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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Tempel des Vulcani, die Bucher Iliadis und Ulyesseae, zur Verwahrung niedergelegt / angetroffen/ ihme dieselbigen zugeschrieben/ und vor die seinigen außgegeben.

§. 14. Und was den anoern betrifft: so fiude ich/ auch hievon zu zweiffeln/ zweyerley Anlaß: Die eine genommen aus dem AEliano; die andere aus einem Scribenten neuerer Zeit / genennt Lomejerus.

§. 15. AElianus, im 13. Buch seiner Historien (cap. 14.) schreibt/ Homeri Carmina wären zu anfang nur stückweise gemacht/ gesungen und hernach von Hipparcho, dem Sohn Pisistrati, und warhafftigem Schüler des Platonis, dem allerweisesten zu Athen/ zu erst nach Athen gebracht / und von ihm die Rhapsodi, das ist/ die Gelach-Sänger oder Schmarutzer-Poeten/ gezwungen worden/ dieselben in offentlichen Zusammenkünfften der Griechen zu singen.

§. 16. Johann-Lomejerus aber (de Bibliothebis, cap. 7. sect. 2. p. 127.) schreibt Lateinisch / (aber hier alsofort verdeutschet) also: Es sol des Theodosii Junioris, welcher die Constantinopolitanische Bibliotheck umb viel tausend Bücher vermehrt/ Ehgemahl/ Endocia, des Leontii (eines Atheniensischen Philosophi) Tochter/ die Homerocentra ( [fremdsprachliches Material]) oder Stücke von Homeri Gedichteu/ zusammen geflückt und getragen; oder/ sonst von einem gelehrten Mann coligirt, aber zerstreut und unvollkommen hinterlassen/ perfectionirt, zusammen gelapt/ oder gepletzt/ und in Ordnung gebracht haben. Mit welchem Lomejero deßfalls auch Helvicus in seinem Theatro Historico (pag. 101. i.) übereinstimmet/ und Sie Eudoxiam nennende / nebst einer andern/ genandt Falconia, aus dem Gyraldo zu zwey Poetinnen machet/ die sich mit zusammen-gerafften Versen aus dem Homero und Virgilio, berühmt gemachet hätten. Und nun genug einmal von der Byzantinischen Trachen-Haut.

Das VII. Capitel.

Von Ibrahim Bassae unvergleichlicher Magnificentz, Pallast/ und daselbst befindlichen Raritäten zu Constantinopel.

§. 1.

ICh muß mich bemühen/ den ohn-zweiffel bißanher-gehäusften Verdruß/ dem günstigen Leser mit folgender so viellustigerer Erzehlung hinwiederumb zu versüssen; und je weniger Raritäten in dem alten Byzantz zu holen gewesen seyn; desto heller und häuffiger wird itzo bald alles gleichsain von Gold/ Silber/ Edelsteinen/ und köstlicheu Manufacturen/ in Vorstellung des itzigen Constantinopels/ gläntzen.

§. 2. Woselbsten/ was für Herrligkeit und allercuriöseste Pracht in dem Schloß des Durchläuch tigen Ibrahim Bassä/ Groß-Visiers/ und obersten Stadthalters des Türcken über alle seine Länder/ (so vor diesem ein Christ/ und zwar der Geburth ein Genueser/ auß dem hochberühmten fürnehmen Adelichen Hause der Justinianorum, gewesen) mit allen dabey-befindlichen Pertinentien/ sol zu sehen gewesen seyn; verstehe so-manche kostbahre Taffeln/ Säulen/ gewöldte Gänge und Gallerien/ Garten/ Grotten/ und Lust-Hölen/ Fontainen / Cascaden oder künstliche Wasserfälle/ Bibliothek/ Globi, oder Erd- und Himmels-Kugeln / sonderlich- und ungemeine Schau und Brenn-Gläser/ Prismata, Polyedra, Spiegel/ Optische Geinählde/ Uhrwercke/ Mathematische Instrumente; nebst einer herrlichen Rüst-Kanuner / und Kunst-Zimmer sonderlich/ in welchem viel schöne Prunck- oder Pracht-Lädgen/ mit Sinaragden/ Rubinen/ Demanten/ Türckissen/ Gold/ und Perlemnutter versetz; die dabey nicht zuvergessen: dieses und dergleichen ist umbständlich zu finden im dritten Buche des ersten theils/ dero von Philipp Zesen aus Frantzösischer ins Hochteutsche/ aber sehr affectirt-übersetzte/ und [so fern] zu lesen verdrüßlich/ an sich selbst aber/ und wegen sinnreichen Vortrags der Sachen/ gar fein-inventlrter Romaine/ Ibrahim Bassa intitulirt.

