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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Das V. Capitel.

Von den Elends-Klauen und Elend-Leder.

[Abbildung]

§. 1.

DIe Elendsklauen oder

UNGULAE ALCIS

sind braune Klauen von den hindersten Füssen des so genandten Elend-Thiers/ so den Hirschklauen nicht sehr ungleich sind/ und benebens den Füssen auß Lappland/ Schweden und Norwegen gebracht werden/ allwo dieses Thier am meisten gefunden wird; wiewohlen solches vor diesem auch im Schwartzwald soll gelebet haben/ daher das jenige sehr grosse Elend-Gewicht / so einsmahls bey Durlach im Alt-Rhein gefunden worden/ und in des Durchl. Marggraffen von Baaden Bibliotheck zu sehen ist/ mag gekommen seyn/ wie der berühmte Theologus Herr D. Ma[unleserliches Material]us ehemahliger Hoff-Prediger zu Durlach/ jetzo Professor allhier in seiner Historia Animalium bezeuget.

§. 2.

Dieses Elendthier oder ALCE wird nicht auff einerley Weiß von allen beschrieben/ sondern von einigen als Julio C[unleserliches Material]sare an der Grösse den Geissen/ von andern aber/ als Plinius den Eseln verglichen: Welche beyderseits doch solches vielleicht mehr von hören sagen als auß dem Augenschein beschrieben haben: Weßwegen man sicherer gehet/ wann man sich an diejenige hält / welche in den Mitternächtigen Orten selbsten gewohnet und das Thier gesehen haben/ unter welche Olaus Mognus, Goebe[unleserliches Material]us und andere zu rechnen sind/ welche beye versichern/ daß das Elendthier ein ziemlich Theil grösser als ein Hirsch/ und fast wie ein Pferd mit einem breiten Gewicht/ anzusehen sey; weßwegen es auch von einigen CAEUICERVUS, von andern aber ANIMAL MAGNUM oder das grosse Thier genennet und unter diesem Namen vom Andrea Baccio, einem Römischen Medico, in einem eigenen Buch de Bestia Magna weitläufftig beschrieben worden.

§. 3.

Im übrigen lieset man sehr viel von der wunderlichen Natur und Eygenschafft dieses Thiers / als daß es sich nicht auffrichten könne/ wann es einmal niedergefallen/ weilen es kein Gelänck in den Beinen habe Item/ daß es sehr offt mit der schweren Noth beladen sey/ und wann es alsdann den lincken hinder Fuß in die Ohren stecke/ so balden darvon befreyet werde; weßwegen derselbe Fuß auch eine so vortreffliche Krafft habe/ die schwere Noth oder fallende Sucht an den Menschen zu curiren/ und was deß Zeugs mehr ist. Allein alle diese Erzchlungen sind vor blosse Fabeln und Mährlein zu halten/ indem der obbemeldte Olaus Magnus in seiner Historia Septentrionalium bezeuget/ daß das Clendthier ein sehr geschwindes und schnelles Thier seye/ welches in Tag und Nacht etlich hundert Italiänische Meil lauffen könne. Wer wolte nun glauben/ daß solches mit so steiffen Füssen geschehen könne? Dergleichen sie vor diesem auch dem Elephant zugeschrieben/ welcher sich doch mit den Knien verneigen kan/ wie An. 1695. hier in Giessen an einem Elephanten selbsten gesehen habe: Und wie könte sich das arme Thier / so es nach Vorgeben mit der schweren Noth so offt überfallen würde/ helffen und wieder auffkommen/ wann es sich nicht wieder ausfrichten könte/ so es einmahl nieder gefallen? solte es dann allzeit liegen bleiben? wie könte es den lincken Fuß bey das Ohr bringen? wiewohlen auch dieses und was von seiner fallenden Sucht vorgegeben wird alles

Das V. Capitel.

Von den Elends-Klauen und Elend-Leder.

[Abbildung]

§. 1.

DIe Elendsklauen oder

UNGULAE ALCIS

sind braune Klauen von den hindersten Füssen des so genandten Elend-Thiers/ so den Hirschklauen nicht sehr ungleich sind/ und benebens den Füssen auß Lappland/ Schweden und Norwegen gebracht werden/ allwo dieses Thier am meisten gefunden wird; wiewohlen solches vor diesem auch im Schwartzwald soll gelebet haben/ daher das jenige sehr grosse Elend-Gewicht / so einsmahls bey Durlach im Alt-Rhein gefunden worden/ und in des Durchl. Marggraffen von Baaden Bibliotheck zu sehen ist/ mag gekommen seyn/ wie der berühmte Theologus Herr D. Ma[unleserliches Material]us ehemahliger Hoff-Prediger zu Durlach/ jetzo Professor allhier in seiner Historiâ Animalium bezeuget.

§. 2.

Dieses Elendthier oder ALCE wird nicht auff einerley Weiß von allen beschrieben/ sondern von einigen als Julio C[unleserliches Material]sare an der Grösse den Geissen/ von andern aber/ als Plinius den Eseln verglichen: Welche beyderseits doch solches vielleicht mehr von hören sagen als auß dem Augenschein beschrieben haben: Weßwegen man sicherer gehet/ wann man sich an diejenige hält / welche in den Mitternächtigen Orten selbsten gewohnet und das Thier gesehen haben/ unter welche Olaus Mognus, Goebe[unleserliches Material]us und andere zu rechnen sind/ welche beye versichern/ daß das Elendthier ein ziemlich Theil grösser als ein Hirsch/ und fast wie ein Pferd mit einem breiten Gewicht/ anzusehen sey; weßwegen es auch von einigen CAEUICERVUS, von andern aber ANIMAL MAGNUM oder das grosse Thier genennet uñ unter diesem Namen vom Andrea Baccio, einem Römischen Medico, in einem eigenen Buch de Bestia Magna weitläufftig beschrieben worden.

