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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 1.

DAs Wacholder-Holtz/ ode Lignum Juniperi, ist ein weißlichtes/ festes und sehr wohlriechendes Holtz/ von dem grossen Wacholder-Baum und zuweilen die Wurtzel von dem kleineren: welches letztere bey uns gnugsam zuhaben/ das erstere aber wird nebst dem Gummi Juniperi auß Schweden/ über Hamburg und Engeland/ in andere Länder häuffig geführet.

§. 2.

Der Juniperus, worvon es herkommet/ ist/ wie schon gemeldet/ zweyerley/ der Grosse/ so ein langer Baum ist und in den Nordischen Länder häuffig wächset: Und der Kleinere/ so vielmehr ein Strauch und in Teutschland fast in allen Wäldern zu finden ist/ in Italien aber sehr rar seyn soll/ so gar/ daß die Italiäner solchen den Teutschen mißgönnen. Beyde haben ein rissige und zerfetzte Schale/ welche einige Corticem Bugiae nennen: ist außwendig grau / inwendig aber röthlich/ mit spitzen schmalen Blättern: tragen die aller Orten bekandte Wacholder-Beeren/ werden. Solche sind viel grösser an dem Baum/ als am Stauden/ und kommen derowegen viel schöner auß Norwegen/ als sie in Teutchland sind.

§. 3.

Das Holtz erwärmet und trucknet sehr auß/ treibet den Schweiß und Urin/ und wird deßwegen an statt des Guajaci uud Sassafras zu den Holtzträncken in der Frantzosen-Cur von D. Ettmülern in seinen Com. in/ Schroed. pag. 591. sehr gerühmet. Eusserlich zünden es die gemeine Leut an statt des Rauch-Pulvers an/ gibt einen schönen und annehmlichen Geruch. Man macht auch Trinck-Geschirz/ Büchslein zu den Praeservativen und andere Sachen davon. Die Bauren brennen in Töpffen ein wässerichtes Oehl davon/ so euserlich nicht uneben/ und meinet Tabernaemontanus dieses wäre der Frantzosen [unleserliches Material] de Cade.

§. 4.

Sonsten kommet von dem grossen Wacholder-Baum das bekandte Gummi Juniperi her/ welches sonsten insgemein

SANDRACHA

genennet wird/ so entweder bey grosser Hitz von sich selbsten dar auß fliesset/ ober wann der Baum zuvor geritzet wird/ hervor tringet: siehet dem Mastix bey nah gleich/ und muß auß schönen weisen Glundern bestehen/ auch keinen Staub in sich haben/ wann es gut seyn soll. Es wird sonsten auch trucken Firniß und Glaß-Firnis genennet/ indem der Firniß darauß gemacht wird: und weilen die Griechen das Auripigmentum auch Sandarach heissen/ so wird dieses Gummi zum Unterscheid Sandaracha Arabum genennet; obwohlen Simon Paulli in seinem Quadripartito Bot. pag. 536. treulich räthet/ daß man es immer Gummi Juniperi nenne/ damit kein Irzthumb in den Apothecken vorgehe und an dessen statt Gifft oder Operment gegeben werde. Sein Gebrauch ist / daß man es in dem Rauch-Werck und Sussimigiis gegen alle Flüsse/ Nerven und Glieder-Weh brauche. Die Buchbinder brauchen es zum palniren/ und die Schreiner zum Firbiß/ welcher darauß gemacht wird/ wann es in Terpenthin-Oehl zerlassen wird.

§. 5.

Was die

BACCAE JUNIPERI,

oder Wach older-Beern vor ein trefflich gut Ding seyen/ ist männiglichen bekandt/ und haben auch viele Gelehrte/ als Michael Bapst, Beckerus und Scharffius solches in besonderen Bücher / so sie vom Wacholder geschrieben/ an Tag geleget. Am meisten aber werden sie innerlich/ wegen ihrer balsamischen Krafft/ gegen den Nieren- und Blassenstein/ so wohl zu praeserviren/ als curiren gebrauchet. Stillen die Colic, die Kaltel-Piß und dergleichen Mängel. Eusserlich dienen sie dem gemeinen Mann zu räuchern und so wohl in Pest und andern Zeiten die Lufft zu reinigen.

