Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 3.

Ob nun wohl diese Gewächs auch in Teutschland in vornehmer Herren Gärten erzogen werden/ so können wir doch allhier zum Safft nicht gelangen/ sondern müssen denselben auß Asien und Arabien bringen lassen: wird entweder auß den dicken Blättern/ nach Schurzii Meynung/ oder wie andere schreiben/ auß der Wurtzel gepresset/ und nachdem sich derselbe gesetzet und das klare gelind abgegossen worden/ über einem gelinden Feuer zu einem dicken Safft gekochet und abgerauchet/ in dünne Häutlein gefasset und anderwerts verschicket/ worvon Rajus in Hist. Plant. pag. 1196. weiter zulesen ist.

§. 4.

Nachdem nun dieser Safft mehr oder weniger gereiniget ist/ wird er in drey biß vier Sorten getheilet/ unter welchen die gantz schlechte und unsaubere ALOE CABALLINA oder die schwartze Aloes genennet wird/ welche gantz trucken/ unrein/ sandicht/ schwer und schwartz ist/ und weilen sie ohne eintzigen Geruch und Krafft ist/ den Pferdten und Thieren/ nicht aber den krancken Menschen gewidmet ist/ wie Schroederus und dessen Außleger schreiben. Allein der obgemeldte Pomet ist hierinnen noch viel auffrichtiger/ indem er auch solche dem Vieh nicht zugeben räthet/ weilen es nichts anderst/ als der verbrandte Satz und Häfen ist/ so bey Zubereitung der rechten Aloes zurück bleibet/ und weder Safft noch Krafft hat/ auch derowegen wünschet/ das sie gar verworffen und nicht in Handlung geführet würde; wird sonsten in Körben von Palm-Blätter und Binssen gebracht. Die etwas bessere und mehr gesäuberte Aloes, wird ALOE HEPATICA oder Leber Aloes genennet/ weilen sie eine Farb/ wie die Leber hat und voller Löchlein/ wie geöffnete Adern/ ist/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 11. in Acht genommen hat: Muß recht trucken und nicht übelriechend seyn/ dergleichen sonsten zuweilen kommet/ und wie Pomet vermeynet/ auß den Blättern gepresset wird/ welche/ so man sie auffschneidet oder entzwey bricht/ einen grossen Gestanck von sich geben. Ist insgemein mitten in den Ballen schwartz/ aber umb die Ende Leber-farb/ welches daher kommen mag/ weilen sie inwendig hitziger lieget und deswegen auch weicher ist/ wie außwendig/ obschon solches den Kläfften wenig benimbt: Soll meistens auß den Americanischen Insuln kommen/ und weilen sie den weitem nicht so gut/ als die Socoterische ist/ kan man sie/ an statt der Caballinae, dem Vieh und den Pferdten gebrauchen/ und also die rechte und beste ALOEN SOCOTERINAM zur Artzney der Menschen behalten/ welche meistens auß der Insul Socatra oder Socatera in Ost-Indien gebracht und entweder noch gantz oder in fragmentis von den Materialisten verkauffet wird. Diese letzte muß schön/ rein/ gläntzend/ luck/ leicht/ bitter und ohne widrigen Geruch / auch leicht zerbrichlich seyn/ dessen Pulver/ wann man daran kratzet/ beynah gold-gelb und wie Saffran außsehe/ wie obgemeldte Materialisten einmüthig schreiben. Hieraus entstehet endlich die ALOE LUCIDA, wann die vorige soweit gereiniget und gesaubert worden/ daß sie gantz hell und durchscheinend/ wie das Vitrum [unleserliches Material]. anzusehen; welche am allerbesten zum inneren Gebrauch/ aber auch am theuresten und raresten ist.

§. 5.

Demnach aber die gute und beste Aloe offt mit dem Gummi Arabico, Succo Acatiae und dergleichen verfälschet wird/ so muß man auff solchen Betrug Achtung geben und hieran erkennen / daß solcher vermischter Aloe die Bitterkeit vergehe/ am Geruch nicht so starck sey/ auch alsdann nicht so leicht gebrochen und zwischen den Fingern zerriben werden könne/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 11. unterrichtet.

§. 6.