§. 3.

Im übrigen lieset man sehr viel von der wunderlichen Natur und Eygenschafft dieses Thiers / als daß es sich nicht auffrichten könne/ wann es einmal niedergefallen/ weilen es kein Gelänck in den Beinen habe Item/ daß es sehr offt mit der schweren Noth beladen sey/ und wann es alsdann den lincken hinder Fuß in die Ohren stecke/ so balden darvon befreyet werde; weßwegen derselbe Fuß auch eine so vortreffliche Krafft habe/ die schwere Noth oder fallende Sucht an den Menschen zu curiren/ und was deß Zeugs mehr ist. Allein alle diese Erzchlungen sind vor blosse Fabeln und Mährlein zu halten/ indem der obbemeldte Olaus Magnus in seiner Historiâ Septentrionalium bezeuget/ daß das Clendthier ein sehr geschwindes und schnelles Thier seye/ welches in Tag und Nacht etlich hundert Italiänische Meil lauffen könne. Wer wolte nun glauben/ daß solches mit so steiffen Füssen geschehen könne? Dergleichen sie vor diesem auch dem Elephant zugeschrieben/ welcher sich doch mit den Knien verneigen kan/ wie An. 1695. hier in Giessen an einem Elephanten selbsten gesehen habe: Und wie könte sich das arme Thier / so es nach Vorgeben mit der schweren Noth so offt überfallen würde/ helffen und wieder auffkommen/ wann es sich nicht wieder ausfrichten könte/ so es einmahl nieder gefallen? solte es dann allzeit liegen bleiben? wie könte es den lincken Fuß bey das Ohr bringen? wiewohlen auch dieses und was von seiner fallenden Sucht vorgegeben wird alles

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[428/0474] Das V. Capitel. Von den Elends-Klauen und Elend-Leder. [Abbildung] §. 1. DIe Elendsklauen oder UNGULAE ALCIS sind braune Klauen von den hindersten Füssen des so genandten Elend-Thiers/ so den Hirschklauen nicht sehr ungleich sind/ und benebens den Füssen auß Lappland/ Schweden und Norwegen gebracht werden/ allwo dieses Thier am meisten gefunden wird; wiewohlen solches vor diesem auch im Schwartzwald soll gelebet haben/ daher das jenige sehr grosse Elend-Gewicht / so einsmahls bey Durlach im Alt-Rhein gefunden worden/ und in des Durchl. Marggraffen von Baaden Bibliotheck zu sehen ist/ mag gekommen seyn/ wie der berühmte Theologus Herr D. Ma_ us ehemahliger Hoff-Prediger zu Durlach/ jetzo Professor allhier in seiner Historiâ Animalium bezeuget. §. 2. Dieses Elendthier oder ALCE wird nicht auff einerley Weiß von allen beschrieben/ sondern von einigen als Julio C_ sare an der Grösse den Geissen/ von andern aber/ als Plinius den Eseln verglichen: Welche beyderseits doch solches vielleicht mehr von hören sagen als auß dem Augenschein beschrieben haben: Weßwegen man sicherer gehet/ wann man sich an diejenige hält / welche in den Mitternächtigen Orten selbsten gewohnet und das Thier gesehen haben/ unter welche Olaus Mognus, Goebe_ us und andere zu rechnen sind/ welche beye versichern/ daß das Elendthier ein ziemlich Theil grösser als ein Hirsch/ und fast wie ein Pferd mit einem breiten Gewicht/ anzusehen sey; weßwegen es auch von einigen CAEUICERVUS, von andern aber ANIMAL MAGNUM oder das grosse Thier genennet uñ unter diesem Namen vom Andrea Baccio, einem Römischen Medico, in einem eigenen Buch de Bestia Magna weitläufftig beschrieben worden. §. 3. Im übrigen lieset man sehr viel von der wunderlichen Natur und Eygenschafft dieses Thiers / als daß es sich nicht auffrichten könne/ wann es einmal niedergefallen/ weilen es kein Gelänck in den Beinen habe Item/ daß es sehr offt mit der schweren Noth beladen sey/ und wann es alsdann den lincken hinder Fuß in die Ohren stecke/ so balden darvon befreyet werde; weßwegen derselbe Fuß auch eine so vortreffliche Krafft habe/ die schwere Noth oder fallende Sucht an den Menschen zu curiren/ und was deß Zeugs mehr ist. Allein alle diese Erzchlungen sind vor blosse Fabeln und Mährlein zu halten/ indem der obbemeldte Olaus Magnus in seiner Historiâ Septentrionalium bezeuget/ daß das Clendthier ein sehr geschwindes und schnelles Thier seye/ welches in Tag und Nacht etlich hundert Italiänische Meil lauffen könne. Wer wolte nun glauben/ daß solches mit so steiffen Füssen geschehen könne? Dergleichen sie vor diesem auch dem Elephant zugeschrieben/ welcher sich doch mit den Knien verneigen kan/ wie An. 1695. hier in Giessen an einem Elephanten selbsten gesehen habe: Und wie könte sich das arme Thier / so es nach Vorgeben mit der schweren Noth so offt überfallen würde/ helffen und wieder auffkommen/ wann es sich nicht wieder ausfrichten könte/ so es einmahl nieder gefallen? solte es dann allzeit liegen bleiben? wie könte es den lincken Fuß bey das Ohr bringen? wiewohlen auch dieses und was von seiner fallenden Sucht vorgegeben wird alles

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/474>, abgerufen am 22.11.2024.