§. 6.

Unter andern Praeparatis, welche darauß gemacht werden/ ist I. der SPIRITUS oder Wacholder-Wasser/ welches per fermentationem gemacht wir/ dund gehet alsdann das Oehl oder OLEUM JUNIPERI deftill. mit über. 2. Das EXTRACTUM oder ROB JUNIPERI, welches auß den gesottenen Beern gepresset und zu seiner consistentz eingekochet wird/ welches etliche der Teutschen Theriac nennen. Wann man dieses mit seinem eigenen Spiritu ausflöset/ hat man 3. das MALVATICUM JUNIPERI, welches zu Leipzig gegen den Stein sehr gebräuchlich ist. 4. Kan man das SAL JUNIPERI entweder auß den dürren Beeren/ sie seynen schon außgeprest oder nicht/ oder auch von dem Holtz und Sträuchen machen: Welche Medicamenten meistentheils alle diejenige Kräffte/ auch wohl mit mehrerer Stärcke haben/ als die Wacholder-Beern selbsten/ wie dovon der schon obbelobte Herz Scharffius in seiner Curiosa Juniperi Descriptione mit mehrerem zu lesen ist.

§. 1.

DAs Wacholder-Holtz/ ode Lignum Juniperi, ist ein weißlichtes/ festes und sehr wohlriechendes Holtz/ von dem grossen Wacholder-Baum und zuweilen die Wurtzel von dem kleineren: welches letztere bey uns gnugsam zuhaben/ das erstere aber wird nebst dem Gummi Juniperi auß Schweden/ über Hamburg und Engeland/ in andere Länder häuffig geführet.

§. 2.

Der Juniperus, worvon es herkommet/ ist/ wie schon gemeldet/ zweyerley/ der Grosse/ so ein langer Baum ist und in den Nordischen Länder häuffig wächset: Und der Kleinere/ so vielmehr ein Strauch und in Teutschland fast in allen Wäldern zu finden ist/ in Italien aber sehr rar seyn soll/ so gar/ daß die Italiäner solchen den Teutschen mißgönnen. Beyde haben ein rissige und zerfetzte Schale/ welche einige Corticem Bugiae nennen: ist außwendig grau / inwendig aber röthlich/ mit spitzen schmalẽ Blättern: tragen die aller Orten bekandte Wacholder-Beeren/ werden. Solche sind viel grösser an dem Baum/ als am Stauden/ und kommen derowegen viel schöner auß Norwegen/ als sie in Teutchland sind.

§. 3.

Das Holtz erwärmet und trucknet sehr auß/ treibet den Schweiß und Urin/ und wird deßwegen an statt des Guajaci uud Sassafras zu den Holtzträncken in der Frantzosen-Cur von D. Ettmülern in seinen Com. in/ Schroed. pag. 591. sehr gerühmet. Eusserlich zünden es die gemeine Leut an statt des Rauch-Pulvers an/ gibt einen schönen und annehmlichen Geruch. Man macht auch Trinck-Geschirz/ Büchslein zu den Praeservativen und andere Sachen davon. Die Bauren brennen in Töpffen ein wässerichtes Oehl davon/ so euserlich nicht uneben/ und meinet Tabernaemontanus dieses wäre der Frantzosen [unleserliches Material] de Cade.

§. 4.