Die Krafft und Würckung der Aloes recht zulernen muß man theils auff derselben Hartzichte / theils auff das Gummosichte Wesen reflectiren. Jenes erwärmet/ adstringiret etwas und praeserviret wegen seiner Balsamischen Natur von aller Fäulnus/ stärcket den Magen/ tödtet die Würme und kommet deswegen unter viele Composita, absonderlich welche mit dem Spiritu Vini extrahiret werden/ als das Elixir Proprietatis und dergleichen in welchem und andern Stücken es gegen sehr viele Kranckheiten gebrauchet wird/ wie theils Mindererus in seinem Aloedario, theils Ettmüllerus in Comment. ad Schroed. pag. 756. weirläufftig erwiessen haben. In Ansehung des Gummosichten Saffts laxieret die Aloe und treibet die Gallichte und Schleimichte Feuchtigkeiten auß dem Magen und Gedärm; weswegen es gleichsam der Grund zu allen laxierenden Pillen ist/ welche Schroederus und andern in ihren Dispensatoriis sehr weitläufftig erzehlet haben. Absonderlich aber werden die so genandte Franckfurter/ sonsten auch die

Englische Pillen/

oder

PILULAE ANGELICAE

FRANCOFURTENSES

darvon zubereitet/ wormit die Materialisten

§. 3.

Ob nun wohl diese Gewächs auch in Teutschland in vornehmer Herren Gärten erzogen werden/ so können wir doch allhier zum Safft nicht gelangen/ sondern müssen denselben auß Asien und Arabien bringen lassen: wird entweder auß den dicken Blättern/ nach Schurzii Meynung/ oder wie andere schreiben/ auß der Wurtzel gepresset/ und nachdem sich derselbe gesetzet und das klare gelind abgegossen worden/ über einem gelinden Feuer zu einem dicken Safft gekochet und abgerauchet/ in dünne Häutlein gefasset und anderwerts verschicket/ worvon Rajus in Hist. Plant. pag. 1196. weiter zulesen ist.

§. 4.

Nachdem nun dieser Safft mehr oder weniger gereiniget ist/ wird er in drey biß vier Sorten getheilet/ unter welchen die gantz schlechte und unsaubere ALOE CABALLINA oder die schwartze Aloes genennet wird/ welche gantz trucken/ unrein/ sandicht/ schwer und schwartz ist/ und weilen sie ohne eintzigen Geruch und Krafft ist/ den Pferdten und Thieren/ nicht aber den krancken Menschen gewidmet ist/ wie Schroederus und dessen Außleger schreiben. Allein der obgemeldte Pomet ist hierinnen noch viel auffrichtiger/ indem er auch solche dem Vieh nicht zugeben räthet/ weilen es nichts anderst/ als der verbrandte Satz und Häfen ist/ so bey Zubereitung der rechten Aloes zurück bleibet/ und weder Safft noch Krafft hat/ auch derowegen wünschet/ das sie gar verworffen und nicht in Handlung geführet würde; wird sonsten in Körben von Palm-Blätter und Binssen gebracht. Die etwas bessere und mehr gesäuberte Aloes, wird ALOE HEPATICA oder Leber Aloes genennet/ weilen sie eine Farb/ wie die Leber hat und voller Löchlein/ wie geöffnete Adern/ ist/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 11. in Acht genommen hat: Muß recht trucken und nicht übelriechend seyn/ dergleichen sonsten zuweilen kommet/ und wie Pomet vermeynet/ auß den Blättern gepresset wird/ welche/ so man sie auffschneidet oder entzwey bricht/ einen grossen Gestanck von sich geben. Ist insgemein mitten in den Ballen schwartz/ aber umb die Ende Leber-farb/ welches daher kommen mag/ weilen sie inwendig hitziger lieget und deswegen auch weicher ist/ wie außwendig/ obschon solches den Kläfften wenig benimbt: Soll meistens auß den Americanischen Insuln kommen/ und weilen sie den weitem nicht so gut/ als die Socoterische ist/ kan man sie/ an statt der Caballinae, dem Vieh und den Pferdten gebrauchen/ und also die rechte und beste ALOEN SOCOTERINAM zur Artzney der Menschen behalten/ welche meistens auß der Insul Socatra oder Socatera in Ost-Indien gebracht und entweder noch gantz oder in fragmentis von den Materialisten verkauffet wird. Diese letzte muß schön/ rein/ gläntzend/ luck/ leicht/ bitter und ohne widrigen Geruch / auch leicht zerbrichlich seyn/ dessen Pulver/ wann man daran kratzet/ beynah gold-gelb und wie Saffran außsehe/ wie obgemeldte Materialisten einmüthig schreiben. Hieraus entstehet endlich die ALOE LUCIDA, wann die vorige soweit gereiniget und gesaubert worden/ daß sie gantz hell und durchscheinend/ wie das Vitrum [unleserliches Material]. anzusehen; welche am allerbesten zum inneren Gebrauch/ aber auch am theuresten und raresten ist.

