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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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ser discurirte immer viel von der Perlenfischerey/ und von unterschiedener Beschaffenheit der Perlen: darbey er deren vielerley Gattungen aufzeigete/ und hauptsächlich von dem eigentlichen Ursprunge der Perlen gar betheuerlich und glaubwürdig bezeugete/ daß solche nichts anders als die Eyer der Muscheln wären/ von welchen sie herkämen/ und daraus wieder Muscheln würden.

Darvon hatte er auch an Ihro Königliche Majestät von Schweden einen allerunterthänigsten Pflicht-mässigen Bericht und umbständliche Beschreibung auffgesetzet/ so er mir nicht nur zu lesen/ sondern auch abzuschreiben communicirte. Daraus ich nun insonderheit folgende merckwürdige und zum Beweiß dienende Puncte angemercket habe/ und zwar zuforderst/ wie dasige Perlen-Fischerey nicht etwa in der See/ sondern nur in kleinen Flüssen und Bächen geschehe / und vormahls nur denen Bauren bekandt gewesen sey/ welche dieselbe heimlich getrieben/ und alle erfischete Perlen nach Moscau verhandelt haben; Nachgehends aber/ da solches Ihro Königlichen Majestät kund worden/ seyn von Derselben die allergnädigste Verordnungen und Befehle ergangen/ daß hinförder niemand bey hoher Straffe mehr Perlen nach Moscau verkauffen / sondern solche dem König durch die darzu verordnete Bediente lieffern/ und zwar dafür ein gewisses empfangen solle. Darauff ist es geschehen/ daß zwar nicht so viel Perlen mehr gefischet/ und nach Moscau getragen/ aber auch wenige oder gar keine an die Königliche Commissarien gelieffert worden seyen/ und das Werck mehr in Untergang als zum Fortgang gerathen ist. Da haben dann die Königliche Commissarien viel zu thun gehabt/ das sie vors erste derjenigen Oerter kundig worden sind/ wo Perlen-Muscheln sich befunden/ und hernach auch Leute darzu gefunden und erlanget haben/ die umb solche Perlen-Fischerey gründliche Wissenschafft gehabt/ und recht damit umbzugehen verständig und geschickt gewesen sind. Kierzu aber sind ihnen die arme und einfältige Bauers-Leute am tüchtigsten und dienlichsten gewesen / die haben davon die beste Nachricht und Wissenschafft gehabt/ und von solchen ist folgendes genau erkundiget/ und nachgehends auch in der That gewiß und warhafftig also befunden worden. Nemlich

1.

Die Perl-Muscheln finden sich in keinen andern Bächen/ als in denen/ darinnen rein und frisches Quell-Wasser fliestet/ und sonderlich/ wo Schmerlen und Forellen sich auffhalten.

2.

In solchen Bächen haben sie ihr Lager sehr verborgen in tieffen Tümpffen/ wo viel Sand und grießlichter Boden ist/ darinnen sie sich tieff einscharren/ und dick bey einander liegen.

3.

In diesen ihren Lagern dörffen sie/ wann man Perlen bey ihnen antreffen will/ nicht eher auffgestöret und angegriffen werden/ als vom medio Julii biß zu dem medio Augusti, dann vor der Zeit haben sie noch keine/ und nachhero seyn solche schon von ihnen als ihre Eyer ausgelegt/ und junge Muscheln draus geheckt; und ist dieses ihre eintzige Heck-Zeit im gantzen Jahr.

4.

In denen Lagern findet man beyderley Muscheln/ nemlich Männlich- und Weiblichen Geschlechts beysammen/ und ist unter ihrer äusserlichen Gestalt und Ansehen ein solcher Unterscheid zusehen und zu fühlen/ daß die Perlen-Fischer alsobald wissen können/ was ein Männchen oder Weibgen sey/ ehe sie solche auffmachen.

5.

Bey den Männlichen finden sich nimmermehr keine Perlen/ sonderu eintzig bey denen Weiblichen. Diese haben hinten auff dem Rücken ein Lege-Därmgen/ welches von der Stätte an / da die Muschel an der Schale oder Perl-Mutter angewachsen ist/ aus dem Leibe heraus gehet / und biß zum Schwantze hinaus reichet. Und darinnen dann stecken drey oder vier Perlen nacheinander von unterschiedener Grösse/ so daß die förderste am grösten/ die zweyte etwas kleiner/ die dritte noch kleiner/ und die vierdte und letzte am allerkleinsten ist; Gleichwie bey einem Vögelein oder Hüngen im Eyerstock vor dem Lege-Darm die Eyer nacheinander gradatim angewachsen sich finden.

