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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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dasselbige selbsten in Augenschein genommen hat; dahero nur deßwegen zu wünschen wäre/ daß er seine sehr curiose Reiß-Beschreibung/ wie er vor einigen Jahr mündlich gegen mich versprochen/ dermahlen in offentlichen Druck gebe/ da man etwas zuverlässiges von diesem Gewächs haben würde. Indessen hat mich Herr Vitus, ein geschickter Materialist (so damahlen auch in Ost-Indien gewesen und nach seinem Bericht dieses Kraut wohlermeldtem Herrn Kempffern aus Batavia in Africam, nach Capo de bonne Esperance, nachgeschicket hat) versichert/ daß es eine dicke und lange Wurtzel/ wie eine gelbe Rübe oder Möhr habe/ welche oben ein haarichtes Wesen oder Börste/ wie die Alraun-Wurtzel/ trage: Blätter wie Lieb-Stöckel habe/ so theils auff der Erden fladderten/ theils umb den Stengel an den Aehren stünden/ welcher auch ziemlich dick sey: wachse ohngefehr so hoch/ als unser Taback. Wann nun die Sclaven die Assam foetidam colligiren wollen/ schneiden sie den Stengel oben ab und samblen den heraußdringenden Safft / in dessen Ermangelung sie den Stengel noch tieffer und kürtzer abschneiden/ da er von neuem quillet; welches sie so lang continuiren/ biß sie ihn alle gesamblet haben. Sonsten vermeynen andere/ es seye das Kraut Laser, so umb Utard in Persien häuffig wachsen soll/ welche Meynung auch Jacob Sponius, der curiose Antiquarius, in seinen Aphor. Nov. pag. 368. angenommen und bezeuget hat/ daß es eine Planta Ferulacea seye/ welche die Einwohner Magudarine heissen. Acosta hergegen schreibet/ daß er vor gewiß berichtet worden/ das Gewächs habe Blätter wie der Hasel-Staude/ aus dessen Blättern der Safft außgezogen/ von den Einwohnern in Ochsen-Häute gefasset und/ daß er sich besser halten lasse/ mit Wäitzen-Mehl vermischet werde; daherd die Kleyen/ so zuweilen darunter gesehen werden/ ein gewisses Merckmahl seyn sollen/ daß er uffrichtig und gut sey/ wie D. Wormius in Mus. pag. 223. bemercket. Andere aber/ als Pomet l. c. glaubet/ daß der Safft bey heissem Wetter von sich selbsten aus dem Sträuchlein dringe/ welches er in obiger Figur abgemahlet hat/ so doch nicht genuin seyn soll / wie obgemelder Herr Vitus versichert.

§. 3.

Man findet dessen zweyerley Sorten/ nemblich die Feine und Gemeine. Jene hat viel schöne weisse Zähren und Glundern/ welche zuweilen auch außerlesen und Assa foetida in granis, oder Frantzöisch en larmes, genennet wird/ siehet anbey schön Fleisch-farbicht roth: Diese aber bestehet entweder aus grössern und nicht so körnichten Stückern/ oder ist verlegen/ welches an der Farb zu sehen/ dann der frische Teuffels-Dreck roth/ weich und Fleisch-farbicht/ mit grau vermenget ist: Wann er aber alt ist/ so wird er hart/ schwartz und stincket nicht mehr / da sonst der frische sehr übel und starck riechet/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 21. in Acht genommen hat. Wormius sortiret ihn c. l. nachdem er entweder aus den Stengeln oder der Wurtzel geflossen/ und nennet jenen Scaparium, diesen Radicaceum. Der beste muß frisch / nicht zu fett/ voller Körner oder Zähren/ Fleisch-farbicht/ durchsichtig und stinckend seyn: Der alte schmirichte/ schwartze/ dunckele/ unreine und mit Sand/ Rinden und dergleichen verfälschte/ ist zu verwerffen/ worvon Pomet c. l. weitläufftig zu sehen ist.

§. 4.

Ob nun zwar der Teuffels-Dreck einen überaus stinckenden Geruch hat/ so gebrauchen sich doch dessen die Indianer/ wo er wächset/ fast in allen Speissen/ welche kein Essen recht wohlgeschmackt und Gewürtzt düncket/ denen derselbe mangelt: weßwegen sie dann ihre Häfen und Schüsseln damit bestreichen sollen/ wie Erasmus Francisci im Ost-Indianischen Lust-Garten / Olearius in der Persianischen Reiß-Beschreibung und andere melden. In Europa wird er nur zur Artzney gebraucht/ weilen et ein flüchtig- und öhlichtes Saltz in sich hält und deßwegen sehr zertheilet: wird meistens gegen alle Mutter-Schmertzen/ Erstickung der Mutter/ Colic/ und dergleichen innerlich und eusserlich gebraucht; weßwegen auch einige Composita davon/ als Pilulae Foetidae, in den Apotheckenzu finden sind. So brauchen ihn auch die Roß-Aertzle in grosser Quantität/ und habe ich einen Krebsfänger in der Pfaltz gekennet/ welcher durch eine gewisse Artzeney die Krebs von weitem zusammen bringen und gleichsam bannen konte/ welche (wie er mir vertrauet) aus Teuffels-Dreck/ Campher und Bibergeil bestunde.

