Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

gedacht worden; und von unterschiedlicher Länge/ in folgendem Capitel wird gehandelt werden. (2.) Noch viel minder kan ich glauben/ daß irgend ein Drach habe Flügel/ mag klein oder groß seyn/ und damit fiügen könne; Denn ihr sogenanter Flugzeug/ hat gegen der Last und grösse des übrigen Cörpers/ keine proportion, wodurch sie durch die Lüffte/ als Vögel geführet werden könten! Eben/ als Herr Kirchmayer das Exempel vom Strauß gar bequäm angeführet; und ich die Magellanische Gans/ so D. Olaus Wormius (lib. 3. Mus. c. 19. pag. 300. 301.) aus dem Clusio gar schön beschreibt / anfüge. (3.) Und daß Menschen von blossem Ansehen der Drachen vergifftet werden/ ist eine weltkündige Phantasey und weiß nicht/ ob vom Plinio/ oder andern seines gleichen / ausgesprengte/ offenbahre Flüge: ohne [F.)

§. 6. Fals schlüßlich auch irgendwo Schlangenförmige Wasser-Drachen seyn möchten/ die gleichsam Flügel an beyden Seiten hätten/ wie vielleicht Aristotelis und Plinii Vorgeben seyn inag etlicher Massen; wiewol Jonstonuz (d. Piscibus) und Schonefeld Ichthyolog. pag. 16. gar was anders unter dem Wort Draco Marinus, nehmlich einen ordinarie-Fisch/ sonst Araneus, oder Petermanneken genennt/ gar recht verstehen; So meinete ich/ daß solches vielmehr mit Haut umbwachsene kurtze Pfoten/ und gleichsam Floßfedern wären/ als ich bey anderer Gelegenheit bewiesen/ daß zu gleichmäßigem Exempel/ die 2 vordersten kurtzen/ fast dreyeckichten dicken schwartzen Floßfedern am Braun-Fisch oder Meer-Schwein (Phocaena vel Tursione) einer Septenrrionalischen Arth von Delphinen/ nichts anders seyn/ als inwendig vielbegliederte / und in 5. Finger abgetheilte/ mit schwartzer gläntzender Haut/ gleichsam als Corduban / umbwachsene Hände derselben: Die ihnen zum schwimmen zwar was dienen; aber zugleich auch deßwegen von der Natur vermuthlich gegeben sind/ entweder in coitu sich zn firmiren/ (wie dann dieser Arth Fische perfecte Genitalia Mulieria, humanis simillima, und an dero Seiten/ Milchreiche glandulosas papillas dabey/ ich in der Anatomie notiret habe) oder auch ihre Jungen/ als ein faugendes Kind/ ansich zu halten/ und zu treiben. Welche Anatomie von mir umbständlich beschrieben/ der geneigte Leser finden kan in vorhin-angezogenem dritten Theile der Epherneridum unsers Collegii Naturae Cutiosorum, observatione 20.

Das VI. Capitel.

Von der Geschaffenheit der göldenen Schrifft/ der Drachen-Haut/ und des Homeri darauff gebrachten Gedichten.

§. 1.

WArumb ich was weitläufftiger/ als vielleicht zu lesen bequäm/ ein Theil physicalischer Frage von Drachen außgeführet/ ist Ursach/ nicht allein die wunderliche Drachen-Haut anf der Byzantinischen Bibliothek; sondern beynebenst auch/ weil bey künfftiger Beschreibung unterschiedener Europäischer Kunst- oder Naturalien-Kammern/ bißweilen einiger vermeinter Exemplarien von Drachen/ wird gedacht werden müßen/ und die gantze Lehre davon/ einiger Circumspection bedarff. Hiemit derhalben das Fürnehmste/ so zu diesem Handel gehöret/ einmal für allemal erörtern möchte; so habe ler Feder bißanhero/ so viel freyeren Lauff gelassen / umb mich allzeit alsdann zurück anhero/ auff itzt-vorhergegangenes Capitel zubeziehen.

§. 2. Was nun immittelst den obigen vorgesteckten Zweck und Anlaß sothaner angestellten Frage von Drachen/ nehmlich die mit gölddenen Buchstaben auff eine Drachen-Haut geschriebene Poetische Gedichte des Homeri betrifft; als welche Raritäten aus respect theils ihrer Materie/ theils göldenen Zeichnung/ nicht habe in diesen Kunst-Kanmer-Tractätlein vorbey gehen lassen mögen/ voraus weil es seyn kan/ daß andere Raritäten mehr daselbst (zu Byzanz auff der Bibliotheck) anzutreffen mögen gewesen seyn; so erwachsen Uns ferner hiemit folgende Considerationes.

