Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das XIII. Capitel Von den Datteln und Soden-Brod.
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§. 1. DIe Datteln oder DACTYLI sind länglicht- runde Früchte/ an der Grösse und eusserlichen Gestalt den Eicheln nicht ungleich/ aber etwas grösser/ welche eusserlich ein dünnes rothlich-gelbes Häutgen haben/ unter welchem ein süsses und gleichsam schleimichtes Marck enthalten/ in dessen Mitte ein sehr harter/ länglicht-runder Kern lieget/ durch welchen der länge nach ein Ritze gezogen ist: kommen aus Syrien/ Tunis, Sale und anbern Orten/ über Spanien und Italien/ wie Schurzius pag. 19. der Teutschen Material-Kammer schreibet. §. 2. Diese Früchten wachsen auff den Palmen- Bäumen/ dahero sie auch Palmulae genennet werden. Weilen es aber solcher Bäume vielerley Species gibt/ so gar daß Plinius deren bey nahe funfftzig gezehlet hat/ wie der berümbte Wormius pag. 164. Musei aus demselben anführet: So ist zu wissen/ daß die Datteln nur an der so genandten grossen Palma zu finden/ welche deßwegen auch der Dattel- Baum genennet wird/ welehen Herr D. Kempffer, aus selbst eigener Erfahrung/ in seinem Phoenice Persico, ex professo, beschrieben hat/ so etwa bald an des Tages Licht kommen dörffte. Er hat einen langen und dicken schuppichten Stamm/ an dessen Höhe viele Aeste mit grossen langen Blättern/ den Schwertein gleich/ hervorsprie-sen/ unter welchen die Blumen gleichsam in einem Gehäusse verstecket liegen/ welches sich endlich auffthut und erstlich die weisse Blumen zeiget/ nachmahlen aber die Datteln häuffig/ wie Trauben an einander hangend/ träget/ wie oben aus der Figur einiger massen zu ersehen ist. Und ob zwar viele vorgeben/ daß solche Bäume allererst nach hundert Jahren Früchte trügen/ so widerspricht doch denenselben der Printz Radzevil, in seinem dritten Brief/ mit diesen Worten: "Daß etliche sagen der Dat-" tel-Baum bringe keine Frucht/ dann über " hundert Jahre nach seiner Pfropffung/ ist " ein gantz erdichtetes Werck/ denn sie gleich " anderen Bäumen in dem dritten oder vierd- " ten Jahr Frucht bringen/ fürnemlich/ so sie " etwas niedrig seyn. Ob aber auch derjenigen Meynung/ welche dafür halten/ daß das Weiblein von dem Palmen- Baum nicht eher Früchten trage/ es seye dann von dem Staub oder Saamen des Männleins gleichsam impraegniret worden/ vor erdichtet und fabulos zu halten sey/ stehe deßwegen an mit dem Po, et zu statuiren/ weilen solches nickt allein Mich. Boym in Flora Sinica, Prosper Alpinus, Vesling. und andere von Sim, Paulli in Quadrip. Bot. pag. 544. angeführte Scribenten glaubhafftig berichten/ sondern auch in den übrigen Kräutern und Bäumen dem gemeinen Lauff der Natur nicht zuwider ist/ wie Herr D. Camerarius solches in Das XIII. Capitel Von den Datteln und Soden-Brod.
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§. 1. DIe Datteln oder DACTYLI sind länglicht- runde Früchte/ an der Grösse und eusserlichen Gestalt den Eicheln nicht ungleich/ aber etwas grösser/ welche eusserlich ein dünnes rothlich-gelbes Häutgen haben/ unter welchem ein süsses und gleichsam schleimichtes Marck enthalten/ in dessen Mitte ein sehr harter/ länglicht-runder Kern lieget/ durch welchen der länge nach ein Ritze gezogen ist: kommen aus Syrien/ Tunis, Sale und anbern Orten/ über Spanien und Italien/ wie Schurzius pag. 19. der Teutschen Material-Kammer schreibet. §. 2. Diese Früchten wachsen auff den Palmen- Bäumen/ dahero sie auch Palmulae genennet werden. Weilen es aber solcher Bäume vielerley Species gibt/ so gar daß Plinius deren bey nahe funfftzig gezehlet hat/ wie der berümbte Wormius pag. 164. Musei aus demselben anführet: So ist zu wissen/ daß die Datteln nur an der so genandten grossen Palma zu finden/ welche deßwegen auch der Dattel- Baum genennet wird/ welehen Herr D. Kempffer, aus selbst eigener Erfahrung/ in seinem Phoenice Persico, ex professo, beschrieben hat/ so etwa bald an des Tages Licht kommen dörffte. Er hat einen langen und dicken schuppichten Stamm/ an dessen Höhe viele Aeste mit grossen langen Blättern/ den Schwertein gleich/ hervorsprie-sen/ unter welchen die Blumen gleichsam in einem Gehäusse verstecket liegen/ welches sich endlich auffthut und erstlich die weisse Blumen zeiget/ nachmahlen aber die Datteln häuffig/ wie Trauben an einander hangend/ träget/ wie oben aus der Figur einiger massen zu ersehen ist. Und ob zwar viele vorgeben/ daß solche Bäume allererst nach hundert Jahren Früchte trügen/ so widerspricht doch denenselben der Printz Radzevil, in seinem dritten Brief/ mit diesen Worten: „Daß etliche sagen der Dat-" tel-Baum bringe keine Frucht/ dann über „ hundert Jahre nach seiner Pfropffung/ ist „ ein gantz erdichtetes Werck/ denn sie gleich „ anderen Bäumen in dem dritten oder vierd- „ ten Jahr Frucht bringen/ fürnemlich/ so sie „ etwas niedrig seyn. Ob aber auch derjenigen Meynung/ welche dafür halten/ daß das Weiblein von dem Palmen- Baum nicht eher Früchten trage/ es seye dann von dem Staub oder Saamen des Männleins gleichsam impraegniret worden/ vor erdichtet und fabulos zu halten sey/ stehe deßwegen an mit dem Po, et zu statuiren/ weilen solches nickt allein Mich. Boym in Flora Sinica, Prosper Alpinus, Vesling. und andere von Sim, Paulli in Quadrip. 