§. 5.

Damit man aber den Unlusten von jetzt ermeldter stinckenden Materie mit einem besseren Geruch vertreibe/ wollen wir hier auch eines wohlriechenden Hartzes/ nemblich des

BENZOINS

gedencken/ zumahlen es fast einen Nahmen mit dem vorigen hat/ und ASSA DULCIS oder wohlriechender ASSAND genennet wird: Ist ein hartes und mit vielen gläntzenden Bröcklein vermischtes Hartz/ so theils gelb/ theils weiß außsehen. Es hat einen hartzichten und fetten Geschmack und sehr guten und annehmlichen Geruch: kommet aus Ost-Indien und absonderlich von Siam, dahero die Bediente der Ambassadeurs von Siam An. 1697. eine grosse Quantität davon nach Paris gebracht haben/ wie Pomet in Hist. Simpl. pag. 248. berichtet.

dasselbige selbsten in Augenschein genommen hat; dahero nur deßwegen zu wünschen wäre/ daß er seine sehr curiose Reiß-Beschreibung/ wie er vor einigen Jahr mündlich gegen mich versprochen/ dermahlen in offentlichen Druck gebe/ da man etwas zuverlässiges von diesem Gewächs haben würde. Indessen hat mich Herr Vitus, ein geschickter Materialist (so damahlen auch in Ost-Indien gewesen und nach seinem Bericht dieses Kraut wohlermeldtem Herrn Kempffern aus Batavia in Africam, nach Capo de bonne Esperance, nachgeschicket hat) versichert/ daß es eine dicke und lange Wurtzel/ wie eine gelbe Rübe oder Möhr habe/ welche oben ein haarichtes Wesen oder Börste/ wie die Alraun-Wurtzel/ trage: Blätter wie Lieb-Stöckel habe/ so theils auff der Erden fladderten/ theils umb den Stengel an den Aehren stünden/ welcher auch ziemlich dick sey: wachse ohngefehr so hoch/ als unser Taback. Wann nun die Sclaven die Assam foetidam colligiren wollen/ schneiden sie den Stengel oben ab und samblen den heraußdringenden Safft / in dessen Ermangelung sie den Stengel noch tieffer und kürtzer abschneiden/ da er von neuem quillet; welches sie so lang continuiren/ biß sie ihn alle gesamblet haben. Sonsten vermeynen andere/ es seye das Kraut Laser, so umb Utard in Persien häuffig wachsen soll/ welche Meynung auch Jacob Sponius, der curiose Antiquarius, in seinen Aphor. Nov. pag. 368. angenommen und bezeuget hat/ daß es eine Planta Ferulacea seye/ welche die Einwohner Magudarine heissen. Acosta hergegen schreibet/ daß er vor gewiß berichtet worden/ das Gewächs habe Blätter wie der Hasel-Staude/ aus dessen Blättern der Safft außgezogen/ von den Einwohnern in Ochsen-Häute gefasset und/ daß er sich besser halten lasse/ mit Wäitzen-Mehl vermischet werde; daherd die Kleyen/ so zuweilen darunter gesehen werden/ ein gewisses Merckmahl seyn sollen/ daß er uffrichtig und gut sey/ wie D. Wormius in Mus. pag. 223. bemercket. Andere aber/ als Pomet l. c. glaubet/ daß der Safft bey heissem Wetter von sich selbsten aus dem Sträuchlein dringe/ welches er in obiger Figur abgemahlet hat/ so doch nicht genuin seyn soll / wie obgemelder Herr Vitus versichert.

§. 3.

Man findet dessen zweyerley Sorten/ nemblich die Feine und Gemeine. Jene hat viel schöne weisse Zähren und Glundern/ welche zuweilen auch außerlesen und Assa foetida in granis, oder Frantzöisch en larmes, genennet wird/ siehet anbey schön Fleisch-farbicht roth: Diese aber bestehet entweder aus grössern und nicht so körnichten Stückern/ oder ist verlegen/ welches an der Farb zu sehen/ dann der frische Teuffels-Dreck roth/ weich und Fleisch-farbicht/ mit grau vermenget ist: Wann er aber alt ist/ so wird er hart/ schwartz und stincket nicht mehr / da sonst der frische sehr übel und starck riechet/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 21. in Acht genommen hat. Wormius sortiret ihn c. l. nachdem er entweder aus den Stengeln oder der Wurtzel geflossen/ und nennet jenen Scaparium, diesen Radicaceum. Der beste muß frisch / nicht zu fett/ voller Körner oder Zähren/ Fleisch-farbicht/ durchsichtig und stinckend seyn: Der alte schmirichte/ schwartze/ dunckele/ unreine und mit Sand/ Rinden und dergleichen verfälschte/ ist zu verwerffen/ worvon Pomet c. l. weitläufftig zu sehen ist.