§. 3. (I) Ob die so genante Haut/ ein gantzes/ oder von vielen zusammen-gesetztes Stück gewesen? Denn obschon dieses/ als eine überflüssige Frage möchte geschätzet werden/ inmassen ja von sich selbst klar genug seye/ das die Scribenten so viel allarms von dero Länge zu 120. Schuhen/ nicht würden gemachet haben/ falls nicht wäre ein gantzes/ unzerschnittenes Exemplar Drachen-Haut/ und sie derhalben/ wegen so ungewöhn licher Länge/ für eine sonderbare Rarität aestimirt gewesen. Aber warum aetimiret man nicht eben st wohl/ und noch mehr/ entweder die göldene Schrifft/ oder die Anzahl der Verse/ die auf so geringen Raum gebracht? oder alles beydes zusammen; Gott gebe/ ob die Haut/ ein gantz oder subtil zusammen-geflicktes/ und emtweder auf Sinesische Manier in viel

gedacht worden; und von unterschiedlicher Länge/ in folgendem Capitel wird gehandelt werden. (2.) Noch viel minder kan ich glauben/ daß irgend ein Drach habe Flügel/ mag klein oder groß seyn/ und damit fiügen könne; Denn ihr sogenanter Flugzeug/ hat gegen der Last und grösse des übrigen Cörpers/ keine proportion, wodurch sie durch die Lüffte/ als Vögel geführet werden könten! Eben/ als Herr Kirchmayer das Exempel vom Strauß gar bequäm angeführet; und ich die Magellanische Gans/ so D. Olaus Wormius (lib. 3. Mus. c. 19. pag. 300. 301.) aus dem Clusio gar schön beschreibt / anfüge. (3.) Und daß Menschen von blossem Ansehen der Drachen vergifftet werden/ ist eine weltkündige Phantasey und weiß nicht/ ob vom Plinio/ oder andern seines gleichen / ausgesprengte/ offenbahre Flüge: ohne [F.)

§. 6. Fals schlüßlich auch irgendwo Schlangenförmige Wasser-Drachen seyn möchten/ die gleichsam Flügel an beyden Seiten hätten/ wie vielleicht Aristotelis und Plinii Vorgeben seyn inag etlicher Massen; wiewol Jonstonuz (d. Piscibus) und Schonefeld Ichthyolog. pag. 16. gar was anders unter dem Wort Draco Marinus, nehmlich einen ordinarie-Fisch/ sonst Araneus, oder Petermanneken genennt/ gar recht verstehen; So meinete ich/ daß solches vielmehr mit Haut umbwachsene kurtze Pfoten/ und gleichsam Floßfedern wären/ als ich bey anderer Gelegenheit bewiesen/ daß zu gleichmäßigem Exempel/ die 2 vordersten kurtzen/ fast dreyeckichten dicken schwartzen Floßfedern am Braun-Fisch oder Meer-Schwein (Phocaenâ vel Tursione) einer Septenrrionalischen Arth von Delphinen/ nichts anders seyn/ als inwendig vielbegliederte / und in 5. Finger abgetheilte/ mit schwartzer gläntzender Haut/ gleichsam als Corduban / umbwachsene Hände derselben: Die ihnen zum schwimmen zwar was dienen; aber zugleich auch deßwegen von der Natur vermuthlich gegeben sind/ entweder in coitu sich zn firmiren/ (wie dañ dieser Arth Fische perfecte Genitalia Mulieria, humanis simillima, und an dero Seiten/ Milchreiche glandulosas papillas dabey/ ich in der Anatomie notiret habe) oder auch ihre Jungen/ als ein faugendes Kind/ ansich zu halten/ und zu treiben. Welche Anatomie von mir umbständlich beschrieben/ der geneigte Leser finden kan in vorhin-angezogenem dritten Theile der Epherneridum unsers Collegii Naturae Cutiosorum, observatione 20.

Das VI. Capitel.

Von der Geschaffenheit der göldenen Schrifft/ der Drachen-Haut/ und des Homeri darauff gebrachten Gedichten.

§. 1.