§. 3. Dergleichen Schrifften Romanzi, der Romainen genennet werden/ und nichts anders sind / nach Joh. Gersonis, Parisischen Cantzelrs/ Urtheil (in libello, de superstitiosa Diei Innocentium Observatione) als gleichsam Poetische Bücher von Kriegs-Händeln zusammen gesetzt / in welchen der grössere Theil ertichtet ist/ mehr eine Neuligkeit und Verwunderung zu erwecken/ als die Warheit selbst eigendlich kund zu machen; (ich setze darzu/ doch so / daß alles so vorgestellet werde/ hiemit so wol eine finnreiche Verflechtung der Actionen und seltzamen Begebenheiten/ den Leser von Anfang biß ans Ende/ in eifriger for-lesung allzeit an sich halten/ als von änsserlichem Schein möglicher Warheit/ gleich ob alles würcklich so / wie es beschrieben wird/ in der Welt vorgegangen wäre/ nit abgegaugen werde. Welche Leichtgläubigkeit derhalben so viel eher beym Leser erhalten wird/ so vielmehr ihm unterschiedene wahre Historien vorher bekandt/ die in solchen Büchern/ unter frembden Nahmen der Personen vorgebracht/ künstlich verworffen/ und mit

Tempel des Vulcani, die Bucher Iliadis und Ulyesseae, zur Verwahrung niedergelegt / angetroffen/ ihme dieselbigen zugeschrieben/ und vor die seinigen außgegeben.

§. 14. Und was den anoern betrifft: so fiude ich/ auch hievon zu zweiffeln/ zweyerley Anlaß: Die eine genommen aus dem AEliano; die andere aus einem Scribenten neuerer Zeit / genennt Lomejerus.

§. 15. AElianus, im 13. Buch seiner Historien (cap. 14.) schreibt/ Homeri Carmina wären zu anfang nur stückweise gemacht/ gesungen und hernach von Hipparcho, dem Sohn Pisistrati, und warhafftigem Schüler des Platonis, dem allerweisesten zu Athen/ zu erst nach Athen gebracht / und von ihm die Rhapsodi, das ist/ die Gelach-Sänger oder Schmarutzer-Poeten/ gezwungen worden/ dieselben in offentlichen Zusammenkünfften der Griechen zu singen.

§. 16. Johann-Lomejerus aber (de Bibliothebis, cap. 7. sect. 2. p. 127.) schreibt Lateinisch / (aber hier alsofort verdeutschet) also: Es sol des Theodosii Junioris, welcher die Constantinopolitanische Bibliotheck umb viel tausend Bücher vermehrt/ Ehgemahl/ Endocia, des Leontii (eines Atheniensischen Philosophi) Tochter/ die Homerocentra ( [fremdsprachliches Material]) oder Stücke von Homeri Gedichteu/ zusammen geflückt und getragen; oder/ sonst von einem gelehrten Mann coligirt, aber zerstreut und unvollkommen hinterlassen/ perfectionirt, zusammen gelapt/ oder gepletzt/ und in Ordnung gebracht haben. Mit welchem Lomejero deßfalls auch Helvicus in seinem Theatro Historico (pag. 101. i.) übereinstimmet/ und Sie Eudoxiam nennende / nebst einer andern/ genandt Falconia, aus dem Gyraldo zu zwey Poetinnen machet/ die sich mit zusammen-gerafften Versen aus dem Homero und Virgilio, berühmt gemachet hätten. Und nun genug einmal von der Byzantinischen Trachen-Haut.

Das VII. Capitel.

Von Ibrahim Bassae unvergleichlicher Magnificentz, Pallast/ und daselbst befindlichen Raritäten zu Constantinopel.

§. 1.

ICh muß mich bemühen/ den ohn-zweiffel bißanher-gehäusften Verdruß/ dem günstigen Leser mit folgender so viellustigerer Erzehlung hinwiederumb zu versüssen; und je weniger Raritäten in dem alten Byzantz zu holen gewesen seyn; desto heller und häuffiger wird itzo bald alles gleichsain von Gold/ Silber/ Edelsteinen/ und köstlicheu Manufacturen/ in Vorstellung des itzigen Constantinopels/ gläntzen.