6.

Diesen Weiblichen oder Lege- und Heck-Muscheln wissen die Perlen-Fischer auff sonderliche und geschwinde Art gemächlich beyzukommen/ ehe sie sich feste zuschliessen/ das sie ihnen ohne gewaltsames Auffbrechen die Perle oder Eyer aus dem Lege-Därmgen streichen/ und sie ohne Verletzung wieder ins Wasser und ins Lager thun/ darinnen sie nicht nur lebendig bleiben / sondern auch ein ander Jahr wieder Perlen haben; Daß es ihnen so wenig Schaden und an fernerer Fruchtbarkeit hindern mag/ als einem Krebse/ wann man solchem gleich alle Eyer unter dem Schwantz abnimmt/ und ihn wieder ins Wasser thut.

ser discurirte immer viel von der Perlenfischerey/ und von unterschiedener Beschaffenheit der Perlen: darbey er deren vielerley Gattungen aufzeigete/ und hauptsächlich von dem eigentlichen Ursprunge der Perlen gar betheuerlich und glaubwürdig bezeugete/ daß solche nichts anders als die Eyer der Muscheln wären/ von welchen sie herkämen/ und daraus wieder Muscheln würden.

Darvon hatte er auch an Ihro Königliche Majestät von Schweden einen allerunterthänigsten Pflicht-mässigen Bericht und umbständliche Beschreibung auffgesetzet/ so er mir nicht nur zu lesen/ sondern auch abzuschreiben communicirte. Daraus ich nun insonderheit folgende merckwürdige und zum Beweiß dienende Puncte angemercket habe/ und zwar zuforderst/ wie dasige Perlen-Fischerey nicht etwa in der See/ sondern nur in kleinen Flüssen und Bächen geschehe / und vormahls nur denen Bauren bekandt gewesen sey/ welche dieselbe heimlich getrieben/ und alle erfischete Perlen nach Moscau verhandelt haben; Nachgehends aber/ da solches Ihro Königlichen Majestät kund worden/ seyn von Derselben die allergnädigste Verordnungen und Befehle ergangen/ daß hinförder niemand bey hoher Straffe mehr Perlen nach Moscau verkauffen / sondern solche dem König durch die darzu verordnete Bediente lieffern/ und zwar dafür ein gewisses empfangen solle. Darauff ist es geschehen/ daß zwar nicht so viel Perlen mehr gefischet/ und nach Moscau getragen/ aber auch wenige oder gar keine an die Königliche Commissarien gelieffert worden seyen/ und das Werck mehr in Untergang als zum Fortgang gerathen ist. Da haben dann die Königliche Commissarien viel zu thun gehabt/ das sie vors erste derjenigen Oerter kundig worden sind/ wo Perlen-Muscheln sich befunden/ und hernach auch Leute darzu gefunden und erlanget haben/ die umb solche Perlen-Fischerey gründliche Wissenschafft gehabt/ und recht damit umbzugehen verständig und geschickt gewesen sind. Kierzu aber sind ihnen die arme und einfältige Bauers-Leute am tüchtigsten und dienlichsten gewesen / die haben davon die beste Nachricht und Wissenschafft gehabt/ und von solchen ist folgendes genau erkundiget/ und nachgehends auch in der That gewiß und warhafftig also befunden worden. Nemlich

1.

Die Perl-Muscheln finden sich in keinen andern Bächen/ als in denen/ darinnen rein und frisches Quell-Wasser fliestet/ und sonderlich/ wo Schmerlen und Forellen sich auffhalten.

2.

In solchen Bächen haben sie ihr Lager sehr verborgen in tieffen Tümpffen/ wo viel Sand und grießlichter Boden ist/ darinnen sie sich tieff einscharren/ und dick bey einander liegen.

3.

In diesen ihren Lagern dörffen sie/ wann man Perlen bey ihnen antreffen will/ nicht eher auffgestöret und angegriffen werden/ als vom medio Julii biß zu dem medio Augusti, dann vor der Zeit haben sie noch keine/ und nachhero seyn solche schon von ihnen als ihre Eyer ausgelegt/ und junge Muscheln draus geheckt; und ist dieses ihre eintzige Heck-Zeit im gantzen Jahr.

