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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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gefehen hat; weilen aber diese Cassie eine dergleiche purgirende Krafft nicht haben soll/ wie die andere/ als Thomas Bartholinus seiner Zeit auß Holland an Doct. Wormium Ep. 3. Cent. I. pag. 8. geschrieben und Doct. Ettmüller auch gegen Doct. Schroederum auffgezeichnet hat; So wird auch selbige wenig oder gar nicht von denen Materialisten geführet/ sondern vielmehr die CASIA INSULARUM in Handlung gezogen/ welche an Form/ Gestalt/ Farb und übrigen Qualitäten der Orientalischen bey nah gleich kommet/ und je näher sie derselben kommt/ je besser sie ist/ besihe obangezogenen Pomet c. l. Unterdessen muß man zusehen/ daß sie sauber und nicht unflätig seyen/ indem sie von den Boots-Knechten offters in die Schiffe geschmissen/ und weilen sie umbsonst zu haben/ nichts geachtet werden / zumahlen diese Eassien-Bäume in den Antillen-Insulen in so grosser Menge sollen wachsen/ daß / wann die Köhre von dem Wind zusammen gestossen werden/ nach Unterscheid derselben/ und nachdem sie mehr oder weniger Höhle in sich haben/ ein solches Gethöne und Zischen davon entstehen soll/ als ob tausend Heerde Endte oder Gänse zusammen schnatterten/ wie Wormius in Mus. pag. 194. berichtet; weswegen nichts weiter uff solche Rohre darff angewendet werden/ als die Mühe solche zu samblen: daß also mit derselbe offt nur die Schiffe/ als mit Steinen / beschweret auch andere Waaren mit außgestopffet und verwahret sollen werden.

§. 4.

Was den Nutzen und Gebrauch der Cassien-Röhren anbelanget/ so pflegen sie den Leib von der überhäufften Gall und anderen scharffen flüssigen Feuchtigkeiten/ zu purgiren/ welches nur von dem inneren Marck/ nicht aber von der holtzichten Schale und dem Saamen zu verstehen ist / welches letztere mehr stopffen und anhalten/ wie Boyle de Orig. Form. pag. 199. bemercket; doch sollen die innere runde Stücklein/ welche die Gefächlein der Röhren/ wie eine Schiedwand unterscheiden/ auch zugleich/ wie das Marck/ purgiren/ welches an einem Affen/ so dieselbige verschlungen/ wahr genommen worden/ wie Doct. Pechlin, Fürstlicher Hollsteinischer Leib Medicus in seinem schönen Buch de Purgantibus pag. 216. angeführet hat. Weilen aber dieses Medicament durch eine Gährung würcket und also zugleich Winde und Blöhungen verursachet/ so können solches nicht alle Patienten/ absonderlich die Miltzsüchtige/ Scorbutische und zu der Mutter-Erstickung geneigte Personen vertragen/ in welchen es den alten Wust leicht erregen und also mehr Schaden/ als Nutzen bringen könte. Auß eben dieser Ursach thun diejenige nicht wohl / welche die purgierende Cassien denen Febricitanten geben/ in welchen ohne dem dergleiche Auffwallungen leicht zu befahren sind.

§. 5.

Weilen dann/ wie oben gedacht worden/ zu diesem End nur das innere Marck gebrauchet werden kan/ so wird dasselbe von denen Apotheckern/ auff die Art und Weise/ wie es Schroederus in seiner Pharmacop. Lib. 4. Class. 3. p. 22 vorgeschrieben hat/ herauß gezogen und alsdann PULPA oder auch

FLOS CASSIAE

genennet/ welche aber immer frisch gemacht werden muß/ weilen sie sich gar nicht lang halten lässet/ sondern bald sa[unleserliches Material] wird/ da es dann eine solche Schärffe gewinner/ daß es innerlich den Magen und Gedärm leicht angreiffen könte; welches Quercetanum beweget/ daß er die Cassien als ein corrosives Mittel gar verworffen. Und obgleich einige Apothecker die Pulpam mit Zucker abkochen und also solche länger zu conserviten vermeinen/ so wird doch dadurch nur übel ärger gemacht/ indem man an statt eines laxirenden Mittels ein untüchtige Lattwerg und verzuckerten Gifft in Leib bekommet/ wie Pomet in seinem Buch pag. 219. wohl erinnert.

§. 6.