§. 2. Woselbsten/ was für Herrligkeit und allercuriöseste Pracht in dem Schloß des Durchläuch tigen Ibrahim Bassä/ Groß-Visiers/ und obersten Stadthalters des Türcken über alle seine Länder/ (so vor diesem ein Christ/ und zwar der Geburth ein Genueser/ auß dem hochberühmten fürnehmen Adelichen Hause der Justinianorum, gewesen) mit allen dabey-befindlichen Pertinentien/ sol zu sehen gewesen seyn; verstehe so-manche kostbahre Taffeln/ Säulen/ gewöldte Gänge und Gallerien/ Garten/ Grotten/ und Lust-Hölen/ Fontainen / Cascaden oder künstliche Wasserfälle/ Bibliothek/ Globi, oder Erd- und Himmels-Kugeln / sonderlich- und ungemeine Schau und Brenn-Gläser/ Prismata, Polyedra, Spiegel/ Optische Geinählde/ Uhrwercke/ Mathematische Instrumente; nebst einer herrlichen Rüst-Kanuner / uñ Kunst-Zimmer sonderlich/ in welchem viel schöne Prunck- oder Pracht-Lädgen/ mit Sinaragden/ Rubinen/ Demanten/ Türckissen/ Gold/ und Perlemnutter versetz; die dabey nicht zuvergessen: dieses und dergleichen ist umbständlich zu finden im dritten Buche des ersten theils/ dero von Philipp Zesen aus Frantzösischer ins Hochteutsche/ aber sehr affectirt-übersetzte/ und [so fern] zu lesen verdrüßlich/ an sich selbst aber/ und wegen sinnreichen Vortrags der Sachen/ gar fein-inventlrter Romaine/ Ibrahim Bassa intitulirt.

§. 3. Dergleichen Schrifften Romanzi, der Romainen genennet werden/ und nichts anders sind / nach Joh. Gersonis, Parisischen Cantzelrs/ Urtheil (in libello, de superstitiosâ Diei Innocentium Observatione) als gleichsam Poetische Bücher von Kriegs-Händeln zusammen gesetzt / in welchen der grössere Theil ertichtet ist/ mehr eine Neuligkeit und Verwunderung zu erweckẽ/ als die Warheit selbst eigendlich kund zu machen; (ich setze darzu/ doch so / daß alles so vorgestellet werde/ hiemit so wol eine finnreiche Verflechtung der Actionen und seltzamen Begebenheiten/ den Leser von Anfang biß ans Ende/ in eifriger for-lesung allzeit an sich halten/ als von änsserlichem Schein möglicher Warheit/ gleich ob alles würcklich so / wie es beschrieben wird/ in der Welt vorgegangen wäre/ nit abgegaugen werde. Welche Leichtgläubigkeit derhalben so viel eher beym Leser erhalten wird/ so vielmehr ihm unterschiedene wahre Historien vorher bekandt/ die in solchen Büchern/ unter frembden Nahmen der Personen vorgebracht/ künstlich verworffen/ und mit

