und dergleichen       von den Alten gerühmet/ wiewohlen die heutige Medici, als Ettmüllerus, und andere kein grosses       Werck davon machen. Eusserlich soll es das Blut in Verwundungen stillen/ wie Hoffmannnus in       Clau. Schraed. p. 496. bezeuget.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 6.</head>
        <p>Was endlich das</p>
        <p> <hi rendition="#b">Lungen-Kraut /</hi> </p>
        <p>oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">PULMONARIAM ARBOREAM,</hi> </p>
        <p>sonsten auch Muscum Arboreum genandt/ anlangen thut/ so bestehet dasselbige aus breiten       lederichten Lappen/ so an den alten Eychen und andern Bäumen gefunden werden: hat eine       außtructnende und etwas anhaltende Krafft/ weßwegen es in der Lungensucht/ so von über       flüssiger Feuchtigkeit und Flüssen herrühret/ in denen Brust- Träncken/ innerlich gebrauchet       werden kan. Eusserlich stillet es ingleichen das Bluten/ zu Pulver gestossen und       eingetruncken.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0274] nicht allein die Nieren-formige Schöttlein/ mit einem sehr subtilen Saamen/ hervorsckiessen/ (welche Tournefort Tab. 326. Instit. Rer. Herb. sehr artlich abgemahlet hat) sondern es hat auch dieser Mooß vor dem Saamen seine eigene Blüt/ deßwegen er von dem berümbten Engeländischen Botanico Morison ein vollkommener Mooß oder Muscus Perfectus geheissen wird. §. 3. Jetztgemeldter Saame oder SEMEN LYCOPODII nun ist eben dasjenige/ welches diesen Mooß so berümbt machet/ und bestehet aus einem sehr subrilen/ leichten und gelben Staub/ fast wie Schwefel-Blumen anzuschen/ hat auch eine dergleiche schweffelichte Art/ indem er/ durch ein Licht geblasen/ blitzet und eine grosse Flamme gibt/ obwohlen er auff Kohlen geworffen nicht so/ wie der Schwefel/ brennet: Gibt aber auch einen acidum und ein schwartzes Oehl von sich/ wann man den Mooß durch eine Retort, treibet/ wie obbelobter Herr Wedelius erfahren hat; und weilen er also eine balsamische Art an sich hat/ ist er sehr dauer hasst und lässet sich über 30. Jahren halten; und ob man schon anfangs diesen Saamen meistens aus Pohlen und Moscau (allwo sie ihn Plaun nennen) beschreiben müssen/ so findet man ihn doch nun auch allenthalben in Teutschland/ daß man in Friedens-Zeiten ein gantzes Pfund umb einen Gülden haben kan. §. 4. Auß obbemeldten schwefelichten Theilgen fliessen die so belobte Kräffte und Tugenden dieses Stäubleins her/ welches nicht allein den Schweiß und Urin/ ja auch zuweilen den Stuhl-Gang befördern kan/ sondern auch eine besansitigende und stillende Krafft hat und deßwegen gegen die schwere Noch und andere Haupt-Kranckheiten/ absonderlich aber gegen das Alp-drucken sehr gerühmer wird. So ist auch nicht zu zweifflen/ daß er in denen Scorbutischen Nerven-Kranckheiten/ lauffenden Gicht/ Nieren und Lenden-Weh/ guten Effect thue/ wie Herr D. Wedel versichern will/ indem er von dem berümbten Ludovici gegen den Stein selbsten mit Nutzen gebrauchet worden. Absonderlich aber ist dieser Balsamische Saame/ wegen seiner heilenden Krasft auch in allen Brust-Schwachheiten/ als Lungensucht/ Blutspeyenund dergleichen gut/ und rühmet ihn Ettmüllerus auch gegen die Hectic. In Pohlen brauchen sie ihn gegen die Hollen-Zöpffe oder Plicam Polonicam, als ein specificum, worvon in den Miscellan. Germ. Cur. Dec. 1. An. 2. Obs. 52. pag. 94. zulesen ist. Was er aber eusserlich un Blutstillen der Wunden vermöge/ bezeuget der Seel. Doct. Feht Tr. de Scorzon. pag. 12. Er heilet auch allerley Räudigkeit/ Verwundungen/ Rothlauff/ Jucken an heimlichen Oertern/ absonderlich wann die kleine Kinder allda wund werden. Man kan diesen Saamen auch zum Haar-Pouder gebrauchen / weilen ersehr leicht ist und die Haar von den Milben befreyet So wird er auch zu den Kunst. Feuern oder Feuer, Wercken gebrauchet/ allwo er nur blitzet/ und keinen Knall von sich gibt / man mische dann gestosen Bircken-Laub darunter/ wie Olearius in seiner Persianischen Reiß-Beschreibung L. 4. cap. 25. lehret. Doch kan man auch aus den Büchsen damit schiessen / wie solches vor diesem Hertzog _ rnst/ der Fromme genandt/ zu Gotha/ in beysein Herrn Doct. Wedels, aus sonderlicher Culiosität probiren lassen/ wie in obgemeldter Disputation zu sehen / worinnen auch allerhand Composita, so von diesem Pulver können gemacht werden/ beschrieben sind. §. 5. Zu den breit-blätterichten Mooß-Kräutern gehöret das Stein-Leber-Kraut/ wie auch das Lungen-Kraut/ welche beyde auch gedörret in den Apothecken auffgehoben werden. Das erste / nemblich das Stein-Leber-Kraut wird Lateinisch LICHEN genennet/ weilen es gleichsam wie ein Außsätziger Grind eufferlich an den Felssen in tieffen Brunnen sitzet/ und bestehet aus breiten/ tieff außgekerbten fetten Blättern/ zwischen welchen mit der Zeit kleine Stengel mit gesternten Blümlein hervor kommen/ wie oben aus der Figur zu sehen ist: wird innerlich gegen einige langwierige Kranckheiten/ so vor diesem von Verstopffung der Leber hergeleitet worden/ als gegen die Gelbsucht/ Krätze und dergleichen von den Alten gerühmet/ wiewohlen die heutige Medici, als Ettmüllerus, und andere kein grosses Werck davon machen. Eusserlich soll es das Blut in Verwundungen stillen/ wie Hoffmannnus in Clau. Schraed. p. 496. bezeuget. §. 6. Was endlich das Lungen-Kraut / oder PULMONARIAM ARBOREAM, sonsten auch Muscum Arboreum genandt/ anlangen thut/ so bestehet dasselbige aus breiten lederichten Lappen/ so an den alten Eychen und andern Bäumen gefunden werden: hat eine außtructnende und etwas anhaltende Krafft/ weßwegen es in der Lungensucht/ so von über flüssiger Feuchtigkeit und Flüssen herrühret/ in denen Brust- Träncken/ innerlich gebrauchet werden kan. Eusserlich stillet es ingleichen das Bluten/ zu Pulver gestossen und eingetruncken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/274
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/274>, abgerufen am 22.11.2024.