Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.§. III. Unter dessen Praeparatis ist das philosophisch calcinirte Hirsch-Horn oder CORNU CERVI PHILOSOPHICI CALCINATUM sehr berühmt/ und wird auff zweyerley Weiß gemacht/ I. Wann man die Spitzen von den Hirschgewichten durch bohret/ einfädemt und wan man die Wässer destilliret/ oben in den Helm hänget/ welches ohnvergleichlich besser wird/ wan man es bey Destillirung der Scharbocks-Kräuter/ als Cochlear. Nast. &amp;c. einhänget/ daß sich deren flüchtige Saltz mit dem CC. vereinige. 2. Wann man das CC. nur so lang in Wasser sieden lässet/ biß es mürb gnug ist; da man zugleich die Hirschgallred oder GELATINAM CORNU CERVI auß dem Wasser bringen kan/ welche auch offt verschriebe wird. Beyde also calcinirte CC. sine [unleserliches Material]. haben noch etwas [unleserliches Material]. vol. und sind deßwegen viel kräfftiger/ als das Gebrand Hirsch-Horn oder CC. USTUM wo das vortreffliche flüchtige Saltz verlohren gehet/ es seye dann Sach/ daß man zuvor das SAL VOLAT. CC. darvon sublimire und nachmahlen das Caput mortuum vollends weiß brenne; über welches auch das [unleserliches Material]. vol. mit etwas spir. vin. noch einmahl überzogen werden kan/ daß es recht weiß werde; worbey dan der SPIRITUS und [unleserliches Material] CC. zugleich mit übergehen/ worauß mit dem [unleserliches Material] vol. CC. und [unleserliches Material]. vol. succim der LIQUOR CC. succinatus bereitet wird: Wan man aber die noch junge/ weiche und beltzichte Hirschkolben destill ret/ bekompt man das Hirschkolb-Wasser oder [unleserliches Material] e TYPHIS CERVI, welches unter die Hertzstärckende Mittel gerechnet wird/ auch wie obige praeparata gegen alle gifftige ansteckende Seuchen dienen kan. §. IV. Nechst dem CC. findet man auch bey einigen Materialisten die Hirtz-Zahren oder LACHRYMAS CERVI welche in den Augen-Winckel/ wie kleine Bezoar Stein wachsen und erharten/ und weilen ihnen auch dergleichen Kräfften zugeschrieben werden/ von verschiedenen vor den rechten Bezoar außgegeben worden/ deren Abriß oben bey dem Kupfferstück zusehen ist. Weilen aber Ludovicus, Ettmüllerus und andere/ solche nicht viel aestimiren und vor ein bloses excrement halten; so gehet man sicherer/ wan man in ansteckenden Kranckheiten die Hirschkugeln oder BEZOAR CERVINUM welche wie der occidentalische Bezoar in deren Magen oder Gedärme der Hirschen wachsen / gebraucht/ dergleichen Stein/ einer Faust groß ohnlängst bey einem guten Freund gesehen / welcher äuserlich weißgelb auzusehen und auß vielen überein ander gewachsenen Blättlein/ wie die Bezoar-Stein/ zusammen gesetzt war. §. V. Ferner gehören auch die so genandte Hirtzkreutzlem oder OSSA DE CORDE CERVI zu denen Materialien/ welche in dem Hertzen der alten Hirschen gefunden werden/ auß den erhärtenden fibris oder Fäserle in/ welche oben umd die grosse Pulß-Ader gesetzet sind / bestehen/ und wann solche zu Knorbel oder endlich gar zu Bein werden/ wie ein Kreutzgen anzusehen sind/ wie solche vom Ulysse Aldrovando in Hist. Quadrup. und Paralipom. abgerissen und beschrieben sind; kommen meistens auß Italien/ und werden nach dem 1000. verkaufft/ wie Schutzius in seiner Material-Kammer pag. 67 berichtet. Sie müssen schön weiß und nicht gar zu groß seyn/ sonsten leicht der Verdacht dar auff kommen kan/ daß sie von alten Ochsen herrühren/ in welchen dergleichen