4.

In denen Lagern findet man beyderley Muscheln/ nemlich Männlich- und Weiblichen Geschlechts beysammen/ und ist unter ihrer äusserlichen Gestalt und Ansehen ein solcher Unterscheid zusehen und zu fühlen/ daß die Perlen-Fischer alsobald wissen können/ was ein Männchen oder Weibgen sey/ ehe sie solche auffmachen.

5.

Bey den Männlichen finden sich nimmermehr keine Perlen/ sonderu eintzig bey denen Weiblichen. Diese haben hinten auff dem Rücken ein Lege-Därmgen/ welches von der Stätte an / da die Muschel an der Schale oder Perl-Mutter angewachsen ist/ aus dem Leibe heraus gehet / und biß zum Schwantze hinaus reichet. Und darinnen dann stecken drey oder vier Perlen nacheinander von unterschiedener Grösse/ so daß die förderste am grösten/ die zweyte etwas kleiner/ die dritte noch kleiner/ und die vierdte und letzte am allerkleinsten ist; Gleichwie bey einem Vögelein oder Hüngen im Eyerstock vor dem Lege-Darm die Eyer nacheinander gradatim angewachsen sich finden.

6.

Diesen Weiblichen oder Lege- und Heck-Muscheln wissen die Perlen-Fischer auff sonderliche und geschwinde Art gemächlich beyzukommen/ ehe sie sich feste zuschliessen/ das sie ihnen ohne gewaltsames Auffbrechen die Perle oder Eyer aus dem Lege-Därmgen streichen/ und sie ohne Verletzung wieder ins Wasser und ins Lager thun/ darinnen sie nicht nur lebendig bleiben / sondern auch ein ander Jahr wieder Perlen haben; Daß es ihnen so wenig Schaden und an fernerer Fruchtbarkeit hindern mag/ als einem Krebse/ wann man solchem gleich alle Eyer unter dem Schwantz abnimmt/ und ihn wieder ins Wasser thut.