§. 4.

Ob nun zwar der Teuffels-Dreck einen überaus stinckenden Geruch hat/ so gebrauchen sich doch dessen die Indianer/ wo er wächset/ fast in allen Speissen/ welche kein Essen recht wohlgeschmackt und Gewürtzt düncket/ denen derselbe mangelt: weßwegen sie dann ihre Häfen und Schüsseln damit bestreichen sollen/ wie Erasmus Francisci im Ost-Indianischen Lust-Garten / Olearius in der Persianischen Reiß-Beschreibung und andere melden. In Europa wird er nur zur Artzney gebraucht/ weilen et ein flüchtig- und öhlichtes Saltz in sich hält und deßwegen sehr zertheilet: wird meistens gegen alle Mutter-Schmertzen/ Erstickung der Mutter/ Colic/ und dergleichen innerlich und eusserlich gebraucht; weßwegen auch einige Composita davon/ als Pilulae Foetidae, in den Apotheckenzu finden sind. So brauchen ihn auch die Roß-Aertzle in grosser Quantität/ und habe ich einen Krebsfänger in der Pfaltz gekennet/ welcher durch eine gewisse Artzeney die Krebs von weitem zusammen bringen und gleichsam bannen konte/ welche (wie er mir vertrauet) aus Teuffels-Dreck/ Campher und Bibergeil bestunde.

§. 5.

Damit man aber den Unlusten von jetzt ermeldter stinckenden Materie mit einem besseren Geruch vertreibe/ wollen wir hier auch eines wohlriechenden Hartzes/ nemblich des

BENZOINS

gedencken/ zumahlen es fast einen Nahmen mit dem vorigen hat/ und ASSA DULCIS oder wohlriechender ASSAND genennet wird: Ist ein hartes und mit vielen gläntzenden Bröcklein vermischtes Hartz/ so theils gelb/ theils weiß außsehen. Es hat einen hartzichten und fetten Geschmack und sehr guten und annehmlichen Geruch: kommet aus Ost-Indien und absonderlich von Siam, dahero die Bediente der Ambassadeurs von Siam An. 1697. eine grosse Quantität davon nach Paris gebracht haben/ wie Pomet in Hist. Simpl. pag. 248. berichtet.