§. 5.

Demnach aber die gute und beste Aloe offt mit dem Gummi Arabico, Succo Acatiae und dergleichen verfälschet wird/ so muß man auff solchen Betrug Achtung geben und hieran erkennen / daß solcher vermischter Aloe die Bitterkeit vergehe/ am Geruch nicht so starck sey/ auch alsdann nicht so leicht gebrochen und zwischen den Fingern zerriben werden könne/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 11. unterrichtet.

§. 6.

Die Krafft und Würckung der Aloes recht zulernen muß man theils auff derselben Hartzichte / theils auff das Gummosichte Wesen reflectiren. Jenes erwärmet/ adstringiret etwas und praeserviret wegen seiner Balsamischen Natur von aller Fäulnus/ stärcket den Magen/ tödtet die Würme und kommet deswegen unter viele Composita, absonderlich welche mit dem Spiritu Vini extrahiret werden/ als das Elixir Proprietatis und dergleichen in welchem und andern Stücken es gegen sehr viele Kranckheiten gebrauchet wird/ wie theils Mindererus in seinem Aloëdario, theils Ettmüllerus in Comment. ad Schroed. pag. 756. weirläufftig erwiessen haben. In Ansehung des Gummosichten Saffts laxieret die Aloe und treibet die Gallichte und Schleimichte Feuchtigkeiten auß dem Magen und Gedärm; weswegen es gleichsam der Grund zu allen laxierenden Pillen ist/ welche Schroederus und andern in ihren Dispensatoriis sehr weitläufftig erzehlet haben. Absonderlich aber werden die so genandte Franckfurter/ sonsten auch die