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ser discurirte immer       viel von der Perlenfischerey/ und von unterschiedener Beschaffenheit der Perlen: darbey er       deren vielerley Gattungen aufzeigete/ und hauptsächlich von dem eigentlichen Ursprunge der       Perlen gar betheuerlich und glaubwürdig bezeugete/ daß solche nichts anders als die Eyer der       Muscheln wären/ von welchen sie herkämen/ und daraus wieder Muscheln würden.</p>
        <p>Darvon hatte er auch an Ihro Königliche Majestät von Schweden einen allerunterthänigsten       Pflicht-mässigen Bericht und umbständliche Beschreibung auffgesetzet/ so er mir nicht nur zu       lesen/ sondern auch abzuschreiben communicirte. Daraus ich nun insonderheit folgende       merckwürdige und zum Beweiß dienende Puncte angemercket habe/ und zwar zuforderst/ wie dasige       Perlen-Fischerey nicht etwa in der See/ sondern nur in kleinen Flüssen und Bächen geschehe /       und vormahls nur denen Bauren bekandt gewesen sey/ welche dieselbe heimlich getrieben/ und       alle erfischete Perlen nach Moscau verhandelt haben; Nachgehends aber/ da solches Ihro       Königlichen Majestät kund worden/ seyn von Derselben die allergnädigste Verordnungen und       Befehle ergangen/ daß hinförder niemand bey hoher Straffe mehr Perlen nach Moscau verkauffen /       sondern solche dem König durch die darzu verordnete Bediente lieffern/ und zwar dafür ein       gewisses empfangen solle. Darauff ist es geschehen/ daß zwar nicht so viel Perlen mehr       gefischet/ und nach Moscau getragen/ aber auch wenige oder gar keine an die Königliche       Commissarien gelieffert worden seyen/ und das Werck mehr in Untergang als zum Fortgang       gerathen ist. Da haben dann die Königliche Commissarien viel zu thun gehabt/ das sie vors       erste derjenigen Oerter kundig worden sind/ wo Perlen-Muscheln sich befunden/ und hernach       auch Leute darzu gefunden und erlanget haben/ die umb solche Perlen-Fischerey gründliche       Wissenschafft gehabt/ und recht damit umbzugehen verständig und geschickt gewesen sind. Kierzu       aber sind ihnen die arme und einfältige Bauers-Leute am tüchtigsten und dienlichsten gewesen /       die haben davon die beste Nachricht und Wissenschafft gehabt/ und von solchen ist folgendes       genau erkundiget/ und nachgehends auch in der That gewiß und warhafftig also befunden worden.       Nemlich</p>
        <p>1.</p>
        <p>Die Perl-Muscheln finden sich in keinen andern Bächen/ als in denen/ darinnen rein und       frisches Quell-Wasser fliestet/ und sonderlich/ wo Schmerlen und Forellen sich       auffhalten.</p>
        <p>2.</p>
        <p>In solchen Bächen haben sie ihr Lager sehr verborgen in tieffen Tümpffen/ wo viel Sand und       grießlichter Boden ist/ darinnen sie sich tieff einscharren/ und dick bey einander       liegen.</p>
        <p>3.</p>
        <p>In diesen ihren Lagern dörffen sie/ wann man Perlen bey ihnen antreffen will/ nicht eher       auffgestöret und angegriffen werden/ als vom medio Julii biß zu dem medio Augusti, dann vor       der Zeit haben sie noch keine/ und nachhero seyn solche schon von ihnen als ihre Eyer       ausgelegt/ und junge Muscheln draus geheckt; und ist dieses ihre eintzige Heck-Zeit im gantzen       Jahr.</p>
        <p>4.</p>
        <p>In denen Lagern findet man beyderley Muscheln/ nemlich Männlich- und Weiblichen Geschlechts       beysammen/ und ist unter ihrer äusserlichen Gestalt und Ansehen ein solcher Unterscheid       zusehen und zu fühlen/ daß die Perlen-Fischer alsobald wissen können/ was ein Männchen oder       Weibgen sey/ ehe sie solche auffmachen.</p>
        <p>5.</p>
        <p>Bey den Männlichen finden sich nimmermehr keine Perlen/ sonderu eintzig bey denen       Weiblichen. Diese haben hinten auff dem Rücken ein Lege-Därmgen/ welches von der Stätte an /       da die Muschel an der Schale oder Perl-Mutter angewachsen ist/ aus dem Leibe heraus gehet /       und biß zum Schwantze hinaus reichet. Und darinnen dann stecken drey oder vier Perlen       nacheinander von unterschiedener Grösse/ so daß die förderste am grösten/ die zweyte etwas       kleiner/ die dritte noch kleiner/ und die vierdte und letzte am allerkleinsten ist; Gleichwie       bey einem Vögelein oder Hüngen im Eyerstock vor dem Lege-Darm die Eyer nacheinander gradatim       angewachsen sich finden.</p>
        <p>6.</p>
        <p>Diesen Weiblichen oder Lege- und Heck-Muscheln wissen die Perlen-Fischer auff sonderliche und       geschwinde Art gemächlich beyzukommen/ ehe sie sich feste zuschliessen/ das sie ihnen ohne       gewaltsames Auffbrechen die Perle oder Eyer aus dem Lege-Därmgen streichen/ und sie ohne       Verletzung wieder ins Wasser und ins Lager thun/ darinnen sie nicht nur lebendig bleiben /       sondern auch ein ander Jahr wieder Perlen haben; Daß es ihnen so wenig Schaden und an fernerer       Fruchtbarkeit hindern mag/ als einem Krebse/ wann man solchem gleich alle Eyer unter dem       Schwantz abnimmt/ und ihn wieder ins Wasser thut.</p>
