Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Das XVI. Capitel

Von dem AEgyptischen trucknen Mohn-Safft.

[Abbildung]

§. 1.

DER AEgyptische Mohn-Safft

oder

OPIUM THEBAICUM

ist ein schwerer/ dicht- und dicker Safft/ so theils hartzichter/ theils gummichter Natur ist/ eine schwartz-braune Farb/ scharffen und bittern Geschmack/ auch einen widrigen und Schlaaffbringenden Geruch hat: wird auß der Türckey an Stückern/ so ohngefehr einer Faust groß sind/ mit Magsaamen-Blätter umbgeben/ in kleinen Kirsten oder Fäßlein herausser gebracht.

§. 2.

Die Mohn-Köpffe/ worvon er herrühret/ sind jederman bekandt/ und weilen das Papaver Nigrum eben so kräfftig und safftig/ als das Papaver Album, wollen wir uns nicht viel bekümmern ob das Opium von diesem oder jenem fliesse/ wiewohlen die meinste Scribenten darvor halten/ daß es von dem weissen Magsamen herrühre/ absonderlich von den sehr grossen Köpffen/ welche in Türckey gezogen werden. Auff was Art und Weiß aber solche erzielet und der Safft heraus gebracht werde/ beschreibet Bellonius lib. 3. Obs. cap. 15. dessen Worte/ wegen Kostbarkeit und Rarität dieses Buchs/ D. Simon Paulli in seinem vierfachen Kräuter-Buch pag. 419. weitläufftig angeführet hat. Es ziehen nemblich die Türcken gantze Aecker voll weissen Magsemen und sähen ihn/ wie wir den Wäitzen/ doch nur soviel/ als jeder mit seiner Familie beringen kan. Wann nun die Köpffe an dem Mohn formiret sind/ ritzen sie solche/ daß der Safft wie Milch heraus schwitze/ welchen sie etwas hart lassen werden: da dann einige zwey/ andere sechs/ andere mehr Pfund samblen; dahero das OPIUM in so grosser Menge allda gesamblet wird / daß/ wie solches ein Kauffmann berichtet hat/ Jährlich biß 50. damit geladene Cameelen in andere Länder geschicket werden. Allwo doch zu mercken/ daß dieses rechte und veritable Opium oder Amphien/ welches entweder von sich selbsten oder durch besagte Verwundung auß den Köpffen geflossen/ langsam oder gar nicht zu uns Europaeern gebracht/ sondern von den Türcken und Persianern zu ihrem täglichen Gebrauch behalten werde; an statt dessen sie einen andern dergleichen Safft auß den Köpffen und Blättern zu pressen und zu kochen wissen/ welcher sonsten eigentlich MECONIUM genennet wird/ und dasjenige ist/ was vor das Opium in unsern Apothecken verkauffet wird/ wie nicht allein

Das XVI. Capitel

Von dem AEgyptischen trucknen Mohn-Safft.

[Abbildung]

§. 1.

DER AEgyptische Mohn-Safft

oder

OPIUM THEBAICUM

ist ein schwerer/ dicht- und dicker Safft/ so theils hartzichter/ theils gummichter Natur ist/ eine schwartz-braune Farb/ scharffen und bittern Geschmack/ auch einen widrigen und Schlaaffbringenden Geruch hat: wird auß der Türckey an Stückern/ so ohngefehr einer Faust groß sind/ mit Magsaamen-Blätter umbgeben/ in kleinen Kirsten oder Fäßlein herausser gebracht.

§. 2.