Englische Pillen/

oder

PILULAE ANGELICAE

FRANCOFURTENSES

darvon zubereitet/ wormit die Materialisten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0422" n="376"/>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Ob nun wohl diese Gewächs auch in Teutschland in vornehmer Herren Gärten erzogen werden/ so       können wir doch allhier zum Safft nicht gelangen/ sondern müssen denselben auß Asien und       Arabien bringen lassen: wird entweder auß den dicken Blättern/ nach Schurzii Meynung/ oder       wie andere schreiben/ auß der Wurtzel gepresset/ und nachdem sich derselbe gesetzet und das       klare gelind abgegossen worden/ über einem gelinden Feuer zu einem dicken Safft gekochet und       abgerauchet/ in dünne Häutlein gefasset und anderwerts verschicket/ worvon Rajus in Hist.       Plant. pag. 1196. weiter zulesen ist.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Nachdem nun dieser Safft mehr oder weniger gereiniget ist/ wird er in drey biß vier Sorten       getheilet/ unter welchen die gantz schlechte und unsaubere ALOE CABALLINA oder die schwartze       Aloes genennet wird/ welche gantz trucken/ unrein/ sandicht/ schwer und schwartz ist/ und       weilen sie ohne eintzigen Geruch und Krafft ist/ den Pferdten und Thieren/ nicht aber den       krancken Menschen gewidmet ist/ wie Schroederus und dessen Außleger schreiben. Allein der       obgemeldte Pomet ist hierinnen noch viel auffrichtiger/ indem er auch solche dem Vieh nicht       zugeben räthet/ weilen es nichts anderst/ als der verbrandte Satz und Häfen ist/ so bey       Zubereitung der rechten Aloes zurück bleibet/ und weder Safft noch Krafft hat/ auch derowegen       wünschet/ das sie gar verworffen und nicht in Handlung geführet würde; wird sonsten in Körben       von Palm-Blätter und Binssen gebracht. Die etwas bessere und mehr gesäuberte Aloes, wird ALOE       HEPATICA oder Leber Aloes genennet/ weilen sie eine Farb/ wie die Leber hat und voller       Löchlein/ wie geöffnete Adern/ ist/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 11. in Acht       genommen hat: Muß recht trucken und nicht übelriechend seyn/ dergleichen sonsten zuweilen       kommet/ und wie Pomet vermeynet/ auß den Blättern gepresset wird/ welche/ so man sie       auffschneidet oder entzwey bricht/ einen grossen Gestanck von sich geben. Ist insgemein mitten       in den Ballen schwartz/ aber umb die Ende Leber-farb/ welches daher kommen mag/ weilen sie       inwendig hitziger lieget und deswegen auch weicher ist/ wie außwendig/ obschon solches den       Kläfften wenig benimbt: Soll meistens auß den Americanischen Insuln kommen/ und weilen sie den       weitem nicht so gut/ als die Socoterische ist/ kan man sie/ an statt der Caballinae, dem       Vieh und den Pferdten gebrauchen/ und also die rechte und beste ALOEN SOCOTERINAM zur Artzney       der Menschen behalten/ welche meistens auß der Insul Socatra oder Socatera in Ost-Indien       gebracht und entweder noch gantz oder in fragmentis von den Materialisten verkauffet wird.       Diese letzte muß schön/ rein/ gläntzend/ luck/ leicht/ bitter und ohne widrigen Geruch /       auch leicht zerbrichlich seyn/ dessen Pulver/ wann man daran kratzet/ beynah gold-gelb und       wie Saffran außsehe/ wie obgemeldte Materialisten einmüthig schreiben. Hieraus entstehet       endlich die ALOE LUCIDA, wann die vorige soweit gereiniget und gesaubert worden/ daß sie gantz       hell und durchscheinend/ wie das Vitrum <gap reason="illegible"/>. anzusehen; welche am allerbesten zum inneren       Gebrauch/ aber auch am theuresten und raresten ist.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 5.</head>
        <p>Demnach aber die gute und beste Aloe offt mit dem Gummi Arabico, Succo Acatiae und       dergleichen verfälschet wird/ so muß man auff solchen Betrug Achtung geben und hieran erkennen      / daß solcher vermischter Aloe die Bitterkeit vergehe/ am Geruch nicht so starck sey/ auch       alsdann nicht so leicht gebrochen und zwischen den Fingern zerriben werden könne/ wie       Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 11. unterrichtet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 6.</head>
        <p>Die Krafft und Würckung der Aloes recht zulernen muß man theils auff derselben Hartzichte /       theils auff das Gummosichte Wesen reflectiren. Jenes erwärmet/ adstringiret etwas und       praeserviret wegen seiner Balsamischen Natur von aller Fäulnus/ stärcket den Magen/ tödtet       die Würme und kommet deswegen unter viele Composita, absonderlich welche mit dem Spiritu Vini       extrahiret werden/ als das Elixir Proprietatis und dergleichen in welchem und andern Stücken       es gegen sehr viele Kranckheiten gebrauchet wird/ wie theils Mindererus in seinem Aloëdario,       theils Ettmüllerus in Comment. ad Schroed. pag. 756. weirläufftig erwiessen haben. In Ansehung       des Gummosichten Saffts laxieret die Aloe und treibet die Gallichte und Schleimichte       Feuchtigkeiten auß dem Magen und Gedärm; weswegen es gleichsam der Grund zu allen laxierenden       Pillen ist/ welche Schroederus und andern in ihren Dispensatoriis sehr weitläufftig erzehlet       haben. Absonderlich aber werden die so genandte Franckfurter/ sonsten auch die</p>