Beinlein auch zu finden/ wormit die Hirschkreutzlein verfälschet/ und dahero zweyerley Sorten davon in den Material-Kammern gefunden werden / nemlich die rechte oder ossa de corde cervi vera und die falsche oder ossa de CC. spuria: werden vor eine Hertzstärckung und Bezoardisches Mittel geachtet/ wie solches vor diesem auff hiesiger Universität in einer von D. Adami hier gehaltenen Disp. Inaugurali de osse Cordis Cervi weitläufftig abgehandelt worden. §. VI. Ob endlich diejenige Schwämme/ welche insgemein Hirschbrunst oder BOLETI CERVINI genennet werden/ auch hieher zusetzen seyen/ zweiffeln nicht unbillich einige gelahrte Naturkündiger/ indem diese Gewächse auch an denjenigen Orthen gefunden werden/ wo niemahlen kein Hirsch hingekommen: und derowegen gantz falsch ist/ daß sie auß der Hirschen Saamen / welcher ihnen zur Zeit der Brunst entfallen/ entstehen/ wie Jordanus beym Ulyss. Aldrovando lib. 1. de Quadrup. p. 346. und Cordus in des Wormii Mus. pag 138. auch andere von D. Hoffmann in Clav. Schr. l. 4. Sect. 11. angeführte DD. erwiesen. Sind sonsten runde/ schwartze und harte Schwämme/ außwendig wie Leder anzusehen/ und inwendig aber mit einem schwartze Staub angefüllet/ womit einige den Schlagbalsam schwartz färben; daß sie aber die Geilheit so sehr erregen solten/ fundiret sich auf obigen falschen Wahn und vorgefaste Meynung/ und kan man mit Grund der Warheit ihn nichts anderst beylegen/ als daß sie/ wie alle andere Schwämme etwas auffblähen/ Wind im Leib erregen und dadurch zuweilen auch die Geburths-Glieder aufftreiben. §. III. Unter dessen Praeparatis ist das philosophisch calcinirte Hirsch-Horn oder CORNU CERVI PHILOSOPHICI CALCINATUM sehr berühmt/ und wird auff zweyerley Weiß gemacht/ I. Wann man die Spitzen von den Hirschgewichten durch bohret/ einfädemt und wan man die Wässer destilliret/ oben in den Helm hänget/ welches ohnvergleichlich besser wird/ wan man es bey Destillirung der Scharbocks-Kräuter/ als Cochlear. Nast. &amp;c. einhänget/ daß sich deren flüchtige Saltz mit dem CC. vereinige. 2. Wann man das CC. nur so lang in Wasser sieden lässet/ biß es mürb gnug ist; da man zugleich die Hirschgallred oder GELATINAM CORNU CERVI auß dem Wasser bringen kan/ welche auch offt verschriebë wird. Beyde also calcinirte CC. sine [unleserliches Material]. haben noch etwas [unleserliches Material]. vol. und sind deßwegen viel kräfftiger/ als das Gebrand Hirsch-Horn oder CC. USTUM wo das vortreffliche flüchtige Saltz verlohren gehet/ es seye dann Sach/ daß man zuvor das SAL VOLAT. CC. darvon sublimire und nachmahlen das Caput mortuum vollends weiß brenne; über welches auch das [unleserliches Material]. vol. mit etwas spir. vin. noch einmahl überzogen werden kan/ daß es recht weiß werde; worbey dan der SPIRITUS und [unleserliches Material] CC. zugleich mit übergehen/ worauß mit dem [unleserliches Material] vol. CC. und [unleserliches Material]. vol. succim der LIQUOR CC. succinatus bereitet wird: Wan man aber die noch junge/ weiche und beltzichte Hirschkolben destill ret/ bekompt man das Hirschkolb-Wasser oder [unleserliches Material] è TYPHIS CERVI, welches unter die Hertzstärckende Mittel gerechnet wird/ auch wie obige praeparata gegen alle gifftige ansteckende Seuchen dienen kan. §. IV. Nechst dem CC. findet man auch bey einigen Materialisten die Hirtz-Zahren oder LACHRYMAS CERVI welche in den Augen-Winckel/ wie kleine Bezoar Stein wachsen und erharten/ und weilen ihnen auch dergleichen Kräfften zugeschrieben werden/ von verschiedenen vor den rechten Bezoar außgegeben worden/ deren Abriß oben bey dem Kupfferstück zusehen ist. Weilen aber Ludovicus, Ettmüllerus und andere/ solche nicht viel aestimiren und vor ein bloses excrement halten; so gehet man sicherer/ wan man in ansteckenden Kranckheiten die Hirschkugeln oder BEZOAR CERVINUM welche wie der occidentalische Bezoar in deren Magen oder Gedärme der Hirschen wachsen / gebraucht/ dergleichen Stein/ einer Faust groß ohnlängst bey einem guten Freund gesehen / welcher äuserlich weißgelb auzusehen und auß vielen überein ander gewachsenen Blättlein/ wie die Bezoar-Stein/ zusammen gesetzt war. §. V. Ferner gehören auch die so genandte Hirtzkreutzlem oder OSSA DE CORDE CERVI zu denen Materialien/ welche in dem Hertzen der alten Hirschen gefunden werden/ auß den erhärtenden fibris oder Fäserle in/ welche oben umd die grosse Pulß-Ader gesetzet sind / bestehen/ und wann solche zu Knorbel oder endlich gar zu Bein werden/ wie ein Kreutzgen anzusehen sind/ wie solche vom Ulysse Aldrovando in Hist. Quadrup. und Paralipom. abgerissen und beschrieben sind; kommen meistens auß Italien/ und werden nach dem 1000. verkaufft/ wie Schutzius in seiner Material-Kammer pag. 67 berichtet. Sie müssen schön weiß und nicht gar zu groß seyn/ sonsten leicht der Verdacht dar auff kommen kan/ daß sie von alten Ochsen herrühren/ in welchen dergleichen Beinlein auch zu finden/ wormit die Hirschkreutzlein verfälschet/ und dahero zweyerley Sorten davon in den Material-Kammern gefunden werden / nemlich die rechte oder ossa de corde cervi vera und die falsche oder ossa de CC. spuria: werden vor eine Hertzstärckung und Bezoardisches Mittel geachtet/ wie solches vor diesem auff hiesiger Universität in einer von D. Adami hier gehaltenen Disp. Inaugurali de osse Cordis Cervi weitläufftig abgehandelt worden. §. VI. Ob endlich diejenige Schwämme/ welche insgemein Hirschbrunst oder BOLETI CERVINI genennet werden/ auch hieher zusetzen seyen/ zweiffeln nicht unbillich einige gelahrte Naturkündiger/ indem diese Gewächse auch an denjenigen Orthen gefunden werden/ wo niemahlen kein Hirsch hingekommen: und derowegen gantz falsch ist/ daß sie auß der Hirschen Saamen / welcher ihnen zur Zeit der Brunst entfallen/ entstehen/ wie Jordanus beym Ulyss. Aldrovando lib. 1. de Quadrup. p. 346. und Cordus in des Wormii Mus. pag 138. auch andere von D. Hoffmann in Clav. Schr. l. 4. Sect. 11. angeführte DD. erwiesen. Sind sonsten runde/ schwartze und harte Schwämme/ außwendig wie Leder anzusehen/ und inwendig aber mit einem schwartzë Staub angefüllet/ womit einige den Schlagbalsam schwartz färben; daß sie aber die Geilheit so sehr erregen solten/ fundiret sich auf obigen falschen Wahn und vorgefaste Meynung/ und kan man mit Grund der Warheit ihn nichts anderst beylegen/ als daß sie/ wie alle andere Schwämme etwas auffblähen/ Wind im Leib erregen und dadurch zuweilen auch die Geburths-Glieder aufftreiben. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0477" n="431"/> </div> <div> <head>§. III.