Die Mohn-Köpffe/ worvon er herrühret/ sind jederman bekandt/ und weilen das Papaver Nigrum eben so kräfftig und safftig/ als das Papaver Album, wollen wir uns nicht viel bekümmern ob das Opium von diesem oder jenem fliesse/ wiewohlen die meinste Scribenten darvor halten/ daß es von dem weissen Magsamen herrühre/ absonderlich von den sehr grossen Köpffen/ welche in Türckey gezogen werden. Auff was Art und Weiß aber solche erzielet und der Safft heraus gebracht werde/ beschreibet Bellonius lib. 3. Obs. cap. 15. dessen Worte/ wegen Kostbarkeit und Rarität dieses Buchs/ D. Simon Paulli in seinem vierfachen Kräuter-Buch pag. 419. weitläufftig angeführet hat. Es ziehen nemblich die Türcken gantze Aecker voll weissen Magsemen und sähen ihn/ wie wir den Wäitzen/ doch nur soviel/ als jeder mit seiner Familie beringen kan. Wann nun die Köpffe an dem Mohn formiret sind/ ritzen sie solche/ daß der Safft wie Milch heraus schwitze/ welchen sie etwas hart lassen werden: da dann einige zwey/ andere sechs/ andere mehr Pfund samblen; dahero das OPIUM in so grosser Menge allda gesamblet wird / daß/ wie solches ein Kauffmann berichtet hat/ Jährlich biß 50. damit geladene Cameelen in andere Länder geschicket werden. Allwo doch zu mercken/ daß dieses rechte und veritable Opium oder Amphien/ welches entweder von sich selbsten oder durch besagte Verwundung auß den Köpffen geflossen/ langsam oder gar nicht zu uns Europaeern gebracht/ sondern von den Türcken und Persianern zu ihrem täglichen Gebrauch behalten werde; an statt dessen sie einen andern dergleichen Safft auß den Köpffen und Blättern zu pressen und zu kochen wissen/ welcher sonsten eigentlich MECONIUM genennet wird/ und dasjenige ist/ was vor das Opium in unsern Apothecken verkauffet wird/ wie nicht allein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0440" n="394"/>
      </div>
      <div>
        <head>Das XVI. Capitel</head>
        <p>Von dem AEgyptischen trucknen Mohn-Safft.</p>
        <p>
          <figure/>
        </p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 1.</head>
        <p>DER AEgyptische Mohn-Safft</p>
        <p>oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">OPIUM THEBAICUM</hi> </p>
        <p>ist ein schwerer/ dicht- und dicker Safft/ so theils hartzichter/ theils gummichter Natur       ist/ eine schwartz-braune Farb/ scharffen und bittern Geschmack/ auch einen widrigen und       Schlaaffbringenden Geruch hat: wird auß der Türckey an Stückern/ so ohngefehr einer Faust groß       sind/ mit Magsaamen-Blätter umbgeben/ in kleinen Kirsten oder Fäßlein herausser gebracht.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 2.</head>
        <p>Die Mohn-Köpffe/ worvon er herrühret/ sind jederman bekandt/ und weilen das Papaver Nigrum       eben so kräfftig und safftig/ als das Papaver Album, wollen wir uns nicht viel bekümmern ob       das Opium von diesem oder jenem fliesse/ wiewohlen die meinste Scribenten darvor halten/ daß       es von dem weissen Magsamen herrühre/ absonderlich von den sehr grossen Köpffen/ welche in       Türckey gezogen werden. Auff was Art und Weiß aber solche erzielet und der Safft heraus       gebracht werde/ beschreibet Bellonius lib. 3. Obs. cap. 15. dessen Worte/ wegen Kostbarkeit       und Rarität dieses Buchs/ D. Simon Paulli in seinem vierfachen Kräuter-Buch pag. 419.       weitläufftig angeführet hat. Es ziehen nemblich die Türcken gantze Aecker voll weissen Magsemen       und sähen ihn/ wie wir den Wäitzen/ doch nur soviel/ als jeder mit seiner Familie beringen       kan. Wann nun die Köpffe an dem Mohn formiret sind/ ritzen sie solche/ daß der Safft wie       Milch heraus schwitze/ welchen sie etwas hart lassen werden: da dann einige zwey/ andere       sechs/ andere mehr Pfund samblen; dahero das OPIUM in so grosser Menge allda gesamblet wird /       daß/ wie solches ein Kauffmann berichtet hat/ Jährlich biß 50. damit geladene Cameelen in       andere Länder geschicket werden. Allwo doch zu mercken/ daß dieses rechte und veritable Opium       oder Amphien/ welches entweder von sich selbsten oder durch besagte Verwundung auß den Köpffen       geflossen/ langsam oder gar nicht zu uns Europaeern gebracht/ sondern von den Türcken und       Persianern zu ihrem täglichen Gebrauch behalten werde; an statt dessen sie einen andern       dergleichen Safft auß den Köpffen und Blättern zu pressen und zu kochen wissen/ welcher       sonsten eigentlich MECONIUM genennet wird/ und dasjenige ist/ was vor das Opium in unsern       Apothecken verkauffet wird/ wie nicht allein
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394/0440] Das XVI. Capitel Von dem AEgyptischen trucknen Mohn-Safft. [Abbildung] §. 1. DER AEgyptische Mohn-Safft oder OPIUM THEBAICUM ist ein schwerer/ dicht- und dicker Safft/ so theils hartzichter/ theils gummichter Natur ist/ eine schwartz-braune Farb/ scharffen und bittern Geschmack/ auch einen widrigen und Schlaaffbringenden Geruch hat: wird auß der Türckey an Stückern/ so ohngefehr einer Faust groß sind/ mit Magsaamen-Blätter umbgeben/ in kleinen Kirsten oder Fäßlein herausser gebracht. §. 2. Die Mohn-Köpffe/ worvon er herrühret/ sind jederman bekandt/ und weilen das Papaver Nigrum eben so kräfftig und safftig/ als das Papaver Album, wollen wir uns nicht viel bekümmern ob das Opium von diesem oder jenem fliesse/ wiewohlen die meinste Scribenten darvor halten/ daß es von dem weissen Magsamen herrühre/ absonderlich von den sehr grossen Köpffen/ welche in Türckey gezogen werden. Auff was Art und Weiß aber solche erzielet und der Safft heraus gebracht werde/ beschreibet Bellonius lib. 3. Obs. cap. 15. dessen Worte/ wegen Kostbarkeit und Rarität dieses Buchs/ D. Simon Paulli in seinem vierfachen Kräuter-Buch pag. 419. weitläufftig angeführet hat. Es ziehen nemblich die Türcken gantze Aecker voll weissen Magsemen und sähen ihn/ wie wir den Wäitzen/ doch nur soviel/ als jeder mit seiner Familie beringen kan. Wann nun die Köpffe an dem Mohn formiret sind/ ritzen sie solche/ daß der Safft wie Milch heraus schwitze/ welchen sie etwas hart lassen werden: da dann einige zwey/ andere sechs/ andere mehr Pfund samblen; dahero das OPIUM in so grosser Menge allda gesamblet wird / daß/ wie solches ein Kauffmann berichtet hat/ Jährlich biß 50. damit geladene Cameelen in andere Länder geschicket werden. Allwo doch zu mercken/ daß dieses rechte und veritable Opium oder Amphien/ welches entweder von sich selbsten oder durch besagte Verwundung auß den Köpffen geflossen/ langsam oder gar nicht zu uns Europaeern gebracht/ sondern von den Türcken und Persianern zu ihrem täglichen Gebrauch behalten werde; an statt dessen sie einen andern dergleichen Safft auß den Köpffen und Blättern zu pressen und zu kochen wissen/ welcher sonsten eigentlich MECONIUM genennet wird/ und dasjenige ist/ was vor das Opium in unsern Apothecken verkauffet wird/ wie nicht allein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/440
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/440>, abgerufen am 22.11.2024.