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Musei aus demselben anführet: So ist zu wissen/ daß die Datteln nur an der so genandten grossen Palma zu finden/ welche deßwegen auch der Dattel- Baum genennet wird/ welehen Herr D. Kempffer, aus selbst eigener Erfahrung/ in seinem Phoenice Persico, ex professo, beschrieben hat/ so etwa bald an des Tages Licht kommen dörffte. Er hat einen langen und dicken schuppichten Stamm/ an dessen Höhe viele Aeste mit grossen langen Blättern/ den Schwertein gleich/ hervorsprie-sen/ unter welchen die Blumen gleichsam in einem Gehäusse verstecket liegen/ welches sich endlich auffthut und erstlich die weisse Blumen zeiget/ nachmahlen aber die Datteln häuffig/ wie Trauben an einander hangend/ träget/ wie oben aus der Figur einiger massen zu ersehen ist. Und ob zwar viele vorgeben/ daß solche Bäume allererst nach hundert Jahren Früchte trügen/ so widerspricht doch denenselben der Printz Radzevil, in seinem dritten Brief/ mit diesen Worten: „Daß etliche sagen der Dat-" tel-Baum bringe keine Frucht/ dann über „ hundert Jahre nach seiner Pfropffung/ ist „ ein gantz erdichtetes Werck/ denn sie gleich „ anderen Bäumen in dem dritten oder vierd- „ ten Jahr Frucht bringen/ fürnemlich/ so sie „ etwas niedrig seyn. Ob aber auch derjenigen Meynung/ welche dafür halten/ daß das Weiblein von dem Palmen- Baum nicht eher Früchten trage/ es seye dann von dem Staub oder Saamen des Männleins gleichsam impraegniret worden/ vor erdichtet und fabulos zu halten sey/ stehe deßwegen an mit dem Po, et zu statuiren/ weilen solches nickt allein Mich. Boym in Flora Sinica, Prosper Alpinus, Vesling. und andere von Sim, Paulli in Quadrip. 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Das XIII. Capitel
Von den Datteln und Soden-Brod.
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§. 1. DIe Datteln oder DACTYLI sind länglicht- runde Früchte/ an der Grösse und eusserlichen Gestalt den Eicheln nicht ungleich/ aber etwas grösser/ welche eusserlich ein dünnes rothlich-gelbes Häutgen haben/ unter welchem ein süsses und gleichsam schleimichtes Marck enthalten/ in dessen Mitte ein sehr harter/ länglicht-runder Kern lieget/ durch welchen der länge nach ein Ritze gezogen ist: kommen aus Syrien/ Tunis, Sale und anbern Orten/ über Spanien und Italien/ wie Schurzius pag. 19. der Teutschen Material-Kammer schreibet.
§. 2. Diese Früchten wachsen auff den Palmen- Bäumen/ dahero sie auch Palmulae genennet werden. Weilen es aber solcher Bäume vielerley Species gibt/ so gar daß Plinius deren bey nahe funfftzig gezehlet hat/ wie der berümbte Wormius pag. 164. Musei aus demselben anführet: So ist zu wissen/ daß die Datteln nur an der so genandten grossen Palma zu finden/ welche deßwegen auch der Dattel- Baum genennet wird/ welehen Herr D. Kempffer, aus selbst eigener Erfahrung/ in seinem Phoenice Persico, ex professo, beschrieben hat/ so etwa bald an des Tages Licht kommen dörffte. Er hat einen langen und dicken schuppichten Stamm/ an dessen Höhe viele Aeste mit grossen langen Blättern/ den Schwertein gleich/ hervorsprie-sen/ unter welchen die Blumen gleichsam in einem Gehäusse verstecket liegen/ welches sich endlich auffthut und erstlich die weisse Blumen zeiget/ nachmahlen aber die Datteln häuffig/ wie Trauben an einander hangend/ träget/ wie oben aus der Figur einiger massen zu ersehen ist. Und ob zwar viele vorgeben/ daß solche Bäume allererst nach hundert Jahren Früchte trügen/ so widerspricht doch denenselben der Printz Radzevil, in seinem dritten Brief/ mit diesen Worten: „Daß etliche sagen der Dat-" tel-Baum bringe keine Frucht/ dann über „ hundert Jahre nach seiner Pfropffung/ ist „ ein gantz erdichtetes Werck/ denn sie gleich „ anderen Bäumen in dem dritten oder vierd- „ ten Jahr Frucht bringen/ fürnemlich/ so sie „ etwas niedrig seyn. Ob aber auch derjenigen Meynung/ welche dafür halten/ daß das Weiblein von dem Palmen- Baum nicht eher Früchten trage/ es seye dann von dem Staub oder Saamen des Männleins gleichsam impraegniret worden/ vor erdichtet und fabulos zu halten sey/ stehe deßwegen an mit dem Po, et zu statuiren/ weilen solches nickt allein Mich. Boym in Flora Sinica, Prosper Alpinus, Vesling. und andere von Sim, Paulli in Quadrip. Bot. pag. 544. angeführte Scribenten glaubhafftig berichten/ sondern auch in den übrigen Kräutern und Bäumen dem gemeinen Lauff der Natur nicht zuwider ist/ wie Herr D. Camerarius solches in
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/358>, abgerufen am 26.06.2024. |