Sonsten kommet von dem grossen Wacholder-Baum das bekandte Gummi Juniperi her/ welches sonsten insgemein

SANDRACHA

genennet wird/ so entweder bey grosser Hitz von sich selbsten dar auß fliesset/ ober wann der Baum zuvor geritzet wird/ hervor tringet: siehet dem Mastix bey nah gleich/ und muß auß schönen weisen Glundern bestehen/ auch keinen Staub in sich haben/ wann es gut seyn soll. Es wird sonsten auch trucken Firniß und Glaß-Firnis genennet/ indem der Firniß darauß gemacht wird: und weilen die Griechen das Auripigmentum auch Sandarach heissen/ so wird dieses Gummi zum Unterscheid Sandaracha Arabum genennet; obwohlen Simon Paulli in seinem Quadripartito Bot. pag. 536. treulich räthet/ daß man es immer Gummi Juniperi nenne/ damit kein Irzthumb in den Apothecken vorgehe und an dessen statt Gifft oder Operment gegeben werde. Sein Gebrauch ist / daß man es in dem Rauch-Werck und Sussimigiis gegen alle Flüsse/ Nerven und Glieder-Weh brauche. Die Buchbinder brauchen es zum palniren/ und die Schreiner zum Firbiß/ welcher darauß gemacht wird/ wann es in Terpenthin-Oehl zerlassen wird.

§. 5.

Was die

BACCAE JUNIPERI,

oder Wach older-Beern vor ein trefflich gut Ding seyen/ ist männiglichen bekandt/ und haben auch viele Gelehrte/ als Michael Bapst, Beckerus und Scharffius solches in besonderen Bücher / so sie vom Wacholder geschrieben/ an Tag geleget. Am meisten aber werden sie innerlich/ wegen ihrer balsamischen Krafft/ gegen den Nieren- und Blassenstein/ so wohl zu praeserviren/ als curiren gebrauchet. Stillen die Colic, die Kaltel-Piß und dergleichen Mängel. Eusserlich dienen sie dem gemeinen Mann zu räuchern und so wohl in Pest und andern Zeiten die Lufft zu reinigen.

§. 6.

Unter andern Praeparatis, welche darauß gemacht werden/ ist I. der SPIRITUS oder Wacholder-Wasser/ welches per fermentationem gemacht wir/ dund gehet alsdann das Oehl oder OLEUM JUNIPERI deftill. mit über. 2. Das EXTRACTUM oder ROB JUNIPERI, welches auß den gesottenen Beern gepresset und zu seiner consistentz eingekochet wird/ welches etliche der Teutschen Theriac nennen. Wann man dieses mit seinem eigenen Spiritu ausflöset/ hat man 3. das MALVATICUM JUNIPERI, welches zu Leipzig gegen den Stein sehr gebräuchlich ist. 4. Kan man das SAL JUNIPERI entweder auß den dürren Beeren/ sie seynen schon außgeprest oder nicht/ oder auch von dem Holtz und Sträuchen machen: Welche Medicamenten meistentheils alle diejenige Kräffte/ auch wohl mit mehrerer Stärcke haben/ als die Wacholder-Beern selbsten/ wie dovon der schon obbelobte Herz Scharffius in seiner Curiosa Juniperi Descriptione mit mehrerem zu lesen ist.