WArumb ich was weitläufftiger/ als vielleicht zu lesen bequäm/ ein Theil physicalischer Frage von Drachen außgeführet/ ist Ursach/ nicht allein die wunderliche Drachen-Haut anf der Byzantinischen Bibliothek; sondern beynebenst auch/ weil bey künfftiger Beschreibung unterschiedener Europäischer Kunst- oder Naturalien-Kammern/ bißweilen einiger vermeinter Exemplarien von Drachen/ wird gedacht werden müßen/ und die gantze Lehre davon/ einiger Circumspection bedarff. Hiemit derhalben das Fürnehmste/ so zu diesem Handel gehöret/ einmal für allemal erörtern möchte; so habe ler Feder bißanhero/ so viel freyeren Lauff gelassen / umb mich allzeit alsdann zurück anhero/ auff itzt-vorhergegangenes Capitel zubeziehen.

§. 2. Was nun im̃ittelst den obigẽ vorgesteckten Zweck und Anlaß sothaner angestellten Frage von Drachen/ nehmlich die mit gölddenen Buchstaben auff eine Drachen-Haut geschriebene Poetische Gedichte des Homeri betrifft; als welche Raritäten aus respect theils ihrer Materie/ theils göldenen Zeichnung/ nicht habe in diesen Kunst-Kanmer-Tractätlein vorbey gehen lassen mögen/ voraus weil es seyn kan/ daß andere Raritäten mehr daselbst (zu Byzanz auff der Bibliotheck) anzutreffen mögen gewesen seyn; so erwachsen Uns ferner hiemit folgende Considerationes.