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[496/0546] ser discurirte immer viel von der Perlenfischerey/ und von unterschiedener Beschaffenheit der Perlen: darbey er deren vielerley Gattungen aufzeigete/ und hauptsächlich von dem eigentlichen Ursprunge der Perlen gar betheuerlich und glaubwürdig bezeugete/ daß solche nichts anders als die Eyer der Muscheln wären/ von welchen sie herkämen/ und daraus wieder Muscheln würden. Darvon hatte er auch an Ihro Königliche Majestät von Schweden einen allerunterthänigsten Pflicht-mässigen Bericht und umbständliche Beschreibung auffgesetzet/ so er mir nicht nur zu lesen/ sondern auch abzuschreiben communicirte. Daraus ich nun insonderheit folgende merckwürdige und zum Beweiß dienende Puncte angemercket habe/ und zwar zuforderst/ wie dasige Perlen-Fischerey nicht etwa in der See/ sondern nur in kleinen Flüssen und Bächen geschehe / und vormahls nur denen Bauren bekandt gewesen sey/ welche dieselbe heimlich getrieben/ und alle erfischete Perlen nach Moscau verhandelt haben; Nachgehends aber/ da solches Ihro Königlichen Majestät kund worden/ seyn von Derselben die allergnädigste Verordnungen und Befehle ergangen/ daß hinförder niemand bey hoher Straffe mehr Perlen nach Moscau verkauffen / sondern solche dem König durch die darzu verordnete Bediente lieffern/ und zwar dafür ein gewisses empfangen solle. Darauff ist es geschehen/ daß zwar nicht so viel Perlen mehr gefischet/ und nach Moscau getragen/ aber auch wenige oder gar keine an die Königliche Commissarien gelieffert worden seyen/ und das Werck mehr in Untergang als zum Fortgang gerathen ist. Da haben dann die Königliche Commissarien viel zu thun gehabt/ das sie vors erste derjenigen Oerter kundig worden sind/ wo Perlen-Muscheln sich befunden/ und hernach auch Leute darzu gefunden und erlanget haben/ die umb solche Perlen-Fischerey gründliche Wissenschafft gehabt/ und recht damit umbzugehen verständig und geschickt gewesen sind. Kierzu aber sind ihnen die arme und einfältige Bauers-Leute am tüchtigsten und dienlichsten gewesen / die haben davon die beste Nachricht und Wissenschafft gehabt/ und von solchen ist folgendes genau erkundiget/ und nachgehends auch in der That gewiß und warhafftig also befunden worden. Nemlich 1. Die Perl-Muscheln finden sich in keinen andern Bächen/ als in denen/ darinnen rein und frisches Quell-Wasser fliestet/ und sonderlich/ wo Schmerlen und Forellen sich auffhalten. 2. In solchen Bächen haben sie ihr Lager sehr verborgen in tieffen Tümpffen/ wo viel Sand und grießlichter Boden ist/ darinnen sie sich tieff einscharren/ und dick bey einander liegen. 3. In diesen ihren Lagern dörffen sie/ wann man Perlen bey ihnen antreffen will/ nicht eher auffgestöret und angegriffen werden/ als vom medio Julii biß zu dem medio Augusti, dann vor der Zeit haben sie noch keine/ und nachhero seyn solche schon von ihnen als ihre Eyer ausgelegt/ und junge Muscheln draus geheckt; und ist dieses ihre eintzige Heck-Zeit im gantzen Jahr. 4. In denen Lagern findet man beyderley Muscheln/ nemlich Männlich- und Weiblichen Geschlechts beysammen/ und ist unter ihrer äusserlichen Gestalt und Ansehen ein solcher Unterscheid zusehen und zu fühlen/ daß die Perlen-Fischer alsobald wissen können/ was ein Männchen oder Weibgen sey/ ehe sie solche auffmachen. 5. Bey den Männlichen finden sich nimmermehr keine Perlen/ sonderu eintzig bey denen Weiblichen. Diese haben hinten auff dem Rücken ein Lege-Därmgen/ welches von der Stätte an / da die Muschel an der Schale oder Perl-Mutter angewachsen ist/ aus dem Leibe heraus gehet / und biß zum Schwantze hinaus reichet. Und darinnen dann stecken drey oder vier Perlen nacheinander von unterschiedener Grösse/ so daß die förderste am grösten/ die zweyte etwas kleiner/ die dritte noch kleiner/ und die vierdte und letzte am allerkleinsten ist; Gleichwie bey einem Vögelein oder Hüngen im Eyerstock vor dem Lege-Darm die Eyer nacheinander gradatim angewachsen sich finden. 6. Diesen Weiblichen oder Lege- und Heck-Muscheln wissen die Perlen-Fischer auff sonderliche und geschwinde Art gemächlich beyzukommen/ ehe sie sich feste zuschliessen/ das sie ihnen ohne gewaltsames Auffbrechen die Perle oder Eyer aus dem Lege-Därmgen streichen/ und sie ohne Verletzung wieder ins Wasser und ins Lager thun/ darinnen sie nicht nur lebendig bleiben / sondern auch ein ander Jahr wieder Perlen haben; Daß es ihnen so wenig Schaden und an fernerer Fruchtbarkeit hindern mag/ als einem Krebse/ wann man solchem gleich alle Eyer unter dem Schwantz abnimmt/ und ihn wieder ins Wasser thut.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/546>, abgerufen am 22.11.2024.