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[274/0320] §. 1. DAs Wacholder-Holtz/ ode Lignum Juniperi, ist ein weißlichtes/ festes und sehr wohlriechendes Holtz/ von dem grossen Wacholder-Baum und zuweilen die Wurtzel von dem kleineren: welches letztere bey uns gnugsam zuhaben/ das erstere aber wird nebst dem Gummi Juniperi auß Schweden/ über Hamburg und Engeland/ in andere Länder häuffig geführet. §. 2. Der Juniperus, worvon es herkommet/ ist/ wie schon gemeldet/ zweyerley/ der Grosse/ so ein langer Baum ist und in den Nordischen Länder häuffig wächset: Und der Kleinere/ so vielmehr ein Strauch und in Teutschland fast in allen Wäldern zu finden ist/ in Italien aber sehr rar seyn soll/ so gar/ daß die Italiäner solchen den Teutschen mißgönnen. Beyde haben ein rissige und zerfetzte Schale/ welche einige Corticem Bugiae nennen: ist außwendig grau / inwendig aber röthlich/ mit spitzen schmalẽ Blättern: tragen die aller Orten bekandte Wacholder-Beeren/ werden. Solche sind viel grösser an dem Baum/ als am Stauden/ und kommen derowegen viel schöner auß Norwegen/ als sie in Teutchland sind. §. 3. Das Holtz erwärmet und trucknet sehr auß/ treibet den Schweiß und Urin/ und wird deßwegen an statt des Guajaci uud Sassafras zu den Holtzträncken in der Frantzosen-Cur von D. Ettmülern in seinen Com. in/ Schroed. pag. 591. sehr gerühmet. Eusserlich zünden es die gemeine Leut an statt des Rauch-Pulvers an/ gibt einen schönen und annehmlichen Geruch. Man macht auch Trinck-Geschirz/ Büchslein zu den Praeservativen und andere Sachen davon. Die Bauren brennen in Töpffen ein wässerichtes Oehl davon/ so euserlich nicht uneben/ und meinet Tabernaemontanus dieses wäre der Frantzosen _ de Cade. §. 4. Sonsten kommet von dem grossen Wacholder-Baum das bekandte Gummi Juniperi her/ welches sonsten insgemein SANDRACHA genennet wird/ so entweder bey grosser Hitz von sich selbsten dar auß fliesset/ ober wann der Baum zuvor geritzet wird/ hervor tringet: siehet dem Mastix bey nah gleich/ und muß auß schönen weisen Glundern bestehen/ auch keinen Staub in sich haben/ wann es gut seyn soll. Es wird sonsten auch trucken Firniß und Glaß-Firnis genennet/ indem der Firniß darauß gemacht wird: und weilen die Griechen das Auripigmentum auch Sandarach heissen/ so wird dieses Gummi zum Unterscheid Sandaracha Arabum genennet; obwohlen Simon Paulli in seinem Quadripartito Bot. pag. 536. treulich räthet/ daß man es immer Gummi Juniperi nenne/ damit kein Irzthumb in den Apothecken vorgehe und an dessen statt Gifft oder Operment gegeben werde. Sein Gebrauch ist / daß man es in dem Rauch-Werck und Sussimigiis gegen alle Flüsse/ Nerven und Glieder-Weh brauche. Die Buchbinder brauchen es zum palniren/ und die Schreiner zum Firbiß/ welcher darauß gemacht wird/ wann es in Terpenthin-Oehl zerlassen wird. §. 5. Was die BACCAE JUNIPERI, oder Wach older-Beern vor ein trefflich gut Ding seyen/ ist männiglichen bekandt/ und haben auch viele Gelehrte/ als Michael Bapst, Beckerus und Scharffius solches in besonderen Bücher / so sie vom Wacholder geschrieben/ an Tag geleget. Am meisten aber werden sie innerlich/ wegen ihrer balsamischen Krafft/ gegen den Nieren- und Blassenstein/ so wohl zu praeserviren/ als curiren gebrauchet. Stillen die Colic, die Kaltel-Piß und dergleichen Mängel. Eusserlich dienen sie dem gemeinen Mann zu räuchern und so wohl in Pest und andern Zeiten die Lufft zu reinigen. §. 6. Unter andern Praeparatis, welche darauß gemacht werden/ ist I. der SPIRITUS oder Wacholder-Wasser/ welches per fermentationem gemacht wir/ dund gehet alsdann das Oehl oder OLEUM JUNIPERI deftill. mit über. 2. Das EXTRACTUM oder ROB JUNIPERI, welches auß den gesottenen Beern gepresset und zu seiner consistentz eingekochet wird/ welches etliche der Teutschen Theriac nennen. Wann man dieses mit seinem eigenen Spiritu ausflöset/ hat man 3. das MALVATICUM JUNIPERI, welches zu Leipzig gegen den Stein sehr gebräuchlich ist. 4. Kan man das SAL JUNIPERI entweder auß den dürren Beeren/ sie seynen schon außgeprest oder nicht/ oder auch von dem Holtz und Sträuchen machen: Welche Medicamenten meistentheils alle diejenige Kräffte/ auch wohl mit mehrerer Stärcke haben/ als die Wacholder-Beern selbsten/ wie dovon der schon obbelobte Herz Scharffius in seiner Curiosa Juniperi Descriptione mit mehrerem zu lesen ist.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/320>, abgerufen am 22.11.2024.