</head> <p>Unter dessen Praeparatis ist das philosophisch calcinirte Hirsch-Horn oder</p> <p> <hi rendition="#k">CORNU CERVI PHILOSOPHICI CALCINATUM</hi> </p> <p>sehr berühmt/ und wird auff zweyerley Weiß gemacht/ I. Wann man die Spitzen von den Hirschgewichten durch bohret/ einfädemt und wan man die Wässer destilliret/ oben in den Helm hänget/ welches ohnvergleichlich besser wird/ wan man es bey Destillirung der Scharbocks-Kräuter/ als Cochlear. Nast. &amp;amp;c. einhänget/ daß sich deren flüchtige Saltz mit dem CC. vereinige. 2. Wann man das CC. nur so lang in Wasser sieden lässet/ biß es mürb gnug ist; da man zugleich die Hirschgallred oder</p> <p> <hi rendition="#k">GELATINAM CORNU CERVI</hi> </p> <p>auß dem Wasser bringen kan/ welche auch offt verschriebë wird. Beyde also calcinirte CC. sine <gap reason="illegible"/>. haben noch etwas <gap reason="illegible"/>. vol. und sind deßwegen viel kräfftiger/ als das Gebrand Hirsch-Horn oder</p> <p> <hi rendition="#k">CC. USTUM</hi> </p> <p>wo das vortreffliche flüchtige Saltz verlohren gehet/ es seye dann Sach/ daß man zuvor das</p> <p> <hi rendition="#k">SAL VOLAT. CC.</hi> </p> <p>darvon sublimire und nachmahlen das Caput mortuum vollends weiß brenne; über welches auch das <gap reason="illegible"/>. vol. mit etwas spir. vin. noch einmahl überzogen werden kan/ daß es recht weiß werde; worbey dan der</p> <p> <hi rendition="#k">SPIRITUS und <gap reason="illegible"/> CC.</hi> </p> <p>zugleich mit übergehen/ worauß mit dem <gap reason="illegible"/> vol. CC. und <gap reason="illegible"/>. vol. succim der LIQUOR CC. succinatus bereitet wird: Wan man aber die noch junge/ weiche und beltzichte Hirschkolben destill ret/ bekompt man das Hirschkolb-Wasser oder</p> <p> <hi rendition="#k"><gap reason="illegible"/> è TYPHIS CERVI,</hi> </p> <p>welches unter die Hertzstärckende Mittel gerechnet wird/ auch wie obige praeparata gegen alle gifftige ansteckende Seuchen dienen kan.</p> </div> <div> <head>§. IV.</head> <p>Nechst dem CC. findet man auch bey einigen Materialisten die Hirtz-Zahren oder</p> <p> <hi rendition="#k">LACHRYMAS CERVI</hi> </p> <p>welche in den Augen-Winckel/ wie kleine Bezoar Stein wachsen und erharten/ und weilen ihnen auch dergleichen Kräfften zugeschrieben werden/ von verschiedenen vor den rechten Bezoar außgegeben worden/ deren Abriß oben bey dem Kupfferstück zusehen ist. Weilen aber Ludovicus, Ettmüllerus und andere/ solche nicht viel aestimiren und vor ein bloses excrement halten; so gehet man sicherer/ wan man in ansteckenden Kranckheiten die Hirschkugeln oder</p> <p> <hi rendition="#k">BEZOAR CERVINUM</hi> </p> <p>welche wie der occidentalische Bezoar in deren Magen oder Gedärme der Hirschen wachsen / gebraucht/ dergleichen Stein/ einer Faust groß ohnlängst bey einem guten Freund gesehen / welcher äuserlich weißgelb auzusehen und auß vielen überein ander gewachsenen Blättlein/ wie die Bezoar-Stein/ zusammen gesetzt war.</p> </div> <div> <head>§. V.</head> <p>Ferner gehören auch die so genandte Hirtzkreutzlem oder</p> <p> <hi rendition="#k">OSSA DE CORDE CERVI</hi> </p> <p>zu denen Materialien/ welche in dem Hertzen der alten Hirschen gefunden werden/ auß den erhärtenden fibris oder Fäserle in/ welche oben umd die grosse Pulß-Ader gesetzet sind / bestehen/ und wann solche zu Knorbel oder endlich gar zu Bein werden/ wie ein Kreutzgen anzusehen sind/ wie solche vom Ulysse Aldrovando in Hist. Quadrup. und Paralipom. abgerissen und beschrieben sind; kommen meistens auß Italien/ und werden nach dem 1000. verkaufft/ wie Schutzius in seiner Material-Kammer pag. 67 