Heutiges Tages wird die Cassia mehrentheils eusserlich in denen Elystiren gebraucht/ indem auß dem Marck samt andern erweichenden und laxirenden Kräutern/ mit Honig/ eine gewisse Lattwerg in denen Apothecken zubereitet und

CASSIA PRO CLYSTERIBUS EXTRACTA

genennet wird/ davon man etliche Loth oder Untzen unter ein Clystir zu mischen pfleget: Und hat hat man auch noch einige innerliche Lattwerge/ als Elect diacass. cum manna, Cassiam Extr. cum &amp;amp; sine foliis sennae. u. s. w. darvon Schroederus in obgemeldtem Buch zu sehen ist.

§. 7.

Die Egyptier pflegen auch die noch grüne und unzeitige Cassien-Röhrlein mit Zucker einzumachen und also nach Venedig zu bringen/ wie Tabernaemontanus im dritten Buch von denen Kräutern pag. 474. allschon berichtet hat. Solche müssen noch frisch/ nicht sauer oder schimlicht schmücken/ auch in einem brodio oder Syrup von rechter consistence liegen: werden von vornehmen Leuten/ den Leib darmit offen zu erhalten/ gesuchet und gebrauchet.

§. 8.

Letzlich ist zu mercken/ daß die Schalen oder Rinden der Röhren/ wann sie zerstossen und in Wasser geleget werden/ das Haar/ welches zum offtern damit zu kämmen/ wachsend machen sollen / wie Monardus solches und auß demselben Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. 88. in Acht genommen hat.

gefehen hat; weilen aber diese Cassie eine dergleiche purgirende Krafft nicht haben soll/ wie die andere/ als Thomas Bartholinus seiner Zeit auß Holland an Doct. Wormium Ep. 3. Cent. I. pag. 8. geschrieben und Doct. Ettmüller auch gegen Doct. Schrœderum auffgezeichnet hat; So wird auch selbige wenig oder gar nicht von denen Materialisten geführet/ sondern vielmehr die CASIA INSULARUM in Handlung gezogen/ welche an Form/ Gestalt/ Farb und übrigen Qualitäten der Orientalischen bey nah gleich kommet/ und je näher sie derselben kommt/ je besser sie ist/ besihe obangezogenen Pomet c. l. Unterdessen muß man zusehen/ daß sie sauber und nicht unflätig seyen/ indem sie von den Boots-Knechten offters in die Schiffe geschmissen/ und weilen sie umbsonst zu haben/ nichts geachtet werden / zumahlen diese Eassien-Bäume in den Antillen-Insulen in so grosser Menge sollen wachsen/ daß / wann die Köhre von dem Wind zusammen gestossen werden/ nach Unterscheid derselben/ und nachdem sie mehr oder weniger Höhle in sich haben/ ein solches Gethöne und Zischen davon entstehen soll/ als ob tausend Heerde Endte oder Gänse zusammen schnatterten/ wie Wormius in Mus. pag. 194. berichtet; weswegen nichts weiter uff solche Rohre darff angewendet werden/ als die Mühe solche zu samblen: daß also mit derselbe offt nur die Schiffe/ als mit Steinen / beschweret auch andere Waaren mit außgestopffet und verwahret sollen werden.

§. 4.

Was den Nutzen und Gebrauch der Cassien-Röhren anbelanget/ so pflegen sie den Leib von der überhäufften Gall und anderen scharffen flüssigen Feuchtigkeiten/ zu purgiren/ welches nur von dem inneren Marck/ nicht aber von der holtzichten Schale und dem Saamen zu verstehen ist / welches letztere mehr stopffen und anhalten/ wie Boyle de Orig. Form. pag. 199. bemercket; doch sollen die innere runde Stücklein/ welche die Gefächlein der Röhren/ wie eine Schiedwand unterscheiden/ auch zugleich/ wie das Marck/ purgiren/ welches an einem Affen/ so dieselbige verschlungen/ wahr genommen worden/ wie Doct. Pechlin, Fürstlicher Hollsteinischer Leib Medicus in seinem schönen Buch de Purgantibus pag. 216. angeführet hat. Weilen aber dieses Medicament durch eine Gährung würcket und also zugleich Winde und Blöhungen verursachet/ so können solches nicht alle Patienten/ absonderlich die Miltzsüchtige/ Scorbutische und zu der Mutter-Erstickung geneigte Personen vertragen/ in welchen es den alten Wust leicht erregen und also mehr Schaden/ als Nutzen bringen könte. Auß eben dieser Ursach thun diejenige nicht wohl / welche die purgierende Cassien denen Febricitanten geben/ in welchen ohne dem dergleiche Auffwallungen leicht zu befahren sind.