§. 3. (I) Ob die so genante Haut/ ein gantzes/ oder von vielen zusammen-gesetztes Stück gewesen? Denn obschon dieses/ als eine überflüssige Frage möchte geschätzet werden/ inmassen ja von sich selbst klar genug seye/ das die Scribenten so viel allarms von dero Länge zu 120. Schuhen/ nicht würden gemachet haben/ falls nicht wäre ein gantzes/ unzerschnittenes Exemplar Drachen-Haut/ und sie derhalben/ wegen so ungewöhn licher Länge/ für eine sonderbare Rarität aestimirt gewesen. Aber warum aetimiret man nicht eben st wohl/ und noch mehr/ entweder die göldene Schrifft/ oder die Anzahl der Verse/ die auf so geringen Raum gebracht? oder alles beydes zusammen; Gott gebe/ ob die Haut/ ein gantz oder subtil zusammen-geflicktes/ und emtweder auf Sinesische Manier in viel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0628" n="64"/>
gedacht worden; und von       unterschiedlicher Länge/ in folgendem Capitel wird gehandelt werden. (2.) Noch viel minder kan       ich glauben/ daß irgend ein Drach habe Flügel/ mag klein oder groß seyn/ und damit fiügen       könne; Denn ihr sogenanter Flugzeug/ hat gegen der Last und grösse des übrigen Cörpers/ keine       proportion, wodurch sie durch die Lüffte/ als Vögel geführet werden könten! Eben/ als Herr       Kirchmayer das Exempel vom Strauß gar bequäm angeführet; und ich die Magellanische Gans/ so D.       Olaus Wormius (lib. 3. Mus. c. 19. pag. 300. 301.) aus dem Clusio gar schön beschreibt /       anfüge. (3.) Und daß Menschen von blossem Ansehen der Drachen vergifftet werden/ ist eine       weltkündige Phantasey und weiß nicht/ ob vom Plinio/ oder andern seines gleichen /       ausgesprengte/ offenbahre Flüge: ohne [F.)</p>
        <p>§. 6. Fals schlüßlich auch irgendwo Schlangenförmige Wasser-Drachen seyn möchten/ die       gleichsam Flügel an beyden Seiten hätten/ wie vielleicht Aristotelis und Plinii Vorgeben seyn       inag etlicher Massen; wiewol Jonstonuz (d. Piscibus) und Schonefeld Ichthyolog. pag. 16. gar       was anders unter dem Wort Draco Marinus, nehmlich einen ordinarie-Fisch/ sonst Araneus, oder       Petermanneken genennt/ gar recht verstehen; So meinete ich/ daß solches vielmehr mit Haut       umbwachsene kurtze Pfoten/ und gleichsam Floßfedern wären/ als ich bey anderer Gelegenheit       bewiesen/ daß zu gleichmäßigem Exempel/ die 2 vordersten kurtzen/ fast dreyeckichten dicken       schwartzen Floßfedern am Braun-Fisch oder Meer-Schwein (Phocaenâ vel Tursione) einer       Septenrrionalischen Arth von Delphinen/ nichts anders seyn/ als inwendig vielbegliederte /       und in 5. Finger abgetheilte/ mit schwartzer gläntzender Haut/ gleichsam als Corduban /       umbwachsene Hände derselben: Die ihnen zum schwimmen zwar was dienen; aber zugleich auch       deßwegen von der Natur vermuthlich gegeben sind/ entweder in coitu sich zn firmiren/ (wie       dan&#x0303; dieser Arth Fische perfecte Genitalia Mulieria, humanis simillima, und an dero       Seiten/ Milchreiche glandulosas papillas dabey/ ich in der Anatomie notiret habe) oder auch       ihre Jungen/ als ein faugendes Kind/ ansich zu halten/ und zu treiben. Welche Anatomie von       mir umbständlich beschrieben/ der geneigte Leser finden kan in vorhin-angezogenem dritten       Theile der Epherneridum unsers Collegii Naturae Cutiosorum, observatione 20.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Das VI. Capitel.</head>
        <p>Von der Geschaffenheit der göldenen Schrifft/ der Drachen-Haut/ und des Homeri darauff       gebrachten Gedichten.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 1.</head>
        <p>WArumb ich was weitläufftiger/ als vielleicht zu lesen bequäm/ ein Theil physicalischer       Frage von Drachen außgeführet/ ist Ursach/ nicht allein die wunderliche Drachen-Haut anf der       Byzantinischen Bibliothek; sondern beynebenst auch/ weil bey künfftiger Beschreibung       unterschiedener Europäischer Kunst- oder Naturalien-Kammern/ bißweilen einiger vermeinter       Exemplarien von Drachen/ wird gedacht werden müßen/ und die gantze Lehre davon/ einiger       Circumspection bedarff. Hiemit derhalben das Fürnehmste/ so zu diesem Handel gehöret/ einmal       für allemal erörtern möchte; so habe ler Feder bißanhero/ so viel freyeren Lauff gelassen /       umb mich allzeit alsdann zurück anhero/ auff itzt-vorhergegangenes Capitel zubeziehen.</p>
        <p>§. 2. Was nun im&#x0303;ittelst den obige&#x0303; vorgesteckten Zweck und Anlaß sothaner       angestellten Frage von Drachen/ nehmlich die mit gölddenen Buchstaben auff eine Drachen-Haut       geschriebene Poetische Gedichte des Homeri betrifft; als welche Raritäten aus respect theils       ihrer Materie/ theils göldenen Zeichnung/ nicht habe in diesen Kunst-Kanmer-Tractätlein       vorbey gehen lassen mögen/ voraus weil es seyn kan/ daß andere Raritäten mehr daselbst (zu       Byzanz auff der Bibliotheck) anzutreffen mögen gewesen seyn; so erwachsen Uns ferner hiemit       folgende Considerationes.</p>