berichtet. Sie müssen schön weiß und nicht gar zu groß seyn/ sonsten leicht der Verdacht dar auff kommen kan/ daß sie von alten Ochsen herrühren/ in welchen dergleichen Beinlein auch zu finden/ wormit die Hirschkreutzlein verfälschet/ und dahero zweyerley Sorten davon in den Material-Kammern gefunden werden / nemlich die rechte oder ossa de corde cervi vera und die falsche oder ossa de CC. spuria: werden vor eine Hertzstärckung und Bezoardisches Mittel geachtet/ wie solches vor diesem auff hiesiger Universität in einer von D. Adami hier gehaltenen Disp. Inaugurali de osse Cordis Cervi weitläufftig abgehandelt worden.</p> </div> <div> <head>§. VI.</head> <p>Ob endlich diejenige Schwämme/ welche insgemein Hirschbrunst oder</p> <p> <hi rendition="#k">BOLETI CERVINI</hi> </p> <p>genennet werden/ auch hieher zusetzen seyen/ zweiffeln nicht unbillich einige gelahrte Naturkündiger/ indem diese Gewächse auch an denjenigen Orthen gefunden werden/ wo niemahlen kein Hirsch hingekommen: und derowegen gantz falsch ist/ daß sie auß der Hirschen Saamen / welcher ihnen zur Zeit der Brunst entfallen/ entstehen/ wie Jordanus beym Ulyss. Aldrovando lib. 1. de Quadrup. p. 346. und Cordus in des Wormii Mus. pag 138. auch andere von D. Hoffmann in Clav. Schr. l. 4. Sect. 11. angeführte DD. erwiesen. Sind sonsten runde/ schwartze und harte Schwämme/ außwendig wie Leder anzusehen/ und inwendig aber mit einem schwartzë Staub angefüllet/ womit einige den Schlagbalsam schwartz färben; daß sie aber die Geilheit so sehr erregen solten/ fundiret sich auf obigen falschen Wahn und vorgefaste Meynung/ und kan man mit Grund der Warheit ihn nichts anderst beylegen/ als daß sie/ wie alle andere Schwämme etwas auffblähen/ Wind im Leib erregen und dadurch zuweilen auch die Geburths-Glieder aufftreiben.</p> </div> </body> </text> </TEI> [431/0477]
§. III. Unter dessen Praeparatis ist das philosophisch calcinirte Hirsch-Horn oder
CORNU CERVI PHILOSOPHICI CALCINATUM
sehr berühmt/ und wird auff zweyerley Weiß gemacht/ I. Wann man die Spitzen von den Hirschgewichten durch bohret/ einfädemt und wan man die Wässer destilliret/ oben in den Helm hänget/ welches ohnvergleichlich besser wird/ wan man es bey Destillirung der Scharbocks-Kräuter/ als Cochlear. Nast. &amp;c. einhänget/ daß sich deren flüchtige Saltz mit dem CC. vereinige. 2. Wann man das CC. nur so lang in Wasser sieden lässet/ biß es mürb gnug ist; da man zugleich die Hirschgallred oder
GELATINAM CORNU CERVI
auß dem Wasser bringen kan/ welche auch offt verschriebë wird. Beyde also calcinirte CC. sine _ . haben noch etwas _ . vol. und sind deßwegen viel kräfftiger/ als das Gebrand Hirsch-Horn oder
CC. USTUM
wo das vortreffliche flüchtige Saltz verlohren gehet/ es seye dann Sach/ daß man zuvor das
SAL VOLAT. CC.
darvon sublimire und nachmahlen das Caput mortuum vollends weiß brenne; über welches auch das _ . vol. mit etwas spir. vin. noch einmahl überzogen werden kan/ daß es recht weiß werde; worbey dan der
SPIRITUS und _ CC.
zugleich mit übergehen/ worauß mit dem _ vol. CC. und _ . vol. succim der LIQUOR CC. succinatus bereitet wird: Wan man aber die noch junge/ weiche und beltzichte Hirschkolben destill ret/ bekompt man das Hirschkolb-Wasser oder
_ è TYPHIS CERVI,
welches unter die Hertzstärckende Mittel gerechnet wird/ auch wie obige praeparata gegen alle gifftige ansteckende Seuchen dienen kan.