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        <p>gedencken/ zumahlen es fast einen Nahmen mit dem vorigen hat/ und ASSA DULCIS oder       wohlriechender ASSAND genennet wird: Ist ein hartes und mit vielen gläntzenden Bröcklein       vermischtes Hartz/ so theils gelb/ theils weiß außsehen. Es hat einen hartzichten und fetten       Geschmack und sehr guten und annehmlichen Geruch: kommet aus Ost-Indien und absonderlich von       Siam, dahero die Bediente der Ambassadeurs von Siam An. 1697. eine grosse Quantität davon nach       Paris gebracht haben/ wie Pomet in Hist. Simpl. pag. 248. berichtet.</p>
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[357/0403] dasselbige selbsten in Augenschein genommen hat; dahero nur deßwegen zu wünschen wäre/ daß er seine sehr curiose Reiß-Beschreibung/ wie er vor einigen Jahr mündlich gegen mich versprochen/ dermahlen in offentlichen Druck gebe/ da man etwas zuverlässiges von diesem Gewächs haben würde. Indessen hat mich Herr Vitus, ein geschickter Materialist (so damahlen auch in Ost-Indien gewesen und nach seinem Bericht dieses Kraut wohlermeldtem Herrn Kempffern aus Batavia in Africam, nach Capo de bonne Esperance, nachgeschicket hat) versichert/ daß es eine dicke und lange Wurtzel/ wie eine gelbe Rübe oder Möhr habe/ welche oben ein haarichtes Wesen oder Börste/ wie die Alraun-Wurtzel/ trage: Blätter wie Lieb-Stöckel habe/ so theils auff der Erden fladderten/ theils umb den Stengel an den Aehren stünden/ welcher auch ziemlich dick sey: wachse ohngefehr so hoch/ als unser Taback. Wann nun die Sclaven die Assam foetidam colligiren wollen/ schneiden sie den Stengel oben ab und samblen den heraußdringenden Safft / in dessen Ermangelung sie den Stengel noch tieffer und kürtzer abschneiden/ da er von neuem quillet; welches sie so lang continuiren/ biß sie ihn alle gesamblet haben. Sonsten vermeynen andere/ es seye das Kraut Laser, so umb Utard in Persien häuffig wachsen soll/ welche Meynung auch Jacob Sponius, der curiose Antiquarius, in seinen Aphor. Nov. pag. 368. angenommen und bezeuget hat/ daß es eine Planta Ferulacea seye/ welche die Einwohner Magudarine heissen. Acosta hergegen schreibet/ daß er vor gewiß berichtet worden/ das Gewächs habe Blätter wie der Hasel-Staude/ aus dessen Blättern der Safft außgezogen/ von den Einwohnern in Ochsen-Häute gefasset und/ daß er sich besser halten lasse/ mit Wäitzen-Mehl vermischet werde; daherd die Kleyen/ so zuweilen darunter gesehen werden/ ein gewisses Merckmahl seyn sollen/ daß er uffrichtig und gut sey/ wie D. Wormius in Mus. pag. 223. bemercket. Andere aber/ als Pomet l. c. glaubet/ daß der Safft bey heissem Wetter von sich selbsten aus dem Sträuchlein dringe/ welches er in obiger Figur abgemahlet hat/ so doch nicht genuin seyn soll / wie obgemelder Herr Vitus versichert. §. 3. Man findet dessen zweyerley Sorten/ nemblich die Feine und Gemeine. Jene hat viel schöne weisse Zähren und Glundern/ welche zuweilen auch außerlesen und Assa foetida in granis, oder Frantzöisch en larmes, genennet wird/ siehet anbey schön Fleisch-farbicht roth: Diese aber bestehet entweder aus grössern und nicht so körnichten Stückern/ oder ist verlegen/ welches an der Farb zu sehen/ dann der frische Teuffels-Dreck roth/ weich und Fleisch-farbicht/ mit grau vermenget ist: Wann er aber alt ist/ so wird er hart/ schwartz und stincket nicht mehr / da sonst der frische sehr übel und starck riechet/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 21. in Acht genommen hat. Wormius sortiret ihn c. l. nachdem er entweder aus den Stengeln oder der Wurtzel geflossen/ und nennet jenen Scaparium, diesen Radicaceum. Der beste muß frisch / nicht zu fett/ voller Körner oder Zähren/ Fleisch-farbicht/ durchsichtig und stinckend seyn: Der alte schmirichte/ schwartze/ dunckele/ unreine und mit Sand/ Rinden und dergleichen verfälschte/ ist zu verwerffen/ worvon Pomet c. l. weitläufftig zu sehen ist. §. 4. Ob nun zwar der Teuffels-Dreck einen überaus stinckenden Geruch hat/ so gebrauchen sich doch dessen die Indianer/ wo er wächset/ fast in allen Speissen/ welche kein Essen recht wohlgeschmackt und Gewürtzt düncket/ denen derselbe mangelt: weßwegen sie dann ihre Häfen und Schüsseln damit bestreichen sollen/ wie Erasmus Francisci im Ost-Indianischen Lust-Garten / Olearius in der Persianischen Reiß-Beschreibung und andere melden. In Europa wird er nur zur Artzney gebraucht/ weilen et ein flüchtig- und öhlichtes Saltz in sich hält und deßwegen sehr zertheilet: wird meistens gegen alle Mutter-Schmertzen/ Erstickung der Mutter/ Colic/ und dergleichen innerlich und eusserlich gebraucht; weßwegen auch einige Composita davon/ als Pilulae Foetidae, in den Apotheckenzu finden sind. So brauchen ihn auch die Roß-Aertzle in grosser Quantität/ und habe ich einen Krebsfänger in der Pfaltz gekennet/ welcher durch eine gewisse Artzeney die Krebs von weitem zusammen bringen und gleichsam bannen konte/ welche (wie er mir vertrauet) aus Teuffels-Dreck/ Campher und Bibergeil bestunde. §. 5. Damit man aber den Unlusten von jetzt ermeldter stinckenden Materie mit einem besseren Geruch vertreibe/ wollen wir hier auch eines wohlriechenden Hartzes/ nemblich des BENZOINS gedencken/ zumahlen es fast einen Nahmen mit dem vorigen hat/ und ASSA DULCIS oder wohlriechender ASSAND genennet wird: Ist ein hartes und mit vielen gläntzenden Bröcklein vermischtes Hartz/ so theils gelb/ theils weiß außsehen. Es hat einen hartzichten und fetten Geschmack und sehr guten und annehmlichen Geruch: kommet aus Ost-Indien und absonderlich von Siam, dahero die Bediente der Ambassadeurs von Siam An. 1697. eine grosse Quantität davon nach Paris gebracht haben/ wie Pomet in Hist. Simpl. pag. 248. berichtet.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/403>, abgerufen am 22.11.2024.