        <p>§. 3. (I) Ob die so genante Haut/ ein gantzes/ oder von vielen zusammen-gesetztes Stück       gewesen? Denn obschon dieses/ als eine überflüssige Frage möchte geschätzet werden/ inmassen       ja von sich selbst klar genug seye/ das die Scribenten so viel allarms von dero Länge zu 120.       Schuhen/ nicht würden gemachet haben/ falls nicht wäre ein gantzes/ unzerschnittenes       Exemplar Drachen-Haut/ und sie derhalben/ wegen so ungewöhn licher Länge/ für eine       sonderbare Rarität aestimirt gewesen. Aber warum aetimiret man nicht eben st wohl/ und noch       mehr/ entweder die göldene Schrifft/ oder die Anzahl der Verse/ die auf so geringen Raum       gebracht? oder alles beydes zusammen; Gott gebe/ ob die Haut/ ein gantz oder subtil       zusammen-geflicktes/ und emtweder auf Sinesische Manier in viel
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0628] gedacht worden; und von unterschiedlicher Länge/ in folgendem Capitel wird gehandelt werden. (2.) Noch viel minder kan ich glauben/ daß irgend ein Drach habe Flügel/ mag klein oder groß seyn/ und damit fiügen könne; Denn ihr sogenanter Flugzeug/ hat gegen der Last und grösse des übrigen Cörpers/ keine proportion, wodurch sie durch die Lüffte/ als Vögel geführet werden könten! Eben/ als Herr Kirchmayer das Exempel vom Strauß gar bequäm angeführet; und ich die Magellanische Gans/ so D. Olaus Wormius (lib. 3. Mus. c. 19. pag. 300. 301.) aus dem Clusio gar schön beschreibt / anfüge. (3.) Und daß Menschen von blossem Ansehen der Drachen vergifftet werden/ ist eine weltkündige Phantasey und weiß nicht/ ob vom Plinio/ oder andern seines gleichen / ausgesprengte/ offenbahre Flüge: ohne [F.) §. 6. Fals schlüßlich auch irgendwo Schlangenförmige Wasser-Drachen seyn möchten/ die gleichsam Flügel an beyden Seiten hätten/ wie vielleicht Aristotelis und Plinii Vorgeben seyn inag etlicher Massen; wiewol Jonstonuz (d. Piscibus) und Schonefeld Ichthyolog. pag. 16. gar was anders unter dem Wort Draco Marinus, nehmlich einen ordinarie-Fisch/ sonst Araneus, oder Petermanneken genennt/ gar recht verstehen; So meinete ich/ daß solches vielmehr mit Haut umbwachsene kurtze Pfoten/ und gleichsam Floßfedern wären/ als ich bey anderer Gelegenheit bewiesen/ daß zu gleichmäßigem Exempel/ die 2 vordersten kurtzen/ fast dreyeckichten dicken schwartzen Floßfedern am Braun-Fisch oder Meer-Schwein (Phocaenâ vel Tursione) einer Septenrrionalischen Arth von Delphinen/ nichts anders seyn/ als inwendig vielbegliederte / und in 5. Finger abgetheilte/ mit schwartzer gläntzender Haut/ gleichsam als Corduban / umbwachsene Hände derselben: Die ihnen zum schwimmen zwar was dienen; aber zugleich auch deßwegen von der Natur vermuthlich gegeben sind/ entweder in coitu sich zn firmiren/ (wie dañ dieser Arth Fische perfecte Genitalia Mulieria, humanis simillima, und an dero Seiten/ Milchreiche glandulosas papillas dabey/ ich in der Anatomie notiret habe) oder auch ihre Jungen/ als ein faugendes Kind/ ansich zu halten/ und zu treiben. Welche Anatomie von mir umbständlich beschrieben/ der geneigte Leser finden kan in vorhin-angezogenem dritten Theile der Epherneridum unsers Collegii Naturae Cutiosorum, observatione 20. Das VI. Capitel. Von der Geschaffenheit der göldenen Schrifft/ der Drachen-Haut/ und des Homeri darauff gebrachten Gedichten. §. 1. WArumb ich was weitläufftiger/ als vielleicht zu lesen bequäm/ ein Theil physicalischer Frage von Drachen außgeführet/ ist Ursach/ nicht allein die wunderliche Drachen-Haut anf der Byzantinischen Bibliothek; sondern beynebenst auch/ weil bey künfftiger Beschreibung unterschiedener Europäischer Kunst- oder Naturalien-Kammern/ bißweilen einiger vermeinter Exemplarien von Drachen/ wird gedacht werden müßen/ und die gantze Lehre davon/ einiger Circumspection bedarff. Hiemit derhalben das Fürnehmste/ so zu diesem Handel gehöret/ einmal für allemal erörtern möchte; so habe ler Feder bißanhero/ so viel freyeren Lauff gelassen / umb mich allzeit alsdann zurück anhero/ auff itzt-vorhergegangenes Capitel zubeziehen. §. 2. Was nun im̃ittelst den obigẽ vorgesteckten Zweck und Anlaß sothaner angestellten Frage von Drachen/ nehmlich die mit gölddenen Buchstaben auff eine Drachen-Haut geschriebene Poetische Gedichte des Homeri betrifft; als welche Raritäten aus respect theils ihrer Materie/ theils göldenen Zeichnung/ nicht habe in diesen Kunst-Kanmer-Tractätlein vorbey gehen lassen mögen/ voraus weil es seyn kan/ daß andere Raritäten mehr daselbst (zu Byzanz auff der Bibliotheck) anzutreffen mögen gewesen seyn; so erwachsen Uns ferner hiemit folgende Considerationes. §. 3. (I) Ob die so genante Haut/ ein gantzes/ oder von vielen zusammen-gesetztes Stück gewesen? Denn obschon dieses/ als eine überflüssige Frage möchte geschätzet werden/ inmassen ja von sich selbst klar genug seye/ das die Scribenten so viel allarms von dero Länge zu 120. Schuhen/ nicht würden gemachet haben/ falls nicht wäre ein gantzes/ unzerschnittenes Exemplar Drachen-Haut/ und sie derhalben/ wegen so ungewöhn licher Länge/ für eine sonderbare Rarität aestimirt gewesen. Aber warum aetimiret man nicht eben st wohl/ und noch mehr/ entweder die göldene Schrifft/ oder die Anzahl der Verse/ die auf so geringen Raum gebracht? oder alles beydes zusammen; Gott gebe/ ob die Haut/ ein gantz oder subtil zusammen-geflicktes/ und emtweder auf Sinesische Manier in viel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/628
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/628>, abgerufen am 22.11.2024.