        <p>Englische Pillen/</p>
        <p>oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">PILULAE ANGELICAE</hi> </p>
        <p> <hi rendition="#k">FRANCOFURTENSES</hi> </p>
        <p>darvon zubereitet/ wormit die Materialisten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[376/0422] §. 3. Ob nun wohl diese Gewächs auch in Teutschland in vornehmer Herren Gärten erzogen werden/ so können wir doch allhier zum Safft nicht gelangen/ sondern müssen denselben auß Asien und Arabien bringen lassen: wird entweder auß den dicken Blättern/ nach Schurzii Meynung/ oder wie andere schreiben/ auß der Wurtzel gepresset/ und nachdem sich derselbe gesetzet und das klare gelind abgegossen worden/ über einem gelinden Feuer zu einem dicken Safft gekochet und abgerauchet/ in dünne Häutlein gefasset und anderwerts verschicket/ worvon Rajus in Hist. Plant. pag. 1196. weiter zulesen ist. §. 4. Nachdem nun dieser Safft mehr oder weniger gereiniget ist/ wird er in drey biß vier Sorten getheilet/ unter welchen die gantz schlechte und unsaubere ALOE CABALLINA oder die schwartze Aloes genennet wird/ welche gantz trucken/ unrein/ sandicht/ schwer und schwartz ist/ und weilen sie ohne eintzigen Geruch und Krafft ist/ den Pferdten und Thieren/ nicht aber den krancken Menschen gewidmet ist/ wie Schroederus und dessen Außleger schreiben. Allein der obgemeldte Pomet ist hierinnen noch viel auffrichtiger/ indem er auch solche dem Vieh nicht zugeben räthet/ weilen es nichts anderst/ als der verbrandte Satz und Häfen ist/ so bey Zubereitung der rechten Aloes zurück bleibet/ und weder Safft noch Krafft hat/ auch derowegen wünschet/ das sie gar verworffen und nicht in Handlung geführet würde; wird sonsten in Körben von Palm-Blätter und Binssen gebracht. Die etwas bessere und mehr gesäuberte Aloes, wird ALOE HEPATICA oder Leber Aloes genennet/ weilen sie eine Farb/ wie die Leber hat und voller Löchlein/ wie geöffnete Adern/ ist/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 11. in Acht genommen hat: Muß recht trucken und nicht übelriechend seyn/ dergleichen sonsten zuweilen kommet/ und wie Pomet vermeynet/ auß den Blättern gepresset wird/ welche/ so man sie auffschneidet oder entzwey bricht/ einen grossen Gestanck von sich geben. Ist insgemein mitten in den Ballen schwartz/ aber umb die Ende Leber-farb/ welches daher kommen mag/ weilen sie inwendig hitziger lieget und deswegen auch weicher ist/ wie außwendig/ obschon solches den Kläfften wenig benimbt: Soll meistens auß den Americanischen Insuln kommen/ und weilen sie den weitem nicht so gut/ als die Socoterische ist/ kan man sie/ an statt der Caballinae, dem Vieh und den Pferdten gebrauchen/ und also die rechte und beste ALOEN SOCOTERINAM zur Artzney der Menschen behalten/ welche meistens auß der Insul Socatra oder Socatera in Ost-Indien gebracht und entweder noch gantz oder in fragmentis von den Materialisten verkauffet wird. Diese letzte muß schön/ rein/ gläntzend/ luck/ leicht/ bitter und ohne widrigen Geruch / auch leicht zerbrichlich seyn/ dessen Pulver/ wann man daran kratzet/ beynah gold-gelb und wie Saffran außsehe/ wie obgemeldte Materialisten einmüthig schreiben. Hieraus entstehet endlich die ALOE LUCIDA, wann die vorige soweit gereiniget und gesaubert worden/ daß sie gantz hell und durchscheinend/ wie das Vitrum _ . anzusehen; welche am allerbesten zum inneren Gebrauch/ aber auch am theuresten und raresten ist. §. 5. Demnach aber die gute und beste Aloe offt mit dem Gummi Arabico, Succo Acatiae und dergleichen verfälschet wird/ so muß man auff solchen Betrug Achtung geben und hieran erkennen / daß solcher vermischter Aloe die Bitterkeit vergehe/ am Geruch nicht so starck sey/ auch alsdann nicht so leicht gebrochen und zwischen den Fingern zerriben werden könne/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 11. unterrichtet. §. 6. Die Krafft und Würckung der Aloes recht zulernen muß man theils auff derselben Hartzichte / theils auff das Gummosichte Wesen reflectiren. Jenes erwärmet/ adstringiret etwas und praeserviret wegen seiner Balsamischen Natur von aller Fäulnus/ stärcket den Magen/ tödtet die Würme und kommet deswegen unter viele Composita, absonderlich welche mit dem Spiritu Vini extrahiret werden/ als das Elixir Proprietatis und dergleichen in welchem und andern Stücken es gegen sehr viele Kranckheiten gebrauchet wird/ wie theils Mindererus in seinem Aloëdario, theils Ettmüllerus in Comment. ad Schroed. pag. 756. weirläufftig erwiessen haben. In Ansehung des Gummosichten Saffts laxieret die Aloe und treibet die Gallichte und Schleimichte Feuchtigkeiten auß dem Magen und Gedärm; weswegen es gleichsam der Grund zu allen laxierenden Pillen ist/ welche Schroederus und andern in ihren Dispensatoriis sehr weitläufftig erzehlet haben. Absonderlich aber werden die so genandte Franckfurter/ sonsten auch die Englische Pillen/ oder PILULAE ANGELICAE FRANCOFURTENSES darvon zubereitet/ wormit die Materialisten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/422
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/422>, abgerufen am 22.11.2024.