§. 5.

Weilen dann/ wie oben gedacht worden/ zu diesem End nur das innere Marck gebrauchet werden kan/ so wird dasselbe von denen Apotheckern/ auff die Art und Weise/ wie es Schrœderus in seiner Pharmacop. Lib. 4. Class. 3. p. 22 vorgeschrieben hat/ herauß gezogen und alsdann PULPA oder auch

FLOS CASSIAE

genennet/ welche aber immer frisch gemacht werden muß/ weilen sie sich gar nicht lang halten lässet/ sondern bald sa[unleserliches Material] wird/ da es dann eine solche Schärffe gewinner/ daß es innerlich den Magen und Gedärm leicht angreiffen könte; welches Quercetanum beweget/ daß er die Cassien als ein corrosives Mittel gar verworffen. Und obgleich einige Apothecker die Pulpam mit Zucker abkochen und also solche länger zu conserviten vermeinen/ so wird doch dadurch nur übel ärger gemacht/ indem man an statt eines laxirenden Mittels ein untüchtige Lattwerg und verzuckerten Gifft in Leib bekommet/ wie Pomet in seinem Buch pag. 219. wohl erinnert.

§. 6.

Heutiges Tages wird die Cassia mehrentheils eusserlich in denen Elystiren gebraucht/ indem auß dem Marck samt andern erweichenden und laxirenden Kräutern/ mit Honig/ eine gewisse Lattwerg in denen Apothecken zubereitet und

CASSIA PRO CLYSTERIBUS EXTRACTA

genennet wird/ davon man etliche Loth oder Untzen unter ein Clystir zu mischen pfleget: Und hat hat man auch noch einige innerliche Lattwerge/ als Elect diacass. cum manna, Cassiam Extr. cum &amp;amp; sine foliis sennae. u. s. w. darvon Schrœderus in obgemeldtem Buch zu sehen ist.

§. 7.

Die Egyptier pflegen auch die noch grüne und unzeitige Cassien-Röhrlein mit Zucker einzumachen und also nach Venedig zu bringen/ wie Tabernaemontanus im dritten Buch von denen Kräutern pag. 474. allschon berichtet hat. Solche müssen noch frisch/ nicht sauer oder schimlicht schmücken/ auch in einem brodio oder Syrup von rechter consistence liegen: werden von vornehmen Leuten/ den Leib darmit offen zu erhalten/ gesuchet und gebrauchet.

§. 8.

Letzlich ist zu mercken/ daß die Schalen oder Rinden der Röhren/ wann sie zerstossen und in Wasser geleget werden/ das Haar/ welches zum offtern damit zu kämmen/ wachsend machen sollen / wie Monardus solches und auß demselben Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. 88. in Acht genommen hat.