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[55/0631] Tempel des Vulcani, die Bucher Iliadis und Ulyesseae, zur Verwahrung niedergelegt / angetroffen/ ihme dieselbigen zugeschrieben/ und vor die seinigen außgegeben. §. 14. Und was den anoern betrifft: so fiude ich/ auch hievon zu zweiffeln/ zweyerley Anlaß: Die eine genommen aus dem AEliano; die andere aus einem Scribenten neuerer Zeit / genennt Lomejerus. §. 15. AElianus, im 13. Buch seiner Historien (cap. 14.) schreibt/ Homeri Carmina wären zu anfang nur stückweise gemacht/ gesungen und hernach von Hipparcho, dem Sohn Pisistrati, und warhafftigem Schüler des Platonis, dem allerweisesten zu Athen/ zu erst nach Athen gebracht / und von ihm die Rhapsodi, das ist/ die Gelach-Sänger oder Schmarutzer-Poeten/ gezwungen worden/ dieselben in offentlichen Zusammenkünfften der Griechen zu singen. §. 16. Johann-Lomejerus aber (de Bibliothebis, cap. 7. sect. 2. p. 127.) schreibt Lateinisch / (aber hier alsofort verdeutschet) also: Es sol des Theodosii Junioris, welcher die Constantinopolitanische Bibliotheck umb viel tausend Bücher vermehrt/ Ehgemahl/ Endocia, des Leontii (eines Atheniensischen Philosophi) Tochter/ die Homerocentra ( _ ) oder Stücke von Homeri Gedichteu/ zusammen geflückt und getragen; oder/ sonst von einem gelehrten Mann coligirt, aber zerstreut und unvollkommen hinterlassen/ perfectionirt, zusammen gelapt/ oder gepletzt/ und in Ordnung gebracht haben. Mit welchem Lomejero deßfalls auch Helvicus in seinem Theatro Historico (pag. 101. i.) übereinstimmet/ und Sie Eudoxiam nennende / nebst einer andern/ genandt Falconia, aus dem Gyraldo zu zwey Poetinnen machet/ die sich mit zusammen-gerafften Versen aus dem Homero und Virgilio, berühmt gemachet hätten. Und nun genug einmal von der Byzantinischen Trachen-Haut. Das VII. Capitel. Von Ibrahim Bassae unvergleichlicher Magnificentz, Pallast/ und daselbst befindlichen Raritäten zu Constantinopel. §. 1. ICh muß mich bemühen/ den ohn-zweiffel bißanher-gehäusften Verdruß/ dem günstigen Leser mit folgender so viellustigerer Erzehlung hinwiederumb zu versüssen; und je weniger Raritäten in dem alten Byzantz zu holen gewesen seyn; desto heller und häuffiger wird itzo bald alles gleichsain von Gold/ Silber/ Edelsteinen/ und köstlicheu Manufacturen/ in Vorstellung des itzigen Constantinopels/ gläntzen. §. 2. Woselbsten/ was für Herrligkeit und allercuriöseste Pracht in dem Schloß des Durchläuch tigen Ibrahim Bassä/ Groß-Visiers/ und obersten Stadthalters des Türcken über alle seine Länder/ (so vor diesem ein Christ/ und zwar der Geburth ein Genueser/ auß dem hochberühmten fürnehmen Adelichen Hause der Justinianorum, gewesen) mit allen dabey-befindlichen Pertinentien/ sol zu sehen gewesen seyn; verstehe so-manche kostbahre Taffeln/ Säulen/ gewöldte Gänge und Gallerien/ Garten/ Grotten/ und Lust-Hölen/ Fontainen / Cascaden oder künstliche Wasserfälle/ Bibliothek/ Globi, oder Erd- und Himmels-Kugeln / sonderlich- und ungemeine Schau und Brenn-Gläser/ Prismata, Polyedra, Spiegel/ Optische Geinählde/ Uhrwercke/ Mathematische Instrumente; nebst einer herrlichen Rüst-Kanuner / uñ Kunst-Zimmer sonderlich/ in welchem viel schöne Prunck- oder Pracht-Lädgen/ mit Sinaragden/ Rubinen/ Demanten/ Türckissen/ Gold/ und Perlemnutter versetz; die dabey nicht zuvergessen: dieses und dergleichen ist umbständlich zu finden im dritten Buche des ersten theils/ dero von Philipp Zesen aus Frantzösischer ins Hochteutsche/ aber sehr affectirt-übersetzte/ und [so fern] zu lesen verdrüßlich/ an sich selbst aber/ und wegen sinnreichen Vortrags der Sachen/ gar fein-inventlrter Romaine/ Ibrahim Bassa intitulirt. §. 3. Dergleichen Schrifften Romanzi, der Romainen genennet werden/ und nichts anders sind / nach Joh. Gersonis, Parisischen Cantzelrs/ Urtheil (in libello, de superstitiosâ Diei Innocentium Observatione) als gleichsam Poetische Bücher von Kriegs-Händeln zusammen gesetzt / in welchen der grössere Theil ertichtet ist/ mehr eine Neuligkeit und Verwunderung zu erweckẽ/ als die Warheit selbst eigendlich kund zu machen; (ich setze darzu/ doch so / daß alles so vorgestellet werde/ hiemit so wol eine finnreiche Verflechtung der Actionen und seltzamen Begebenheiten/ den Leser von Anfang biß ans Ende/ in eifriger for-lesung allzeit an sich halten/ als von änsserlichem Schein möglicher Warheit/ gleich ob alles würcklich so / wie es beschrieben wird/ in der Welt vorgegangen wäre/ nit abgegaugen werde. Welche Leichtgläubigkeit derhalben so viel eher beym Leser erhalten wird/ so vielmehr ihm unterschiedene wahre Historien vorher bekandt/ die in solchen Büchern/ unter frembden Nahmen der Personen vorgebracht/ künstlich verworffen/ und mit

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/631>, abgerufen am 22.11.2024.