§. IV. Nechst dem CC. findet man auch bey einigen Materialisten die Hirtz-Zahren oder
LACHRYMAS CERVI
welche in den Augen-Winckel/ wie kleine Bezoar Stein wachsen und erharten/ und weilen ihnen auch dergleichen Kräfften zugeschrieben werden/ von verschiedenen vor den rechten Bezoar außgegeben worden/ deren Abriß oben bey dem Kupfferstück zusehen ist. Weilen aber Ludovicus, Ettmüllerus und andere/ solche nicht viel aestimiren und vor ein bloses excrement halten; so gehet man sicherer/ wan man in ansteckenden Kranckheiten die Hirschkugeln oder
BEZOAR CERVINUM
welche wie der occidentalische Bezoar in deren Magen oder Gedärme der Hirschen wachsen / gebraucht/ dergleichen Stein/ einer Faust groß ohnlängst bey einem guten Freund gesehen / welcher äuserlich weißgelb auzusehen und auß vielen überein ander gewachsenen Blättlein/ wie die Bezoar-Stein/ zusammen gesetzt war.
§. V. Ferner gehören auch die so genandte Hirtzkreutzlem oder
OSSA DE CORDE CERVI
zu denen Materialien/ welche in dem Hertzen der alten Hirschen gefunden werden/ auß den erhärtenden fibris oder Fäserle in/ welche oben umd die grosse Pulß-Ader gesetzet sind / bestehen/ und wann solche zu Knorbel oder endlich gar zu Bein werden/ wie ein Kreutzgen anzusehen sind/ wie solche vom Ulysse Aldrovando in Hist. Quadrup. und Paralipom. abgerissen und beschrieben sind; kommen meistens auß Italien/ und werden nach dem 1000. verkaufft/ wie Schutzius in seiner Material-Kammer pag. 67 berichtet. Sie müssen schön weiß und nicht gar zu groß seyn/ sonsten leicht der Verdacht dar auff kommen kan/ daß sie von alten Ochsen herrühren/ in welchen dergleichen Beinlein auch zu finden/ wormit die Hirschkreutzlein verfälschet/ und dahero zweyerley Sorten davon in den Material-Kammern gefunden werden / nemlich die rechte oder ossa de corde cervi vera und die falsche oder ossa de CC. spuria: werden vor eine Hertzstärckung und Bezoardisches Mittel geachtet/ wie solches vor diesem auff hiesiger Universität in einer von D. Adami hier gehaltenen Disp. Inaugurali de osse Cordis Cervi weitläufftig abgehandelt worden.
§. VI. Ob endlich diejenige Schwämme/ welche insgemein Hirschbrunst oder
BOLETI CERVINI
genennet werden/ auch hieher zusetzen seyen/ zweiffeln nicht unbillich einige gelahrte Naturkündiger/ indem diese Gewächse auch an denjenigen Orthen gefunden werden/ wo niemahlen kein Hirsch hingekommen: und derowegen gantz falsch ist/ daß sie auß der Hirschen Saamen / welcher ihnen zur Zeit der Brunst entfallen/ entstehen/ wie Jordanus beym Ulyss. Aldrovando lib. 1. de Quadrup. p. 346. und Cordus in des Wormii Mus. pag 138. auch andere von D. Hoffmann in Clav. Schr. l. 4. Sect. 11. angeführte DD. erwiesen. Sind sonsten runde/ schwartze und harte Schwämme/ außwendig wie Leder anzusehen/ und inwendig aber mit einem schwartzë Staub angefüllet/ womit einige den Schlagbalsam schwartz färben; daß sie aber die Geilheit so sehr erregen solten/ fundiret sich auf obigen falschen Wahn und vorgefaste Meynung/ und kan man mit Grund der Warheit ihn nichts anderst beylegen/ als daß sie/ wie alle andere Schwämme etwas auffblähen/ Wind im Leib erregen und dadurch zuweilen auch die Geburths-Glieder aufftreiben.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |