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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Das XXXVI. Capitel.

Von den Perlen und der Perlen-Mutter.

[Abbildung]

§. 1.

DIe Perlen UNIONES oder

MARGARITAE

sind kleine und gekörnte Steinlein/ entweder gautz rund oder eckicht/ wießlicht und etwas durchsichtig/ haben einen erdichten Geschmack/ wie die Austern oder Muscheln/ worinnen sie gezeuget werden; kommen meinstens aus Persien/ Ost- und West-Indien; wiewohlen dergleichen auch in Liefland und Böhmen sollen gefischet werden/ wie Balbinus in Hist. Bohem. Part. I. p. 74. berichtet: welchem desto eher zu glauben ist/ weilen auch Herr D. VVeber Professor Juris und Hist. zu Giessen/ vor diesem in der Graffschafft Schwartzburg und Herr Waldschmid / Bibliothecarius in franckfurt in dasigem Stadt-Graben in gemeinen Muscheln Perlen gefunden / wie beyde wir selbsten etzehlet/ auch zum Theil gezeiget haben.

§. II.

Von dem Ursprung und Wachsthum dieser Perlen finden sich verschiedene Meynungen unter denen Gelehrten/ indem viele mit dem alten Plinio darvor halten/ sie würden aus dem Thau/ so indie eröffnende Muscheln tropfet/ generiret. Allein diese Meynung ist gantz falsch/ indem unlaugbar/ daß die Perle-Muscheln aus dem Grund des Meers und anderer Wässern/ wohin der Thau nie kommen kan/ gefischet und gelanget werden müssen. Weswegen andere als Petrus Joh. Faber die Perle vor einen Außsatz oder Finnen der Austern halten will/ welches doch auch nicht glaublich. Etwas besser raisoniret Anshelmus Boetius im zweyten Buch von den Edelsteinen p. 167. hiervon/ und schreibet/ daß das Thierlein in den Muscheln zu gewissen Zeiten eine zähe Feuchtigkeit von sich speye/ woraus die Schale entspringe/ welche deswege aus so vielen Blättlein bestehet. Wann aber das Thier keine Kräfte mehr habe/ solche Feuchtigkeit von sich zu werffen/ bliebe dieselbe daran hangen und würden die Perlen darvon gezeuget/ welche also mit den Muscheln einerley Wesen hätten: Welcher Meiuung auch VVormius in Museop. 109. unterschrieben hat. Am allerbesten aber scheinen es diejenige zu treffen/ so die Perlen vor Eyerleinder Muscheln halten: worvon (S. T.) Herr Barthol. Crasselius, Pfarrer in Nidda/ einen sehr curiosen Berichtan (Tit.) Herr Pfarrer Schilling/ Stadt- und Garnison Prediger in Giessen / gethan: welchen dem begierigen Leser hiermit gäntzlich mittheile:

Die Nachricht/ so ich von denen Perlen/ und sonderlich von deren Generation und Ursprung / aus specialer Kundschafft sicherlich und umbständlich erlanget habe/ und dem Nächsten zu besserer und gewisserer Erkäntnuß dieses/ bey allen Menschen so belobten/ Geschöpffs billich / und zumahl auff Ersuchen auch williglich bekandt machen soll/ bestehet in folgenden: Als ich auff meiner Reise Anno 1700. mich in Liefland befande/ und eine Zeitlang in Riga auffhielte / geschahe es/ daß in meinem Quartier ein Königlicher Schwedischer Inspector über eine Perlen-Fischerey in Liefland und Ingermanland/ namentlich Herr Krey/ einlogirte/ und mit mir an einem Tisch speisete. Die-

Das XXXVI. Capitel.

Von den Perlen und der Perlen-Mutter.

[Abbildung]

§. 1.

DIe Perlen UNIONES oder

MARGARITAE

sind kleine und gekörnte Steinlein/ entweder gautz rund oder eckicht/ wießlicht und etwas durchsichtig/ haben einen erdichten Geschmack/ wie die Austern oder Muscheln/ worinnen sie gezeuget werden; kommen meinstens aus Persien/ Ost- und West-Indien; wiewohlen dergleichen auch in Liefland und Böhmen sollen gefischet werden/ wie Balbinus in Hist. Bohem. Part. I. p. 74. berichtet: welchem desto eher zu glauben ist/ weilen auch Herr D. VVeber Professor Juris und Hist. zu Giessen/ vor diesem in der Graffschafft Schwartzburg und Herr Waldschmid / Bibliothecarius in franckfurt in dasigem Stadt-Graben in gemeinen Muscheln Perlen gefunden / wie beyde wir selbsten etzehlet/ auch zum Theil gezeiget haben.

§. II.

Von dem Ursprung und Wachsthum dieser Perlen finden sich verschiedene Meynungen unter denen Gelehrten/ indem viele mit dem alten Plinio darvor halten/ sie würden aus dem Thau/ so indie eröffnende Muscheln tropfet/ generiret. Allein diese Meynung ist gantz falsch/ indem unlaugbar/ daß die Perle-Muscheln aus dem Grund des Meers und anderer Wässern/ wohin der Thau nie kommen kan/ gefischet und gelanget werden müssen. Weswegen andere als Petrus Joh. Faber die Perle vor einen Außsatz oder Finnen der Austern halten will/ welches doch auch nicht glaublich. Etwas besser raisoniret Anshelmus Boëtius im zweyten Buch von den Edelsteinen p. 167. hiervon/ und schreibet/ daß das Thierlein in den Muscheln zu gewissen Zeiten eine zähe Feuchtigkeit von sich speye/ woraus die Schale entspringe/ welche deswegë aus so vielen Blättlein bestehet. Wann aber das Thier keine Kräfte mehr habe/ solche Feuchtigkeit von sich zu werffen/ bliebe dieselbe daran hangen und würden die Perlen darvon gezeuget/ welche also mit den Muscheln einerley Wesen hätten: Welcher Meiuung auch VVormius in Museop. 109. unterschrieben hat. Am allerbesten aber scheinen es diejenige zu treffen/ so die Perlen vor Eyerleinder Muscheln halten: worvon (S. T.) Herr Barthol. Crasselius, Pfarrer in Nidda/ einen sehr curiosen Berichtan (Tit.) Herr Pfarrer Schilling/ Stadt- und Garnison Prediger in Giessen / gethan: welchen dem begierigen Leser hiermit gäntzlich mittheile:

Die Nachricht/ so ich von denen Perlen/ und sonderlich von deren Generation und Ursprung / aus specialer Kundschafft sicherlich und umbständlich erlanget habe/ und dem Nächsten zu besserer und gewisserer Erkäntnuß dieses/ bey allen Menschen so belobten/ Geschöpffs billich / und zumahl auff Ersuchen auch williglich bekandt machen soll/ bestehet in folgenden: Als ich auff meiner Reise Anno 1700. mich in Liefland befande/ und eine Zeitlang in Riga auffhielte / geschahe es/ daß in meinem Quartier ein Königlicher Schwedischer Inspector über eine Perlen-Fischerey in Liefland und Ingermanland/ namentlich Herr Krey/ einlogirte/ und mit mir an einem Tisch speisete. Die-

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        <p>Die Nachricht/ so ich von denen Perlen/ und sonderlich von deren Generation und Ursprung /       aus specialer Kundschafft sicherlich und umbständlich erlanget habe/ und dem Nächsten zu       besserer und gewisserer Erkäntnuß dieses/ bey allen Menschen so belobten/ Geschöpffs billich      / und zumahl auff Ersuchen auch williglich bekandt machen soll/ bestehet in folgenden: Als ich       auff meiner Reise Anno 1700. mich in Liefland befande/ und eine Zeitlang in Riga auffhielte /       geschahe es/ daß in meinem Quartier ein Königlicher Schwedischer Inspector über eine       Perlen-Fischerey in Liefland und Ingermanland/ namentlich Herr Krey/ einlogirte/ und mit mir       an einem Tisch speisete. Die-
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[495/0545] Das XXXVI. Capitel. Von den Perlen und der Perlen-Mutter. [Abbildung] §. 1. DIe Perlen UNIONES oder MARGARITAE sind kleine und gekörnte Steinlein/ entweder gautz rund oder eckicht/ wießlicht und etwas durchsichtig/ haben einen erdichten Geschmack/ wie die Austern oder Muscheln/ worinnen sie gezeuget werden; kommen meinstens aus Persien/ Ost- und West-Indien; wiewohlen dergleichen auch in Liefland und Böhmen sollen gefischet werden/ wie Balbinus in Hist. Bohem. Part. I. p. 74. berichtet: welchem desto eher zu glauben ist/ weilen auch Herr D. VVeber Professor Juris und Hist. zu Giessen/ vor diesem in der Graffschafft Schwartzburg und Herr Waldschmid / Bibliothecarius in franckfurt in dasigem Stadt-Graben in gemeinen Muscheln Perlen gefunden / wie beyde wir selbsten etzehlet/ auch zum Theil gezeiget haben. §. II. Von dem Ursprung und Wachsthum dieser Perlen finden sich verschiedene Meynungen unter denen Gelehrten/ indem viele mit dem alten Plinio darvor halten/ sie würden aus dem Thau/ so indie eröffnende Muscheln tropfet/ generiret. Allein diese Meynung ist gantz falsch/ indem unlaugbar/ daß die Perle-Muscheln aus dem Grund des Meers und anderer Wässern/ wohin der Thau nie kommen kan/ gefischet und gelanget werden müssen. Weswegen andere als Petrus Joh. Faber die Perle vor einen Außsatz oder Finnen der Austern halten will/ welches doch auch nicht glaublich. Etwas besser raisoniret Anshelmus Boëtius im zweyten Buch von den Edelsteinen p. 167. hiervon/ und schreibet/ daß das Thierlein in den Muscheln zu gewissen Zeiten eine zähe Feuchtigkeit von sich speye/ woraus die Schale entspringe/ welche deswegë aus so vielen Blättlein bestehet. Wann aber das Thier keine Kräfte mehr habe/ solche Feuchtigkeit von sich zu werffen/ bliebe dieselbe daran hangen und würden die Perlen darvon gezeuget/ welche also mit den Muscheln einerley Wesen hätten: Welcher Meiuung auch VVormius in Museop. 109. unterschrieben hat. Am allerbesten aber scheinen es diejenige zu treffen/ so die Perlen vor Eyerleinder Muscheln halten: worvon (S. T.) Herr Barthol. Crasselius, Pfarrer in Nidda/ einen sehr curiosen Berichtan (Tit.) Herr Pfarrer Schilling/ Stadt- und Garnison Prediger in Giessen / gethan: welchen dem begierigen Leser hiermit gäntzlich mittheile: Die Nachricht/ so ich von denen Perlen/ und sonderlich von deren Generation und Ursprung / aus specialer Kundschafft sicherlich und umbständlich erlanget habe/ und dem Nächsten zu besserer und gewisserer Erkäntnuß dieses/ bey allen Menschen so belobten/ Geschöpffs billich / und zumahl auff Ersuchen auch williglich bekandt machen soll/ bestehet in folgenden: Als ich auff meiner Reise Anno 1700. mich in Liefland befande/ und eine Zeitlang in Riga auffhielte / geschahe es/ daß in meinem Quartier ein Königlicher Schwedischer Inspector über eine Perlen-Fischerey in Liefland und Ingermanland/ namentlich Herr Krey/ einlogirte/ und mit mir an einem Tisch speisete. Die-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/545>, abgerufen am 22.11.2024.