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[342/0388] gefehen hat; weilen aber diese Cassie eine dergleiche purgirende Krafft nicht haben soll/ wie die andere/ als Thomas Bartholinus seiner Zeit auß Holland an Doct. Wormium Ep. 3. Cent. I. pag. 8. geschrieben und Doct. Ettmüller auch gegen Doct. Schrœderum auffgezeichnet hat; So wird auch selbige wenig oder gar nicht von denen Materialisten geführet/ sondern vielmehr die CASIA INSULARUM in Handlung gezogen/ welche an Form/ Gestalt/ Farb und übrigen Qualitäten der Orientalischen bey nah gleich kommet/ und je näher sie derselben kommt/ je besser sie ist/ besihe obangezogenen Pomet c. l. Unterdessen muß man zusehen/ daß sie sauber und nicht unflätig seyen/ indem sie von den Boots-Knechten offters in die Schiffe geschmissen/ und weilen sie umbsonst zu haben/ nichts geachtet werden / zumahlen diese Eassien-Bäume in den Antillen-Insulen in so grosser Menge sollen wachsen/ daß / wann die Köhre von dem Wind zusammen gestossen werden/ nach Unterscheid derselben/ und nachdem sie mehr oder weniger Höhle in sich haben/ ein solches Gethöne und Zischen davon entstehen soll/ als ob tausend Heerde Endte oder Gänse zusammen schnatterten/ wie Wormius in Mus. pag. 194. berichtet; weswegen nichts weiter uff solche Rohre darff angewendet werden/ als die Mühe solche zu samblen: daß also mit derselbe offt nur die Schiffe/ als mit Steinen / beschweret auch andere Waaren mit außgestopffet und verwahret sollen werden. §. 4. Was den Nutzen und Gebrauch der Cassien-Röhren anbelanget/ so pflegen sie den Leib von der überhäufften Gall und anderen scharffen flüssigen Feuchtigkeiten/ zu purgiren/ welches nur von dem inneren Marck/ nicht aber von der holtzichten Schale und dem Saamen zu verstehen ist / welches letztere mehr stopffen und anhalten/ wie Boyle de Orig. Form. pag. 199. bemercket; doch sollen die innere runde Stücklein/ welche die Gefächlein der Röhren/ wie eine Schiedwand unterscheiden/ auch zugleich/ wie das Marck/ purgiren/ welches an einem Affen/ so dieselbige verschlungen/ wahr genommen worden/ wie Doct. Pechlin, Fürstlicher Hollsteinischer Leib Medicus in seinem schönen Buch de Purgantibus pag. 216. angeführet hat. Weilen aber dieses Medicament durch eine Gährung würcket und also zugleich Winde und Blöhungen verursachet/ so können solches nicht alle Patienten/ absonderlich die Miltzsüchtige/ Scorbutische und zu der Mutter-Erstickung geneigte Personen vertragen/ in welchen es den alten Wust leicht erregen und also mehr Schaden/ als Nutzen bringen könte. Auß eben dieser Ursach thun diejenige nicht wohl / welche die purgierende Cassien denen Febricitanten geben/ in welchen ohne dem dergleiche Auffwallungen leicht zu befahren sind. §. 5. Weilen dann/ wie oben gedacht worden/ zu diesem End nur das innere Marck gebrauchet werden kan/ so wird dasselbe von denen Apotheckern/ auff die Art und Weise/ wie es Schrœderus in seiner Pharmacop. Lib. 4. Class. 3. p. 22 vorgeschrieben hat/ herauß gezogen und alsdann PULPA oder auch FLOS CASSIAE genennet/ welche aber immer frisch gemacht werden muß/ weilen sie sich gar nicht lang halten lässet/ sondern bald sa_ wird/ da es dann eine solche Schärffe gewinner/ daß es innerlich den Magen und Gedärm leicht angreiffen könte; welches Quercetanum beweget/ daß er die Cassien als ein corrosives Mittel gar verworffen. Und obgleich einige Apothecker die Pulpam mit Zucker abkochen und also solche länger zu conserviten vermeinen/ so wird doch dadurch nur übel ärger gemacht/ indem man an statt eines laxirenden Mittels ein untüchtige Lattwerg und verzuckerten Gifft in Leib bekommet/ wie Pomet in seinem Buch pag. 219. wohl erinnert. §. 6. Heutiges Tages wird die Cassia mehrentheils eusserlich in denen Elystiren gebraucht/ indem auß dem Marck samt andern erweichenden und laxirenden Kräutern/ mit Honig/ eine gewisse Lattwerg in denen Apothecken zubereitet und CASSIA PRO CLYSTERIBUS EXTRACTA genennet wird/ davon man etliche Loth oder Untzen unter ein Clystir zu mischen pfleget: Und hat hat man auch noch einige innerliche Lattwerge/ als Elect diacass. cum manna, Cassiam Extr. cum &amp;amp; sine foliis sennae. u. s. w. darvon Schrœderus in obgemeldtem Buch zu sehen ist. §. 7. Die Egyptier pflegen auch die noch grüne und unzeitige Cassien-Röhrlein mit Zucker einzumachen und also nach Venedig zu bringen/ wie Tabernaemontanus im dritten Buch von denen Kräutern pag. 474. allschon berichtet hat. Solche müssen noch frisch/ nicht sauer oder schimlicht schmücken/ auch in einem brodio oder Syrup von rechter consistence liegen: werden von vornehmen Leuten/ den Leib darmit offen zu erhalten/ gesuchet und gebrauchet. §. 8. Letzlich ist zu mercken/ daß die Schalen oder Rinden der Röhren/ wann sie zerstossen und in Wasser geleget werden/ das Haar/ welches zum offtern damit zu kämmen/ wachsend machen sollen / wie Monardus solches und auß demselben Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. 88. in Acht genommen hat.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/388>, abgerufen am 22.11.2024.